Hast'e mal Feuer?

Die großen Folgen kleiner Unachtsamkeiten

In der Nacht zum 11.1.16 brannte es im Vorderhaus der Sprengelstr. 44. Zwei Wohnungen wurden vollständig ein Raub der Flammen, die darunter liegende stand unter Löschwasser. Alle drei wurden für lange Zeit gesperrt. Mehrere Nachbarn mussten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. Glück im Unglück: Ein paar Minuten nach ihrer Rettung aus dem Fenster und über eine Rutsche brach die Zwischendecke ein - das hätte Tote gegeben.

Man macht sich kaum einmal Gedanken darüber, was solch eine Katastrophe für Notwendigkeiten nach sich zieht. Nach der rettenden Feuerwehr muss zunächst ein Sachverständiger die Brandursache feststellen. In unserem Falle konnte sie nicht ganz eindeutig geklärt werden. Am wahrscheinlichsten bleiben zwei der häufigsten: unachtsamer Umgang mit Zigarettenasche und Kerzenflammen.

"Die Asche in deinem Bett könnte deine eigene sein", zitiert der Vermieter, welcher sich über all die Aufregung hinweg seinen Humor bewahrt hat, eine warnende Redewendung. Für ihn bedeutet das alles viel Arbeit, Sorgen und Ärger mit Versicherungen, Handwerkern, neugierigen ebenso wie besorgten Nachbarn und natürlich den Opfern selbst, welche für die Monate des Wiederaufbaus irgendwo untergebracht werden müssen.
'Asche zu Asche' fällt mir dazu ein, denn Tabaksglut kann Temperaturen von mehreren hundert Grad erreichen - fast so hoch wie bei der Flamme eines Feuerzeuges. Jährlich gibt es in der EU weit über 1.000 Todesopfer bei durch das Rauchen verursachten Bränden, hunderte davon allein in Bundesdeutschland. Auch Großbrände mit Millionenschäden lassen sich immer wieder auf achtlos fortgeworfene Kippen oder Streichhölzer zurückführen.
Vielleicht gibt es auch Statistiken über vierbeinige und zweiflügelige Opfer. Im Falle eines Waldbrandes dürfte eine Abschätzung schwierig werden. Bei uns im Januar allerdings konnten die Wellensittiche noch gerettet werden, nachdem die Menschen außer Gefahr waren. Weniger Glück hat die Begrünung im Hof, welche durch die laufenden Bauarbeiten großflächig zerstört wird.

Durch Kerzen hervorgerufene Brände brechen vor allem im Dezember aus. Kein Wunder: 80 Millionen Kerzen verbrennen die Bundesdeutschen pro Saison. Das Resultat sind ganze 12.000 gemeldete Adventsbrände jährlich - wohlgemerkt nur gemeldete! Die Dunkelziffer, hastig gerade noch selbst gelöschter Kleinbrände ist ganz erheblich höher anzusetzen.
Die Schäden der Adventsbrände in Bundesdeutschland belaufen sich jährlich auf 25 Millionen Euro und mehr.

Inzwischen konnten die ersten Mieter wieder in ihre völlig neuen, nun fremdartigen Unterkünfte einziehen. Dagegen wird die Wohnung in der Mitte, wo das Feuer ausbrach, noch weitere Monate brauchen, bis auch sie wieder bewohnbar ist.
Der Schock bleibt fürs Leben, ebenso die Verluste an unersetzlichen Erinnerungen, an Erb- oder Einzelstücken, Fotos und vielen liebgewonnenen Dingen. Wie lange wird der Schlaf gestört bleiben?
Hoffen wir, dass unsere Nachbarn mit ihren Zigaretten und Kerzen besser aufpassen. Es liegt an jedem von uns.

Bei den Bauarbeiten wurde zusätzlich auch noch der Hof verwüstet.
Eine provisorische Tür hielt noch Monate später vom Betreten der Brandwohnung ab.

Links zum ThemaPressemeldungen zum Brand in der Sprengelstraße
Brandgefahr Rauchen und offenes Feuer (Brandschutzforum Austria)
Brandgefahr durch Zigaretten (Regionale Feuerwehr)
Rauchen - ein brandgefährliches Laster (Kreisfeuerwehr)
Herbeiführen einer Brandgefahr (Strafgesetzbuch)
Zigaretten werden ein bisschen weniger tödlich (Aktiv Rauchfrei)
Neue Zigaretten-Generation erlischt von selbst (Die Welt)
Links gegen den Qualm (ohher.de)
Fünf Verletzte bei Wohnungsbrand in Wedding (Morgenpost)
Wohnung ausgebrannt (BZ)
Wohnungsbrand in Wedding (Berliner Kurier)
Gerichtsurteile

Bundesgerichtshof: Rauchende Nachbarn
Mietminderung wegen Zigarettenrauch
Vermieter darf starkem Raucher fristlos kündigen

Dieser Artikel erschien auch im Kiezboten.


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Oliver H. Herde