Buchbesprechung

Oliver H. Herde: "Projekt Caniron: Gefahr für Asgard"

(der Erstauflage von 1994)
im Fanzine Flash 21/97; S. 56-59

Die Asen haben Probleme: Terroristen bedrohen Asgard; ein Bombenleger sorgt für die eine oder andere Explosion und seine Kumpane für viel Aufregung. (Eine kurze Vorgeschichte - naja, eher eine Vorbemerkung - hierzu, die etwa zu Zeiten der Planetenerkundung spielt und in diesem Roman zur Vollendung kommt, findet sich in Band 1.) Da die Sondergruppe für Sicherheitsfragen in Asgard (SGSA) alle Hände voll zu tun hat, soll die Besatzung des COLONEL die Dinge wieder einrenken. Sofort macht man sich eifrig an die neue Aufgabe. Es werden sogar ein paar ganz besondere Schwerter verteilt, die von der COLONEL-Mannschaft unterschiedlich betrachtet und teil mit gemischten Gefühlen entgegengenommen werden.
Während man versucht, die Terroristen ausfindig (und später unschädlich) zu machen, findet der Elf Nig noch jemand ganz anderen, nämlich seine Kusine Gwen - versklavt, aber glücklicherweise noch am Leben. Der Versuch, sie zu befreien, verläuft allerdings nicht ganz so reibungslos wie geplant. Und auch bei der Verfolgung der Terrorgruppe um Nilats R'orrett (von dem drei leicht unterschiedliche Schreibweisen in der [am Ende von Band 1 befindlichen] Vorschau, dem Klappentext von Band 2 und dem Roman selbst existieren...) und Jenemohg Noigiler geht nicht alles hundertprozentig nach Plan vonstatten.

Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen, aber ich kann beim besten Willen nicht genauer erklären, warum. Liegt es daran, daß von den im ersten Band begonnenen Handlungsfäden immer noch welche offen sind? Oder ist es der Stil? Die langweilig-ermüdenden Passagen sind jedenfalls viel seltener geworden und stören nicht mehr allzusehr. Möglicherweise ist aber auch der Elf Nig einer der Gründe, denn er ist mein erklärter Liebling und der am besten ausgearbeitete Charakter. [Wollte ich boshaft werden, könnte ich jetzt behaupten, er ist der einzige gut ausgearbeitete Charakter überhaupt - ähm... >:-))]. Und latürnich geht es in diesem Roman ziemlich oft um ihn. :-)))
Bezeichnend finde ich u. a. die Namen der Bösewichter, in denen man nach geringfügigem Umstellen und/oder Buchstaben weglassen die Namen von Schurken erkennt, die es tatsächlich mal gegeben hat. (Allerdings, wie ich dazusagen muß, nicht in der Zeit, in der diese Romanreihe spielt. Das hatte ich im ersten Band noch gar nicht so direkt bemerkt, auch als ich las, daß die Sklaverei noch nicht abgeschafft war bzw. als die Germanen erwähnt wurden.) Da die Asen allesamt Atheisten sind, wurde hier sogar die Religion zum Schuft gemacht. Und auch ein Bandenführer kommt vor... ;-)
Ich habe ziemlich viele Schreibfehler gefunden (Woran würdet Ihr zum Beispiel bei dem Wort 'Nachnahme' denken? Richtig, sehr wahrscheinlich an die Gelbe Pest - äh, Deutsche Post, aber eigentlich war 'das Wort ohne H' gemeint - der Fehler kam im ersten Band übrigens auch schon vor, glaube ich.), aber von der Logik her sind mir keine allzu groben Klöpse aufgefallen, wenn man davon absieht, daß die SGSA angeblich alle Hände voll zu tun hat - mit diesem Fall? (Ich meine, sowas würde irgendwo beiläufig erwähnt, obwohl vorher gesagt wurde, WEIL man dort alle Hände voll zu tun habe, könne man sich eben NICHT auch noch um diesen Fall kümmern... hmmmm...) Ich frage mich aber auch, weshalb dann ausgerechnet die COLONEL-Besatzung einspringen soll. Die ehemalige Planetenerkundungstruppe ist jetzt also zu einer Art Antiterror-Spezialeinheit mutiert? Wie es zu diesem Wechsel kam, ist mir noch schleierhaft. Gibt es keine normale Polizei, deren Aufgabe für gewöhnlich die Verbrecherjagd wäre? Oder gibt es dafür nicht genug Verbrecher (oder nicht genug normale Polizei...?)? Und dann diese Sondergruppe für Sicherheitsfragen in Asgard. Das hört sich jetzt bestimmt nach rein bösartiger Meckerei an, aber für mich hat das so einen Stasi-Beigeschmack. Zufall? Und direkt die nächste Speku: Wer weiß, was da noch so alles draus wird...
Auch werden anscheinend wieder neue Handlungsstränge begonnen, ohne daß bereits alle 'alten' Mysterien vollständig gelöst worden wären.
Wurde im ersten Teil ab und an viel zu genau beschrieben, was passierte, so scheint mir hier die eine oder andere winzige Detailerklärung zu fehlen. Jedenfalls habe ich häufig zurückblättern und einige Stellen mehrfach lesen müssen. Auch der erste Band mußte da teils noch herhalten.
Die Sache mit den Schwertern finde ich irgendwie ein kleines bißchen daneben [das Schicksal meinte es auch nicht allzugut mit den Teilen... >:-)))], und manchmal 'fehlte' mir Ted Aragorn - im wahrsten Sinne des Wortes. Und manchmal ist er auch nicht ganz er selbst. ;-))) Zumindest hatte ich so ziemlich diesen Eindruck. Hoffentlich kommt mit diesem alten Buch noch was nach. Ach ja, eins noch: Wie Nig und Arnwina nach ihrem ersten Verschwinden wieder so nach und nach aufgestöbert werden, halte ich für äußerst stark konstruiert. So ein Zufall aber auch… ;-))) Wieso nur gibt sich der sonst so logikorientierte Elf Nig mit so was Gefühlsduseligem wie 'A liebt B'-Wandkritzeleien ab? :-)
OHH: Logik und Gefühle widersprechen einander nicht, solange man sich von letzteren nicht treiben lässt. Es wäre sogar unlogisch, die Gefühlswelt als allem intelligenten Leben grundliegend innewohnende Komponente zu ignorieren.
Auf ein paar weitere Dinge, die mich geringfügig störten, gehe ich jetzt einfach nicht mehr näher ein. Ich habe sowieso schon vielzuviel geschrieben - mehr, als ich eigentlich wollte. Lest also selbst und bildet Euch eine eigene Meinung. Vielleicht habe ich ja auch nur wieder einiges falsch verstanden.
Im ersten Buch wurde übrigens eine geradezu winzige Schrift benutzt. Prädikat: Bei starkem Konsum augenschädlich. Die in Band 2 verwendete Schrift scheint mindestens um die Hälfte größer zu sein (!!!), wodurch das Buch bei sicherlich nicht viel mehr Inhalt (ich habs nicht nachgerechnet) um einiges dicker wird. Aber es ist um einiges einfacher zu lesen. Ich habe diesen Roman an einem Stück durchgelesen - ich glaube, ich war hiermit schneller fertig als mit Band 1.
Tatsächlich ist der zweite Band etwa um ein Drittel länger als der erste.

Fazit:
Tja, wie bereits gesagt - ich komme von dieser Reihe schon jetzt nicht mehr los, wenn auch Band 1 bei mir noch zwiespältige Gefühle weckte, die immer noch nicht so ganz vergangen sind. [Ich kann manchmal ganz furchtbar nachtragend sein. >;-)))] Es gefällt mir immer besser, und ich bin gespannt wie eine Bogensehne. womit es weitergeht. In diesem Roman habe ich sogar mehrere Sachen gefunden, die ich witzig fand. ;-) Bei Band 1 blieb es da mehr beim Versuch. Teilweise ist der Stil zwar noch immer ein wenig holprig, und ab und zu verwendet der Elf Nig geradezu monströse, haarsträubende Wortschöpfungen - aber das Ganze liest sich meiner Meinung nach schon viel gefälliger. Leider muß ich auf den dritten Teil jetzt noch eine Weile warten.
Meine Wertung, die ich mich inzwischen auszusprechen getraue, lautet also: Die Reihe scheint immer empfehlenswerter zu werden - wenn auch vielleicht nicht gerade für unverbesserliche Nitpickers wie Ritchie und mich, öhm… ;-)

1997-11-14
Heike Brand


Ein Jahr nach der Landung der Flotte der Überlebenden der Skorpkriege und der Gründung eines neuen Staates namens Asgard häufen sich die Probleme. Eine Verbrecherbande bedroht den jungen Staat und auch die benachbarte Welt Midgard. Die bewährte Mannschaft des COLONEL wird beauftragt, diese Bedrohung von Asgard abzuwenden.
Da sich ein Großteil der Verbrecherbande auf Midgard aufhält, fliegt der COLONEL dorthin, und die Besatzung teilt sich auf, um getrennt ihre Ermittlungen anzustellen. Nach Verhinderung eines Krieges auf Midgard und der Entdeckung einiger Bandenmitglieder gelingt es endlich, das Hauptquartier der Verbrecher auszumachen...

Auch dieser Roman aus der Feder (oder Schreibmaschine) (* Latürnich weder noch... "Computer" heißt doch das Zauberwort! Also wirklich... Winy) von Oliver H. Herde vermag wieder gut zu unterhalten. Leider kommt er jedoch nicht ganz an den Vorgänger heran. Dies mag vielleicht daran liegen, daß diesmal die Mischung nicht mehr so ganz stimmt. Die wunderbaren Deutschverstümmelungen muß man mit der Lupe suchen (* Hast Du etwa einen anderen Roman gelesen als ich? >:-) Heike) (Übrigens, Heike, ich habe aufgepaßt: Der Elf hat zwar den Großteil dieser Worte gebraucht, aber sie kommen auch im normalen Text vor. (* ??? Ich erinnere mich nicht, behauptet zu haben, er hätte ALLE diese netten Sprachblüten verbrochen... Geschrieben habe ich 'die meisten', und das stimmt eindeutig. Wußtest Du im übrigen noch nicht, daß die Lektorin immer recht hat? >;-))) Heike)), diesmal gibt es größere Lücken in der Handlung, und immer noch gehen die Hauptpersonen mehr oder weniger mit einem Achselzucken über den Tod von Kameraden hinweg. Und ebenso wie der Vorgänger macht der Roman den Eindruck, der zweite Band eines nicht vorhandenen Erstens zu sein. Es gibt einfach zu viele Vergangenheitsrückblicke, die vermuten lassen, daß da einfach mehr sein muß.
Trotzdem vermag die ziemlich naiv geschriebene Story immer noch zu überzeugen. Es ist mal wieder eine Mischung aus SF, Fantasy, Grusel (* Häh - wo hast Du denn Grusel gefunden? Heike), Krimi und weiteren Genres, die zu lesen einfach großen Spaß macht, wenn man mal die Lücken außer acht läßt. So verdoppelt sich ein Kamel der COLONEL-Gruppe, dies wird bemerkt, und das wars? (* Fand ich auch etwas seltsam, aber das scheint mit einem alten Buch und Ted Aragorn zu tun zu haben, wenn mich nicht alles täuscht. Heike) Einem Mitglied der Gruppe wird sein wertvolles Schwert gestohlen, er bemerkt den Verlust, und das wars? (* Die Sache mit den Schwertern war eh irgendwie daneben. Sollten da in die SF-Handlung krampfhaft Fantasy-Elemente eingebaut werden? Wenn man nur noch bedenkt, daß die Leute teils unsicher sind, ob sie überhaupt mit diesen Schwertern umgehen können, finde ich, sie gewöhnen sich verdammt schnell an den Schwertkampf... Heike) Als eine Gruppe von Attentätern verfolgt wird, man aber die Spuren verliert, wird verabredet, sich zu trennen und bei Entdecken der Feinde die Kameraden über Funk zu rufen. Als der Kommandant der COLONEL die Feinde entdeckt, greift er sie natürlich allein an - ? Hab ich irgendwo was verpaßt? (* Hatte er nicht irgendwie den Gedanken, seine Kameraden würden auf jeden Fall zu spät kommen, um ihm zu helfen, weshalb er sich allein ranmacht? Heike)
Aber die Aufmachung tröstet mal wieder über vieles hinweg. Diesmal sind enthalten: Eine Liste der Hauptpersonen, Worterklärungen, die Schrift unserer Helden, die Zusammensetzung des Senats und der Einwohner von Asgard, politische Wappen und die inzwischen geänderten militärischen Abzeichen (man hat wohl den Blinden und den Rekruten zusammengelegt). (* Nee, Du. Blinde kriegen jetzt kein Abzeichen mehr, sondern einen Blindenhund. Heike) Außerdem natürlich die Ankündigung des nächsten Buches aus der Reihe, auf das man schon. sehr gespannt sein kann.

Fazit:
Alles in allem ein lesenswerter Roman und ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes. Wer sich am naiven Stil nicht stört und sich gut unterhalten lassen will, sollte sich die Reihe unbedingt zulegen.

Ritchie Eberle

Seit 2017 existiert eine überarbeitete Fassung als E-Buch.
Verlagsvorstellung im Rollenspielmagazin Envoyer


Projekt Caniron

© OHH Gefahr für Asgard ist als Taschenbuch und als E-Buch erschienen.Elf und Adler Verlag