Zu den bisher erschienenen Bänden "Fremde Welten" und "Gefahr für Asgard": Das Kommandoschiff WALHALLA unter Führung von Admiral Caniron ist nach dem dritten Skorpionkrieg auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die Flotte setzt sich aus überlebenden Rassen verschiedener Planeten zusammen. Ein Spähtrupp landet mit der Colonel auf einem Planeten namens VENURIA, der von Pflanzenwesen besiedelt ist. Ihr Planet wurde vor einigen Monaten von Fangschrecken besetzt, die ihre Besitzansprüche deutlich machen. Vor ein paar Wochen tauchten dann auch noch Schiffe von Spinnenskorpionen auf, die sowohl mit den Venuriern als auch mit den Fangschrecken einen Streit vom Zaun brachen. Der Besatzung des COLONEL wird schnell klar, daß die Venurier aufgrund ihrer unterentwickelten Technologie auch keine große Hilfe im Skoprionkrieg sein werden. Als auch Caniron nach VENURIA will, wird er von Fangschrecken aufgehalten, die ihn sofort in ein Weltraum-Gefecht verwickeln. Letztendlich gelingt es aber, den Großteil der Bevölkerung des untergegangenen Planeten VENURIA in die Flotte von Caniron zu retten. Die Venurier werden Mitglied in Canirons Eidgenossenschaft der untergegangenen Planeten. Richtig interessant wird die Handlung erst, als ein weiterer Spähtrupp der Eidgenossenschaft auf einem Planeten namens Erde landet, und zwar in Ägypten, mehr als fünfhundert Jahre vor der christlichen Zeitrechnung.
Im zweiten Band beschäftigt sich die Eidgenossenschaft der untergegangenen Planeten mit dem Aufbau einer Nation auf der Insel Asgard. Die Basis befindet sich nun auf dem vierten Planeten des Sonnensystems, der nach dem Flottenführer Caniron getauft wurde. Admiral Caniron ist am Ende des ersten Bandes gestorben. Indessen versucht der Schwerverbrecher Nilas R'orret, den ägyptischen Herrscher Almose II vom Thron zu stürzen...
Die Science Fiction-Serie PROJEKT CANIRON liest sich anfangs etwas langatmig und zäh, erreicht dann aber in Rasanz und Dynamik die Qualität von Wolfgang Hohlbeins Charity- Romanen. Darüberhinaus ist dem Autor aber zugute zu halten, daß er wesentlich mehr Wert auf die Darstellung von ausgefallenen Charakterklassen und soziologischen Elementen legt als Hohlbein. Neben all der Action kommt also auch der vielbeschworene "sense of wonder" nicht zu kurz. Wesentlich mehr begeistert hat mich der zweite Band der Reihe - diese Verkoppelung von Science Fiction mit Historie ist fesselnd und auch ausreichend gut recherchiert. Dazu hat Oliver H. Herde einen ordentlichen Sinn für Humor. So erfahren wir zum Beispiel endlich, wie der Sphinx ihre Nase abhanden gekommen ist: Ein ägyptischer Soldat findet die Laserwaffe eines Außerirdischen und rätselt um deren Sinn, als sich auch schon ein Schuß löst, dessen Ziel zufällig die Nase der Sphinx wird...
Etwas elität ist allerdings der (atheistische) Autor, wenn es um Religionen unterschiedlichster Art geht, die er in seinen Romanen grundsätzlich als primitiven Aberglauben ablehnt. Noch ein paar Worte zur Gestaltung: Die Bücher sind in einer Qualität gedruckt, die über dem Standard der meisten Kleinverlage liegt. Sie könnten also völlig professionell und atmosphärisch sein, würde sich der Autor nicht im Innenteil auch noch als Zeichner versuchen; dazu hat er einfach kein Talent. Gegen die abggebildete "Fangschrecke" zum Beispiel wirken selbst die Teletubbies wie schreckliche Invasoren. Auch die von Gabriele Stippa angefertigten Titelbilder sind eher auf Fanzine-Niveau und passen meines Erachtens nicht besonders zur Romanwelt. Dafür allerdings kosten die Bücher jeweils nur 8,80 DM, was für eine Kleinverlagspublikation ein echter Preishit ist! In Vorbereitung befindet sich übrigens neben dem dritten Band "Die Geheimnisse des Forschers" ein Caniron-Rollenspiel!
Dies kann ich mir sehr gut vorstellen, da in den beiden vorligenenden Romanen schon eine recht komplexe Welt entworfen wird. Im vorangestellten Glossar von Gefahr für Asgard findet sich ja sozusagen schon ein kurzes Quellenbuch, das über die genaue Zusammensetzung des Senats von Asgard, seiner Einwohner, Mitglieder, Volksvertreter usw. informiert.
FAZIT: Oliver H. Herde ist ein talentierter Jungautor, von dem man sicher noch einiges hören wird - vielleicht auch im Profi- Bereich. Auf das geplante Caniron-Rollenspiel kann man sicher gespannt sein.
Ramon Zeller
Seit 2016/7 existieren überarbeitete Fassungen der Romane als E-Bücher.
Die Rohfassung des Rollenspiels kann hier heruntergeladen (1,7MB) werden.
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