Demonstration gegen das Ermächtigungsgesetz (18.11.2020)

Schon am Morgen höre ich zuhause immer wieder Hubschrauber, dazu die seit Monaten mehr als täglich üblichen Sirenen in erhöhter Dosis.

Kaum am Hauptbahnhof vorüber, ist plötzlich Schluss. Es ist noch etwas weiträumiger abgesperrt als am 29. August - das gesamte Regierungsviertel, wie mir ein vermummter Volkspolizist versichert. Tatsächlich sind hier sämtliche Brücken über die Spree reichlich von paramilitärischen Truppen besetzt, als rechne man mit informierten Volksmassen. Leider sieht man den meisten Passanten keineswegs an, ob sie dazu zu zählen sind.

In Ermangelung erkennbarer Verbündeter will ich schon aufgeben, da spricht mich ein anderer Radfahrer an, wie man denn dichter drankäme. Gemeinsam beschließen wir, es über den Großen Stern zu versuchen. Eigentlich ist mir dies ja schon im August gelungen - warum komme ich heute nicht von allein darauf?



Auf der Straße des 17. Juni angelangt - immer wieder eine höchst symbolträchtige Verbindung zum Widerstand 1953 - bekommen wir endlich andere besorgte Demokraten zu Gesicht, derer vermutlich trotz Tages- und Jahreszeit in die Hunderttausende zählend, da sie sich von der Kreuzung mit der Ytzhak-Rabin-Straße bis zum Brandenburger Tor drängen. Dort am anderen Ende sollen Wasserwerfer im Einsatz gegen die friedvolle Menge sein. Auch hier am westlichen Rand fordert die Staatsmacht immer wieder zur Auflösung auf, hat aber neben dem unfasslich gewaltigen Fuhrpark und schwergerüsteter Infanterie auch scharfe Hunde zur Einschüchterung aufzubieten.
Ein kleiner Sturmtrupp nagelt nur 30 oder 40 Schritt von mir entfernt ohne erkennbaren Grund einen Mann auf den Boden. Mit der Kamera bin ich auch hier wie schon bei der Hundestaffel zu langsam; rasch sind die Gewalttäter von Demonstranten umringt, die sicherlich außer zu protestieren auch alles dokumentieren.
Ich fühle mich gelähmt und ratlos. Nach zwei Stunden bin ich erschreckend früh über die Grenze meiner Belastbarkeit hinaus - die acht Monate Berufsverbot als Tanzlehrer machen sich allzu deutlich bemerkbar. Hinzu kommt meine angeschlagene Psyche. Wenigstens habe ich getan, was ich konnte.


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    Oliver H. Herde

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