Gaius Iulius Caesar

Vom Bürgerkriege 1,22-4

22) ... Durch seine Rede ermutigt, bat Lentulus, in die Stadt zurückkehren zu dürfen; dass er seine eigene Begnadigung erreicht habe, werde auch für die übrigen ein Trost sein in ihrer Hoffnung auf Rettung; manche seien so verzweifelt, dass sie sich gezwungen sähen, an das Äußerste zu denken. Die Erlaubnis wurde erteilt, und Lentulus entfernte sich.
23) Sobald es Tag wurde, ließ sich Caesar alle Senatoren und Kinder von Senatoren, die Militärtribunen und römischen Ritter vorführen. Es waren fünf Männer aus dem Senatorenstand, L. Domitius, P. Lentulus Spinther, L. Caecilius Rufus, der Quaestor Sex. Quintilius Varus und L. Rubrius, außerdem der Sohn des Domitius, mehrere andere junge Leute und eine große Anzahl römischer Ritter und Ratsherren, die Domitius aus den Municipien zu sich entboten hatte. Als sie alle vorgeführt wurden, schützte er sie gegen Übergriffe und Beschimpfungen der Soldaten. Er sprach ein paar Worte zu ihnen und beklagte sich, dass ihm von einem Teil von ihnen kein Dank geworden sei für die mannigfachen Gefälligkeiten, die er ihnen erwiesen habe; dann entließ er alle ohne Bestrafung. Sechs Millionen Sesterzen, die Domitius mitgebracht und in der Staatskasse deponiert hatte und die ihm jetzt von den Viermännern von Corfinium übergeben wurden, erstattete er Domitius zurück, um nicht maßvoller zu erscheinen gegenüber Menschenleben als gegenüber Geld, obgleich feststand, dass es sich um Staatsgelder handelte, die Pompeius für Soldzahlungen gegeben hatte. Die domitianischen Soldaten ließ er auf sich vereidigen, brach noch an diesem Tag sein Lager ab, legte einen vollen Tagesmarsch zurück - im ganzen hatte er sich sieben Tage vor Corfinium aufgehalten - und gelangte durch die Gebiete der Marruciner, Frentaner und Larinaten nach Apulien.
24) Als Pompeius von diesen Ereignissen bei Corfinium erfuhr, brach er von Luceria nach Canusium auf und von dort nach Brundisium. Er befahl, dass sich alle Truppen aus den jüngsten Aushebungen bei ihm sammeln sollten; er bewaffnete Sklaven und Hirten und gab ihnen Pferde; aus den Reihen dieser Menschen brachte er ungefähr 300 Reiter zusammen. Der Praetor L. Manlius floh mit sechs Cohorten aus Alba, der Praetor Rutilius Lupus mit dreien aus Tarracina; als diese Truppen von weitem die Reiterei Caesars erblickten, die unter dem Befehl von Vibius Curius stand, ließen sie die Praetoren im Stich und gingen mit ihren Feldzeichen zu Curius über. Ebenso trafen auch auf den übrigen Marschwegen manche Cohorten auf Caesars Heereszug, andere auf seine Reiter. Auf dem Marsch ergriffen und zu Caesar geführt wurde N. Magius aus Cremona, Praefect der Pioniere des Cn. Pompeius. Ihn schickte Caesar mit Aufträgen zu Pompeius zurück: Da ja bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Gelegenheit zu einer Unterredung bestanden habe und er selbst jetzt im Begriff sei, auf Brundisium vorzurücken, so sei für den Staat und das allgemeine Wohl ein Gespräch zwischen ihm und Pompeius von großer Wichtigkeit; und in der Tat könne über eine weite Strecke Weges hin, wenn durch andere die Bedingungen hin- und hergebracht würden, nicht dasselbe erreicht werden, als wenn man über alle Bedingungen persönlich verhandele.


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