Diodoros Sikulos

XXXVI,3-9

3) Bei dem Feldzug des Marius gegen die Kimbern erteilte der Senat diesem die Vollmacht, sich militärischen Beistand von den jenseits der Meere wohnenden Völkern zu holen. Marius sandte also zu Nikomedes, König von Bithynia, dass er ihm Hilfstruppen schicken sollte. Dieser gab zur Antwort, dass die meisten Bithynier durch die Steuerpächter entführt worden seien und in den Provinzen Sklavendienste verrichteten. Der Senat beschloß nun, es solle kein Freigeborener aus den Ländern der Verbündeten in einer Provinz Sklave sein, und die Statthalter sollten für die Freilassung solcher Leute Soge tragen. Gemäß dieser Anordnung gab nun Licinius Nerva, der zu dieser Zeit Statthalter in Sicilia war, vielen Sklaven die Freiheit, nachdem er in dieser Frage Untersuchungen veranlagt hatte. Auf diese Weise erlangten binnen weniger Tage mehr als achthundert Personen die Freiheit. Dadurch richteten sich die Hoffnungen aller Sklaven auf der Insel auf ihre Freilassung. Die angesehenen Männer aber versammelten sich und forderten den Statthalter auf, er solle diesen Gedanken aufgeben. Daher stellte er, entweder von ihnen mit Geld bestochen oder aber um ihrer Gunst willen schwach geworden, die gerichtlichen Untersuchungen, denen er sich bisher gewidmet hatte, ein und tadelte diejenigen, die sich, um ihre Freilassung zu erreichen, an ihn wandten und befahl ihnen, zu ihren Herren zurückzukehren. Die Sklaven aber rotteten sich zusammen, zogen aus Syrakus aus und flüchteten sich in das Heiligtum der Paliken, um wegen eines Aufstandes zu beraten. Als von dort aus sich die Nachricht von dem verwegenen Unternehmen der Sklaven verbreitete, machten zuerst in der Gegend von Halikyai dreißig Sklaven zweier sehr reicher Brüder den Versuch, sich unter Führung eines gewissen Varius zu befreien. Zuerst ermordeten sie ihre Herren im Schlaf, dann zogen sie über die benachbarten Landgüter und riefen die Sklaven auf, sich zu befreien. Noch in dieser Nacht kamen hundertzwanzig zusammen. Sie besetzten eine von Natur aus gut zu verteidigende Stellung und bauten sie noch weiter aus. Unterdessen erhielten sie weitere Verstärkung von achtzig bewaffneten Sklaven. Der Statthalter der Proninz, Licinius Nerva, rückte eiligst heran und belagerte sie, doch seine Bemühungen waren vergebens. Als er sah, dass die Befestigung nicht mit Gewalt genommen werden konnte, bediente er sich des Verrats des Gaius Titinius mit dem Beinamen Gadaeus, den er mit dem Versprechen persönlicher Sicherheit für sich gewonnen hatte. Dieser Mann war zwei Jahre zuvor zum Tode verurteilt worden, hatte sich aber der Strafe durch Flucht entzogen und seitdem an vielen Freigeborenen Raubmord begangen, ohne dass er jedoch jemals einem Sklaven ein Leid zugefügt hätte. Dieser hatte eine hinlängliche Anzahl zuverlässiger Sklaven bei sich und näherte sich der Verschanzung der Empörer, als wollte er an ihrem Krieg gegen die Römer teilnehmen. Nachdem sie ihn nun wohlwollend und mit offenen Armen aufgenommen hatten, wurde er wegen seiner Tapferkeit sogar noch zum Anführer gewählt und lieferte daraufhin die Befestigung durch Verrat aus. Einige der Empörer wurden nun im Kampf niedergestreckt, andere, die die Bestrafung nach der Gefangennahme fürchteten, stürzten sich die Felsen hinab. Auf diese Weise wurde der erste Aufstand der Sklaven unterdrückt.
4) Als man nun die Soldaten in ihre jeweilige Heimat entlassen hatte, überbrachten einige die Nachricht, dass achtzig aufständische Sklaven den römischen Ritter Publius Clonius ermordet hätten und noch weiteres Volk an sich zögen. Da sich der Statthalter durch fremden Rat hatte täuschen lassen, und da die meisten seiner Truppen bereits entlassen worden waren, versäumte er es, unverzüglich zu handeln und gab so den Sklaven Gelegenheit, ihre Stellung zu sichern. Er rückte nun mit den Soldaten aus, die er hatte, überschritt den Fluss Alba, zog an den Empörern vorbei, welche sich auf dem Berg Kaprianos befanden, und erreichte so die Stadt Herakleia. Weil der Statthalter sie nicht angegriffen hatte, verbreiteten die Sklaven die Nachricht von dessen angeblicher Feigheit und stachelten so viele Sklaven zur Rebellion auf. Daraufhin kamen viele Sklaven zusammen, und in den ersten sieben Tagen bewaffneten sich mehr als achthundert; später wuchs ihre Zahl auf zweitausend. Als der Statthalter in Herakleia von der Vergrößerung ihrer Gruppe erfuhr, ernannte er Marcus Titinius zum Anführer und gab ihm sechshundert Mann aus der Garnison von Enna. Er bot den Aufständischen ein Treffen an, wurde aber von diesen in die Flucht geschlagen, da die Empörer sowohl durch ihre Überzahl als auch aufgrund des ungünstigen Geländes im Vorteil waren. Dabei wurden viele seiner Männer getötet, und der Rest warf die Waffen fort und suchte sein Heil in der Flucht. Nachdem nun die Aufrührer einen Sieg errungen hatten und über eine große Menge Waffen verfügten, gingen sie nun umso kühner an ihr Unternehmen, und alle Sklaven richteten ihre Hoffnung auf den Aufstand. Da nun täglich viele entliefen, erhielten sie einen raschen und unerwarteten Zuwachs, so dass in wenigen Tagen ihrer mehr als sechstausend wurden. Nun traten sie in Versammlungen zusammen, hielten Beratungen ab und wählten zuerst einen Mann namens Salvius zu ihrem König, der als erfahrener Wahrsager galt und bei Schauspielen für Frauen die Flöte zu spielen pflegte. Als dieser nun sein Amt angetreten hatte, mied er die Städte, die er für die Quelle des Müßiggangs und der Selbstgefälligkeit hielt, und teilte die Rebellen in drei Gruppen, setzte ebensoviele Anführer über sie und gebot ihnen, das Land zu durchstreifen und dann zu festgesetzter Zeit und an festgesetztem Ort wieder zusammenzukommen. Nachdem sie nun durch seinen Streifzug Überfluss an Pferden und anderem Vieh erhalten hatten, waren in kurzer Zeit mehr als zweitausend Reiter und an Fußvolk nicht weniger als zwanzigtausend Mann ausgerüstet, die sich bereits auch mit kriegerischen Übungen beschäftigten. Sie zogen dann plötzlich vor die stark befestigte Stadt Morgantina und griffen sie wiederholt ungestüm an. Der Statthalter aber kam der Stadt eilig in Nachtmärschen mit ungefähr zehntausend italischen und sikilischen Truppen zu Hilfe. Er fand die Aufständischen mit Vorbereitungen zum Sturmangriff beschäftigt und griff ihre Befestigungen an. Und da die Besatzung des Lagers nur aus einer Handvoll Männern und einer Menge gefangener Frauen und allerlei anderem Volk bestand, erstürmte er das Lager leicht. Nachdem er es geplündert hatte, zog er nach Morgantina weiter. Die Aufrührer stellten sich ihm sogleich entgegen, und da sie eine günstigere Stellung hatten und gewaltig heranstürmten, waren sie bald im Vorteil, und die Truppen des Statthalters wandten sich zur Flucht. Als nun der König der aufständischen Sklaven durch Heroldsruf verkünden ließ, dass niemand, der die Waffen wegwürfe, getötet werden sollte, taten die meisten dies und liefen davon. So verschaffte sich Salvius einen Vorteil über die Feinde durch eine Kriegslist, eroberte sein Lager zurück, brachte viele Waffen in seine Gewalt und trug einen Sieg davon, der seinen Ruhm weit verbreitete. Es waren in dieser Schlacht nicht mehr als sechshundert Italier und Sikilier gefallen, weil jener nachsichtige Befehl an die Truppen ergangen war, aber ungefähr viertausend waren in Gefangenschaft geraten. Salvius aber, der wegen dieses glücklichen Erfolges seine Heeresmacht durch den Zulauf vieler Leute verdoppelt sah, war nun unbestrittener Herr im offenen Land. Er versuchte also wieder, Morgantina zu nehmen, indem er ausrufen ließ, dass alle dort lebenden Sklaven frei sein sollten. Da aber auch ihre Herren ihnen ihrerseits die Freilassung anboten, wenn sie für sie kämpfen würden, zogen sie es vor, die Freiheit aus den Händen ihrer Herren anzunehmen und kämpften mit großem Einsatz und wehrten die Belagerung ab. Als aber später der Statthalter jene Freilassung für nichtig erklärte, veranlasste er so die meisten, zu den Aufständischen überzulaufen.
5) Nun verbreitete sich die Seuche des Aufruhrs unter den Sklaven in der Gegend von Segesta, Lilybaion und anderen benachbarten Städten. Ihr Anführer wurde ein gebürtiger Sikilier namens Athenion, ein Mann von hervorragendem Mut, der Hausverwalter bei zwei sehr reichen Brüdern war. Dieser verstand sich auf die Sterndeuterei, und er brachte zuerst die unter ihm stehenden zweihundert Sklaven auf seine Seite, dann auch die in der Nähe wohnenden, so dass er binnen fünf Tagen mehr als tausend Mann zusammen hatte. Von diesen wurde er zum König gewählt, legte die Königsbinde an und traf ganz andere Entscheidungen als die anderen Rebellen. Er nahm nämlich nicht alle entlaufenen Sklaven unter seine Leute auf, sondern machte nur die Tüchtigsten zu Soldaten, die anderen nötigte er, bei ihren früheren Beschäftigungen zu bleiben, so dass jeder mit seiner eigenen Wirtschaft und seinem früheren Beruf beschäftigt war. Dadurch sicherte er seinen Soldaten reichliche Verpflegung. Er gab nun vor, die Götter verkündeten ihm durch die Gestirne, dass er König über ganz Sikilien werden würde, daher müsse er das Land, die Tiere und die Früchte als sein Eigentum bewahren. Schließlich brachte er über zehntausend Mann zusammen und wagte es, die uneinnehmbare Stadt Lilybaion zu belagern. Da er aber nichts ausrichtete, hob er die Belagerung unter dem Vorwand, dass ihm die Götter dies geböten, wieder auf; denn wenn sie die Belagerung fortsetzten, so würde ein Unglück über sie kommen. Während er nun den Rückzug von der Stadt vorbereitete, landeten einige Schiffe mit ausgezeichneter mauretanischer Mannschaft, die man den Lilybaiern unter dem Kommando eines gewissen Gomon zu Hilfe schickte. Dieser griff während der Nacht unvermutet die Truppen des Athenion während eines Marsches an, tötete viele und verwundete einige andere und zog sich dann in die Stadt zurück. Daher staunten die Empörer über jene Weissagung durch Sterndeuterei.
6) In Sizilien herrschte allgemeine Verwirrung, und ein ganze Iliade von Leiden traf das Land. Nicht nur die Scharen der entlaufenen Sklaven streiften umher, sondern auch Freigeborene, die keinen Grundbesitz hatten, begingen Räubereien und Freveltaten. Denn die Mittellosen überschwemmten sowohl aus Mangel als aus Zügellosigkeit rottenweise das Land, trieben Viehherden weg und plünderten die in den Kornspeichern angelegten Vorräte und erschlugen rücksichtslos Freigeborene wie Sklaven, damit niemand die Kunde von ihrem frevelhaften und rasenden Tun verbreiten konnte. Und weil keine römische Obrigkeit das Recht ausübte und daher ein Zustand der Gesetzlosigkeit eintrat, verursachten diese Leute durch illegitime Gewalt viele schwere Rechtsverletzungen. In vielen Gegenden kam es zu zahlreichen gewaltsamen Raubzügen, die das Vermögen der Reichen betrafen. Diejenigen, die früher durch Ansehen und Reichtum die Vornehmsten waren, verloren nun bei diesem unerwarteten Umschwung der Dinge nicht nur durch die entlaufenen Sklaven unter Mißhandlungen ihren Wohlstand, sondern sie wurden auch von den Freigeborenen feindlich behandelt und wurden genötigt, manches zu erleiden. Daher betrachteten sie alle das, was sich innerhalb der Tore befand, kaum noch als ihr Eigentum, das aber, was außerhalb der Tore war, als etwas Fremdes, dem gesetzlosen Faustrecht Unterworfenes. Überall herrschte in den Städten Verwirrung und Unordnung in bezug auf die gesetzmäßigen Rechte. Denn die Empörer, die im offenen Land die Herren waren, machten die ländlichen Gegenden aus Rache gegen ihre Herren und aus ungesättigter Gier nach noch mehr Erfolgen unpassierbar für Reisende. Die Sklaven innerhalb der Mauern aber waren in einer extrem aufgeregten Stimmung und zum Aufstand bereit, wodurch sie ihren Herren die größten Sorgen bereiteten.
7) Nach der Belagerung von Morgantina durchstreifte Salvius das Land bis zur Leontinischen Ebene und versammelte alle seine Truppen dort, nicht weniger als dreißigtausend ausgesuchte Männer. Er opferte den Heroen, die Paliken heißen, und weihte denselben ein meerpurpurfarbenes Gewand als Dankopfer für den Sieg. Er selbst erklärte sich jetzt zum König und wurde von den Empörern fortan Tryphon genannt. Er beabsichtigte, Triokala zu erobern und zu seinem Königssitz zu machen und schickte nach Athenion, den er zu sich befahl, wie ein König seinen Feldherrn. Jedermann glaubte nun, Athenion würde die Führung beanspruchen, und der Krieg werde durch den Streit der Empörer ohne Mühe niedergeschlagen werden. Aber das Schicksal stellte die Eintracht unter den Anführern her und vermehrte so gleichsam absichtlich die Kriegsmacht der entlaufenen Sklaven. Tryphon rückte mit seinen Truppen plötzlich auf Triokala vor, und auch Athenion erschien dort mit dreitausend Mann und bezeugte dem Tryphon seine Unterwürfigkeit wie ein General seinem König. Seine übrigen Truppen hatte er ausgesandt, um das Land zu durchstreifen und die Sklaven zum Aufstand anzustacheln. Später aber schöpfte Tryphon Verdacht, dass Athenion ihm nachstellen könnte und warf ihn zu rechter Zeit ins Gefängnis. Die Befestigung, die bereits sehr dauerhaft war, verstärkte er mit aufwendigen Arbeiten und machte sie noch haltbarer. Man sagt, der Ort Triokala sei wegen dreier hervorragender Eigenschaften so genannt: Erstens verfügte er über eine Menge Quellen mit außergewöhnlich süßen Wassern, zweitens war die Umgebung mit Weinstöcken und Olivenbäumen bepflanzt und für den Ackerbau bestens geeignet, und drittens war der Ort ungemein sicher, da er auf einem hohen, uneinnehmbaren Felsen lag. Diesen umgab er noch mit einer Stadtmauer von acht Stadien im Umfang, zog einen tiefen Graben darum und gebrauchte ihn so als seinen Königssitz, welcher allen Lebensbedürfnissen im Überfluß genügte. Er baute auch einen königlichen Palast und legte einen Marktplatz an, der eine große Menge Menschen fassen konnte. Ferner bestimmte er tüchtige, äußerst intelligente Männer zu seinen Ratgebern, die er mit sich zu Gericht sitzen ließ. Er legte zu solchen Anlässen eine purpurverbrämte Toga und eine Tunika mit breiten Streifen an und wurde von Liktoren mit Beilen begleitet. So unternahm er alles, wodurch seine Königswürde herausgestellt und geschmückt wurde.
8) Um den Empörern entgegenzutreten, versah der römische Senat den Lucius Licinius Lucullus mit dem Oberbefehl über vierzehntausend römische und italische Truppen, achthundert Bithynier, Thessalier und Akarnanier sowie sechshundert Lucarnier, kommandiert von Cleptius, einem begabten und wegen seiner Tapferkeit berühmten Heerführer. Dazu kamen noch weitere sechshundert Mann, so dass es im Ganzen siebzehntausend waren, mit denen Lucullus Sizilien besetzte. Tryphon aber sprach den Athenion von dessen Anklage frei und beriet sich über den Krieg gegen die Römer. Jener war dafür, sich in Triokala dem Kampf zu stellen, Athenion aber war der Meinung, dass man sich nicht in einem belagerten Ort einschließen, sondern die offene Feldschlacht suchen sollte. Der letztere Plan setzte sich schließlich durch, und so schlugen sie, nicht weniger als vierzigtausend an der Zahl, ihr Lager bei Skirthaia auf. Das römische Lager war von dem ihrigen zwölf Stadien weit entfernt. Zuerst kam es zu häufigen Scharmützeln, dann aber standen sich beide Seiten in Schlachtordnung gegenüber. Das Schlachtenglück schwankte bald zu dieser, bald zu jener Seite, und beide Parteien erlitten große Verluste. Athenion, der zweihundert ausgesuchte Reiter als Mitkämpfer hatte, war siegreich und bedeckte die ganze Gegend umher mit Toten, als er aber an beiden Knien verwundet wurde und noch einen dritten Hieb empfangen hatte, wurde er kampfunfähig. Dadurch wurden die entlaufenen Sklaven entmutigt und wandten sich zur Flucht. Athenion aber verbarg sich, indem er sich tot stellte und rettete sich dann bei Anbruch der Nacht. Die Römer hatten einen glänzenden Sieg errungen, da Tryphons Truppen und Tryphon selbst geflohen waren. Da auch viele auf der Flucht erschlagen wurden, kamen nicht weniger als zwanzigtausend um. Die anderen flohen im Schutze der Nacht nach Triokala. Übrigens wäre es für den Statthalter ein Leichtes gewesen, auch diese zu vernichten, wenn er die Verfolgung fortgesetzt hätte. Denn der Sklavenhaufen war so entmutigt, dass sie sogar daran dachten, zu ihren Herren zurückzukehren und sich ihnen selbst auszuliefern. Doch behielt die Meinung derer die Oberhand, die entschlossen waren, bis zum Tode zu kämpfen und sich nicht selbst den Feinden preiszugeben. Erst nach neun Tagen erschien der Statthalter vor Triokala, um es zu belagern. Und indem er einige Schläge austeilte und selber einsteckte, blieb er schließlich im Nachteil und zog sich zurück, so dass die Empörer neuen Mut faßten. So richtete der Statthalter - entweder aus Nachlässigkeit oder weil er bestochen wurde - nichts von dem, was er sollte, aus, wofür er auch später in Rom vor Gericht gestellt und bestraft wurde.
9) Als Nachfolger des Lucullus wurde Gaius Servilius geschickt, richtete aber auch nichts Bedeutendes aus. Deswegen wurde er wie Lucullus später zur Verbannung verurteilt. Als Tryphon gestorben war, trat Athenion als dessen Nachfolger den Oberbefehl an. Er belagerte die Städte, durchstreifte ungestört das Land und bemächtigte sich reicher Beute, da Servilius sich ihm nicht widersetzte.
Als der Statthalter Lucullus erfuhr, dass Gaius Servilius über die Meerenge gesetzt hatte, um sein Nachfolger in der Statthalterschaft und in der Kriegführung zu werden, entließ er die Soldaten und steckte die Lager und Befestigungen in Brand, weil er seinem Nachfolger im Amte keine bedeutenden Hilfsmittel zur Kriegführung überlassen wollte. Denn da er sich wegen der Meinung, dass er den Krieg in die Länge zu ziehen versuchte, in einen schlechten Ruf gebracht hatte, glaubte er, durch die Erniedrigung des Servilius und indem er ihm die Gelegenheit entzöge, Ruhm zu erwerben, die Anklagen desselben zu entkräften.
Als das Jahr vorüber war, wurde Gaius Marius neben Gaius Aquillius zum fünften Mal in Rom zum Konsul gewählt. Dieser wurde als Feldherr gegen die Aufständischen ausgeschickt und besiegte die Empörer durch seine persönliche Tapferkeit in einer glänzenden Schlacht. Und da er mit Athenion, dem König der Empörer, selbst zusammentraf, bestand er einen heldenhaften Kampf und tötete ihn. Er selbst wurde am Kopf verwundet, aber nach der Behandlung wieder geheilt. Er zog nun gegen die übrigen Empörer zu Felde, deren Zahl noch zehntausend betrug. Als sie sich seinem Angriff nicht stellten, sondern sich in ihre Festungen zurückzogen, ließ Aquillius in seinen Bemühungen nicht nach und tat alles, was er konnte, bis er sie endlich niederkämpfte und bezwang. Da nun aber noch tausend von ihnen übrig waren, die den Satyros zum Anführer hatten, versuchte er zuerst, ihrer mit Waffengewalt Herr zu werden. Als sie aber später, nachdem verhandelt worden war, aufgaben erließ er ihnen zwar für den Augenblick die Strafe, brachte sie aber nach Rom und verwandte sie für den Kampf mit den wilden Tieren. Einige aber sagen, sie hätten auf eine merkwürdige Weise den Tod gefunden: Sie hätten sich nämlich nicht zu den Tierhetzen hingegeben, sondern einander selbst an den öffentlichen Altären umgebracht. Den letzten von ihnen habe Satyros selbst getötet und sich dann mit eigener Hand heldenmütig den Todesstoß gegeben. Dieses tragische Ende nahm der Sklavenkrieg in Sikilien, nachdem er ungefähr vier Jahre gedauert hatte.


Quellenliste