Ein erotischer Abenteuerroman von Seiner Magnibilität Yashkir al-Yeshinna el Yiyimris
Kapitel 3
Ein Wasserschwall holte ihn ins Bewusstsein zurück. In den Knebel prustend, blickte er zu der Kriegerin empor, welche soeben einen Ledereimer beiseitestellte. Dann verschränkte sie die Arme und schaute eine Weile auf ihn herab, die ihm Zeit gab, sich zu sammeln und etwas aufzurichten.
Tatsächlich befanden sie sich am Rande einer Oase. Allerlei Palmen, Büschel und Gesträuch säumten einen Tümpel in der Mitte.
Da bemerkte er, dass sich etwas an seiner Fesselung geändert hatte: Die Arme lagen nun verschränkt auf dem Rücken, dass sie gänzlich an den Oberkörper gebunden waren.
"Du hast dich als würdig erwiesen, meine Sklavin zu sein", lobte die Achmad'Sunni unvermutet. "Hättest du nicht bis zur Oase durchgehalten, hätte ich dich liegen lassen."
Abu wurde ganz schwindelig bei dem Gedanken, aber sie zog schon wieder an der Leine. "Auf die Füße! Du darfst dich jetzt waschen und erfrischen."
Beim Aufstehen stellte er fest, dass seine Fußgelenke nun von einem kurzen Seil auf wenige Handbreit Schrittweite verbunden waren. Die neuen Armfesseln schränkten ihn also nicht nur etwas mehr in der Beweglichkeit ein, sondern hielten vor allem seine Hände außer Reichweite der Fußfesseln. Den zweiten Pantoffel trug er nun auch nicht mehr, sah ihn auf Anhieb aber auch nirgends herumliegen.
"Du wirst die Oase in nächster Zeit nicht verlassen", erklärte die Rächerin auf seinen Blick hin. "Also wirst du auch keine weiten Wege haben."
Am Ufer des winzigen Sees band sie die Halsleine an die nächstbeste Palme. "Bist du noch nicht im Wasser!? Du sollst dich waschen! Und hast du etwa keinen Durst?"
Im Gegenteil, er war vollkommen ausgetrocknet, hatte jedoch gehofft, sie würde ihm dafür die Fesseln lockern oder irgendwie sonst helfen. Nun aber nahm sie ihm nicht einmal den Knebel ab!
"Los, los!" Mit einer Handbewegung suchte sie, ihn wie ein Kind oder Tier zu scheuchen.
Den Kopf ergeben gesenkt, watete er hinaus. Es schien ihm im ersten Moment überraschend kühl, so aufgewärmt war er noch von der Wüstensonne. Entsprechend langsam stieg er tiefer in das klare Wasser. Er schloss die Augen und begann es zu genießen, wie die ersehnte Abkühlung nach und nach seinen Körper emporstieg. Der liebliche Duft von Feuchtigkeit kroch nun deutlich in seine Nase.
Der Zug am Hals wies ihn auf die begrenzte Länge der Leine hin. Kurz wandte er sich um und blickte zurück; die Frau verschwand soeben zwischen dem sie umgebenden Grün. Gewiss würde sie bald wiederkehren.
Durstig beugte er sich vor, doch wenn er das Haupt so in den Wasserspiegel tauchte, würden nicht allein seine Lippen benetzt werden, sondern das gesamte Gesicht. Nach kurzem Zögern versuchte er es dennoch. Die Kopfkühlung erwies sich als hochwillkommen. Als er jedoch Wasser durch das Knebeltuch einzog, drang zugleich welches in die Nase ein. Prustend richtete er sich auf.
Zwar verlangte der Schädel nach mehr Kühlung, doch auf diese Weise würde Abu sich nur ertränken. Folglich versuchte er es nun senkrecht und ging schlicht in die Knie, um so nach und nach Hals, Kinn und Mund vorsichtig einzutauchen, dass die Nasenlöcher noch über der sich beruhigenden Wasseroberfläche verblieben. Wieder sog er das Wasser ein. Es schmeckte sehr nach dem Tuch, doch das störte ihn in diesem Augenblick überhaupt nicht. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass er sich des Knebels wegen schwerlich in seiner Gier übernehmen und nicht so leicht verschlucken konnte.
Nachdem er auf diese Weise den ersten Durst befriedigt hatte, lehnte er das Haupt zurück, um auch den Hinterkopf zu kühlen. Allerdings wagte er nicht, sich allzu weit zurückzulehnen, um nicht rücklings umzustürzen und doch noch im Tümpel zu ertrinken.
Langsam linderte das kühle Nass in und um seinen Körper all die Unbill des vergehenden Tages. Die Sonne stand schon niedrig über den Pflanzen der Oase. Sein Leidensweg musste wohl acht oder gar zehn Stunden gedauert haben. Freilich war er erst räumlich zuende - für heute, denn vermutlich würde sie ihn noch weiter fort verschleppen.
Eine Bewegung im Blickwinkel zog seine Aufmerksamkeit ans Ufer zurück, wo die Entführerin inzwischen ein kleines Zelt aufbaute. Für zwei Personen würde es darin schon sehr eng werden.
Ein Schauder durchlief ihn, dann ein leichtes Schwindelgefühl. Besser, er verließ das Wasser, bevor ihn noch eine Ohnmacht ereilte! Trotz aller Erfrischung fühlte er sich immer schwerer, je näher er dem Ufer kam. Nicht nur weil ihn das Wasser dort weniger trug, nun musste er davon tragen, was was sich in Haaren und Nachthemd hielt. So reichlich konnte es ja eigentlich nicht sein, doch bei seiner Erschöpfung kam es ihm wie ein Vielfaches vor.
Triefend schaute er sich nach einem geeigneten Plätzchen zum Hinlegen um, obgleich ihm doch danach war, sich gleich hier und jetzt fallenzulassen. Da wurde er des prüfenden Blickes der Frau gewahr. Vermutlich kontrollierte sie seine Sauberkeit und überlegte, wie nun weiter mit ihm zu verfahren sei.
"Ich werde dich besser zum Trocknen aufhängen." Auf seine entsetzte Miene hin fügte sie an: "Nun ja, nicht direkt hängen; dafür fehlt es an Ausrüstung." Sie löste die Leine von der Dattelpalme. "Komm!"
In Richtung Sonnenuntergang führte sie ihn an den Rand der Oase. Sein ungutes Gefühl dabei sollte ihn nicht trügen. Zunächst aber hob sie dort angekommen sein Nachthemd an, und er musste sich derart entblößt hinhocken und in ihrem Beisein austreten. Vor Scham hielt er die ganze Zeit über das Haupt gesenkt und die Lider geschlossen.
Nach seiner Verrichtung befahl sie ihm, sich mit dem Rücken an eine Palme zu stellen. An dieser band sie zunächst seine Füße fest, dann die Beine. Im Anschluss musste er sich vorbeugen, damit sie ihm die Arm- und Oberkörperfesselung abnehmen konnte.
"Jetzt die Hände hinter den Stamm!" befahl sie. Als er sich aber aufrichtete, versuchte er, sie zu packen. In seiner Ausgezehrtheit entglitt sie ihm jedoch.
Schnell lief sie um ihn herum und schlang so das Führungsseil um die Palme. Mit elegantem Schwung warf sie es dann auch noch um seinen Hals und zog fest zu. Gerade noch vermochte er, seine Finger dazwischenzubringen, um nicht zu sehr gewürgt zu werden, für mehr genügte seine Kraft in dieser Haltung nicht. Die Frau derweil befestigte das Seilende an einem Busch hinter ihm.
Mit gezogenem Dolch trat sie dann wieder vor ihn. "Die Hände hinter den Stamm, Sklavin!" wiederholte sie barsch.
Nach kurzem Zögern sah Abu ein, dass ihm nichts anderes übrig blieb. In unerbittlichem Zorn schnürte sie ihm die Hände hinten zusammen, das übrige Flechtwerk genügte, ihn in einigen Windungen fest an den Palmenstamm zu binden. "Wenn du so unfolgsam bleibst, werde ich auf Dauer mehr Seil benötigen."
Auch die Führungsleine verwendete sie nun, außer dem Hals auch seinen Oberkörper noch enger an den Stamm zu pressen. Druck und Verzweiflung trieben ihm Tränen in die Augen.
"Ja, du Mädchen, das hast du nun von deinem Aufbegehren", schalt sie ihn und zog die Wickelung noch fester, indem sie sich mit einem Fuß an der Palme abstützte. "Lerne daraus, eine folgsame Sklavin zu werden!"
Nach diesen Worten ließ sie ihn mit seinem Kummer allein zurück. Da er sich nun unbeobachtet fühlte, konnte er sich nach und nach erlauben, sein Leid herauszulassen. Immer heftiger schüttelte ihn sein ersticktes Schluchzen, bis er schließlich ungehemmt in den Knebel heulte und es ihm auch gleich war, ob sie ihn hörte.
Nach einer Weile half die Sonne ihm, sich zu beruhigen. Völlig erschöpft hing er in den Seilen. Ganz unmerklich beschlich ihn zunehmend ein aus der Wärme und aus der Umklammerung geborenes seltsames Gefühl der Geborgenheit. Ein sanfter Abendwind wie ein Streicheln sorgte seinerseits für die Trocknung von Hemd und Haaren. Die Lider geschlossen, lauschte Abu dem abendlichen Konzert der Kerbtiere. Wohlige Entspannung ergriff ihn ganz. Eine Sharisad tanzte leichtfüßig auf ihn zu, welche er im Gegenlicht jedoch nur als Umriss erkennen konnte. Dennoch vermeinte er, sie durch den Schleier hindurch lächeln zu sehen. Immer näher drehte sie sich heran, begann ihn schließlich zu streicheln - am Kinn, an Schultern und Armen... zwischen den Beinen...