Wüstensohn in Fesseln

Ein erotischer Abenteuerroman von Seiner Magnibilität Yashkir al-Yeshinna el Yiyimris

Kapitel 6

"Sklavin, hörst du nicht!?" riss ihn die Stimme seiner Herrin des Morgens aus dem Schlaf. "Raus mit dir!" Sie war bereits aufgestanden.
Während er sich mühsam aus dem Zelt schälte, bereitete sie ihm und sich ein schlichtes Morgenmahl.
Dann nahm sie ihm den Knebel ab. "Schau mich an!" Da sie schon wieder senkrecht stand und somit hoch über ihm aufragte, drehte er sich etwas auf die Seite, zu ihr emporblicken zu können.
"Wer bist du?!"
"Eure Sklavin, Herrin", erwiderte er kleinlaut.
"Hast du irgendwelche Rechte?"
Die Antwort fiel nicht leicht, doch wusste er, dass er sie geben musste. Entsprechend zögerlich brummte er: "Nein."
Stille. Sie wartete auf etwas.
"Nein, Herrin", berichtigte er zerknirscht.
"Das wirst du noch üben müssen, Sklavin. Hast du einen eigenen Willen?"
"Nein, Herrin", kam es eintönig.
"Gut. Das sind auch die einzigen Gründe, warum ich dich essen lasse, sobald du dich dafür bedankt hast. Küsse die Füße deiner Herrin, unwürdiges Ding!"
Er tat wie geheißen, dann drückte sie ihn mit einer beiläufigen Fußbewegung dem Napf am Ufer entgegen, dass er einstweilen entlassen sei. Durch anstrengendes Kriechen und Rollen näherte er sich jenem.
Als er ihn erreichte, hatte seine Herrin ihr Frühstück bereits beendet und begann damit, zusammenzupacken und das Zelt abzubauen. Offenbar würden sie heute weiterreisen.
Ein neuer Gedanke verdarb Abu den Appetit: Was, wenn sie irgend jemandem begegneten? Bislang war dies eine Angelegenheit zwischen ihm und ihr; vor anderen würde es wahrscheinlich noch ungleich peinlicher!
Erschöpft blickte er auf den Rest im Napf. Eigentlich hatte er nun keine Lust mehr darauf, aber er würde ihn noch herunterwürgen. Bestimmt gäbe es nicht so schnell mehr davon, erst recht nicht, wenn seine Herrin ihn für übersättigt hielte oder gar verärgert wäre. Zunächst jedoch drehte er den Oberkörper zum Teich. Beim Trinken trocken zu bleiben, schien in diesen Fesseln unmöglich, war doch bereits der Boden recht feucht.
Als die Herrin gepackt hatte, führte sie das Kamel heran und hieß Abu, aufzustehen. Zuerst starrte er sie verwundert an, glaubte er doch nicht, dies allein zu schaffen. Dann versuchte er es trotzdem, wankte und wiegte sich auf die eine oder andere Weise, ohne recht Erfolg zu erzielen. Endlich gelang es ihm, bei angewinkelten Beinen den Oberkörper aufzurichten. Von da ab ging es vergleichsweise leicht.
In winzigen Schrittchen musste er zum Kamel treten und sich hinter dem Sattel quer darüber legen. Mit weiterem Seil sicherte die Herrin ihren Sklaven in dieser nicht gerade bequemen Haltung.
Beim Aufstehen des Tieres wurde er heftig durchgeschüttelt, doch der befürchtete Sturz blieb aus. Eine schwankende Reise begann, welche Abu Schwindelgefühle und unbehaglichen Druck auf der gesamten Vorderseite, vor allem in der Magengegend bereitete. Hoffentlich musste er sich nicht noch übergeben! Hatte ihn die Herrin deswegen nicht wieder geknebelt?

So weit kam es mit seiner Übelkeit jedoch trotz der Ausdünstungen des Kamels nicht. Bald schon dämmerte er in dem gleichförmigen Geschaukel und der rasch zunehmenden Tageshitze dahin. Stunden vergingen wie tagelanger Fieberwahn. Hin und wieder bekam er von der Herrin zu trinken, dann ging es jedes Mal weiter.

Dem Sonnenstand nach musste es später Nachmittag sein, als Palmen und Gebäude in Sicht kamen. Abu bemerkte sie allerdings erst dadurch, dass die Achmad'Sunni schon jetzt anhielt, das Kamel niederhocken ließ und ihn abzuladen begann.
Sie befreite nur seine Beine und legte ihm wieder eine Lauffessel sowie Führungsleine und Knebel an. Den Rest des Weges hatte er also zu Fuß zurückzulegen. Im Grunde war ihm dies so recht. Zwar hatte er sich auf dem Kamelrücken weniger anstrengen müssen, doch es war weder bequem noch entspannend gewesen. Ausgeruht fühlte er sich daher in keiner Weise, weswegen es ihm willkommene Abwechslung war, sich nun wieder wenigstens etwas bewegen zu können.
Im Näherkommen erkannte er die Karawanserei Ain-es-Berak. Jene lag gerade nicht mehr im engeren Einzugsgebiet seiner Sippe. Er musste sich also kaum danach fragen, ob er eher hoffte oder eher fürchtete, erkannt zu werden.
Das Tor der Umfassungsmauer stand zu dieser Tageszeit noch weit offen. Ein eifriges Stimmgewirr drang heraus; auf dem Hof boten fahrende Händler ihre Ware feil.
Mit gesenktem Kopf trottete Abu dem Kamel nach. Bloß niemandem in die Augen sehen! Nicht bemerkt werden! Tatsächlich achtete kaum jemand seiner, mochte sein feines Nachthemd auch kein gerade typisches Gewand für einen Sklaven sein.
Als die Achmad'Sunni vom Wirt begrüßt wurde, erwiderte sie lauthals: "Rastullahs Dank, Omar! Ich bin Sulibeth al-Achmad saba Terkef und dies ist Abu ben Nebahath, den ich zur Schande seines Vaters und der Beni Halil erbeutet und zu meiner Sklavin gemacht habe."
Der Wirt verzog keine Mine, warf gar nur einen flüchtigen Blick auf Abu. Dennoch spürte jener, wie sich soeben mehrere Augenpaare auf ihn gerichtet hatten. Seinem Wunsch, im Boden zu versinken, kam er durch eine eingefallenere Haltung näher, welche ihn kleiner wirken ließ.
Da niemand vorsprang, die Freigabe des Gefangenen einzufordern, begann ein allgemeines hämisch-entspanntes Gegrinse und Getuschel, derweil man ansonsten die Geschäfte wieder aufnahm. Ebenso ging der Wirt dazu über, die Achmad'Sunni nach ihren Wünschen zu fragen. Sie bestellte ein Nachtlager und ließ durch ihre Vorauszahlung durchblicken, dass sie wohlhabend sei und sich als großzügig erweisen wolle, um den Wirt gleich für sich einzunehmen. Vermutlich hatte sie einen Teil des Familienvermögens retten können.
Nun begab sie sich mit Abu zum hiesigen Schmied. Auch diesem verkündete sie ihrer beider Namen und Abus schmachvollen Status als Sklavin. Dann gab sie ein Kettengeschirr in Auftrag, in welchem sich Abu eigeschränkt bewegen können sollte, um seine künftigen Sklavendienste zu verrichten. Zur Vorbereitung hierfür wurden ihm zunächst ein neues Halsband und Manschetten für Hand- und Fußgelenke aus dickem und sehr robustem Ongalobullenleder angelegt und gar fest vernietet. Offenbar plante sie nicht, sie ihm je wieder abzunehmen. An den daran befindlichen Ösen wurde mittels Vorhängeschlössern das Kettengespinst befestigt. Jenes ließ zwischen den Händen kaum zwei Handbreit Spielraum, zwischen den Füßen auch nur wenig mehr, und verband die beiden Fesseln miteinander und mit dem Halsband.
Als die Kriegerin auch von einem aufwändigen ledernen Knebelgeschirr begann, verwies der Schmied sie an jene Zunft, welche sich eigentlich mit diesem Material befasse. So ließ sie die Ketten noch ergänzen durch eine, welche um Abus Bauch verlief und die Hände dicht am Rumpf hielt. Dadurch würde ihr Sklave nur unter mühsamen Verrenkungen an das Knebeltuch herangelangen - etwas, das er in ihrem Beisein gewiss ohnehin nicht wagen würde.
Für ihre weiteren Pläne schien Sulibeth saba Terkef auf dem Hof mit den Händlern nicht das Rechte zu finden. Jedenfalls drehte sie mit ihrem Sklaven im Schlepp eine recht zügige Runde, bevor sie bei einer zweiten das eine oder andere doch noch genauer betrachtete. Fraglos genoss sie es, ihren hilflosen, gedemütigten Gefangenen dabei zur Schau zu stellen. Wo sie etwas länger stand, hatte er niederzuknien.
Mochte auch kaum eine Stunde dabei vergehen, kam es Abu doch wie ein Vielfaches vor. Nur zu gern hätte er sich irgendwo verkrochen.
Spätestens während des Abendmahls fiel es dann jedem auf, wie die Rächerin ihren Sklaven verächtlicher als üblich wie einen räudigen Hund behandelte. Eigentlich nahmen Sklaven ihr Essen im Hof zu sich. Sulibeth hingegen wollte den ihren bei sich wissen. Während sie auf einem Sitzkissen an einem der niedrigen Tische des Speiseraumes thronte, kauerte er neben ihr am Boden und aß wie gehabt von demselben aus Näpfen.
Im Schlafsaal verlief es ähnlich: Mit wieder auf den Rücken gebundenen Händen und an der Schlafstatt angeleint, nächtigte Abu zu Füßen seiner Herrin.

Fortsetzung
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