Prinzessin Gutemine und der Korkball
Es war einmal die Prinzessin Gutemine, die mit ihren Eltern - dem König und der Königin - in einem hübschen Schloss auf einer Wiese wohnte.
Eines Tages bekam sie einen Korkball und einen Holzschläger zum Immanspielen geschenkt. Das wollte die Prinzessin gleich einmal ausprobieren! Sie eilte in den Hof und trieb dort den Ball mit dem Schläger vor sich her. Ein Weilchen spielte sie so und erprobte ihre Geschicklichkeit.
Dann versuchte die Prinzessin, den Ball so anzuschlagen, dass er bestimmte Dinge traf. Er flog gegen die Schlosswand, er flog gegen ein Stalltor. Die Prinzessin zielte schließlich auf den hübschen kleinen Springbrunnen, und auch ihn traf sie. Der Ball plumpste ins Becken und schwamm dort.
Nachdem Prinzessin Gutemine ihm ein wenig beim Wellenreiten zugesehen hatte, nahm sie den Ball wieder heraus und lenkte ihn weiter umher und hinaus auf die Wiese. Dort nahm sie sich einen Baumstamm als Ziel. Auch diesen traf sie mit ihrem Geschoss, doch prallte der Ball von der krummen Fläche so ab, dass er in ein Gebüsch flog.
"Heh, was soll das!" piepste eine Stimme aus dem Busch.
Prinzessin Gutemine war etwas erschrocken. Ob sie jemanden mit dem Ball getroffen hatte? "Wer ist denn da?" fragte sie vorsichtig und ging etwas näher an den Busch heran.
Ein Igel tappste unter dem Busch hervor. "Ich!" Er hatte viele Stacheln auf dem Rücken, wie es bei Igeln üblich ist. Und auf diesen Stacheln steckte der Ball.
"Oh, das tut mir aber leid, lieber Igel! Ich wollte dich nicht stören! Hat es wehgetan?"
"Nicht sehr", beruhigte der Igel mir gerunzelter Stirn die besorgte Prinzessin. "Aber so geht das nicht! Das stört doch! Nimm es bitte herunter."
"Ja, natürlich", rief Prinzessin Gutemine und hockte sich neben dem Igel nieder. Sie fasste mit einer Hand den Ball und hob ihn an. Aber die Stacheln des Igels wollten sich nicht von dem Ball lösen. So hob Prinzessin Gutemine den Igel mit empor.
"Nein, Hilfe! Wo ist denn der Boden?" jammerte der Igel.
Prinzessin Gutemine setzte ihn wieder ins Gras und kratzte sich am Kopf. Sie würde den Igel irgendwie festhalten müssen, während sie am Ball zog. Aber in die Stacheln wollte sie lieber nicht fassen.
Da fiel ihr der Escheschläger ein, welcher neben ihr im Grase lag. Den hob Prinzessin Gutemine an und setzte seine gebogene Kelle vorsichtig zwischen die Stacheln unter dem Ball.
Der Igel schaute misstrauisch, wagte aber nicht, sich jetzt zu bewegen.
Prinzessin Gutemine benutzte den Schläger als Hebel, wobei der Igel ein wenig hin und her geschaukelt wurde. Darum schloss der Igel lieber die Augen.
Prinzessin Gutemine aber zog nun mit einer Hand am Ball, während sie mit dem Schläger in der anderen den Igel am Boden festhielt. Und tatsächlich, sie konnte den Ball von den Stacheln befreien.
"Hurra!" rief Prinzessin Gutemine.
"Hurra!" rief der Igel. Und dann bedankte er sich. "Aber pass jetzt besser auf, wo du deinen Ball hinwirfst!"
"Oh ja, lieber Igel, das will ich tun", versprach Prinzessin Gutemine bereitwillig, denn der Vorfall tat ihr noch immer sehr leid.
Dann verschwand der Igel wieder im Gebüsch, und Prinzessin Gutemine spielte noch ein wenig weiter mit Ball und Schläger - aber sie schaute nun genauer hin, ob vielleicht jemand in der Nähe war.
Prinzessin Gutemine im Wald
Kurzgeschichtenübersicht /
Bibliographie Oliver H. Herde /
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