Tropfnass
Autoren: Alexander Tüschen, Julia Köhler, Oliver H. Herde und andere
21. Travia 28 Hal, Abend
OHH
Seit Stunden steht Yashkir nun in einer Säulenhalle, welche den Einheimischen als Marktplatz dient. Eigentlich wollte er sich nur die Beine vertreten und durch die Stadt schlendern. Doch dann wurde er von dem Platzregen überrascht und hielt es für eine kluge Idee, sich 'für die Husche' mal eben unterzustellen.
Nun aber ist er klamm und steif. In diesem Zustand rennt es sich um so schlechter zum Schiff zurück. Zudem würde rennen wohl kaum dabei helfen, noch den einen oder anderen trockenen Flecken am Leibe zu behalten. Seidengewänder sind ein schlechter Regenschutz.
Die weitgehend leere Straße hat er nun genug beobachtet, doch als er sich umwendet, haben auch die meisten Händler längst abgebaut. Bald wird Yashkir vollkommen allein hier stehen. Vielleicht sollte er sich doch langsam ins kalte Wasser wagen.
Ja, es wird wirklich Zeit, bevor er vor Dunkelheit nicht einmal mehr zurückfindet!
Entschlossen tritt Yashkir zwischen den Säulen hervor und hinaus in den Regenguss. Fast bleibt er sogleich stehen, so eisig fühlen sich die ersten großen Tropfen auf der Haut an, die zu erreichen sie kaum Mühe haben. Doch dann setzt er die Bewegung fort. Es muss halt sein. Je schneller, desto besser. Allerdings nicht leicht, wenn die Gelenke nicht so recht wollen und ihre hauptsächliche Bewegung aus verkrampftem Zittern besteht.
Mit dem eingezogenen Kopf und dem eher abwärts gerichteten Blick erkennt er die junge Frau, an der er so ungelenk vorbeizurauschen versucht, erst im letzten Moment. Es ist die Matrosin, die sich gestern an Deck im Fechten übte. Sein turbangekröntes Haupt richtet sich etwas auf. "Guten Abend!"
Und damit will er auch schon weitereilen, kehrt aber bereits mit dem nächsten Schritt zu ihr zurück. "Ähm, ist jenes der rechte Weg zum Schiff zurück?" Er zeigt eine Gasse hinab, wo er den Hafen vermutet.
JK
Als sie so unvermutet ansprochen wird, zuckt Tjeska überrascht zusammen. Im ersten Moment rechnet sie mit einem Bettler oder einer zwielichtigen Gestalt, doch als sie die Frage hört und den sie Ansprechenden zu erkennen glaubt, entspannt sie sich wieder.
"Oh, Ihr seid es! Guten Abend, Herr..." Es kommt selten vor, dass der jungen Offiziersanwärterin der Name eines Fahrgastes nicht auf Anhieb einfällt, doch dieses Mal kommt sie kaum weiter als 'Al Yeshi... oder war es al Yashi?' Und auf einmal ist sie sich noch nicht einmal sicher, ob ihr Vater ihr den vollen Namen überhaupt richtig weitergesagt hat. "Gelehrter Herr Yashkir."
Das klingt zwar nicht sehr viel besser, doch vermutlich kommt es unter diesen Umständen auch nicht so sehr auf die korrekte Anrede an. Hoffentlich.
Gerne würde Tjeska die Kapuze ihres schwarzen Umhangs zurückschlagen, um den Gast wenigstens so ein wenig Höflichkeit erweisen zu können, doch das stetige Trommeln des Regens überzeugt sie schnell davon, sich einfach nur auf eine schnelle Antwort zu beschränken.
"Also... ehrlich gesagt habe ich gerade selbst Orientierungsschwierigkeiten, möglicherweise habe ich mich sogar verlaufen. Die Richtung erscheint mir gut gewählt, aber ich selbst würde meinem Urteil nicht allzu viel Vertrauen schenken."
OHH
Nicht allein wegen der mangelnden Beleuchtung bekommt nur sehr wenig von seinem leicht belustigten Schmunzeln über die Anrede zu sehen. Dem Verschleierten fällt nicht ein, sein Gesicht um der Höflichkeit willen dem Regen preiszugeben. Es ist frisch genug.
Allerdings friert er schon gar nicht mehr so sehr, da er sich nun auf etwas anderes konzentrieren kann. Kurz mustert er die junge Matrosin noch in Gedanken versunken. An sich gefällt sie ihm sehr gut mit ihren jungenhaften Zügen. Aber dass sie sich nur mal so auf den Decksplanken schlägt, ist schon etwas befremdlich. Vermutlich etwas gar zu wild für seinen Geschmack. Oder doch nicht?
Was ist hier eigentlich so nass? Etwas irritiert schaut er empor, dann mit um so feuchteren Augen blinzelnd wieder auf die Frau.
"Äh... Ahja, dankesehr. Ich werde es eben einfach mal versuchen; was bleibt mir übrig!" Schon will er sich abwenden, als ihm noch etwas einfällt: "Ich nehme an, Ihr sucht nach etwas anderem...?"
JK
"Nein... doch... ich weiß nicht genau."
Verlegen, und auch ein wenig, um sich warm zu halten, tritt Tjeska von einem Bein auf das andere. Jetzt, da sie nicht mehr ziellos durch die Stadt rennt, wäre es wohl sinnvoll, Rethis ein wenig besser kennenzulernen und den Abend an einem angenehmeren Ort zu verbrigen. Allerdings wäre das Schiff als Orientierungspunkt nicht schlecht.
"Ich habe mir noch nicht sehr viele Gedanken darüber gemacht, was ich suche... ich meine hier, in der Stadt. Wenn Ihr wollt, kann ich Euch ja ein Stück zum Schiff begleiten oder zumindest soweit, bis wir uns sicher sind, das es auch wirklich der richtige Weg ist."
OHH
Beinahe mitleidig muss man Yashkirs Stirnrunzeln nennen. Das junge Fräulein scheint ziemlich verwirrt zu sein. Wohlmöglich ist am Ende nicht sie sondern er es, der mit einem gemeinsamen Gang ein gutes Werk tut!
"Hm, nun... Wie Ihr mögt... Vielleicht werdet Ihr Euch ja unterwegs klarer." Entsprechend tut er einen ersten Schritt auf die besprochene Gasse zu.
MI
Mit ein paar schnellen Schritten hat ein alter Mann die beiden erreicht, um sie mit einem freundlichen "Efferd zum Gruß! Kann ich Euch irgendwie helfen?" zu begrüßen.
Er mag schon über siebzig Götterläufe gesehen haben, bewegt sich aber trotz des hohen Alters noch erstaunlich sicher. Der Regen scheint ihn kaum zu stören, denn die Kleidung - ein graues Leinenhemd, schwarze Lederhosen und alte, abgetragene Seestiefel - bietet praktisch keinen Schutz vor dem Regen. Bei seinem Nähertreten kann man auch erkennen, dass dem Alten die rechte Hand und offenbar auch ein Teil des Unterarms, fehlen.
JK
Gerade möchte Tjeska dem Verschleierten ihre Zustimmung bekunden, als sie erneut unerwartet von der Seite angesprochen wird und dieses Mal scheint es sich tatsächlich um einen Bettler zu handeln. Warum sonst sollte jemand mitten im strömenden Regen fremden Leuten Hilfe anbieten?
"Efferd zum Gruße." Auch wenn sie sich bemüht, freundlich zu klingen, spürt sie, wie sie innerlich dennoch auf der Hut ist. Es ist dunkel, die Straßen sind nahezu menschenleer und ihre Waffe liegt regengeschützt, aber völlig nutzlos in der Truhe neben ihrer Hängematte. Zwar wirkt der Alte imposant, aber nicht wirklich gefährlich, jedoch kann das bei seinen Gefährten, die jeden Moment aus den Seitengassen stürzen könnten, ganz anders aussehen.
"Ja, das ist möglich. Könntet Ihr uns sagen, ob dies der rechte Weg zum Hafen ist?" Dabei deutet sie in die gleiche Richtung wie Yashkir zuvor.
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Im ersten Moment ist Yashkir geneigt, auf diesen zweibeinigen Bremsklotz ungehalten zu reagieren, doch mag es ja sein, dass sich man dank seiner eine Menge Umwege erspart, also friert er bereitwillig die paar Momente noch vor sich hin. Die Matrosin hat ihm ja dankenswerterweise die Mühe abgenommen, sich zu erklären.
Dass jener Alte ihn anbetteln könnte, kommt Yashkir gar nicht in den Sinn, wäre es doch auch vergeblich. Noch nie hat er so einem etwas gegeben! Und bei diesem Wetter ist auch die gutmütige und geduldige Freundlichkeit tief in Yashkirs trockenes Innerstes gekrochen.
MI
"Nein, das wäre genau die falsche Richtung", antwortet der Alte der jungen Frau. "Außer natürlich, Ihr wollt dem hiesigen Gefängnis einen Besuch abstatten."
Kurz wischt er sich mit der Hand das Wasser aus dem Gesicht und fährt dann fort: "Der Hafen ist dort entlang." Er deutet kurz in die entsprechende Richtung. "Aber ich bin gerade selber auf dem Weg dahin, da könnten wir ja zusammen gehen. Ich muss noch schauen, ob ich da ein Schiff finde, das mich zumindest zum Festland bringen kann. In letzter Zeit kamen da recht wenige an." Er zuckt kurz mit den Schultern. "Ich bin übrigens Bardo." Er streckt die Hand aus.
JK
Dass der Fremde ihnen eine Richtung weist, die ihrer beider Intuition widerspricht und darüber hinaus darauf besteht, sie zu begleiten, vergrößtert Tjeskas Misstrauen um ein Vielfaches. Wenn das nicht eine offensichtliche Falle ist, was dann? Vermutlich wird der Alte sie erst in die Irre und dann in eine Sackgasse führen und dann... 'Werde ich es bitter bereuen, nicht meiner inneren Stimme gefolgt zu sein.'
Dennoch, falls der Mann wirklich die Wahrheit sagen und eine Passage suchen sollte, würde es ihrem Vater wohl kaum gefallen, von ihr zu hören, dass sie gerade einen möglichen Fahrgast verjagt hat.
So ergreift sie die dargebotene Hand, drückt sie kurz, aber kräftig und stellt sich danach ebenfalls vor: "Mein Name ist Tjeska Efferdstreu. Mein Vater ist Kapitän der 'Nordstern', die morgen oder spätestens übermorgen zum Festland aufbrechen wird. Wenn mein Begleiter damit einverstanden ist, könnt Ihr gerne mit uns kommen."
OHH
Zwar schaut Yashkir etwas misstrauisch zu der vorgeschlagenen gasse, doch all das andere Gerede bringt ihn schnell davon ab, auf argwöhnische Gedanken zu kommen. Vor allem der Umstand, dass die Quasselstrippe mitkommen möchte. Auch dieser unbeschreibliche Zufall desselben Zieles wird von Yashkirs Hoffnung in den Hintergrund gedrängt, jener Alte möge gut zu Fuß sein. Wie sollen die Gelenke sonst je warm werden!
Schade auch, dass dadurch zugleich die Wahrscheinlichkeit erheblich gesenkt wird, die junge Frau näher kennenzulernen. Ihre Herkunftsauskunft wird schweigend und ob der drängenden Nässe unkommentiert in die entsprechende geistige Ablage geschoben.
"Magnibilität Yashkir al-Yeshinna el Yiyimris", beendet der Verschleierte kurz angebunden und eher zu Tjeska denn zu Bardo gewandt die Vorstellungszeremonie. Nun auch noch jemandem die Hände zu schütteln, fällt ihm angesichts dieses unpersönlichen Zusammentreffens nicht ein.
Statt dessen wendet er sich schwungvoll um. "Auf denn! Wir werden alle nicht trockener!" fordert er auf und schreitet so stracks voran, wie es seine verkrampften Glieder erlauben.
JK
"Ihr habt Recht." Mit der Zustimmung folgt Tjeska dem Fahrgast und schließt mit eiligen Schritten rasch auf. Auf einmal kann sie es kaum erwarten, zum Schiff zu kommen. "Auch wenn ich das Gefühl habe, dass man wohl noch kaum nasser werden kann."
Tatsächlich scheint es in ihren Stiefeln bereits bei jedem Schritt zu gluckern - schwer zu sagen, ob der Regen oder die allesbedeckenden Pfützen und Ströme, die sich daraus gebildet haben, schlimmer sind - und sie kann sich nicht erinnern, jemals, auch beim Baden im Meer, so durchnässt gewesen zu sein.
OHH
"Darum geht es mir nicht einmal", erklärt Yashkir offen. "Ich möchte wieder warm werden." Beim Sprechen dreht er den Oberkörper etwas zurück - allerdings weniger, um sich der Matrosin zuzuwenden, als sich der Geschwindigkeit des Alten zu vergewissern.
Leicht gleitet er auf einem besonders großen Pflasterstein aus, woraufhin er sich wieder mehr auf seinen Weg konzentriert. Immerhin hat der kleine Schreck schon ein wenig bei der Aufwärmung geholfen.
JK
Als Seine Magnibilität auszugleiten droht, greift Tjeska reflexartig nach Yashkir, um einen Sturz zu verhindern, zieht aber den Arm schnell zurück, als sie bemerkt, das er auch ohne ihre Hilfe zurechtkommen wird.
"Wenn Ihr Aufwärmung sucht, wäret Ihr vielleicht mit einem Gasthaus besser beraten. Auf dem Schiff gibt es weder offenes Feuer, noch einen Ort, an dem man schnell trocken wird und, wenn Ihr Pech habt und der Smutje nach dem Abendessen zum Landgang aufgebrochen ist, noch nicht einmal eine Suppe oder ein heißes Getränk."
Als sie ans Ende des Gasse kommen, hat Tjeska langsam das Gefühl, dass es zum Hafen nicht mehr weit sein kann. Zwar erkennt sie unter diesen Bedingungen kaum etwas wieder, doch die allgemeine Beschaffenheit der Häuser spricht dafür, dass sie sich bereits im Hafen oder in Hafennähe befinden müssen.
"Wohin wollt Ihr eigentlich genau?" erkundigt sie sich bei dem Alten, während sie anhält und darauf wartet, dass er ihnen den weiteren Weg weist. "Nach Neetha oder Drol? Oder weiter entfernt?"
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Angesichts Tjeskas Bewegung überlegt Yahkir, ob er sich vielleicht hätte fallenlassen sollen. Gewiss hätte es ihm gefallen, eine so eher weiblich anmutende Rolle zu übernehmen, doch andererseits hätte ihm ein derart unehrliches Schauspiel auch wieder nicht gelegen. Verzwickt! Und ohnehin eine vertane Chance.
"Aber ein handtuch und ein Koffer voll mit Kleidung zum Wechseln", brummt er etwas unwillig. Er ist weder mit dem Wetter noch mit sich selbst zufrieden, aber um so weniger steht ihm der Sinn nach Diskussionen. Man wird ja nicht außen trockener, bloß weil man sich innen nass macht! Im Grunde besucht er Gasthäuser überhaupt nicht gern, wenn es nicht sein muss.
Den Alten hat er über alledem beinahe erfolgreich aus seinen Gedanken verbannt, als das Kapitänstöchterlein die Erinnerung wieder wachruft. Er bleibt stehen - wenn auch ungern. Etwas mürrisch umherschauend, versucht er sich eine Meinung über den Weg zu bilden, bevor Bardo eine vorlegt.
MI
Als sich die beiden in die gezeigte Richtung in Bewegung setzen, folgt er den beiden sofort - allerdings in eher gemütlichem Tempo, denn eilig hat er es ja nicht. Der Stolperer Yashkirs bringt ihn doch etwas zum schmunzeln.
Auf die Frage Tjeskas reagiert er erstmal nur mit einem Schulterzucken. "Ich weiß es selber noch nicht so genau. Erstmal wollte ich nach Drol. Ob und wie es dann weiter geht, muss ich dann sehen." Bei diesen Worten deutet er kurz nach Rechts und murmelt "Da lang" und setzt sich auch gleich in die gedeutete Richtung in Bewegung.
Die Straße ist hier schon deutlich breiter als die Gasse, die sie eben entlang gegangen sind. Offenbar handelt es sich um eine 'Hauptverkehrsstraße', denn auf dem Boden sind deutlich die Spuren von Fuhrwerken zu erkennen. In vieleicht 100 Schritt Entfernung biegt die Straße nach links ab, was man aber durch Regen und zunehmende Dämmerung nur undeutlich erkennen kann.
JK
"Verstehe", murmelt Tjeska, wobei kaum erkennbar ist, ob sie auf die kurzfristigen Pläne Yashkirs oder auf die weiter in der Ferne liegenden Bardos antwortet. Danach trottet sie stumm weiter, ihren eigenen Gedanken nachhängend.
Leise seufzt die junge Frau in den Regen, den Blick hat fest auf die endlos wirkende Straße gerichtet.
OHH
Der Vermummte beobachtet missmutig das Geschleiche des Alten. Auch der Weg kommt ihm mangelhaft geradlinig vor. Es mag an dieser barbarisch hingehauenen Straßenführung liegen.
Tjeskas trauriger Laut lässt ihn all dies allerdings kurzfristig vergessen. Mit erhobenen Brauen blickt er sie beim Weitergehen an und vergisst für diesen Moment, seinen Stab bei jedem Schritt auf dem Boden abzusetzen.
MI
Auch Bardo schweigt jetzt - beschäftigt ihn doch ein ganz anderes Problem: Was tun mit dem gerade erst begonnnenen Abend. Sich etwas unentschlossen am Bart kratzend wendet er sich Tjeska zu: "Und, habt ihr schon irgendwelche Pläne für den Abend?"
JK
Einen Moment lang zieht Tjeska die Augenbrauen finster zusammen. Wenn sie es nicht besser wüßte, könnte sie in den Verdacht verfallen, der Fremde verwechsle sie mit einer Schankmagd, die man mit einem verschmitzten Zwinkern fragen kann, was sie denn heute noch so vorhabe. Aber einerseits hat sie nun wirklich die Statur einer Schankmaid und andererseits wirkt der andere zu alt, als dass er noch Lust auf eine kräftige Abfuhr haben könnte - oder etwa nicht? Wie auch immer - zum Besten aller Beteiligten nimmt die Kapitänstochter an, dass er die Frage genauso neutral gemeint hat, wie er sie stellte.
"Nein, keine konkreten. Ich hatte heute vor, ein Badehaus aufzusuchen, bin aber noch nicht dazu gekommen, da ich den Tag über mit meinen Pflichten beschäftigt war. Und jetzt weiß ich nicht, ob ich nicht von Wasser bereits genug habe."
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Yashkirs Gedanken sind denen Tjeskas nicht unähnlich. Doch meint er, dass ihn dies nichts angeht, so lange das Fräulein nicht in seiner Gegenwart zu etwas genötigt wird. Bestimmt hätte sie seinen fragenden Blick auch ohne Anwesenheit des Greises nicht bemerkt.
Schweigend stapft er weiter die regennasse Straße entlang. Hoffentlich ist man bald am Hafen!
MI
So langsam beschleicht Bardo immer mehr das Gefühl, hier von einem Fettnäpfchen in nächste zu spazieren. Um die Lage nicht noch schlimmer zu machen antwortet er deshalb nur mit einem knappen "Verstehe!" und konzentriert sich dann mehr auf den Weg vor sich. Auch seine Schritte werden etwas schneller.
Inzwischen hat die kleine Gruppe die Kurve in der Staße erreicht. Dahinter führt die Straße wieder geradeaus und in einiger Entfernung kann man schon das Meer erkennen. Bardo deutet kurz in die Richtung. "Da hinten ist der Hafen!"
OHH
"Vorzüglich!" ruft Yashkir aus und beschleunigt sogleich noch einmal, da er ja nun keinen Führer mehr nötig zu haben vermeint. Auch ist ihm schon gleich sehr viel Wärmer.
Nach ein paar Schritten erinnert er sich allerdings der in seinen Augen doch recht knuddeligen Kapitänstochter und wendet sich im Gehen neuerlich zu ihr um. So unhöflich möchte er dann doch nicht sein, und es gibt an ihm wohl kaum noch trockene Flecken, um derer Erhaltung Willen man zu rennen hätte.
JK
Auch Tjeskas Schritte werden größer und schneller, glaubte sie doch ebenfalls, den Weg nun zu kennen. Auch erweckt hier niemand den Eindruck, als wolle er unnötig lange im Regen verweilen.
Als sich der Verschleierte erneut zu ihr umdreht, hat sie das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen und sei es nur, um den Weg durch die Unterhaltung ein wenig kürzer erscheinen zu lassen. "Darf ich fragen, welche Akademie Ihr besucht habt, Magnibilität?"
'Nicht, dass die Wahrscheinlichkeit besonders groß wäre, dass ich sie kenne.' Dennoch erhofft sie sich, durch die Antwort dieser Frage ein wenig mehr über den Fahrgast zu erfahren.
OHH
So erfreut ist Yashkir über diese Frage und das ehrliche Interesse, dass er mehr instinktiv dahinter vermutet, dass ihn gar nicht überrascht, sie von einer Matrosin zu hören. Und wer könnte denn von einem Fremden schon sagen, was jenem in seinem bisherigen Leben schon alles begegnet ist! Nässe und Kälte sind jedenfalls fast wie weggeblasen, daher kommt er in einen fast schlendernden Gang.
"Oh, sowohl in der Universität zu Al'Anfa wie der Dunklen Halle der Geister in Brabak." Doch trotzdem er bei seinen Lieblingsthemen - und er selbst ist zweifellos eines davon - durchaus schon mal zur Geschwätzigkeit neigt, unterbricht er sich schon an dieser Stelle selbst. Nachdenklich führt er die freie Hand zum Kinn und erwägt die junge Frau musternd, wie viel er jener zumuten darf.
JK
"Ihr bedient Euch also schwarzer Magie." Die dunkle Stimme der jungen Frau bleibt weiterhin ruhig, doch jede Freundlichkeit und Wärme scheint aus ihr gewichen. Auch Tjeskas Haltung wirkt nun deutlich distanzierter und steifer, ihre Bewegungen energischer, als sei sie nicht auf dem Heimweg, sondern eskortiere einen gefährlichen Gefangenen, der jederzeit fliehen oder angreifen kann.
OHH
Die umgeschwungene Stimmung wird ob des Tones sehr wohl verspürt. Schon bekommt Yashkir das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. "Ich habe nie recht den Zweck dieser Farbenmystik verstanden - außer vielleicht aus der Sicht gewisser Kirchen heraus. Aber ich kann Euch versichern, dass ich meine Künste lediglich zum eigenen Schutz oder für den Hausgebrauch anwende."
Dass er Tjeska möglicherweise mit ganz anderen Argumenten überzeugen könnte, geht ihm nur andeutungsweise durch den Sinn. Bei aller Ehrlichkeit muss man ja nicht gleich am Anfang auf jeden unbedeutenden kleinen Makel hinweisen.
Unwillkürlich schaut er kurz zurück. Obgleich er sich gerade konzentriert unterhält und sich eigentlich zudem vorgenommen hat, nicht an dem Alten interessiert zu sein, möchte er diesen doch nicht gern einfach so im Regen stehen lassen.
JK
"Hausgebrauch? Ihr beschwört Geister und Dämonen zum Hausgebrauch?" Es kostet Tjeska einiges an Selbstüberwindung, die Worte lediglich zu knurren und nicht zornig zu schreien. Langsam hat sie das Gefühl, das der Verschleierte dumme Scherze mit ihr treibt. "Mag sein, dass ich Al'Anfa weniger gut kenne als Ihr, aber ich glaube kaum, dass die Absolventen dieser Akademie die Worte 'Hausgebrauch' oder 'Eigenbedarf' überhaupt kennen, geschweige denn laut aussprechen würden."
OHH
Schon hat Yashkir den Alten wieder vergessen, allerdings wird er ob der sichtlich ungehaltenen Tjeska auch deutlich langsamer. Zwar drängen ihn die Worte fast zu einem Lachen, doch andererseits ist er auch ein wenig erschrocken und fast bekümmert, so missverstanden worden zu sein. Aber diesmal hat er wohl selbst schuld.
"Aberaber", lächelt er beschwichtigend, "von Geistern war doch gar keine Rede! An beiden Akademien gibt es interessantere Dinge zu lernen, als Verstorbenen ihren Schlaf zu rauben. Außerdem fragtet Ihr danach, wo ich studiert, nicht, wo ich absolviert habe!
JK
"Spielt das eine Rolle?" Je langsamer Tjeskas Schritte werden, desto schneller werden die Worte, die hitzig aus dem Mund der Kapitänstochter hervorschießen. Den Alten scheint auch sie längst vergessen zu haben.
"Selbst wenn Ihr selbst Boron nicht gefrevelt haben solltet, hattet Ihr offensichtlich kein Problem damit, unter und mit denen zu leben und zu lernen, die solches tun!"
OHH
Schlagartig bleibt Yashkir stehen. Vor Zorn wird ihm so warm, dass er sich sofort Mantel und Langweste abstreifen würde, konzentrierte er sich nicht gerade so sehr auf sein Gegenüber. Es ist für ihn immer wieder erschreckend, hinter eigentlich sympathischen Fassaden so unglaubliche Dinge vorzufinden, wie er sie in seiner Naivität nicht einmal hinter hässlichen Fratzen erwarten würde.
"Oh, es spielt eine große Rolle, Unwissende", grollt er und muss sich arg bremsen, um nicht zu brüllen. "Solch vorschnelle Urteile haben schon Menschen zugrundegerichtet! Lernt erst einmal über die Dinge, bevor Ihr sie beurteilt!" Dabei zittert seine Hand mit dem Stab in heller Erregung.
JK
Vor Wut bebend fährt Tjeska so zu dem Verschleierten herum, dass ihr Mantel einen Bogen betreibt und kurz den Blick auf ein nasses, ehemals weißes Kleid freigibt.
"Lieber bin ich unwissend, als dass ich nicht zu dem stehe, was ich bin und mit dem ich Umgang habe. Ich bin gerade dazu bereit, für meine Handlungen Rechenschaft abzulegen und meine Fehler zu büßen und wenn das Urteil über mich falsch ist, gebe ich lieber Aufkläung als den anderen Schuld!"
OHH
Da muss Yashkir doch erst einmal nach Luft schnappen! Der angedeutete Vorwurf im ersten Satz ist so spekulativ und indizienlos, dass es vermutlich zum besseren gereicht, als er im nachfolgenden untergeht. Die sehr individuellen Inhalte vermag er mangels Hintergrundwissens nicht zu erkennen. Dennoch weicht sein Zorn einer gewissen Hilflosigkeit, wie man solchem starrsinnigen und sich selbst widersprechenden Unverstand begegnen soll.
Einerseits möchte er am liebsten einfach gehen, andererseits hegt er die Hoffnung, hier doch noch irgend etwas klären oder bewirken zu können. Seine Gedanken wirbeln fieberhaft herum. Nach einem Schlucken meint er schwer atmend: "Ihr habt ja nicht einmal gefragt, sondern gleich mit Vorwürfen begonnen, ohne mich zu kennen! Wart Ihr überhaupt schon einmal in einer Akademie?"
JK
Mit deutlich gerunzelter Stirn verschränkt Tjeska beide Arme vor dem Körper. Aus einem offenen Konflikt wegzugehen, käme ihr nie in den Sinn, doch durch diese Haltung wirkt die junge Frau weniger angriffslustig, wenn auch distanzierter.
"Nennt es, wie Ihr wollt, aber ich habe meinen Abschluss auf der Kapitänsschule zu Belhanka gemacht, die vom Haus der Schiffergesellschaft unterhalten wird, wie auch mein Vater vor mir. Aber wenn in dieser Schule beigebracht worden wäre, wie man das Fühlen und Denken Unschuldiger beeinflusst oder wenn dort Menschen studiert und gelehrt hätten, die Geister und Dämonen beschwören, wäre ich lieber dumm gestorben, als auch nur einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen. Ihr dagegen berichtet stolz darüber, dort gewesen zu sein. Was gibt es denn da sonst noch zu wissen?"
OHH
Zweimal setzt Yashkir zum Reden an, doch die Erkenntnis der Vergeblichkeit seiner potentiellen Bemühungen hält ihn beide Male zurück. Diese junge Frau ist zu sehr in ihrem - sicherlich weit verbreiteten - Weltbild gefangen, als dass sie auch nur kleinsten Einblick in ein anderes bekommen wollte.
Nach einem Seufzen wendet er sich zum Gehen. "Ein schlichtes Nein hätte genügt." Die Kälte der Resignation umschleicht bereits seine Schultern.
JK
Ohne dem Verscheierten weitere Beachtung zu schenken, wendet sich Tjeska an den Alten: "Kommt, wir gehen weiter. Es ist nicht mehr weit." Auch wenn der neue Fahrgast nichts mit dem Streit zu tun hat, schafft sie es nicht, ihm gegenüber ein freundliches Lächeln zu zeigen.
OHH
Vom weiteren Gespräch zwischen seinen bisherigen Begleitern bekommt Yashkir ob des Regenrauschens und der zunehmenden Entfernung nichts mehr mit. Es gibt nun keinen Anlass mehr, auf sie zu warten; die junge Frau wird in absehbarer Zeit keinen Geistesblitz der Einsicht mehr erfahren.
Hätte er sie bloß nicht nach dem Weg gefragt! Möglicherweise würde er nun im klatschnassen Rethis herumirren, doch schlechter fühlen könnte er sich kaum. Da ist es fast ein Glück, hinter sich jemanden zu haben, zu dem er Abstand gewinnen möchte, sonst würde ihn seine Niedergeschlagenheit wohl noch sehr viel langsamer die Straße zum Hafen hinunterschlurfen lassen. Liebe Gesichter der Vergangenheit schwört er in Gedanken herauf, um bei ihnen um Trost zu ersuchen.
So gelangt das lange und vor allem nasse Elend endlich zum gesuchten Hafen. Angesichts der willkommenen Problemstellung, nun das Schiff aufzuspüren, werden Ärger und Weltschmerz in den Hintergrund gedrängt, wenn auch nicht vollends beseitigt.
Yashkir reckt sich zur vollen Größe empor und hält Ausschau. Bei all den Handels- und Kriegsschiffen, all den Fischerbooten und sonstigen Wassergefährten, zudem dem diffusen Licht und der ausgesprochen überhöhten Luftfeuchtigkeit fühlt sich der Betrachter - zumindest dieser - doch ein wenig überfordert. Aber immerhin scheint klar, dass er sich nach links wenden muss. Dort hinten kann er auch schon ein vertrautes Gebäude erkennen, in dessen Nähe die NORDSTERN liegen muss.
Schon bald entdeckt Yashkir in der Tat das gesuchte Wasserfahrzeug und hält zügig darauf zu. Mit den Gedanken hinkt er allerdings deutlich zurück, da ihm noch einmal Tjeska dort hindurchspukt, ebenso wie einige andere Frauen, die ihm entweder sehr am Herzen lagen oder einen Anlass zum Ärgern gaben.
Die erste Bewegung, welche er noch aus der Entfernung am Schiff wahrnimmt, geht von der auf die Hafenmauer führenden Planke aus. Das müsste der verwirrte junge Krieger von Teremon sein, der vor lauter innerer Hektik sich vorzustellen vergaß.
Da jener es offenbar weniger eilig hat als Yashkir, erreichen beide etwa gleichzeitig das untere Ende der Planke. Höflich nickt Yashkir dem Jüngeren zu.
Eine gewisse Gleichmut hat ihn ergriffen. Nasser kann man ohnehin nicht werden. Statt dessen erwägt er, was er mit dem angebrochenen Abend noch anfangen könnte, wenn er sich nur erst wieder restauriert hat.
Der junge Kerl allerdings scheint noch tiefer in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein, als beim letzten Mal - und auch tiefer, als Yashkir selbst. So tief, dass jenem dies sogar bewussst wird und er den Krieger aufmerksam mustert, bevor er die Planke hinaufschlurft.
Hierbei wird wieder der Stab im Takte des Schrittes aufgesetzt, als wäre Yashkir annähernd so alt, wie er sich gerade fühlt - oder als wögen seine Gewänder durch den Regen nicht lediglich ein oder zwei Stein mehr.
Als er schlussendlich das Oberdeck erreicht, bleibt er schon nach wenigen Schritten stehen, welche weniger einem Ziel als dem recht intuitiven Nichtimwegstehenwollen dienen. Sein Umherblicken ergibt die wenig überraschende Feststellung: Hier ist auch nicht viel los. Aber möglicherweise hat Yashkir ja unter Deck mehr Glück.
Nach einer unpassend wirkenden Verschnaufpause bewegt er sich auf die Treppe zu, welche ihn der Gemeinschaftskabine näherbringen wird.
Dem nickenden Kapitän wird auf gleiche Weise zurückgegrüßt. Höflichkeit gehört in einem gewissen Umfang zum unwillkürlichen Standardverhalten des Stabträgers.
In wolkenverhangene Gedanken versunken, welche dem Wetter alle Ehre machen, sinkt Yashkir anschließend die Stiegen hinunter bis vor die Türe der Gemeinschaftskabine. Zugleich herrscht eine deutliche Windstille in seinem Kopf - im Grunde kein schlechter Umstand, aber es verleitet doch etwas zur Trägheit.
Umsichtig schüttelt er erst einmal die gröbsten Tropfen von sich.
Dann, als er vermeint, ohne ein Trockentuch nicht weiterzukommen, öffnet er die Türe neben sich und tritt in die Gemeinschaftskabine. Dabei ist er weder übermäßig laut noch schwungvoll, denn er weiß um die Enge, welche nicht zuletzt durch die Wurzel des Großmastes fast direkt dahinter besteht. Dennoch entfährt ihm ein leises "Hupsi", als er feststellt, dass wohl hier und da jemand in den Kojen zu liegen scheint.
Besonders hell ist es nicht, aber Yashkir ist darin geübt, sich im Halbdunkel zu bewegen. In seiner Rücksicht wohlbedacht um Lautlosigkeit, nähert er sich seiner Schlafgelegenheit.
Und wie es aussieht, bemerkt keiner der mutmaßlichen Schläfer seine Ankunft. Möglicherweise hält Yashkir ja auch nur zufällig zusammengeknüllte Decken für Personen. Aber er möchte dies nicht auf die Probe stellen.
Lediglich ein leises Knacken seiner Knie ist zu vernehmen, als er in die Hocke geht, um den kleinen Koffer in die Koje emporzuheben. Dann löst er die Kordel mit den manchen Laien verunsichernden arcanen Symbolen und öffnet das Behältnis.
Drinnen offenbaren sich fein säuberlich zusammengelegte Stoffe, welche überwiegend seidenweich oder samtig schimmern - dies widerum vorwiegend in schwarz, seltener rot und violett oder noch anderen Farben. Auf diese Weise sind einige Teile nicht leicht zu unterscheiden. Selbst Yashkir, der sich in seinem Koffer und damit der darin befindlichen Garderobe auskennt, mus hier und dort kurz überlegen, womit er es zu tun hat. Denn sie alle auseinanderfalten möchte er natürlich nicht.
Worauf hat er denn Lust? Besonders warm muss es ja nicht sein. Ob er nachher noch einmal an Deck geht?
Yashkir ist kein Freund schneller Entscheidungen. Um so weniger, wenn es um Kleidung geht. Wie leicht kann man schwitzen oder frieren oder unangenehm auffallen! Daher beschließt er, sich weitere Gedanken während des Entkleidens zu machen.
Zuerst fällt der Turban.
Da er nun aber krampfhaft über eine Aufhängmöglichkeit nachsinnt, steht der Hagere Mann schließlich nur noch im Lendenwickel vor seinem Koffer, ohne so recht erwogen zu haben, was er denn nun anziehen will. Das aber geht nun erst einmal vor, da ihm nicht gerade warm ist. Grüblerisch, als hinge davon Großes ab, starrt er in das Reisebehältnis, streicht hier und da über den Stoff, zieht etwas heraus, schiebt es wieder hinein.
Nein, Yashkir ist wirklich kein Freund hastiger Entscheidungen - um so weniger wenn es um seine Kleidung geht!
Endlich entscheidet er sich wenigstens schon einmal für ein ärmelloses Hemd und schlüpft hinein; zögerlich folgen weitere Dinge. Bald steht er in einem luftigen langen Rock mit leicht gewelltem Saum, einem langärmeligen Bauschhemd und einer blauen Samtweste in der Kabine. Unschlüssig schaut er hinunter, ob ihm dies untenherum wohl genügt. Hier unten ist es ja recht warm, fast schwül. So wäre frische Luft wohl auch das einzige Argument, sich noch einmal an Deck zu begeben.
Wie auch immer, sein erster Gang wird in jedem Falle der Aufhängung der nassen Gewänder dienen müssen. Unmittelbar hier jedenfalls ist kein Platz dafür. Zum Glück handelt es sich ausschließlich um feines Gewebe, das gar nicht über das Volumen verfügt, sich sehr vollzusaugen. So wird das Hemd nicht nennenswert feucht, als Yashkir alles über die linke Ellenbeuge legt.
Den Stab lässt er zwischen Bett und Wand angelehnt stehen, da er bei der Suche sicher nur hinderlich wäre. Die wenigen ihm bereits bekannten Räumlichkeiten des Schiffes im Geiste durchgehend, tritt er hinaus auf den Korridor.
Ein wenig erschreckt er sich über den Adeptus Alfaran, welcher dort auf den unteren Treppenstufen lauert. "Huch!"
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Als hätte er erwartet, dass jemand aus der Tür kommen würde, dreht sich Xerber langsam um. Trotz allem ist auch er überrascht, was allerdings an der Person liegt, die aufgetaucht ist. "Oh, Herr Collega. Sie sind noch an Bord? Ich habe Sie nicht erwartet."
Dass die Worte sich auch auf das plötzliche Auftauchen einer Person beziehen können, ist Xerber bewusst und auch seine Absicht. Mit einem schnellen und forschenden Blick mustert er die Kleidung seines Gegenübers. Genau wie seine eigene scheint diese nicht feucht zu sein. Entweder hat sich Yashkir also genau wie er im trockenen aufgehalten oder sich nach seinem letzten Bad im Freien schon umgezogen.
OHH
Wie üblich sind es gleich mehrere Dinge, die Yashkir hier durcheinanderbringen. Zum Beispiel der kleine Irrtum, der von ihm zwar eigentlich gewollt wie provoziert ist, aber ihm doch auch jedes Mal aufs Neue ein wenig unbeghaglich bleibt. Es gibt genug Möglichkeiten, darüber hinwegzugehen, ohne sich Vorwürfen angreifbar zu machen.
"Oh, ja, ich Euch ebensowenig, Gelehrter Herr... Ich war gerade so in Gedanken." Die feuchten Stoffe in der Ellenbeuge werden leicht angehoben, um den Grund für diese Geistesabwesenheit zu erklären. "Mir fehlen noch immer ein paar luftige und zugleich wasserfeste Gewänder für die Regenzeit..."
AT
"Gedanken.... das ist wohl noch das beste, was man bei diesem Wetter machen kann." 'Auch wenn ich dafür selbstverständlich die Kabine vorziehe und nicht den Flur dieses Schiffes.'
"Ich habe gerade überlegt, mich in die Messe zu setzen, sollte diese nicht gerade von ein paar Thorwalern besetzt sein, was man wohl hören könnte. Habt ihr vor, euch wieder in den Regen zu begeben oder wollt ihr mir vielleicht Gesellschaft leisten?" Einladend deutet Xerber in Richtung des verhältnissmäßig großen Raumes.
Dass seine Worte in einem gewissen Gegensatz zu seinem Aufenthaltsort stehen, scheint er nicht zu bemerken.
OHH
Auch Yashkir bemerkt den örtlichen Widerspruch nicht, da er über etwas anderes viel mehr stolpert.
"Nach draußen!? Dort mag die Luft besser sein, doch dafür habe ich mich nicht umgezogen!" Nochmals und etwas heftiger wedelt er mit dem linken Arm und den feuchten Kleidungsstücken. "Ich suche eigentlich etwas zum Aufhängen oder Ausbreiten, aber das ist ja vielleicht auch in der Messe möglich. "Wo wäre das?" Bislang hat er sich an Bord noch nicht viel umgesehen.
AT
Ein weiteres Mal ist Xerber überrascht, was sich diesmal aber nur zwei, drei Lidschläge lang auf seinem Gesicht abzeichnet. Doch bezieht sich seine Verblüffung nicht auf die mangelnde Kenntnis des Schiffes, das man wirklich nicht genau zu kennen braucht, sondern mehr auf die Antwort seiner rein rethorischen Frage. 'Habe ich ihn vielleicht überschätzt? Auch wenn er in Al'Anfa ausgebildet sein mag, sollte er doch in einem Gespräch den Unterschied zwischen einer ernsthaften Frage und eines Einschubes erkennen können. Aber wer weiß, auf welchen Teil der Ausbildung dort Wert gelegt wurde.'
Mit seinem rechten Arm zeigt der Adept kurz an Yashkir vorbei. "Der große Raum direkt hinter Euch, die Tür ist gleich um die Ecke. Solltet Ihr dort keine Möglichkeit finden, Eure Kleidung abzulegen, gebt sie doch einfach einem Matrosen, der wird sich schon darum kümmern. Schließlich haben wir für diese Leistungen bezahlt." '...oder auch nicht.'
"Leider ist auch jetzt mit ein Feuer, was den Körper trocknen würde, nicht zu rechnen", fügt er noch mit einem schnellen Blick auf Yashkir hinzu. Da er nicht vorhat, sich an ihm vorbei zu drängen, wartet er nun auf eine Reaktion seines Gegenübers.
OHH
"Dafür haben wir bezahlt?" wiederholt Yashkir ungläubig. Dieses Schiff kommt ihm nicht wie ein Passagiersegler für gehobene Reiche und Adlige vor. Erst recht macht die Gemeinschaftkabine nicht den Eindruck, dass darin irgendwelche Sonderleistungen über etwas Verpflegung hinaus enthalten wären. Davon wurde auch nichts gesagt.
"Ähm, Feuer... Ich möchte sowieso keinen Rauch in der Kleidung haben. Und erst recht keine Brandlöcher. Ein paar Stuhllehnen oder derartiges werden genügen."
Damit wendet er sich um, auf die empfohlene Türe hin voranzuschreiten. Nebenbei fragt er sich, ob er sich so schlecht abgetrocknet hat.
AT
Gerade als Xerber sich anschickt ihm zu folgen, bleibt er verblüfft stehen. 'DAS soll ein Al'Anfaner Magier der Bruderschaft der Wissenden sein!? Wie passt dieses Verhalten zu demjenigen, mit dem ich schon über Sklaverei geschertzt habe? Dass ich nicht von einer höflichen Bitte sprach, sollte doch gerade im Süden und besonders in der verdorbenen Stadt selbstverständlich sein.'
"Ich..." Gerade als Xerber das Missverständniss aufklären will, um mehr über seinen Collega herauszufinden, hört er den Ruf. 'Mann über Bord? Im Hafen!? Wer hat denn dieses Mal seine Geschicklichkeit bewiesen? Hoffendlich ist es keiner dieser unfähigen Matrosen, der gerade ertrinkt, sonst besteht der Kapitän noch darauf, so lange zu warten, bis er Ersatz gefunden hat. Sollte man diesem Ruf folgen? Ein interessantes Schauspiel wäre es schon.'
Wärend er noch ein wenig zögerlich wartet, schließlich hat auch Yashkir noch nicht reagiert, stürmt ein wildgewordenes Hornvieh auf zwei Beinen die Treppe hinauf. Unsanft zur Seite gedrückt, stößt der Adept gegen die Wand, wobei er einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken kann. "Auuu! He, was soll das?!"
OHH
Die Hand bereits am Türgriff, nimmt Yashkir den fernen Ruf nur ganz am Rande wahr - er könnte so ziemlich alles beinhalten und auch von der Hafenmauer oder einem Nachbarschiff kommen.
Um so mehr überrascht es ihn, wie urplötzlich irgendsoein Nordlandbarbar aus der nächsten Kabine stürzt. Unwillkürlich dreht er sich der Bewegung folgend ein wenig um, bekommt aber kaum mehr die die Treppe hinauf enteilenden Füße des Ungetümst zu sehen.
"Verrückte, wohin man blickt!" Die Drehung setzt sich zu dem Magus fort, der aber nicht verletzt scheint. "Hoffentlich ist die Messe leer!"
Damit öffnet er die Türe, von welcher er seinen Hand die ganze Zeit nicht fortgenommen hat.
AT
Als kurz danach der Schrei zu hören ist, fügt Xerber mit einem knappen Nicken hinzu: "Wir sollten uns wohl beeilen, hinein zu kommen, wer weiß, was jetzt noch alles hier durchlaufen will."
Ohne den anderen bedrängen zu wollen, rückt der Adept ein Stück auf in Richtung der Tür, um seine Worte zu unterstreichen.
OHH
Jenen zweiten Ruf vernimmt auch Yashkir zumindest in seinem groben Inhalt klarer. Offenbar ist tatsächlich hier an Bord irgend etwas im Gange. Allerdings fallen ihm viele Möglichkeiten dafür ein, doch keine davon erfordert seine Teilnahme. Selbst, wenn man sich zu überraschendem Ablegen rüstete, könnte dies Yashkir schwerlich berühren, da er in Rethis nichts mehr zu erledigen hätte. Immerhin sowieso ob des Wetters keine sehr wahrscheinliche Variante.
"Da habt Ihr zweifellos recht", erwidert er daher und tritt in die Messe hinein.
Während draußen das Getrampel bereits im steten Regen langsam unterzugehen beliebt, tritt Yashkir recht geräuscharm in die Messe. Angenehmerweise ist hier niemand, und es gibt mit den Sitzbängen hinreichend Möglichkeiten, feuchte gewänder auszubreiten, ohne dass man sich deswegen nicht mehr gleichzeitig dazusetzen könnte.
Und genau damit - dem Ausbreiten - beginnt Yashkir denn sogleich; der Magus kann sich ja schon setzen, wenn er mag. Ein wenig schüttelt er jedes Stück mit einem kleinen Ruck aus, um die größeren Tropfen zu entfernen. dabei gibt er acht, nirgendwo gegenzustoßen und den Adepten nicht zu bespritzen. Nicht ganz einfach bei der Enge.
AT
Kurz entschlossen folgt Xerber Yashkir und damit seinem eigenen Ratschlag in die Messe. "Ich denke, Ihr könnt Eure Sachen hier irgendwo hinlegen. Besonders schnell wird das Trocknen wahrscheinlich auch hier nicht gehen, aber es gibt wohl keinen besseren Platz auf dem Schiff."
Mit ein paar kurzen Schritten geht er zu der gegenüberliegenden Bank, um sich dort hinzusetzen. Damit sollte Yashkir genug Platz haben, um sich auszubreiten und sich nicht bedrängt zu fühlen. Dass man Kollegen gegenüber einen gewissen Abstand wahrt, ist selbstverständlich und wird auch von Xerber erwartet.
Mit einem kurzen Blick in Richtung der Bullaugen fügt er noch hinzu: "Sehr schade das Ganze. Da kommt man in einer Stadt an, die man noch nicht gesehen hat, muss wegen des Regens aber immer noch auf diesem Boot bleiben. Gab es für Euch einen speziellen Grund, Euch der Nässe auszusetzen, wenn man fragen darf?" Im Unterschied zu anderen Gesprächen ist der letzte Halbsatz diesmal kein Lückenfüller für Xerber.
OHH
Stirnrunzelnd fährt Yashkir mit seiner Tätigkeit fort. Wie überaus freundlich, dass der Adept ihm die Erlaubnis erteilt! Aber sicher meinte jener das anders und möchte wohl nur Konversation betreiben.
Dafür spricht auch die Frage im Abschluss, die Yashkir wie üblich aus dem Bauch heraus beantwortet: "Ich hatte nur keine Lust, den ganzen Tag auf dem Schiff herumzugammeln. Dass hier bereits die Regenzeit ausgebrochen ist, konnte ich ja nicht ahnen! Jedenfalls werden wir bald wieder lange genug keine Gelegenheit haben, uns festen Bodens unter den Füßen zu erfreuen. Allerdings scheint Ihr mir in dieser Stadt auch nichts Ungewöhnliches verpasst zu haben."
Damit hat er sorgfältig alle Kleidungsteile ausgebreitet und damit quasi die gesamte Bank bedeckt. Schwungvoll lässt er sich auf den Stuhl an der Bordwand plumpsen und blickt unschlüssig zu dem Bullauge links über seinem Haupte. Möchte er es nun lieber offen oder geschlossen haben?
AT
Herumzugammeln... Welch ungewöhnlicher Ausdruck für einen Studierten. Und er will wirklich Illusion in Al'Anfa studiert haben? Nicht, dass Xerber besonders viel über die Lehrfächer so tief im Süden weiß, aber von der bekanntesten Akademie südlich des Lieblichen Feldes hört man viel, jedoch nach seinen Erinnerungen nichts in dieser Richtung. Wie gerne würde er jetzt prüfen, ob jener wirklich magisch begabt ist, nicht dass er hier einem Hochstapler aufsitzt. Leider muss die entsprechende Formel laut gesprochen werden und würde eine direkte Beleidigung darstellen. Vielleicht ergibt sich eine Situation, in der er abgelenkt ist.
"Das hätte ich auch nicht erwartet. Viele Städte haben bei richtigem Wetter einen eigenen Charme, aber bei Regen sehen sie sich sehr ähnlich. Das kann natürlich auch daher kommen, dass man sich dann selten die Zeit nimmt, sie zu erkunden", fügt er mit einem Lächeln hinzu. Erstmal das Eis brechen und ein Gespräch aufbauen, danach kann man immer noch die wichtigen Fragen stellen.
"Ihr wart doch sicherlich schon in vielen Städten im Norden wie auch im Süden. Wenn auch wahrscheinlich nichts an die Perle des Südmeeres heranreicht."
OHH
Noch immer unschlüssig, wedelt Yashkir ein wenig mit der Bullaugenklappe hin und her. Ihm waren immer einzelne Menschen wesentlich wichtiger als ein beliebiges Stadtbild. Wären die Einkaufsmöglichkeiten nicht so erbärmlich, würde er wohl am liebsten irgendwo im Walde hausen.
"Tja, nun... Sicher, ich war im Süden schon überall, im Norden wetterbedingt weniger. Und Ihr habt recht: An Al'Anfa reicht im Guten wie im Bösen schwerlich etwas heran. Ein guter Beweis, dass mehr nicht immer auch besser ist. Leider kommt man nicht immer umhin, die schmutzigen Stadtteile zu meiden."
Inzwischen scheint sich Yashkir für eine offene Luke entschlossen zu haben, da er die Hand herabsinken lässt und nun etwas aufmerksamer auf sein Gegenüber schaut.
AT
'Will er nicht auf das Gespräch eingehen oder ist dies seine Art dieses weiterzuführen? Soll ich ihn etwa darauf ansprechen, dass er durch ständige Regengüße es nicht schaffen konnte, sich auch nur ein paar Städte anzusehen?'
"Ich denke, ich weiß was Ihr meint. Seid Ihr nach Eurer Zeit als Studiosi dort geblieben oder ließ Euch die Ausbildung so viel Zeit, die Stadt zu erkunden? Ich hatte nicht das Vergnügen von zu viel Freizeit während meiner Anwesenheit an der Akademie."
Kurzzeitig etwas verwirrt erwiedert Xerber den Blick des anderen, bevor er seinen Blick auf die Öffnung richtet und ein Kopfnicken andeutet.
OHH
Natürlich ahnt Yashkir nicht, wie missverständlich er sich schon wieder ausgedrückt hat. Vielmehr sinniert er einen kurzen Moment lang über die vermutlich liebfeldische Deklination von 'Studiosus', bevor die dahinterstehende Frage seinen mal wieder vorzüglich abgelenkten Geist erreicht.
In seiner unbekümmert offenen Art antwortet er etwas ausführlicher: "Nun, ich war sicher keiner von der fleißigsten Sorte und hatte in der Tat schon auf der Hesindeschule andere Interessen. Ich war immer ein Träumer und bin es sicher noch jetzt. Das Studium betrieb ich mehr auf Wunsch meiner werten Frau Mutter - später übrigens auch kurzzeitig in Brabak."
Als hätte er soeben den eigenen Faden verloren, hebt er die Rechte an die hohe Stirne, um sich dort zu kratzen. "Jedenfalls bin ich in Al'Anfa geboren."
AT
'Al'Anfa und Brabak! Sehr interessant; anmerken würde man es ihm nicht so leicht, obwohl beide Schulen als deutlich schwärzer als der Durchschnitt angesehen werden können. Wenn dies wahr sein sollte, schafft er es sehr gut, einen Schein aufzubauen, der seiner Herkunft widerspricht. Wahrscheinlich nutzt er seine Fähigkeiten zur Manipulation der Menschen, genauso wie ich.'
Freundlich versucht Xerber das Gespräch jetzt auf den Punkt zu bringen, der ihn besonders interessiert. Auch wenn sich seine Worte wenig von den letzten Unterscheiden, ist das Vorgeplänkel jetzt vorbei. Deswegen nimmt er die wahrscheinlich eh nur ablenkenden Worte über Träumer erst gar nicht wahr, entweder sind sie nur Täuschung oder Unwichtig.
"Und Ihr seid ein Künstler der Magica Phantasmagorica, wenn ich mich recht erinnere? Es war mir gar nicht bewusst, dass dies auch in diesen beiden Städten gelehrt wird. Besonders über die dunklen Hallen der Geister hört man eher Gerüchte, die dem Namen mehr entsprechen. Obwohl ich selbstverständlich weiß, wieviel Gerauntes über meine Heimatakademie schlicht falsch ist."
'Amazeroth ist aber auch nicht allein der Hüter des Wissens, sondern auch Herr über die Illusionen. Dass sich dies verbindet, ist durchaus möglich.'
OHH
Gewiss würde es Yashkir sehr amüsieren, auf welchen Irrwegen dieser Magus soeben einherwandelt, könnte er Gedanken lesen. Statt dessen muss er einen Moment lang über den Fachbegriff nachdenken. Sooo gut ist sein eigenes Bosparano schließlich nicht! Grammatik ist ja eine simple Angelegenheit für einen Menschen mit Sprachgefühl. Aber Vokabeln lernen? Das wäre ja Arbeit!
"Äh, ja... Nun, sicherlich sind beide Schulen nicht gerade darauf spezialisiert - die Phantasmagorica, meine ich..." Wie gut, wenn man ein phonetisches Kurzzeitgedächtnis sein Eigen nennen darf! "Aber sicher wird man auch bei Euch zu verschiedensten Gebieten etwas zu sagen gehabt haben. Fasar, wenn ich nicht schon wieder alles durcheinanderbringe? Allerdings gibt es dort ja zwei Akademien, soweit ich mich erinnere." Gerade noch kann er sich verkneifen, über deren Gebiete oder Namen laut zu spekulieren, da es doch zu lange her ist, seit er dort einmal weilte.
Doch mag es an der unvermutet unbequemen Frage liegen oder der doch noch obsiegenden Neugier Xerbers, was draußen denn nun vorgefallen sei - er verabschiedet sich auf einmal eilig und lässt Yashkir mit seinen trocknenden Sachen allein zurück. Wenn es ihn betrifft, wird letzterer es schon rechtzeitig erfahren.
Zwei Tage später
Übersicht Yashkir
Redaktion und Lektorat: OHH