Eine kleine Feier
Autoren: Jan Richling, Julia Köhler, Lisa Tyroller, Michael Kirchner, Oliver H. Herde, Oliver Hohlstein und andere
Abend des 3. Boron 28 nach Hal
OHH
Yashkir war hinuntergegangen, sich etwas überzuziehen, als er von draußen den Gesang hörte. Verwunderlich, aber letztendlich ist nach einigen Tagen auf See jede Abwechslung recht, selbst einem Gelegenheitsmiesmuffel wie Yashkir.
So kommt er nun die hintere Treppe heraufgestiegen, mit einer leichten schwarzen Tunika angetan, unter welcher eine blaue Pluderhose die Beine einhüllt. Das Haupthaar wallt im sanften Wind frei umher, ebenso wie die schwarze Langweste, welche fast bis zum Boden hinabreicht.
Aufmerksam schaut Yashkir umher und entdeckt den rötlich Gewandeten neuen Passagier, der offenbar beabsichtigt, etwas vorzuführen.
OHo
Farik verbeugt sich erneut. "Gleich zwei Musikanten, die meinen Tanz begleiten wollen. Das ist wirklich großzügig. Ich schlage darum vor, beginnt einfach mit der Geschwindigkeit, die Rahja auf eure Herzen legt und lasst euch dann treiben!" Er richtet seine Hände in Richtung Imyara und Delus mit der Aufforderung, zu beginnen.
LT
Das lässt Imyara sich nicht zweimal sagen. Sie neigt das Haupt, dann hebt sie die grazilen Hände und beginnt sachte, doch deutlich vernehmbar, die rechte Hand in einem raschen Rhythmus in die linke zu schlagen, erst viermal mit kurzem Abstand, dann dreimal mit noch kürzerem.
OHo
Farik verbeugt sich noch einmal, dann beginnt er langsam im Rhythmus Imyaras im Kreis herumzuschreiten. Die drei kurzen Schläge bilden dabei zunächst einen Schritt, dann geht er plötzlich dazu über, jeden Schlag mit kleinen Fußstapfen nachzuvollziehen. Die Arme gehen nach oben und bilden ein offenes Oval um Fariks Kopf. So geht er einige Schritte den Kreis weiter, den Blick auffordernd auf den Geweihten gerichtet.
MK
Delus wartet zwei Takte ab, und fällt dann ein, jedoch wesentlich langsamer, nimmt nur den ersten dritten und fünften Schlag mit, den fünften etwas anders gesetzt. Das Holz klingt tiefer als Imyaras Klatschen, was sich unerwarteterweise im Kontrast sehr gut anhört. Offenbar hat der Geweihte tatsächlich schon mal so was ähnliches in den Händen gehalten.
OHH
Vermutlich sollte Yashkir dieses Geklatsche und Geklopfe nicht mit der Vinsalter Oper oder auchnur dem Brabaler Hoforchester vergleichen. Viel mehr erinnert es ihn auch an elfische Improvisationskonzerte oder novadische Lagerfeuerklänge. Ungeachtet der Tatsache, dass er all diese Dinge erst ein oder zweimal genießen durfte, muss er doch etwas Willenskraft aufwenden, den Vergleich zu beenden und sich allein auf das Dargebotene zu konzentrieren. Für diese geringen Mittel kann man sich nicht eigentlich beschweren, durchaus nicht!
Etwas mehr Klangfülle, mehr Instrumente und eine Melodie würden nicht schaden... Aber Yashkir traut sich nicht, etwas beizusteuern.
Sein Blick fällt nun auf den Tänzer. Anmutig, gewiss. Yashkir tanzt weit lieber selbst, als anderen dabei zuzusehen. Doch auch hierfür fehlt ihm im Moment der Mut und Tatendrang, zumal er sich unsicher darüber ist, ob es den Akteuren denn überhaupt recht wäre.
OHo
Da der Rhythmus jetzt drei Hauptschlägen folgt, geht Farik zu einer anderen Technik über: Beim ersten und zweiten Schlag von Delus stampft er mit dem rechten oder dem linken Fuß auf, um dann beim dritten Schlag, bei dem auch Imyaras kurze drei Schläge ertönen, in die Luft zu springen und sich gleichzeitig in der Luft um ein Viertel zu drehen.
Nach vier vollen Takten ist er dann wieder auf die Zuhörer ausgerichtet. Das Schauspiel beginnt von neuem.
OHH
Nach einem Weilchen lehnt sich Yashkir an die Bordwand und schaut von dort aus weiter zu. Zunehmend schweift sein Blick über die Gesichter der Zuschauer. Jene zu beobachten, kann vielleicht viel aufschlussreicher sein.
MK
Delus hält weiter den Takt, für den er sich entschieden hat, und beobachtet intensiv das Geschehen. "Los, alle mitmachen!"
LT
Ein fröhliches Lachen entschlüpft Imyaras Kehle. Dass der Geweihte so enthusiastisch dabei ist, gefällt ihr. Und so beginnt auch sie, ihr Klatschen ein wenig zu variieren, indem sie den ersten Schlag gelegentlich durch zwei kurze ersetzt. Dabei nicht schneller zu werden, fällt ihr schwer, aber es wäre einfach noch zu früh dafür.
JK
Ein lautes Klatschen an seiner Seite lässt Junaro zusammenzucken. Einer der Matrosen - ein stämmiges, muskelbepacktes Exemplar - ist der Aufforderung des Geweihten gefolgt und trägt nun klatschenderweise ebenfalls zu dem Rhythmus bei. Allesdings verfehlt er dabei sowohl die Vorgabe Imyaras als auch die von Delus in den meisten Fällen und füllt die Pausen zwischen ihrem Klatschen und Klopfen auf unangenehm unrhythmische Weise.
OHo
Es ist Farik nicht anzumerken, ob ihn der falsche Rhythmus des Matrosen aus dem Takt bringt. Aber seine Bewegungen werden akzentuierter, die Hauptschläge werden jeweils noch durch ein kurzes Zur-Seite-Schleudern der Hüfte unterstrichen. Häufig ist es ja so, dass sich allzu unmusikalische Gesellen durch solche optischen Reize eher wieder in den Takt bringen lassen.
Farik geht langsam dazu über, seinen Körper in die notwendige Bewegung zu bringen, um möglichst sicher die Zuschauer in den Bann von 'Phexens Geschmeide' ziehen zu können. Nach so langer Zeit der Gefangenschaft ist es geradezu eine Wohltat den Menschen hier Freude bereiten zu dürfen.
Die Hand wandert spiralförmig von Fariks Brust an seinem Hals vorbei über seinen Kopf und dann wieder hinab. Die Beine sind dabei leicht angewinkelt. Es ist immer wieder schwierig, den genauen Winkel zu finden, um freudige Bilder zu verbreiten und nicht verwirrende.
Dann schließlich springt Farik einmal kurz in die Luft, stößt einen kurzen Ruf aus, der etwa wie "Nja!" klingt und lässt so der Magie seines Tanzes freien Lauf.
OHH
Beonora, hier!? Yashkir staunt nicht schlecht, als die Zauberwirkung des Tanzes die ferne Freundin ihm ins Gedächtnis ruft und ihm glauben macht, sie träte nun vor ihn. Ihr Lächeln hat etwas geheimnisvoll Provozierendes und Dominantes. Der Takt im Hintergrund wirkt ähnlich anfeuernd wie bei einer mohischen Beschwörungszeremonie. Die Leute umher verschwimmen zu undeutlichen Umrissen, welche die Szene zwischen Beonora und ihm beobachten. Dennoch fühlt sich Yashkir vollkommen sicher, ja fast geborgen.
Den Kopf beinahe streng erhoben, tritt sie an ihn heran und greift an die Schlange um ihren Hals... Sicherlich will sie den Störenfried beiseitelegen! Ein Tier als Anstandsdame - etwas, das Yashkir von Anfang an Unbehagen bereitet hat.
Doch nein! In Beonoras Händen wird das Reptil immer länger und blasser. Die Schuppen verschwimmen zu einer Art Zopfmuster, bis Beonora ein Seil in den Händen hält.
"Hände auf den Rücken!" raunt sie fordernd und zärtlich zugleich. Das hätte er nicht zu erwarten gewagt! Bereitwillig wendet er sich um und kreuzt die Handgelenke.
In freudiger Erwartung hebt und senkt sich Yashkirs Brustkorb stärker und unregelmäßiger, doch es geschieht nichts. Vor ihm rauscht das Meer hinter einer Bordwand, von irgendwoher ist ein aufpeitschender Rhythmus zu hören. Aber er spürt nichts an seinen Händen und nicht die vermutete Nähe Beonoras.
Verwirrt dreht Yashkir sich um und blickt auf den Tänzer und eine weitgehend entrückte Gesellschaft.
OHo
Farik dreht sich noch dreimal, dann finden seine Beine wieder festen Halt auf dem Deck. Er setzt mit einem Fuß auf, springt wieder nach oben, schlägt in der Luft ein Rad, landet auf dem anderen Fuß. Noch zweimal wiederholt sich dieser Radschlag, dann steht Farik mit beiden Beinen vor den Zuschauern. Ein kurzer Blick zeigt ihm, wie gut der Tanz diesmal gelungen ist: Alle sind von den Bildern ihres Inneren eingenommen.
Langsam sinkt Farik auf die Knie, wobei seine Hände wellenförmige Bewegungen zum Boden machen. Er beugt seinen Oberkörper vor, breitet die Arme langsam aus, die Hände immer noch in Wellenbewegungen. Noch einmal kurz hebt er den Kopf, dann sinkt auch der nach unten zwischen Fariks Knie.
Da sitzt er dann: Auf den Holzplanken kniend mit dem Kopf zwischen den Oberschenkeln und die Arme vor sich verschränkt auf dem Boden. Nur sein Atem ist noch zu hören.
Der Tanz ist beendet.
MK
Mit der letzten Bewegung Fariks lässt auch Delus seine Klanghölzer ein letztes Mal erklingen, dann steckt er sie weg und, nach einer angemessenen, aber kurzen Pause, lässt er stattdessen seinen Applaus erschallen. "Wunderbar!"
OHH
Es war alles nur ein Traum. Gibt es männliche Sharisaden? Die freudige Erregung von eben ist bei Yashkir bereits ins Wanken geraten, kaum dass er die Unechtheit seines bereits im Anfang verflogenen Erlebnisses erahnt hat. Zurück bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack, eine gewisse Leere.
Dennoch muss er die Künste des Tänzers anerkennen, selbst wenn sie nicht Ursprung seiner Vision waren. Höflich schließt er sich dem Klatschen des sonstigen Publikums mit einem unsicheren Lächeln an.
Als sich Yashkir nach einigen ziellosen und noch leicht verwirrten Blicken umher in alter Gewohnheit auf seinen Stab stützen will, bemerkt er dessen Verschwinden. Zumindest hat er seine Hände zuletzt anders genutzt, als ihn zu halten. Das etwas hastige Umschauen ergibt jedoch schnell, dass dieser nicht etwa während Yashkirs Unzurechnungsfähigkeit zu Boden gepoltert ist. Nein, er lehnt ganz friedlich an dem kleinen Aufbau des Niederganges.
Nachdem er sich schwungvoll den Stecken geschnappt hat, als handele es sich um ein flüchtiges Haustier, wendet sich Yashkir wieder der Gesellschaft zu. Offenkundig haben auch andere Mühe, nach dieser Tanzerfahrung wieder zur feierlichen Routine überzugehen und irgendwelche Lieder zu schmettern. Auch Yashkir steht nicht der Sinn danach.
Gedankenverloren wandelt er einige bedächtige Schritte in Richtung Bug.
MK
Beim Blick über die Menge der Zuschauer fällt Delus auf, wie Yashkir sich anschickt, das Oberdeck zu verlassen, offenbar in der einen oder anderen Hinsicht etwas betrübt. Der Blick des Geweihten sucht den Yashkirs. "Na! Magister Yashkir, Ihr werdet Euch doch wohl jetzt nicht zurückziehen wollen! Sicherlich könnt Ihr doch auch ein Lied zum Fest beitragen?"
OHH
Als der Kapitän dem Tänzer etwas von 'Fahrt verdient' zuruft, spekuliert Yahkir für einen Moment, ob er sich die Passage nicht auch selbst dadurch nicht etwas preiswerter gestalten könnte. Aber ob er nach so einfacher Musik so tanzen könnte, dass man gerne zuschaut? Und an einem Märchen von Prinzessin Gutemine werden die grobschlächtigen Matrosen kaum interessiert sein.
Dank des Rufes von Delus werden die weiteren Überlegungen abgekürzt. Und verworfen. Ein Fest - da wird man nicht zwangsweise bezahlt. Vielleicht galt das Angebot des Kapitäns nur aufgrund eines speziellen Sachverhaltes oder wegen des besonderen Krafteinsatzes.
Nachdenklich dreht sich Yashkir dem Geweihten zu. "Ja, nun..." Hat er ihm irgendwann erzählt, dass er ein wenig singen kann, oder sollte der Mann ihn auf gut Glück aufgefordert haben, nur damit ihm kein feierndes Schäfchen abhandenkommt? Ist heute ein Feiertag der Peraine?
"Wenn Ihr meint..." Zögerlich kommt er etwas näher.
MK
"Aber sicherlich! Ihr seid doch auch weitgereist. Da muss doch dann auch etwas dabei sein, was die Mannschaft hier kennt." Delus deutet auf die Matrosen, neben denen er sitzt.
"Meine eigenen Lieder, allesamt sehr Perainegefällig, wie ich Euch versichern darf, sind betrüblicherweise hier unbekannt." Dabei zwinkert der Geweihte mit einem Auge um anzudeuten, dass er darüber eher belustigt als betrübt ist.
OHH
Will ihn der Priester zum Narren halten? Nein, dafür macht er einen zu freundlichen und ehrlichen Eindruck auf Yashkir. Dennoch irritieren ihn dessen Worte.
"Verzeiht, ich dachte erst, ich soll etwas vortragen. Lieder, welche die Mannschaft kennt, kann sie doch auch selbst anstimmen, denke ich. Die meisten Lieder zum Grölen liegen mir weniger."
Dies ist nur die halbe Wahrheit. Gewiss kann es auch für Yashkir spaßig sein, mit anderen gemeinsam ein Lied zu schmettern - aber es sollten doch die richtigen Leute oder zumindest eine geeignete Situation sein. Für ein launiges Trinklied aus der nächstbesten Hafenkneipe aber ist er gerade nicht in der passenden Stimmung.
MK
"Oh, sicherlich, ganz wie Ihr wollt." Entschuldigend lächelt der Geweihte mit einem Achselzucken, das bedeuten mag: jeder eben so wie er will und kann. "Ich selbst singe am liebsten im Chor, Lieder, an denen alle teilhaben können. Und dafür reicht meine Stimme gerade so."
OHH
Ein süffisantes Grinsen zieht Yashkirs Lippen fast zu einem Kussmund zusammen. 'Jeder wie er kann' ist auch sein erster Gedanke. Zudem stellt er sich eher das gemeinsame Gottesdienstgeplärr vor oder irgendwelche aufmunternden Arbeitslieder fürs Feld. Nichts mit Anspruch also, doch kann solches natürlich auch gut mitreißen - wenn man sich darauf einlässt. Yashkir fällt das meist eher schwer.
"Ähm, ja, also... Wenn Ihr wünscht... Ich hätte da etwas Lustiges, eine Eigene Dichtung, die im weitesten Sinne sogar Eurer Göttin gefällig sein mag, da es mit Landwirtschaft zu tun hat... Allerdings unernst, wie ich vorwarnen muss!" Vorsichtshalber vergewissert sich Yashkir der Reaktion des Geweihten, statt sich gleich in die Mitte zu stürzen.
MK
"Eine eigene Dichtung?" Delus bemüht sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und stattdessen Begeisterung in die Stimme zu legen. Was sollen Lieder, die man nicht mitsingen kann? Und davon abgesehen, die meisten Dichter, die er bisher hören durfte, waren eher unbeschreiblich und nicht genial.
"Ich glaube dieses spontane Fest kann durchaus etwas zum Lachen gebrauchen."
OHH
Ein Knall lässt Yashkir zusammenzucken und sich umwenden. Es war nur die neue Köchin Mama Mo, welche die nahegelegene Luke auf den Boden hat donnern lassen.
So vermag sich Yashkir wieder dem Geweihten zuzuwenden, dessen Worte ihn schnell wieder zum Thema zurückgeleiten.
"Oh, ja dann... Dann will ich mich redlich bemühen." Eine kurze angedeutete Verbeugung folgt, bevor er sich abwendet und auf jene halbwegs zentrale Stelle zusteuert, welche schon der Tänzer benutzt hat.
MK
Delus schaut nochmal zu den Matrosen hin, aber die geben kein Zeichen, ob sie einem lustigen, landwirtschaftlichen Vortrag zugeneigt sind oder nicht. Allerdings scheint auch jetzt schon eine gewissen Heiterkeit vorhanden zu sein. Wohlan, dann. "Immer heraus damit."
OHH
Sichtlich unruhig, vor so vielen Leuten zu stehen, ringt sich Yashkir dennoch ein recht natürlich wirkendes Lächeln ab. Immerhin ist er von der Ratio her sicher, dass sein Lied gefallen muss - nur die Gefühle, die fehlende Selbstsicherheit hindern ihn, unbeschwert zu bleiben.
Mit einem Seitenblick auf den Geweihten schiebt er es beiseite, sein Lächeln wird breiter, der Mund öffnet sich. "Seine Gnaden hat mich gebeten, etwas zu dieser geselligen Versammlung beizutragen... Es... handelt sich um die Ballade um eine Kuh..." Ein breites Grinsen hat nun Besitz von Yashkirs Antlitz genommen. Die überwiegend verdutzten Gesichter nimmt er mehr intuitiv als wirklich optisch wahr, denn er benötigt seine Konzentration voll und ganz, sich auf die Melodie zu besnnen.
Nach einer kurzen Pause beginnt er, in einer fröhlich-beschwingten Melodie zu singen:
"Der Bauer Alrik ist stolz, denn seine Wiese ist schön.
Da kann man zwischen dem Klee eine sehr feine Kuh seh'n.
Hesine ist von Gemüt, gar sehr genügsam und und still,
die außer Blumen und Gras hier nur herumstehen will."
JR
Der Kapitän, der von der Brücke aus den besten Blick auf das Oberdeck hat, lauscht den einleitenden Worten ebenso wie dem Lied selbst, auch wenn es für seinen Geschmack ein wenig zu sehr mit dem Land und der Landwirtschaft verwachsen ist.
MK
Delus legt den Kopf ein wenig schief, um gleich anzudeuten, wie sehr er Ohr ist und jetzt dem Sang des Magus lauscht. 'Naja, sie will sich noch hin und wieder einen Fladen machen. Sonst kommt der gute Klee ja nie wieder raus.' Von seinen Gedanken dringt aber nichts nach außen, stattdessen nickt er freundlich im Takt.
OHH
Keine Buh-Rufe, kein verächtliches Johlen? Möglicherweise sind die Matrosen auch zu überrumpelt und warten, ob man beim Kehrreim mitschunkeln kann oder nicht. Hoffentlich kommt es ihnen nicht zu kindisch vor, wenn er dabei die einstudierten Gesten vollführt!
"Doch kommt der Bauer zu nah, kennt sie kein steh'n und kein 'Halt!'
Der Alrik ist zwar ganz nett, doch seine Hände sind kalt."
Eine kurze Kustpause entsteht, die Yashkir zugleich zur Sammlung seiner Konzentration gut gebrauchen kann.
OHo
Farik hat die Hand am Kinn und lauscht fast andächtig dem Text. Als die Stelle mit den kalten Händen erreicht ist, umspielt ein Lächeln seine Lippen.
WT
Der Beginn von Yashkirs Lied unterbricht die Gedankengänge um das Suppenrätsel und Mama Mo, und neugierig lauscht Goya dem Text, während sie sich leicht in Yashkirs Richtung wendet. Unwillkürlich muss sie grinsen, als die Zeile mit Alriks kalten Händen die Lippen des Sängers verlässt. Verstohlen wirft sie Nirka einen Blick zu, ob diese ihr Grinsen gesehen hat, und bemüht sich sogleich um eine etwas neutralere Miene.
MK
Auch Delus zieht amüsiert die Lippen nach oben, als die kalten Hände ins Spiel kommen. 'Der Magister versteht seinen Vortrag.'
JR
Auch Nirka grinst an der Stelle mit den kalten Händen, doch ihre Phantasie übersetzt das Bild rasch in eine etwas menschlichere Analogie mit ziemlichem erotischer Motivation. Ihr Grinsen verstärkt sich bei dem Gedanken noch, doch auch sie bemüht sich um einen ernsteren Gesichtsausdruck, als sie Goyas Gesicht sieht.
"Ich denke, ich würde meine Hände wärmen", sagt sie dann leise, während sie selbige ansieht und versucht, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie keineswegs an Alrik oder seine Kuh denkt.
JK
Mit auf den Pfoten abgelegtem Kopf lauscht Aylana dem Lied des Menschen. Obgleich der wenig komplizierte Text nicht gerade ihrem Geschmack entspricht, fasziniert sie die - für sie - exotische Melodieführung.
OHH
Tatsächlich scheint Yashkir recht gut beim Publikum anzukommen. Zumindest kann er mehr belustigte als gelangweilte Gesichter erkennen, wenngleich seine Wahrnehmung auch noch recht intuitiv bleibt.
Die Hände mit abgespreizten Zeigefingern wie Hörner an den Kopf haltend, beginnt er mit dem eigentlichen Kehrreim:
"Alriks Kuh, Kuh, Kuh rennt mit lautem Gemuh
immer weg von dem Fleck, wo der Alrik sie erschreckt."
Die Hände hüpfen vor Yashkirs Brust vorüber und auch bei den nächsten Fersen vollziehen sie die Bewegungen der Kuh bildlich nach.
"Mal nach rechts, mal nach links, hoch den Hang und dann bergab,
läuft sie über das Feld und hält Alrik auf Trab."
LT
Zu Beginn ist Imyara einfach nur verblüfft. Dann grinst sie immer breiter, und als der Sänger das Lied auch noch mit Gesten auskleidet, muss sie schließlich das Gesicht in Junaros Kleidung drücken, um nicht laut loszuprusten.
Das Lied ist lustig, ja, doch ihre Heiterkeit rührt vor allem daher, dass es ihr hier, an diesem Ort, einfach herrlich deplatziert vorkommt, und zudem in einem absolut krassen Kontrast zu der vorherigen Darbietung steht. Ob das Absicht war? In jedem Fall amüsiert sie sich königlich. Ihr Körper zittert im unregelmäßigen Rhythmus kaum unterdrückten Kicherns.
JK
Obgleich diese überraschende Darbietung ihn ebenfalls sehr amüsiert, deutet nur ein leichtes Schmunzeln um seine Lippen Junaros Erheiterung an. Als Imyara jedoch ihr Gesicht in seiner Kutte vergräbt, verbreitet sich dieses Schmunzeln zu einem breiten Grinsen.
Als Yashkir den Teil des Lieds anstimmt, der offenkundig eine Art Refrain darstellt, ist der Klatscher wieder da. Diesmal ist es nicht sehr weit vom Takt entfernt und auch vorsichtiger, verhaltener. Es klingt so, als sei der Klatschende sich nicht wirklich sicher, ob hier geklatscht werden solle, als warte er ab, ob noch weitere Hände in seine Vorgabe einstimmen, ohne jedoch gänzlich damit aufzuhören.
MK
"Hohoho." Tief klingt aus den Kehlen der Matrosen das Lachen über Alrik und seine Kuh. Offenbar ist auch denn wettergegerbten Seeleuten mit ländlichem Humor beizukommen, wenn er nur ansprechend genug vorgetragen wird.
Auch Delus stimmt in das Lachen ein.
OHH
Auch das vereinzelte Klatschen kann Yashkir nun nicht mehr aus dem Konzept bringen. Zu sehr ist er im Fluss, und zu sehr erkennt er seinen Erfolg. Auch das Problem, dass er manchmal, wenn er das Lied übte, versehentlich mit der zweiten Strophe begann, stellt sich ja nun nicht mehr. Sie ist ja nun an der Reihe:
"Hesine ist eine Kuh, so so schnell nichts verstimmt,
und es erleichtert ja auch, wenn man die Milch von ihr nimmt.
Die Kälber sind auch schon groß, und dies seit einiger Zeit;
da wird man also nichts los, dass Bauer Alrik nur bleibt.
Doch kommt er ihr dann zu nah, kennt sie kein steh'n und kein 'Halt!'
Der Bauer ist zwar ganz nett, doch seine Hände sind kalt."
Wieder wird das letzte Wort bedeutungsvoll in die Länge gezogen, soweit sich das bei einer einzelnen Silbe bewerkstelligen lässt.
BF
Mama Mo mustert die merkwürdige Gruppierung der Versammelten. Allerdings bleibt ja eigentlich nur Yashkir als Hauptakteur zu betrachten. Stirnrunzelnd fragt sie sich, was sein Gezappel wohl zu bedeuten hat. Die anderen scheint es aber zu amüsieren.
'Vielleicht kann ich mich ja gleich etwas dazustellen!' überlegt sie. So harmlos wie möglich schlendert Mama Mo - soweit das mit dem vollen Suppentopf möglich ist - in Richtung einer freien Stelle auf die Reling zu.
JK
Die Aranierkatze schnurrt mit verborgener Melancholie, über die ihr auch das Kuh-Kuh-Kuh-Lied nicht hinweghelfen kann. Im Gegenteil, das Gelächter und Geklatsche verstärkt das Gefühl von Einsamkeit nur noch.
Währenddessen singt Yashkir bereits die zweite Strophe. Als der Refrain endet, endet auch das Klatschen, jedoch nicht schlagartig, sondern wie ein kraftloser Wasserstrahl. Es wird langsamer, leiser und an der Stelle, an der festgestellt wird, dass Hesine so schnell nichts verstimmt, verstummt es.
MK
Einigermaßen sicher den Kehrreim kennend, singt Delus vorsichtig mit, und auch einige der Matrosen stimmen ein:
"Alriks Kuh, Kuh, Kuh rennt mit lautem Gemuh
immer weg von dem Fleck, wo der Alrik sie erschreckt.
Mal nach rechts, mal nach links, hoch den Hang und dann bergab,
läuft sie über das Feld und hält Alrik auf Trab."
Allerdings erspart Delus es sich, die Bewegungen zu machen, die mit dem Vers verbunden sind. Ein Blick herum zeigt, dass offenbar auch die anderen Gäste sich amüsieren.
OHH
Dass so schnell so viele mit einstimmen, überrascht Yashkir freudig, handelt es sich doch um die Urafführung dieses Liedes. Mit solchem Erfolg hat er nun doch nicht gerechnet. Natürlich stimmt er den Kehrreim noch ein zweites Mal an, damit alle auf ihre Kosten kommen und auch andere noch die Chance haben, ihn wenigstens halbwegs zu lernen. Yashkir ahnt nur zu gut, dass er selbst wohl lediglich Teile gleich beim ersten Hören zustandebrächte.
WT
Erstaunt und amüsiert legt die Albino den Kopf schief und sieht Nirka an. Da es sich eindeutig um eine Frau handelt, muss sie wohl meinen, dass sie ihre Hände vor dem Melken einer Kuh wärmen würde, es sei denn... Während die zweite Strophe gesungen wird und dann in den Refrain übergeht, denkt Goya über eine Antwort nach. Eine Frage drängt sich ihr natürlich auf, aber sie wagt einfach nicht, einfach zu fragen.
Daher murmelt sie schließlich nur etwas lahm: "Würde das ganze Unterfangen auf jeden Fall einfacher machen..." Forschend ruht ihr Blick danach noch eine Weile auf Nirka, bevor sie sich dessen besinnt und wieder zum Sänger sieht.
JR
Goyas Blick lässt die Bootsfrau für einen Moment glauben, dass die versteckte Botschaft so angekommen ist, wie sie gemeint war, doch die dann folgenden Worte stellen dies wieder in Frage.
"Einfacher und vor allem angenehmer", wagt sie sich noch einmal wenig vor und lächelt Goya kurz an, ehe auch sie sich wieder dem Sänger zuwendet.
MK
Die Wiederholung des Kehrreims überrascht Delus ein wenig, aber gut, nach der ersten Zeile singt er nochmal mit und merkt, dass auch die Seeleute jetzt den - recht simplen - Text kennen und die Lautstärke im Chor deutlich zugenommen hat.
Diesmal schüttelt Delus sogar die Hände mal links, mal rechts, wobei herzlich unklar bleibt, ob jetzt die Kuh läuft oder Alrik melkt.
JR
Auch wenn der Kapitän den eingaengigen Refrain nicht laut mitsingt, so folgt er der Melodie doch zumindest in Gedanken, bis sein Blick wieder auf Mama Mo fällt, die mit ihrer Last in Richtung der Reling läuft.
OHH
Die Verwunderung des Geweihten mag sich alsbald aufklären. Die Wiederholung des Kehrreimes leitet bereits den Ausklang des Liedes aus. In der Tat bedauert Yashkir nun, noch keine dritte Strophe ersonnen zu haben. Nachdem Alrik und seine Kuh ein letztes Mal über das Feld gerannt sind, verbeugt sich Yashkir vor dem Publikum.
JR
Gerade ist Jergan dabei, dem Künstler durch ein Klatschen, in das manch einer der Matrosen einfällt, Respekt zu zollen, als das Klatschen, mit dem das Essen im Wasser landet, augenblicklich seine Aufmerksamkeit wieder auf die Köchin lenkt.
"Die Matrosen sind hungriger als die Fische", ruft er hinab, "warum schüttest du das Essen über Bord?"
LT
Endlich verebben die unterdrückten Zitteranfälle. Mit einem fast schon keuchenden Aufatmen taucht Imyaras Gesicht wieder aus der Kutte auf und es zeichnet sich im Moment durch eine sehr gesunde Gesichtsfarbe und glitzernde Lachtränen aus. Zu ihrem Glück hat sie den Großteil des Liedes nur gehört und nicht gesehen - will heißen, sie hat beispielsweise Delus' Tanzeinlage verpasst, was ihr sonst möglicherweise zum Verhängnis geworden wäre. Sie wäre sicher die erste an Bord dieses Schiffes, die an einem Lachanfall erstickt wäre.
Mit bebendem Finger wischt sie sich die Wangen ab und ab und an läuft noch ein kleiner Schauer über ihre Schultern, gepaart mit vereinzeltem Glucksen.
JK
Als der Geschichtenerzähler das Ende des Liedes einleitet, ist Junaro fast ein wenig enttäuscht. Irgendwie hatte er sich eine Art Pointe erhofft oder zumindest einen Hinweis darauf, ob Alrik die Kuh nun zu fassen bekommt oder nicht. Möglich wäre auch die Andeutung einer langfristigen Lösung für das kalte-Hände-Problem gewesen.
Dennoch applaudiert er artig und schielt hin und wieder amüsiert zu der prustenden Almadani hinab. Als die Zuckungen schließlich abebben und sie sich wieder einigermaßen beruhigt zu haben scheint, begrüßt er sie mit einem grinsenden: "Na, geht's wieder?"
BF
Mama Mo hat irgendwie den tieferen Sinn des Liedes, welches Yashkir zum Besten gab verpasst, aber als alle applaudieren, will sie nicht auffallen und stimmt in das Geklatsche etwas verwundert um sich blickend ein. Doch unwillkürlich stockt sie mit dem Klatschen, als sie vom Steuerrad her die Stimme des Kapitäns hört.
Nach einem kurzen Zögern, in dem sie Jergan musternd ansieht meint sie mit krätiger Stimme in Richtung Brücke: "Das war das Abwaschwasser! Ich habe erstmal alles gründlichst gereinigt. Euer vorheriger Koch scheint nicht sehr viel von Sauberkeit gehalten zu haben... Und Waschwassersuppe viel doch wohl niemand probieren!?"
Sie ringt sich zu einem schiefen, aber nicht sehr überzeugendem, Grinsen ab.
OHH
Das belustigte Gekicher Imyaras ist Yashkir ein noch weit größeres Kompliment als der übrige Beifall. Solche fröhlichen Gesichter machen auch ihn glücklich - zumindest, bis er sich von anderen Dingen ablenken und irritieren lässt wie dem lautstarken Gespräch zwischen Kapitän und Köchin quer übers Deck. Etwas ratlos schaut er vom einen zur anderen.
Nachdem Kapitän und Köchin nicht mehr solch einen Blick- und vor allem Hörfang darstellen, wird sich Yashkir wieder seiner Position bewusst. Ein letztes dankendes Nicken in die Runde, dann entfernt er sich aus dem Mittelpunkt, Platz für andere Freiwillige zu bieten.
Über die Fröhlichkeit des Geweihten freut er sich besonders, da dieser ihn letztlich zu diesem Vortrag angeregt hat. Daher gilt ihm noch ein spezielles Dankeslächeln. Dennoch gesellt er sich nicht zu ihm, sondern stellt sich in seiner schüchternen Zurückhaltung etwas ziellos und unbehofen irgendwo am Rande ab.
Während unter den meisten Matrosen und einigen Fahrgästen Gespräche ausbrechen, steht Yashkir still etwas abseits. Seine Blicke gleiten in immer neuen Runden über die Anwesenden, wenngleich er wenig um sich herum wirklich mitbekommt.
Für einen kurzen Moment denkt er wieder an seine alte Kameradin Zylya, das liebe, freche Luder, welches es so lange nicht mehr gesehen hat. Dann aber tritt ein Gesicht in seine Erinnerung, welches wiederzusehen er weit mehr begründete Hoffnung haben darf. Hoffentlich hat Beonora erledigen können, was sie wollte!
LT
Imyara hat sich nun in die Mitte begeben. Sie wartet einen Augenblick, um ein wenig Ruhe und Aufmerksamkeit einkehren zu lassen, dann beginnt sie mit klingender Stimme zu sprechen:
"Ich wollt', ich wär' des Sturmes Weib,
es sollte mir nicht grausen,
auf Felsenhöhen wohnt ich dann,
dort, wo die Adler hausen."
Eine Kunstpause, um den Zuhörern die Gelegenheit zu geben, sich darauf einzustellen, dass nun weder gesungen noch getanzt wird.
OHH
Erst etwas verzögert bemerkt Yashkir den neuesten Auftritt. Doch die Ablenkung ist ihm willkommen. Aufmerksam hebt er seinen Blick, mustert er die feingliedrige und doch so burschikose fröhliche junge Frau. Und für einen Moment bereuht er, bei ihrem ersten Gespräch nicht auf den Vorschlag des gemeinsamen Badens eingegangen zu sein.
Dann jedoch beginnt sie, zu rezitieren. Yashkirs Brauen heben sich und seine freie Hand tastet nach dem Kinn. In welche Richtung mag das Gedicht wohl gehen?
LT
Für einen Moment schließt Imyara die Augen - nicht, weil sie sich die Worte in Erinnerung rufen muss, sondern um sie vorzuschmecken, um zu prüfen, wie sie klingen müssen, wie der Tonfall, die Stimmlage sein soll.
Fröhlich und fast ein bisschen wild klingt ihre klare Stimme, als sie fortfährt:
"Die Sonne wäre mein Gespiel,
die Winde meine Knappen,
mit dem Gemahl führ' ich dahin
auf flücht'gen Wolkenrappen."
Breit und glücklich lächelt Imyara Junaro an und fügt auch die letzte Strophe hinzu:
"Frei würd' ich sein und stolz und groß,
die Königin der Ferne,
tief unter mir die dumpfe Welt
und über mir - die Sterne!"
Die Pause vor den letzten beiden Worten ist wohlgesetzt und verleiht ihnen einen tragenden Klang.
Sie verstummt, lächelt. Dann neigt sie kurz das Haupt, zum eindeutigen Zeichen, das es zu Ende ist.
OHH
'Schon zuende!?' Fast bestürzt schaut Yashkir auf die Vortragende. Das Gedicht hat ihn schnell mitgerissen, und nun ist es auch schon wieder vorbei. In einer Mischung aus Begeisterung und Enttäuschung klatscht er seinen Beifall.
OHo
Farik lächelt, neigt ein wenig das Haupt und meint in ruhigem Ton: "Eine sehr rahjagefällige Darbietung!"
LT
Imyara lächelt. Auf stürmischen Beifall hatte sie bei dieser Art der Darbietung gar nicht gehofft - und auch wenn sie nicht ahnen kann, dass es anderen ebenso geht, auch sie findet das Gedicht zu kurz, aber so ist es nun einmal geschrieben worden - und was sie hört, gefällt ihr. Farik und Yashkir schenkt sie ein warmes Lächeln.
Kurz überlegt sie, ob sie noch ein zweites anführen soll, aber sie verwirft den Gedanken rasch. Später vielleicht. Nun verlässt sie erst einmal den Platz, an dem sie steht, und kehrt zu Junaro zurück.
OHH
Ein ganzes Weilchen hat Yashkir die Runde beobachtet, vor allem das eine oder andere Gesicht. Jene verraten doch manchmal so viel über einen Menschen! Doch obgleich ihn dabei vermutlich niemand ertappt hat, bekommt Yashkir trotzdem das unbehagliche Gefühl, aufdringlich wirken zu können. So verharrt sein Blick nirgends allzu lange und schweift alsbald über die gegenüberliegende Reeling hinfort zum Horizont.
Erst eine Bewegung und lautes Gelächter einer Dame holen Yashkir ins Hier und Jetzt zurück. Mit beneidenswert selbstbewusstem Auftritt gibt sich Magister Saverna die Ehre, was das almadanische Fräulein sehr zu erheitern scheint. Ob es wohl der Umstand als solcher ist oder der wie auch immer geartete zu erwartende Beitrag, welcher ihrer Laune zugrundeliegt?
JK
An der Stelle, an der der Sänger und die Poetin vor ihm standen, bleibt nun auch Junaro stehen und verneigt sich.
"Hochverehrtes Publikum. Nachdem wir bereits Zeugen trefflicher Darbietungen wurden, die an Kunstfertigkeit kaum zu überbieten sind, werde ich dies auch gar nicht erst versuchen. Stattdessen werde ich nun eine frei erfundene Anekdote aus meinem Leben wiedergeben."
Er räuspert sich, zögert, während er sich innerlich die Worte zurechtlegt und beginnt dann.
"Wie manch einem von Euch bereits bekannt ist, stamme ich aus Vinsalt, einer Stadt von unbeschreiblicher Größe und Lebendigkeit. Doch wie es in jeder Stadt und jedem Dorf ist, gibt es Gesichter, die jeder kennt, so man dort aufgewachsen ist. Ich meine nicht Ihre Kaiserliche Majestät oder irgendeinen Vorsitzenden der Akademien, sondern die kleinen, sonderlichen Berühmheiten. Da gibt es Hesanja, die hinkende Hebamme, die es an Trinkfestigkeit mit jedem wackeren Seemann aufnehmen kann, der alte Bettler Dufte, der früher ein berühmter Parfumeur war, bis er seinen Geruchssinn verlor und in einer einzigen Nacht seinen Laden und sein ganzes Vermögen verlor, die Krämerin Girtengut, die jedem Kind ein Karamel oder anderen Naschkram zusteckt... und es gibt den kleinen Laden hinter der Promenade. Dieser Laden ist eigentlich eine Apotheke, doch er bietet viel mehr als die üblichen Medikamente. Dieser Laden ist unter den fleißigen Nachtschwärmern, wie ich damals auch einer war, die ebenso geheimste wie beliebteste Adresse, wenn es darum ging, sich vor einem Ausflug durch das Vinsalter Nachtleben einzudecken. Nicht nur, dass man dort günstige Gegengifte bekommt, die einen selbst nach einer heftig durchzechten Nacht sofort wieder nüchtern werden lassen und einem einen riesen Wolf ersparen; dort gibt es auch eine Reihe von uns erfolgreich erprobter Rahjadisiaka. Und in genau diesem Laden beginnt meine Geschichte."
Nach dieser langen Einleitung legt der junge Heiler eine kurze Pause an und sieht sich prüfend um, wieviele der Zuhörer er wohl bereits verloren hat.
OHH
Die Eröffnung des Magisters lässt auf Unterhaltsames hoffen.
Allerdings kann man Vinsalt wohl nur für groß halten, wenn man nie in Al'Anfa war. Gleich im Anschluss wird hingegen ein neues Indiz auf die Schädlichkeit von Duftwässern vorgelegt. Schon hat Yashkir vergessen, dass eine erfundene Begebenheit angekündigt wurde.
Um so mehr irritiert ihn alles Folgende. Dort geht es um eine Welt, die ihm gänzlich fremd erscheint, wenngleich er auch schon des öfteren davon gehört hat. Fast ein wenig verstört, zumindest aber angestrengt wirkt er bei seinem von tiefer Nachdenklichkeit geprägten aufmerksamen Lauschen.
JK
Erleichtert darüber, dass zumindest noch ein Teil des Publikums bei ihm zu sein scheint, fährt der junge Magier fort: "Eines Tages betrat ich also diesen berühmt-berüchtigten Laden hinter der Promenade und als ich endlich an der Reihe war, bedient zu werden, verkündete ich stolz: 'Meister, gebt mir bitte das volle Programm Eures rahjanischen Sortiments. Der Preis spielt keine Rolle!' Dann beugte ich mich vor und raunte ihm vertraulich zu: 'Meine neueste Eroberung hat mich heute zu einem Abendessen bei ihren Eltern eingeladen und ich habe das Gefühl, dass das nach dem Essen noch eine sehr lange Nacht werden könnte, wenn Ihr versteht, was ich meine.' Vermutlich wollte das der gute Mann gar nicht so genau wissen, doch er gab mir das Erwünschte ohne weiteren Kommentar und machte damit ein gutes Geschäft."
Während er spricht, bemüht sich Junaro, zu seinen Zuhörern Augenkontakt aufzubauen und möglichst niemanden zu übersehen.
"Kaum eine Stunde, nachdem ich den Laden verlassen hatte, kehrte ich noch einmal dorthin zurück. Der Inhaber war natürlich nicht wenig verblüfft, mich so rasch wiederzusehen. 'Meister', sagte ich, 'ich habe es mir noch einmal überlegt. Gebt mir lieber die doppelte Portion von all den Dingen, die Ihr mir vorhin verkauft habt... und eine dreifache von diesen anregenden Duftkerzen.'
Ehe er auf diese Ansage reagieren konnte, beugte ich mich abermals über die Theke und flüsterte: 'Mir kam gerade das Gerücht zu Ohren, dass die Mutter meiner Flamme ihr an Schönheit gleichkommt, bedauerlicherweise jedoch von ihrem Gatten sträflich vernachlässigt wird und mit der Zeit einen gewissen Appetit auf Frischfleisch entwickelt hat. Es wäre doch ein Jammer, wenn mir die schöne Göttin so hold wäre, mich gleich doppelt zu beglücken und ich dann nicht vorbereitet wäre, nicht wahr?'
Nun" - der Schiffsheiler grinst und hebt die Hände - "auch dieses Mal verließ ich den Laden mit einem kleinen Vermögen an Rahjadisiaka. Zuhause bereitete ich mich dann ausführlich auf das Abendessen vor und freute mich der Dinge, die da kommen würden."
Erneut macht er eine kleine Kunstpause, um die Spannung zu erhöhen und um abschätzen zu können, wie viele wohl jetzt bereits die Pointe erahnen können.
"Doch der Abend entpuppte sich völlig anders als erhofft", fährt Junaro schließlich mit dem dritten und letzten Teil der Erzählung fort. "Anstatt heitere Konversation zu betreiben und mit meinem beeindruckenden Werdegang zu imponieren, verbrachte ich die ersten Gänge des Abendessens damit, schweigend auf meinen Teller zu starren und meinen Mund nur zur Nahrungseinführung zu öffnen.
Irgendwann stieß mich meine Eroberung unter dem Tisch mit dem Fuß an, funkelte mich verärgert an und raunte mir zu: 'Was soll das? Wenn ich gewusst hätte, dass du dich in Gegenwart meiner Eltern in einen wortkargen, mürrischen Kauz verwandeln würdest, hätte ich die Einladung nicht ausgesprochen.' Darauf lachte ich bitter auf und erwiderte: 'Und wenn ich gewusst hätte, dass deinem Vater der kleine Laden hinter der Promenade gehört, hätte ich sie nicht angenommen.'"
LT
Lautes, klingendes Gelächter erschallt von der Reling her, kaum dass Junaro seine Anekdote beendet hat.
OHH
Zunehmend runzelt Yashkir die Stirne, denn mit der Hauptperson dieser Geschichte - sei sie nun der junge Saverna oder nicht - hat er wohl recht wenig gemein. Unschlüssig reckt er den Nacken, was leises Knirschen erzeugt. Zweifellos soll hier ein Spannungsbogen aufgebaut werden, den Yashkir nicht wirklich zu fassen weiß.
Die Wendung findet er weniger lustig als enttäuschend, hat er sich doch mit solcher Mühe in des jungen Mannes Situation hineinversetzt! Tja, so ist das eben, wenn man sich von irgendwelchen Mittelchen abhängig macht, statt auf Gefühle zu vertrauen!
Irritirt schaut Yashkir zu Imyara hinüber, die sich offenbar köstlich amüsiert. Nun, dann mögen die beiden gut zueinander passen. Er selbst muss unwillkürlich wieder an Beonora denken. Immerhin muss er ja nicht mehr allzu lange warten.
BF
Nachdem Junaro seine Anekdote beendet hat, steht Mama Mo immer noch mit verschränkten Armen und ausdruckslosen Gesicht da und schaut den Heiler weiter an.
Man könnte den Eindruck haben, sie warte immernoch auf die Pointe, und nach einer geraumen Weile, als einige der anderen Matrosen sich um sie herum schon köstlich über Junaros kleines Missgeschick amüsieren, dämmert es ihr, dass da wohl - von ihrem Standpunkt gesehen - nichts Gescheites mehr herauskommt.
Mit einem Sufzer wendet sie sich dann ab, lässt die Arme sinken und fügt sich in ihr aufgeschobenes Schicksal der einsamen Essenszubereitung. Langsam beginnt sie den Weg zum Niedergang.
OHH
Während die Matrosen je nach ihrem Geiste nach und nach ins Gelächter einstimmen, scheint Mama Mo in Yashkirs Nähe wenig angetan von dem schlüpfrigen Witz. Fast könnte man meinen, sie habe ihn gar nicht recht verstanden, was Yashkir die Andeutung eines Schmunzelns über das Gesicht scheucht.
Dann aber wendet auch er sich ab und grübelt wieder darüber, wie wohl sich das Wiedersehen mit Beonora gestalten wird.
Drei Tage später in Chorhop
Übersicht Yashkir
Redaktion und Lektorat: OHH