Stürmische Unterhaltungen

Autoren: Julia Köhler, Oliver H. Herde und andere

SL

7. Boron 28 Hal
Am späten Nachmittag, als der Wind immer mehr auffrischt, lässt der Kapitän alle Fahrgäste informieren, dass es sicherer ist, unter Deck zu bleiben und sich nur im Notfall und unter Benutzung der Sicherungsleinen an Deck zu wagen.

OHH

Unruhig läuft Yashkir im Oberen Ladedeck auf und ab. Auf der Pritsche zu liegen und zu lesen vermag er bei diesem Seegang nicht. Die Lampe baumelt zu sehr, um gleichmäßiges Licht zu verteilen - von der Brandgefahr mal ganz abgesehen. Und dann die miese Luft! So ohne jegliches Bullauge in der Kabine lässt sich das Geschaukel auch für ihn als langjährigen Seefahrer nur schwer ertragen. Und außerdem muss er ständig über Beonora nachdenken, ohne von dem Gedanken begeistert zu sein, sich mit ihr quasi öffentlich in der Gemeinschaftskabine unterhalten zu müssen. Wenn er allerdings eine vage Ahnung hätte, wo genau das Problem liegt, wäre er vermutlich schon lange nicht mehr alleinstehend.
Wie auch immer; eine weitere Stunde will totgeschlagen werden. Die Verlockung ist groß, an Deck zu gehen und frische Luft zu schnappen. Andererseits vermag ein ungünstiger Wind die Atmung auch zu erschweren. Wasser in der Nase erst recht. Letztlich war der Wunsch des Kapitäns allzu eindeutig. Man muss sich nicht unnötig unbeliebt machen.
Was also statt dessen? Zurück in die Kabine? Ein Blick in die Messe? Eine Beschwerde am Efferd-Schrein dürfte kaum zum gewünschten Erfolg führen.

WT

Noch jemand würde gerne wie Yashkir herumlaufen, noch lieber rennen, aber der Strick, mit dem er festgebunden ist, und vielleicht auch zum Teil seine gute Erziehung hindert ihn daran. Der kleine Hengst schlägt wild mit dem Schweif, bläht die Nüstern, und betreibt ein hektisches Spiel mit den Ohren. Ab und zu stampft er mit den Vorderbeinen und reißt an seinem Strick. Mittlerweile ist das Stroh für die Lagerstatt des Tieres im ganzen Ladedeck verteilt. Den Menschen, der da um ihn herumläuft, ignoriert er komplett, aber wann immer das Holz im Sturm knackt, reißt er den Kopf hoch und rammt die Vorderhufe auf die Planken des Ladedecks. Wer diese großen Fluchttiere kennt, der erkennt: Silberscheif hat Angst, und wenn nicht der Strick und der enge Raum wären, würde er rennen, bis das Schaukeln und die komischen lauten Geräusche aufhören. Vielleicht schlimmer: Der Strick ist wahrscheinlich das, was ihn daran hindert, IN dem engen Raum zu rennen zu versuchen und sich dabei irgendwo zu verletzen.

JK

Im Schattenspiel des Lampenlichts erscheint der obere Laderaum Aylana wie eine Traumwelt der Tiergestalten - ein verzweifeltes Pferd und ein rastlos herumtigernder Mann. Nur zu gerne begibt sich da die schleichende Katze hinzu.
Der Niedergang zu den anderen Laderäumen liegt nicht weit von dem Vorhang, von dem sie sich gerade löst, entfernt. Vier, fünf kleine Schritte, die sie vielleicht sogar unbemerkt hinter sich bringen könnte. Pfirsichkleid oder nicht - im Zwielicht sind ohnehin alle Katzen grau.
Unschlüssig verharrt die junge Frau, führt keine weiteren Bewegungen aus als jene, die zur Wahrung des Gleichgewichts notwendig sind. Das Spiel gewinnen oder eine Unterhaltung beginnen - das ist hier die Frage. Schließlich entscheidet sie sich für den zweiten Gedanken. Die wirklich lustigen Spiele können ohnehin nicht alleine gespielt werden.
"Nur die Ruhe, Herr", formt ihre dunkle Stimme die erstbeliebigen Worte, die ihr gerade einfallen. "Ihr macht das arme Geschöpf noch nervöser, als es ohnehin schon ist."
Dabei blick sie zu dem Pferd, das in dieser Situation ihr aufrichtiges Mitgefühl besitzt. Es schmerzt sie, ein solch herrliches Geschöpf derartig von Sinnen zu sehen. Selbst als Katze ist sie niemals auch nur annähernd so unfrei und ausgeliefert gewesen. Der Gedanke, die Gefahr zu spüren, zu wittern, während man selbst gebunden ist und ihr nicht entfliehen kann, ist erschreckend.

OHH

Ja, ein intimes Gespräch mit Beonora wäre zweifellos nach Yashkirs Sinn. Erst vorhion ist ihm recht aufgefallen, wie nah sie einem solchen gestern schon waren, bevor sie thematisch nach Brabak abtrieben, welches sie schon noch früh genug erreichen werden.
Aber wenn Yashkir sich eben noch einbildete, allein zu sein, und sich schon die Dame seiner Gedanken herbeizuträumen begann, so belehren ihn das Pferd und die entzauberte Katze eines Besseren.
'Herr'? Irgendwie war Yashkir bis eben davon ausgegangen, dass man nur Prinzessinnen verzaubert. Nun wird ihm klar, wie ausgesprochen wenig er über die letztlich von ihm Erlöste weiß. Über siebzig Dukaten hat er immerhin dafür aus dem Ärmel geschüttelt! Woran liegt es wohl, dass er sich für sich selbst diese Mühe selten macht?
Mit leicht gesenkten Brauen wirft er Blicke zwischen den Beiden umher. "Ja, das tut mir leid", erklärt er gleichermaßen in beide Richtungen gerichtet. "Kein sehr geeigneter Ort für ein Tier - aber für einen Menschen vielleicht auch nicht. Ich bräuchte mal frische Luft und wirkliche Bewegung."
Wieder wird das Tier gemustert. So gut Yashkir auch reiten mag, kennt er sich mit der Pflege von Pferden doch wenig aus. Besser, er streichelt nicht, was ihn im nächsten Moment beißen könnte!

WT

Als die beiden Menschen beginnen, Worte zu wechseln, hält der Hengst einen Moment lang mit dem Getrampel und Gezappel inne und wendet den hoch erhobenen Kopf in die Richtung der beiden. Mit einem lauten Schnauben stößt das Tier die Luft durch die geweiteten Nüstern und spitzt die Ohren. Nur das linke zuckt weiterhin in verschiedene Richtungen. Fast könnte man meinen, die Stimmen hätten eine beruhigende Wirkung. Vielleicht lenken sie den kleinen drahtigen Apfelschimmel auch einfach nur einen Moment von seiner Furcht ab. Aufmerksam mustert er die beiden Menschen.

JK

"Oder Ablenkung, die Euch den Mangel daran vergessen lässt", ergänzt die Aranierin lächelnd, von der Situation und der an das Pferd gerichteten Entschuldigung erheitert. Ihre gute Laune ist beinahe greifbar und verstärkt die Anmut ihrer Bewegungen, als sie sich dem sich langsam beruhigenden Pferd nähert.
"Im Augenblick könnt Ihr die Umstände nicht ändern", fährt sie fort und bleibt anschließend gut einen Schritt von dem Tier entfernt stehen. Wieder einmal hält sie die Vernunft von der Berührung eines anderen Wesens ab. Andererseits... vielleicht brauchen sie beide auch erst einmal ein wenig Zeit, um sich an die Gegenwart des anderen zu gewöhnen.
"Eure Wahrnehmung dagegen schon." Die dunklen Augen verharren auf dem Pferd, um keine Zeichen der Warnung oder Aufforderung zu verpassen.

OHH

"Mag ja sein - bis zu einem gewissen Grad", räumt Yashkir ein. Alles hat nun mal körperliche Grenzen. Vom Atmen oder vielmehr dem Nichtatmen kann man sich auf Dauer schwerlich ablenken.
"Womit vertreibt man sich wohl bei schlechter Luft am besten die Zeit?" erkundigt er sich mit einem recht unüberzeugten Unterton, wobei er etwas schief zu ihr gerichtet steht, was auch im schwankenden Boden mit begründet sein mag.

JK

Die Bemerkung, dass das eilige Herumlaufen Yashkirs ein ermutigendes Zeichen dafür ist, dass dieser Grad noch nicht überschritten ist, nicht laut aussprechend, reagiert die junge Frau auf die Einschränkung lediglich mit einem beiläufigen Nicken.
In einer fließenden Bewegung lässt sie das rötliche Tuch, das bis eben noch ihr schwarzes Haar bedeckte, auf die Schultern hinabgleiten, um beide Hände dem Pferd entgegenstrecken zu können.
"Bedauernswerte Schönheit", murmelt sie dabei dem Schimmel mit beruhigender Stimme zu, "würde es dich ablenken, wenn ich dir über den Hals streicheln würde? Oder empfändest du es doch unterhaltsamer, mir in die Hand zu beißen?
Wie wäre es mit einem Gespräch?" fährt sie in einem ähnlich behutsamen Tonfall fort, um das Pferd nicht zu erschrecken. "Oder einem Spiel? Zum Gefallen unserer Gäste erfanden meine Schwester und ich ein Spiel, bei dem man sich gemeinsam ein Gedicht ersinnt, zu dem derjenige, der an der Reihe ist, einen kleinen Teil beitragen muss. Möglicherweise wäre das nach Eurem Gefallen?"

TK

A Korks Weg zum Unterdeck ist mehr ein Schlittern und stolpern. Endlich steht er wieder auf planen Planken. Kann er es wagen, sich unter Leute zu begeben? A Kork hört Stimmen - sie scheinen meilenweit entfernt zu sein. Langsam setzt er sich in Bewegung. Er richtet sich auf, und es scheint ihm Schwierigkeiten zu bereiten. Aber sein Gang wird mit jedem Schritt wieder sicherer. Nur sein Gesicht wird so bewegungslos wie das eines in Stein gehauenen Denkmals eines Kriegers.

WT

Silberschweif streckt vorsichtig den Kopf in Richtung Aylanas ausgestreckter Hände. Neugierig nimmt er ihren Geruch auf. Er kommt ihm vertraut vor, obwohl er das Wesen, das zu diesem Geruch gehört, kleiner in Erinnerung hat. Im nächsten Moment reißt er den Kopf nach oben, die Ohren wieder wild in alle Richtungen drehend - Lautes Knacken und Ächzen kommt von überall zugleich! - und bläst schnaubend die Luft durch die Nüstern. Aber er bleibt diesmal auf der Stelle stehen, wenn auch jeder Muskel angespannt ist.
Aylanas ruhige Stimme erinnert ihn daran, dass er hier nicht allein ist, wenn sie auch nicht zu seiner Herde gehört. Eines der Ohren spitzt sich erneut in ihre Richtung und der kleine Hengst senkt den Kopf wieder ein Stück weit.

OHH

Ein kurzes Auflachen wird zu einem leichten Schnaufen niedergerungen. Lächelnd beobachtet Yashkir Frau und Pferd, bis ihm klar wird, dass sie irgendwann plötzlich den Adressaten ihrer Worte gewechselt hat. Denn mit dem Tier wird sie schwerlich ein Dichterspiel beginnen wollen.
Ein eher flüchtiger Seitenblick gilt dem Vorübergehenden. Jener Mitreisende kommt Yashkir seit Beginn recht geheimnistuerisch vor, aber vielleicht ist er ja nur einfach recht verschlossen und nicht besonders gesellig. Einen Grund, ihn aufzuhalten, gibt es jedenfalls nicht.
Im Gegenteil muss Yashkir etwas besser auf sein Gleichgewicht achten und erwägt gar, sich vielleicht doch lieber noch irgendwo festzuhalten als nur am Stabe. Die Unruhe droht abermals, auch von Yashkir Besitz zu ergreifen.
"Prinzipiell dichte ich ganz gern mal. Allerdings eigenartig, dass Ihr gerade jetzt auf diese Idee kommt." Mit der freien Hand zupft er das etwas verrutschte schwarze Seidenhemd mit dem Samtbesatz im oberen Oberkörperbereich zurecht.

JS

Eilig versucht Rissa sich nach oben auf das nächste Deck zu ziehen, um die Stufen hinter sich zu lassen und wieder wenigstens nur schwankenden Boden unter den Füßen zu haben, was durch die Bewegung des Schiffes durchaus begünstigt wird. Nun liegt sie zwar wieder einmal am Boden, aber immerhin ist sie auf dem Deck angekommen und hat sich nicht noch einmal gestoßen.

JK

"Schhh, ist ja gut", fährt Aylana fort, das Pferd zu beruhigen. Die Mühe, bei diesem Seegang das Gleichgewicht zu halten, bringt sie dazu, die letzte Scheu abzulegen und die Hände auf Rücken und Hals des Schimmels zu legen. Zum Teil, um ihn ruhig zu halten, aber auch, um selbst nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Behutsam streichelt sie über Mähne und das Fell.
Die dunklen Augen der ehemaligen Katze folgen der sie faszinierenden Gestalt des Schwarzen, während ihre Hände die streichelnden Bewegungen fortführen.
Dann besinnt sie sich. 'Was war noch gleich die Frage? Ach, richtig, der Ursprung der Idee.'
"Nun", beginnt sie und wartet dabei lauschend auf das Geräusch des zur Seite geschoben werdenden Vorgangs, "Ihr fragtet mich nach Ablenkung und abgesehen von interessanten Gespräche sind meiner Meinung nach Spiele am besten geeignet, die Zeit zum Verfliegen zu bringen. Ich führe weder Karten noch ein Spielbrett mit mir und sehe nur wenig Möglichkeiten für Spiele, die reich an körperlicher Bewegung sind. Also sollte es eine Anregung für Phantasie und Geist sein und deswegen..."
Ein weiteres Geräusch und eine Bewegung am Rand ihres Blickfeldes lässt sie verstummen. Irritiert - jedoch ohne die Liebkosung zu unterbrechen - blickt sie auf das Häufchen Elend, das wie von der Katze ausgespuckt auf dem Boden des Oberdecks liegt.

JR

Die dem Mädchen folgende Frau nutzt angesichts der veränderten Bewegungen des Schiffes auch die zweite Hand, um selbst Halt zu finden, und beeilt sich dann, die steile Stiege hinter sich zu bringen.
Das bringt sie rasch in den oberen Laderaum, wo sie das auf dem Boden liegende Mädchen umgeht und dann erst einmal überrascht stehenbleibt: Sie hat fest mit einem leeren Laderaum gerechnet, aber da der ganze Lärm des Schiffes die Stimmen übertönt hat, sieht sie sich plötzlich mit dem Gegenteil konfrontiert. Das einzige, das sie nicht überrascht, ist das Pferd, denn das hat sie bereits in der Nacht bemerkt, als sie in den Laderaum hinuntergegangen ist.
Sie räuspert sich, dann kommt ein wenig verzögert ihre Begrüßung. "Die Zwölfe zum Gruße!"

OHH

In spielerischen Angelegenheiten zu Antworten, ist Yashkir keine Gelegenheit gegeben. Statt dessen beobachtet er etwas verwundert das Würmchen von einem Mädel, was sich wohl eben die Treppe heraufgequält haben muss, sowie die Nachfolgende.
"Von mir au... Äh, zum Gruße. Ist alles in Ordnung? Kann man helfen?" Sein Blick geht von der einen zu anderen.

WT

Als Aylana beginnt, seinen Rücken zu streicheln, dreht sich das Ohr auf ihrer Seite nach hinten, während das andere weiterhin hektisch hin und her zuckt. Ansonsten steht der Apfelschimmel aber weiter still.
Das plötzliche Erscheinen des seltsamen kleinen Wesens vom Niedergang quittiert der kleine Hengst jedoch mit einem erschrockenen Schritt zur Seite, wobei er Aylana ein Stück beiseite schiebt, ohne es wirklich zu bemerken. Die Hinterbeine hat er leicht eingeknickt, sprungbereit. Die Witterung aus der entsprechenden Richtung bringt allerdings nur Menschengeruch. Verwirrend, aber offenbar ungefährlich. Mit einem ziemlich lauten Schnauben dreht er den Kopf zurück, behält den kleinen, sich bewegenden Haufen am Niedergang aber im Augenwinkel unter Beobachtung. Die Muskeln in seinen Hinterbeinen scheinen sich unter Aylanas Streicheln langsam wieder zu entspannen.

JK

Der jungen Frau entweicht ein leiser, überraschter Laut, als sich das Pferd in ihre Richtung drängt. Instinktiv machen ihre Füße einen Hüpfer nach hinten, ihre Arme verharren dabei auf dem Leib des Tiers, halten dagegen. "Ruhig", wiederholt sie beschwörend, erklärt dann mit sanften Worten, "das ist doch nur das Mädchen, das sich nach dem Ziel dieses Schiffes erkundigt hat. Vor ihr musst du keine Angst haben."
Erst als sie spürt, dass sich die Muskulatur wieder entspannt, wagt sie es, den Blick in die entsprechende Richtung zu lenken. Die schwarz umrandeten Augen weiten sich überrascht, als sie dort noch eine zweite Frau sieht, deren Ankunft und Gruß sie durch die kurze Aufregung nicht mitbekommen hat.
Yashkirs Erwiderung des Grußes schließt sie sich lediglich mit einem noch immer verwirrten Nicken an. Dann wartet sie erst einmal die Reaktion auf das Hilfsangebot des Illusionisten ab.

JR

"Bei mir ist alles in Ordnung", erwidert die Frau, die neben dem Mädchen an der Wand stehenbleibt, "ihr jedoch scheint der Seegang nicht zu bekommen, aber sie will sich nicht helfen lassen." Ihre Blicke schweifen derweil weiter durch den Raum.
"Doch verzeiht meine Unhöflichkeit", entschließt sie sich dann, "mein Name ist Uyna."

JS

Ein Momentchen bleibt das Mädchen einfach ruhig liegen, um wieder ein wenig zu Atem zu kommen und um das immer stärker werdende Grummeln in ihrem Magen zu bekämpfen. Doch man redet über sie, also hat sie Aufmerksamkeit auf sich gezogen - etwas, dass sie sonst immer zu vermeiden sucht. Vorsichtig rappelt sich Rissa dann an der Wand auf und schaut schüchtern mit gesenktem Haupt in die Runde, ohne jemanden direkt anzusehen.
Dass es ihr eindeutig schlecht geht, ist leicht erkennbar, denn schon die eingefallenen Augen werden nicht wirklich von den vor Scham geröteten Wangen ausgeglichen und das Weiß um die Nase ist zu ausgeprägt. Schwer schluckt sie, bevor sie sich an der Wand entlang in Richtung des Ausgangs schieben will. "Ich muss weiter, entschuldigt mich, meine Herrschaften, Verzeihung, wenn ich Unannehmlichkeiten bereite. Mein Anblick ist sicher eine Schande für dieses Schiff, verzeiht, meine Herrin wartet sicher schon." Sie spricht nicht sehr laut, doch ihre Worte sind klar ausgesprochen. Und sie ist wohl durchaus überzeugt davon.
Sie vermeidet es krampfhaft, das Halsband zu berühren oder den Schmerz an ihrem Kopf zu befühlen, auch wenn ihr wankender Gang nicht nur durch das permanente Schwanken des langsamer werdenden Schiffes verursacht scheint.

OHH

Dass diese Uyna mit dem Seegang besser zurandekommt, hat Yashkir durchaus bereits bemerkt. Doch trotz ihrer weiteren Bemerkung kann er sich einen fragenden Blick zu dem Häufchen Elend nicht verkneifen. Offenbar eine Sklavin, die ziemlich streng gehalten wird. Ein beruhigendes Abwinken gilt ihr.
Ganz beiläufig, doch keineswegs langsam leiert er seine gewohnte Vorstellung herunter: "Magnibilität Yashkir al-Yeshinna el Yiyimris."

JK

"Friede sei mit Euch", grüßt Aylana die Frau namens Uyna mit den Worten - jedoch nicht mit der Sprache - ihrer Heimat. Sie tritt dabei ein wenig von dem Pferd weg, fährt jedoch fort, es mit einer Hand zu streicheln und tätscheln.
"Mein Name ist Aylana as-Sarjaban", bei den letzten beiden Worten wird ihr freundliches Lächeln ein wenig breiter.
Das arme, törichte Ding bedenkt sie lediglich mit einem bedauernden Blick. Als Herrin wäre sie beschämt, in Gesellschaft einer derartig armseligen Dienerin gesehen zu werden. Gerade wenn man etwas repräsentiert oder hofft, gute Geschäfte zu machen, sollte man nicht nur auf das eigene Aussehen, sondern auch auf den Zustand seines Eigentums achten. Sie selbst würde niemals mit jemandem handeln, der offensichtlich nicht fähig ist, seine Sklaven oder Tiere richtig zu ernähren, wie sie davon Abstand nehmen würde, in Verhandlung mit einer Frau zu treten, die in einer heruntergekommenen Hütte lebt, ganz gleich, wie prachtvoll sie selbst auch gekleidet sein mag.

JR

Bei den Vorstellungen der anwesenden Personen nickt Uyna ihnen jeweils zu, dann geht ihr Blick wieder zu dem bedauernswerten Geschöpf zu ihren Füßen. Vielleicht sollte man mit der Herrin, die ihre, so scheint es Uyna, Dienerin so behandelt und vor allem dazu gebracht hat, sich so zu verhalten, ein paar Worte wechseln.
Doch das kann warten, es gibt anderes zu tun, von dem manches nicht beliebig aufschiebbar ist. "Ich werde mal schauen, wie es oben aussieht", sagt sie dann, ohne dabei jemanden direkt anzureden.

TK

A Kork zuckt eine wenig zusammen, als er bemerkt, dass er hier nicht mehr alleine ist. Er hebt die Hand zu einem allgemeinen Gruß und lächelt dabei etwas gequält. Dann schleppt er sich weiter, muss sich aber nach kurzer Zeit an die Wand lehnen, es macht sich eine gehörige Erschöpfung bemerkbar. Mit geschlossenen Augen hebt er den Kopf und versucht zu ermitteln, woher das Aroma des Tees weht.
Als er sich wieder von der Wand wegdrückt um weiterzugehen, bemerkt er, dass er dort am Holz einen großen Blutfleck hinterlassen hat und hofft, dieser möge im dämmrigen Licht nicht weiter auffallen. Dann zwingt er sich wieder zu einem Lächeln und geht unsicher weiter.

WT

Je mehr Leute im Raum herumwuseln, desto mehr scheint sich Silberschweif zu entspannen. Der kleine Hengst tritt ebenfalls einen Schritt zur Seite, als Aylana sich entfernt. Er wendet den Kopf und stuppst spielerisch in ihre Seite. Eine leichte Anspannung ist immer noch zu bemerken - als vom Vorhang her ein lautes Knallen ertönt, zuckt der Schimmel zusammen. Das rechte Ohr ist nach wie vor für alle möglichen seltsamen Geräusche reserviert, während das linke sich auf Aylanas Worte konzentriert.

OHH

Wüsste Yashkir um Aylanas Gedanken, so würde er ihnen gewiss herzlich zustimmen und noch manch lange Überlegung anfügen - wären die Umstände nicht gerade sowieso extrem ablenkend.
Im Gegensatz zu dem Vierbeiner geht es Yashkir hier nämlich entschieden zu turbulent zu. Man wird durchgeschüttelt, überall knarrt und gluckert es, von oben hört man immer mal ein Rumpeln oder schwere Tritte - und als wäre dies nicht genug, wimmelt es im Laderaum zunehmend wie in einem Wespennest.
So ist der etwas überforderte hagere Mann nicht undankbar, als sich Teile des Volksauflaufes wieder zerstreuen. Der jungen Frau mit dem leicht elfischen Einschlag schenkt er daher ein zustimmendes Nicken.

JK

"Ihr möchtet wirklich so nach oben gehen?" schafft es Aylana gerade noch so zu fragen, als sie eine Berührung in ihrer Seite spürt. Da sie keinen Augenblick daran Zweifel hegt, wer sie da in die Seite stupst, reagiert sie darauf mit einem leisen Kichern und macht nur eine unmerkliche ausweichende Bewegung.
Zärtlich beginnt sie nun, dem Pferd über den Nasenrücken zu streicheln, verstärkt die Bemühungen noch weiter, als das Zusammenzucken des Tiers zeigt, dass die Nervosität bei weitem noch nicht überwunden ist.
"Gerade eben kam ein Mann von oben", fährt sie dem Pferd zugewandt fort, "und soweit ich es beurteilen konnte, schien er gut nass geworden zu sein. Ich weiß aus Erfahrung, wie unangenehm es ist, durchnässt zu sein, und es wird heute schwierig werden, die Feuchtigkeit wieder loszuwerden."
Mehr hat die junge Aranierin nicht dazu zu sagen. Eigentlich kann es ihr auch gleichgültig sein, doch auf der anderen Seite hat sie nur wenig Lust, nicht nur von See- sondern auch Erkältungskranken umgeben zu sein.

JR

Uyna sieht kurz an sich herunter - in der Tat nicht unbedingt der passende Aufzug für einen längeren Aufenthalt an einem kalten und feuchten Ort.
"Habt Dank für Eure Warnung", erwidert sie mit einem Lächeln, "aber keine Sorge, ich habe nicht vor, lange auf dem Deck zu bleiben." Sie nickt den Anwesenden noch einmal zu, dann geht sie zielstrebig zu dem Durchgang zum Mannschaftsraum, von dem aus man den vorderen Niedergang erreichen kann.

OHH

Derweil schaut Yashkir lediglich etwas desorientiert hierhin und dorthin. Angestrengt versucht er, sich an das unterbrochene Gesprächsthema zu erinnern. Irgend etwas mit Spielen.
Je mehr er nachdenkt, desto mehr starrt er auf die Sklavin. Und je mehr er dies tut, desto mehr gleiten seine Gedanken ins Leere ab. Etwas müde setzt er sich auf eine größere Kiste.

JK

Aylana erwidert das Nicken der Fremden. Mit einem letzten Streicheln, von dem sie sich einen gewissen Nachhall der Ruhe erhofft, löst sie sich von dem Pferd. Mit spaziergängerisch schlendernden und schiffsbewegungsbeeinflussten Schlangenlinienschritten geht sie auf den sitzenden Magieturniergewinner zu und setzt sich auf eine der Kisten in seiner Nähe. Dabei imitiert sie seine von Erschöpfung sprechenden Gesten und seinen Blick in Richtung der Sklavin, als sei sie die Zuschauerin eines unvergleichlichen Spektakels.

OHH

Etwas irritiert blickt Yashkir nun neben sich. Ein 'Wo waren wir gerade?' liegt ihm schon auf der Zunge, doch herumliegende Personen vermag er nicht leicht zu ignorieren - zumindest nicht, solange er nicht sicher weiß, dass sie sich absichtlich oder zumindest selbst verschuldet in ihre Situation begeben haben.
So wandert Yashkirs Blick das Kleid der Frau wie den Farbverlauf begutachtend hinab und schnellt dann über den Boden zu der Sklavin hin. "Kommst du zurecht, oder brauchst du doch Hilfe?"

JK

Als sie den Blick des nun anscheinend beruhigten Unruhigen am Erröten ihres Rocks entlangtasten fühlt, schlägt die schwarzhaarige Frau die Beine übereinander und wippt ein wenig mit dem dadurch deutlicher zum Vorschein kommenden Fuß. Ein Spiel eines Augenblicks, denn schon gilt die Aufmerksamkeit des Nebensitzers wieder dem herumirrenden, herrinnenlosen Geschöpf. Sie ist sich nicht ganz sicher, was sie von dem erneuten Anbieten bereits deutlich abgelehnter Hilfe halten soll. Erwartet er tatsächlich einen Sinneswandel innerhalb so kurzer Zeit? Oder ist ein Zuwenden an sie in Wirklichkeit ein Abwenden von ihr selbst? Immerhin hat er bislang nur wenig Interesse an einer Unterhaltung mit ihr gezeigt und ein erneutes Anbieten ihrer Gesellschaft würde ihr aufdringlich erscheinen.
Dennoch beschließt sie, nicht sofort aufzugeben und sich dem zuzuwenden, weswegen sie eigentlich gekommen ist, sondern die Antwort der Sklavin abzuwarten und dem Magier anschließend noch einmal die Möglichkeit zu geben, ihr das Gefühl zu vermitteln, hier willkommen zu sein.

OHH

Wüsste Yashkir um die Gedanken und Gefühle der Aranierin, wie verwundert wäre er dann! Denn für ihn stellt sich die Szenerie ganz anders dar. Wie auch immer geartete Worte verwehen schnell, wenn das Auge andere Informationen liefert. Und dieses kleine Fräulein kommt ja nun wirklich kaum voran.
Da es aber so mit sich selbst beschäftigt scheint, blickt Yashkir etwas ratlos wieder auf die junge Dame neben sich, deren Fußbewegung in Kombination mit dem bisherigen Gesprächsverlauf in Yashkirs Hinterkopf leise gewisperte Fragen aufwirft. Warum antwortet Aylana nicht?
Die Idee, sie könne der Sklavin den Vortritt lassen wollen, verwirft er sogleich, als er die Wahrheit erkennt: Er hat seine Frage ja gar nicht verlauten lassen! Aber das lässt sich ja nachholen: "Ähm, wo waren wir gerade?" Ein recht hilfloses entschuldigendes Lächeln setzt den Worten nach.

JK

Bei dem Klang seiner Stimme wendet die Aranierin den Blick von der Kleinen ab und bedenkt den Mann neben sich mit einem Lächeln, das signalisieren soll, dass die kleine Stille zwischen ihnen vergeben und vergessen ist. "Am Anfang, schätze ich", erwidert sie schmunzelnd und setzt dann hinterher: "Ich bot Euch an, Euch abzulenken und mein Vorschlag eines lyrischen Spiels verursachte bei Euch Irritation."
Ihre Hände beginnen, mit dem um die Schultern gelegten Tuch zu spielen. "Die ich mittlerweile besser begreife. Bei diesem Tumult würde es vermutlich schwer fallen, die nötige Konzentration dafür aufzubringen."
Dabei blickt sie vielsagend in Richtung des Vorhangs, der die Sicht auf das Geschehen dahinter verbirgt. "Ich muss zugeben, als Katze war es einfacher, ein ruhiges Fleckchen zu finden."

JS

Langsam tastet sich das Mädchen so weit es geht an der Wand entlang. Immer wieder macht sie einen Schritt so langsam, dass man meinen könnte, sie bliebe gleich stehen, und dann geht sie wieder ein wenig schneller. Doch sie wagt es tatsächlich nicht, den Blick zu den Herrschaften zu wenden. Nicht einmal, als man sie direkt anspricht, wendet sie den Blick vom Schwankenden Boden ab. Lediglich mit einem zögerlichen Schulterzucken und Kopfschütteln wird die Frage des Magus beantwortet.
Ohne weiteren Aufhebens schleicht sie mehr als dass sie geht in den derzeit recht dicht bevölkerten Gang des Unterdecks.

WT

Gerade will er den Hals nach Aylana ausstrecken, um sich eventuell weitere Streicheleinheiten abzuholen. Der kleine Hengst macht einen kleinen Schritt in ihre Richtung, bevor der am Mast befestigte Strick ihn am Weitergehen hindert.
Diesmal ist es nicht der Lärm von überall um ihn herum, der weiter anhält, sondern Lärm ganz in der Nähe, der ihn die Ohren spitzen und die Nüstern blähen lässt. Silberschweif zurrt am Strick und tänzelt auf der Stelle, den Kopf hoch erhoben und ganz konzentriert auf den Vorhang gerichtet.

OHH

"Aaaaaahja." Sich erinnernd, verarbeitet Yashkir einen Moment lang die so vornehm formulierte Information über ein halbverworfenes Wettreimen. Natürlich wäre es möglich, dass Aylana sich auch etwas Edleres, Hochtrabendes vorgestellt hat.
Dann blickt er sie wieder an. "Tja, nun... ein ruhiges Fleckchen werden wir frühestens in ein paar Stunden finden, schätze ich. Aber es fällt schon auf, wie hier einige hühnergleich umherlaufen, als würde dies etwas am Sturm..." An dieser Stelle fällt ihm auf, unlängst höchstselbst umhergelaufen zu sein. "Naja, vermutlich brauchen sie auch alle nur etwas frische Luft", schließt er eilig und versucht das Thema umzulenken: "Wir können es ja einfach mal probieren." Es benötigt einem Augenblick, bis er das Offenlassen der genauen Definition von 'es' bemerkt.

JK

"Sehr schön", freut sich die Aranierin über die Aussicht auf Ablenkung. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, macht sie das Herumlaufen der anderen und die Geräusche, die Schiff und Menschen von sich geben, ebenso nervös, wie es der Schimmel zu sein scheint. Von daher ist sie froh über jedes bisschen Zuwendung, das sie erhaschen kann.
"Also, ich gebe drei Zeilen vor, die ersten beiden als Muster und die dritte müsst Ihr ergänzen. Danach führt Ihr das Ganze mit einer weiteren Zeile fort, auf die ich dann wieder antworte..." Die junge Frau hält inne und blickt den zukünftigen Spielgefährten aus dunklen Augen fragend an, ob er das Prinzip verstanden hat und damit einverstanden ist.
Zudem gibt ihr das Warten auf seine Antwort die Möglichkeit, sich einen ersten Reim auszudenken.

OHH

Ein wenig ziehen sich die Brauen empor, kurz blinzeln die Lider. Yashkir greift sich an die Nase, sie flüchtig zu reiben, dann sinkt die Hand zum gegenüberliegenden Arm und streicht über den glänzend schwarzen Stoff des Hemdes.
Noch hat er nur eine vage Vorstellung, wie Aylana das sich nun genau vorgestellt hat, aber ihre ersten Zeilen werden vermutlich hinreichend etwas erkennen und auch das Thema durchblicken lassen. Dann wird man schon sehen, was ein zweiter Platz beim Bardenwettbewerb zu Rethis unter solch stürmischen Bedingungen wert ist.
"Alsdann", nickt er aufmunternd.

JK

Als Yashkir das Zeichen zum Beginn gibt, scheint die junge Frau vor sich ins Leere zu blicken. Während sie nach einem passenden Anfang sinnt, fährt sie sich mit der Zunge unbewusst über die Lippen, als wolle sie sie zum Reden anfeuchten.
Schließlich scheint sie sich entschieden zu haben und beginnt:
"Vor langer Zeit, da lebte einst ein Mädchen, schön und jung,
mit Augen blau und goldnem Haar, von hoher Abstammung."
Während der letzten Worte grinst die junge Frau über das ein wenig stolpernde Versmaß. Allerdings sind sie hier ja unter sich und je deutlicher wird, dass es hier nicht gilt, hohe Ansprüche zu erfüllen, desto besser.
"Sie hatte Kleider, Schuhe, Schmuck und wollte doch viel mehr..."
Das letzte Wort dehnt sie übertrieben und geht dabei mit der Stimme merklich in die Höhe.
'Hoffentlich ist dieser Anfang nach seinem Geschmack. Vielleicht hätte ich doch etwas Gebildeteres wählen sollen.'

WT

Xenia wischt den Vorhang beiseite, bevor sie sich wieder in Laufschritt versetzt und mit einem großen Bogen um das Pferd auf den Raumteiler vorm Mannschaftsraum zuhält. Sie hat schon genug Zeit verloren und so schenkt sie, abgesehen davon, ihnen nicht auf die Füße zu treten oder sie umzurennen, den Fahrgästen hier keinerlei Aufmerksamkeit.

OHH

Weniger fällt Yashkir eine mögliche Holperigkeit als vielmehr die ungewohnte die Länge der Verse auf. Sein natürliches Gespür für Silbenzahlen würde an seinen Grenzen wandeln, spräche die Frau weniger elegant rhythmisch. Zumal angesichts des Seegangs und auch hier unten herumrennender Menschen hätte er sich doch vielleicht etwas weniger Anspruchsvolles gewünscht. Aber eine Blöße möchte er sich auch nicht geben.
Am Ende öffnet er zunehmend die Augen und hält fast den Atem an - bis ihm klar wird, nun selbst an der Reihe zu seln.
Etwas verunsichert blinzelnd, fährt er mit den Fingerspitzen das kantige Stoppelbart-Kinn entlang, dann richtet er sich aus seiner schon wieder allzu gekrümmten Sitzhaltung auf, um sich dem Kampfe zu stellen. Ein verhaltenes Räuspern leitet seine gedaklichen Bemühungen ein, deren erste Aufgabe es ist, das Gehörte noch einmal ins Gedächtnis zu rufen und das Versmaß zu erspüren ebenso wie die Feinheiten des Inhaltes zu erfassen.
Ein zweites, lauteres Räuspern erfolgt.
"Drum, als Geburtstag hatte sie, da freute sie sich sehr.
Von ihren Eltern, die so reich, erhielt sie manchen Tand..."

JK

'Tand.' Nachdenklich zwirbelt die junge Frau das Tuch zwischen den Fingern. 'Was reimt sich alles auf Tand? Wie wäre es mit 'Hand'? Ein Heiratsangebot vielleicht? Nicht immer ein Grund großer Freude... und auch nicht gerade originell. Ein anderes Wort, vielleicht Band? Nein, das würde man wohl auch als Tand empfinden. Sand? Nein, ganz falsch.'
Vielleicht sollte sie etwas wählen, über das sie sich ebenfalls freuen würde? Auf jeden Fall müsste es ein Geschenk sein, das nicht mit einem einzigen Wort umschrieben werden kann, sondern eine Entscheidung an ihren Mitdichter weitergibt.
"Doch auf dem Gabentisch zudem ein altes Buch sie fand.
Verwundert nahm sie es zu sich, als Titel las sie dort..."
Im Gegensatz zu Yashkir findet sie die Länge der Zeilen sehr bequem. Sie lassen ihr Zeit, Details einzufügen und möglicherweise auch Worte, auf die man sonst nur schwer einen Reim fände.

OHH

Wenn man erst einmal unharmonische Belegnägel zu verreimen gelernt hat, benötigt man solche Zeit freilich nicht mehr. Dennoch hat Yashkir den wellenhaften Fluss der vierzehn Silben inzwischen ganz in sich aufgesogen.
Die letzte Zeile bringt Yashkirs Gedanken hin zu einem Märchenmotiv, bei dem ein Gegenstand unbekannter Herkunft auftaucht. Magisch wohlmöglich, was bei einem Buch ja durchaus nicht unüblich wäre.
"'Von sieben Kelchen, sieben Elchen, lange war'n sie fort'",
sprudelt ein herzlich sinnloser, doch dafür um so mirakulöserer Titel aus Yashkir hervor. Wo hat er solches nur schon einmal gehört? Ganz klar, solch ein Blödsinn kann nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen sein, aber nun hat er ihn von sich gegeben, also wird man das beste daraus machen müssen.
"Voll Neugier und Irritation schlug auf das Buch die Maid..."
Den Blick versonnen zu den schattigen Decksbohlen über sich emporgehoben und mit der Hand durch das so angenehm glatte Pluderhosenbein den Oberschenkel streichelnd, wägt Yashkir ab, wie es weitergehen könnte - beinahe vergessend, dass er hier nicht allein dichtet.

JK

Der Titel des Buches lässt die junge Aranierin erbleichen. Jeder Gedanke über das Gedicht, auch darüber, was wohl Elche sein mögen, ist fortgewischt. Wäre ihr Mitspieler kein Magier, würde sie es für einen Zufall halten - einen zugegebenermaßen sehr eigentümlichen Zufall - diese Worte zu hören. Ihre Gedanken fühlen sich an, als seien sie aus zerschmettertem Glas.
Es dauert eine kleine Weile, bis sie sich dazu entschließen kann, weiter zu reimen, anstatt den Fremden gleich zur Rede zu stellen. Falls es wirklich Absicht gewesen sein sollte, ist es möglich, dass ihr Mitreimer es nicht bei dieser einzelnen Erwähnung beruhen lässt.
"Begann darin zu lesen und vergaß alsbald die Zeit.
Erzählungen von Heldenmut hatte sie oft gehört..."

OHH

Yashkir wird das Gefühl nicht los, irgend etwas falsch gemacht zu haben. Jedenfalls wirkt sein Gegenüber auf ihn irgendwie verunsichert. Doch mag er sich täuschen. Einfach erstmal weitermachen! Dann wird man ja sehen.
"...und sich nie mehr als andere am Kriegertum gestört."
Nun allerdings fühlt Yashkir sich in ernstem Zugzwang. So langsam muss die Geschichte einen festeren Zusammenhang bekommen, einen Grund, warum das Buch aufgetaucht ist. Doch ach, wie naheliegend einfach ist eine mögliche Lösung!
"So sank sie mehr und mehr hinein in der Erzählung Szene..."
Hups, das war gemein! Da wird ein Reim nicht leicht. Krumme Beene? Gedanklich schaudert ihn, doch ist er sogleich bereit, solches problemlos anzuerkennen.

JK

'Moment mal', merkt Aylana, die bei jeder Silbe die Finger zählend mitbewegt, auf, 'war das nicht gerade eine Silbe zu viel?' Zumindest ist es dieses Mal der kleine Finger - und nicht, wie sonst, der Ringfinger - der sich zuletzt bewegt. Oder hat sie sich bei der Erzählung verzählt? So ganz bekommt sie den genauen Wortlaut auch nicht mehr zustande. Allerdings ist es auch nicht wirklich von Bedeutung, schließlich wurde zwischen ihnen nie festgelegt, dass das vorgegebene Schema unbedingt eingehalten werden muss.
Wichtiger ist es nun, sich einen Reim auf Szene zu machen, was bereits eine erste kleine Herausforderung darstellt, jedoch um einiges besser ist als das Lieblingswort einer eigentlich sehr geschätzten Freundin: Arange. Als sie sich das letzte Mal an diesem Spiel versuchten, lief es eigentlich nur darauf hinaus, einen Kontext zu finden, der die Erwähnung von Obst unmöglich macht.
Auf Szene dagegen reimen sich allerlei einfach einzubauende Worte. Gut, 'Vene' gehört nicht unbedingt dazu, aber ein 'jene' oder ein 'sehne' findet stets ein Plätzchen.
"Vergoss ob Tod und Liebesleid mehr als nur eine Träne."
Auch wenn sie sich bezüglich der überzähligen Silbe nicht sicher ist, erscheint es ihr vom Rhythmusgefühl her richtiger, nun ihrerseits großzügiger zu sein.
"Und als das Buch zuende war, da stand stark ihr Entschluss..."

OHH

Bei dieser Ferslänge hat Yashkir längst aufgegeben, mitzuzählen, und seine eigene Neuerung nicht einmal bemerkt. Statt dessen stellt er einmal mehr fest, wie unterschiedlich Gedanken und Empfindungen sein können. Dem Fräulein scheint die Träne jedenfalls zuzufliegen. Bestimmt schon deshalb, weil sie soeben in eine ganz andere Richtung lenkt als er selbst. Also kein Zauberbuch. Soll sich doch jeder selbst ausdenken, wo es herkam!
"...dass jener, der erleben will, auch reisen werden muss", schwenkt Yashkir daher in ungewohnter Spontanität um.
"So kam..." Ein plötzliches und besonders merkliches Absenken des Schiffes nimmt zwar nicht ihm den Halt, wohl aber seinen Innereien und der Atmung, dass er einen Moment nach Luft ringt, bevor er noch einmal ansetzt: "So kam es, dass am Folgetag die Maid..." Wahrlich, zu reagieren fällt ihm viel leichter, als irgendwelche Zeilen in die Leere zu werfen! Einige Momente scheint das allgemeine Rauschen direkt von einem Ohr zum anderen durch seinen Kopf zu ziehen.
Dann endlich verwirft er seinen Beginn teilweise: "Nein, so wird das nichts! 'So kam es, dass am Folgetag sie rüstete sich aus...'" Na, wenn das nicht geschenkt ist!

JK

Das deutliche Hinabfallen in das Wellental erzeugt bei Aylana ein leichtes Gefühl von Übelkeit, über das sie jedoch nicht näher nachdenken möchte. Ihr Halt sind die Truhe, auf der sie recht sicher sitzt, und die Reime. An beides klammert sie sich auf die eine oder andere Weise.
"Und zog in aller Heimlichkeit mit Gold und Pferd hinaus."
'Und auf dem Weg nimmt sie dann auch noch die eine oder andere Arange mit.'
"Doch schon als bald der Weg sich kreuzt, bleibt ohne Rat sie steh'n..."

OHH

Nanu, eine Zeitveränderung? Aber so aus dem Stand und bei dieser Geräuschkulisse sind so kleine Ungereimtheiten kein Wunder.
"...um sich nach allen Seiten hin sehr rätselnd umzusehn", gibt Yashkir sogleich den naheliegenden Abschluss des Gedankens zum Besten.
Dann aber wird er wieder langsamer in all seinen Bewegungen wie im Denken, wie jedes Mal bei der neuen Erstzeile. Wenn es Erwähnung findet, wie die Maid stehen bleibt, so mag man einen besonderen Grund dahinter vermuten. Welcher könnte dies wohl sein?
"Da sprang aus einer grünen Heck', so ungeahnt und Flink..."

JK

'Ein springender Ink?' Die junge Frau verzieht nachdenklich das Gesicht. Viel zu reimen bleibt da ja eigentlich nicht übrig. 'Ein Fink?' Der könnte zwar tatsächlich flink aus einer Hecke springen, aber wäre das wirklich ungeahnt? Und wie könnte das Auftauchen eines kleinen Vögleins etwas Bedeutendes zur Geschichte beitragen?
Dazu kommt, dass ein näherkommendes Gepolter von oben ankündigt, dass sie nicht mehr lange störungsfrei sein werden. Also ist es wohl besser, schnell etwas aus den nichtvorhandenen Ärmeln zu schütteln.
"Ein Strauchdieb mit 'nem langen Dolch, der lachend sie empfink." Dabei betont sie die seltsam harte Endung mit einem schelmischen Grinsen.
"'Oh schönes Fräulein', sprach der Mann, 'das hier so sorglos geht'". Um die direkte Rede zu betonen, senkt die junge Frau während der Worte des angeblichen Manns ihre Stimme zu einem tiefen Brummen.

OHH

Das Getöse und Herumgerenne erweist sich wirklich langsam als außerordentlich unwillkommen. Wie soll da kuschelige Gemütlichkeit aufkommen!
Dennoch verliert Yashkir seine Humor nicht ganz. Jener wird allenfalls etwas bissiger. Genau das richtige, sich in den Räuber hineinzuversetzen. "'Gebt alle Eure Habe mir, dass Ihr mich recht versteht!
Dann will das Leben lassen Euch, vielleicht die Freiheit auch.'"

JK

Auch ohne den Anblick hart arbeitender Matrosen würde Aylana wohl diesen Raum als äußerst unkuschlig empfinden. Das Sitzen auf der Truhe verhindert zwar, dass sie bei jeder Schwankung um ihr Gleichgewicht kämpfen muss, doch unter Gemütlichkeit versteht die junge Frau etwas anderes. Etwas, das weiche Kissen und wärmenden Körperkontakt mit einschließt. Da ihr jedoch bewusst ist, dass sie anfangen wird, sich wie ein eingesperrtes Tier zu fühlen, sobald sie entsprechende Gedanken zulässt, versucht sie, ihre Konzentration wieder auf das Reimen zu lenken.
"Nach diesen Worten sprach die Maid zum Dieb dort aus dem Strauch:
'Ich habe vor dir keine Angst, du Räuber schreckst mich nicht...'"

OHH

Im ersten Moment kommt diese Antwort für den Räuber - oder vielmehr Yashkir - doch recht überraschend. Dann aber huscht ein verschmitztes Lächeln über sein ehedem langgezogenes Gesicht. Natürlich! Warum soll so eine Frau unbedingt hilfloses Prinzesschen sein! Selbstbewusstsein ist mindestens ebenso wahrscheinlich. Aber wie reizvoll darf diese Geschichte werden? Unwillkürlich spielt er mit dem roten Latz, der wie ein Lendenschurz an seine schwarze Pluderhose genäht ist.
An dieser Stelle seiner Überlegungen wir Yashkir klar, wie wenig Einfluss er auf den Fortgang hat. Das wird sich wie schon gesehen sehr zufällig weiterentwickeln. Also genug des Finger- und Gedankenspieles, und weiter im Text!
"Äh - 'nicht', genau!
So lachte ihm die stolze Frau ins tuchversteckt' Gesicht.
Und wahrlich, ohne Zauderei, zog sie den Degen aus."

JK

Die Sagenlandschaft im aranischen Kulturkreis ist ebenso weit wie reichhaltig. Dies gilt vor allem für die Auswahl der dort vorkommenden Frauengestalten. Dort tummeln sich weise Alte, weghalsige Abenteuerinnen, furchteinflößende Zauberinnen, böse wie gute Herrscherinnen, mutige Seefahrerinnen und sinnliche Verführerinnen neben weiblichen Fabelwesen aller Art. Das hilflose, stets der Ohnmacht nahe Prinzesschen findet man in dieser Reihe nur selten und wenn, handelt es sich dabei häufig um eine Dame aus dem Ausland. Häufiger ist dagegen der ebenso schöne wie auch ein wenig unbeholfene Prinz, der von einer Drachin oder einer mächtigen Magierin gefangen gehalten wird und von der Heldin der Geschichte mit Schwert, Witz und Magie befreit werden muss.
"'Willst du den Kampf? Dann komm nur her! Ich ford're dich heraus!'
Die schönen Augen, himmelsblau, strahlten vor Kampfeslust..."
Erst jetzt wird Aylana bewusst, dass sie in ihren Gedanken schon längst das anfangs erwähnte Pferd gestrichen hat. Für sie stehen sich Räuber und Maid Aug' in Aug' gegenüber. Ob dieser wohl hinter seinem Tuch jung und gutaussehend ist? Zumindest glaubt sie, eine gewisse erotische Spannung zwischen den beiden zu spüren. Was eigentlich angesichts der Situation ziemlich seltsam ist... andererseits bilden sich in Geschichten nun einmal häufig eigentümliche Paare.

OHH

Die Eigenheiten des aranischen Kulturraumes entgehen Yashkir momentan völlig - vielleicht weil er noch allzu selten in jemen Lande weilte. Auch entschwundene Pferde liegen nicht im Zentrum seiner Betrachtungen. Vielmehr stolpert er über eine gewisse Streitlust der Maid, welche aber nicht so besorgniserregend sein muss, wie es sich anfühlt.
Der Räuber in Yashkir jedenfalls ist doch ein wenig überrumpelt.
"Da... Da wich der Mann erschrock'nerweis zurück ganz unbewusst.
Mit solchem Widerstand, solch Kraft, hatt' nicht gerechnet er."
'...auch wenn die Vorstellung davon nicht ohne Reiz mir wär.' Unwillkürlich huscht ein Schmunzeln über Yashkirs Antlitz. Am besten, er setzt sich auf die Hände!

JK

"Dass Beute, die da schien so leicht, sich plötzlich setzt zur Wehr", ergänzt die Schwarzhaarige spontan und lässt nach kurzem Nachdenken einen weiteren Vers folgen: "'Doch suchst du nicht den Tod von mir, dann tu was ich dir sag.'"
In Aylanas Gedanken nähert sich die streitlustige Maid dem Mann. Ihre Wangen sind vor Erregung gerötet, ihre Augen blitzen mit dem Metall der Waffen um die Wette, ihr Körper bebt.
Und der Räuber... sie sieht ihn vor sich. Seine blauen Augen, sein langes, blondes Haar, sein kräftiger wohlgestalteter Körper...
Frustriert verlagert die junge Frau erneut ihre Position auf der immer unbequemer werdenden Kiste.

OHH

Für einen Moment ist Yashkir unsicher, wer denn nun diese Worte spricht. Dem Tonfall Aylanas nach müsste es wohl die Frau sein. Sie hat auch zuletzt gesprochen, und der Räuber wird sich wohl eher nicht mit einer solchen Phrase aus der eigenen Furcht herausreden wollen. Das läuft also recht interessant weiter. Weit seltsamer ist der Umstand, den Yashkir eher intuitiv am Rande mitbekommt: Seine Dichter-Kollegin wirkt mit einem Male etwas geistesabwesend, ja regelrecht bekümmert und unbehaglich. Man könnte nach dem Grunde fragen, doch wie gut kennen sich die beiden schon! Allzu sehr verlockt ihn zudem der Fortgang der Handlung. Zudem mag jener auch bei Aylana für positive Ablenkung sorgen. Kurz kratzt sich Yashkir zwischen den Brauen, um die letzte Zeile noch einmal nachhallen zu lassen. Er sollte besser bei der Sache bleiben! Das ist ja fürchterlich mit ihm heute! "Drauf er: 'Verruchte, was dies sei, ist's, was ich mich nun frag.' Noch zitt'rig hielt den Säbel er in ihre Richtung hin."

JK

Die Frage, ob es sich bei der Räuberwaffe tatsächlich um einen Säbel gehandelt hat, wird gleich zusammen mit den betrübenden Gedanken an Riak in die hintersten, staubigsten Winkel ihres Bewusstseins verdrängt.
Zusätzlich fällt ihr jedoch noch etwas anderes auf: Seit einigen Zügen befindet sie sich durchgehend in der Offensive. Sie ist in der Rolle der Maid gefangen, agiert durch sie, während Yashkir als Räuber lediglich reagiert und sich von ihr führen lässt. Nicht, dass dies eine Position wäre, die ihr unbedingt missfallen würde, doch verlöre das Spiel wohl bald an Reiz, wenn nur sie alleine den Ton angeben würde. In diesem Sinne fährt sie fort:
"...eine Bewegung, die der Frau nicht zu gefallen schien.
'Die Waffe legst du sofort hin', befahl die Maid und dann..."
Mit einem verschmitzten Lächeln überreicht Aylana damit wieder Yashkir die Zügel der Geschichte.

OHH

Gewiss hat die unwillkürliche Rollenverteilung, mit welcher beide fast nur noch eine der beiden Figuren bewegten, einen besonderen Reiz auf Yashkir verströmt. Fast hat die Geschichte dadurch eine realistischere, ja, echtere Qualität gewonnen. Ob das freilich gut so war, darüber mag man streiten.
Die Handlung der Frau fortzusetzen, kommt ihm allerdings ganz unwillkürlich und leicht von den Lippen:
"...hob selbst die eig'ne sie empor und setzt' zum Stoße an.
'Und danach, Strolch, kniest du dich hin und regst nicht weiter dich...'"

JK

"'Und wenn du ohne Mucks gehorchst, werd' dich verschonen ich.'"
Dies ist zwar redundant, ein wenig holprig und wenig originell, dafür gleicht die junge Aranierin den Mangel dadurch aus, dass ihr ebenmäßiges Gesicht eine entsprechend energische Mimik annimmt und ihr Tonfall sich der dargestelten Situation anpasst.
"Noch ehe sie fortfahren kann, wirft bleich der Räuber ein:"

OHH

Ohne Mucks? Und weiter? Wofür denn das Hinknien? Fast fühlt sich der Räuber alias Yashkir ein wenig vor den Kopf gestoßen, so lasch und unkonkret erscheint ihm diese Forderung. Zumal es so scchöne Möglichkeiten der Knebelung gibt! Oder sollte Aylana gerade darauf hinauswollen?
Die zweite Zeile macht das Rätsel nicht einfacher. Bleich... Keck kann er also schwerlich werden. Schon wieder streicht ein Daumen das seidenweiche Pluderhosenbein, derweil die andere Hand das kantige Kinn reibt. Nur zögerlich will in Yashkir ein hilfreicher Gedanke reifen. So blinzelt und grübelt er eine Weile, bis er seine geistigen Entwürfe sortiert hat. Die Worte kommen ihm zunächst unwillig über die Lippen, da er selbst nicht recht zufrieden ist:
"'Wenn einfach Ihr mich gehen lasst, will ich Euch dankbar sein.'
Doch jene blieb auch weiter streng, rief 'Nieder!' wiederum."
Das kann etwas werden. Allerdings auch eine kleine Katastrope. Yashkir Aufmerksamkeit nähert sich einem Höhepunkt, bei welchem er alles Gelärm und Geschaukel um sich herum vergisst.

JK

Der energische Ton verwundert wiederum Aylana. Was ist es, das die Heldin der Geschichte derart laut werden lässt? Nervosität? Möglich. Zwar hat sie wohl derzeit die günstigere Position, doch darf man nicht vergessen, dass sie erst vor wenigen Stunden von Zuhause ausgerissen ist, fort von Sicherheit und dem Tsatagstisch. Der Umgang mit Räubern gehört nun einmal kaum zu der Ausbildung einer jungen Dame aus gutem Hause. Kein Wunder also, dass sie mit dieser Situation möglicherweise überfordert ist. Aber ist das wirklich alles? Nur Furcht? Oder empfindet sie trotz der Gefahr möglicherweise Gefallen an dieser Situation, daran, Macht über einen Mann zu haben, ihm zu befehlen? Schließlich handelt es sich dabei nicht um einen Bediensteten oder Sklaven, sondern um jemand, der ihr gefährlich werden kann, um ein wildes Raubtier.
Bei dem letzten Gedanken muss die Aranierin schmunzeln. Während sie über den Reim nachsinnt, blickt sie Yashkir aus ihren nachtdunklen Augen abschätzend an. Wohin möchte er die Geschichte führen? Welche Worte muss sie wählen, um das herausfinden zu können?
"Da folgte er rasch dem Geheiß, er war ja auch nicht dumm."
Nicht wirklich zufrieden damit, doch unwillens, sich zu korrigieren, leckt sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen und fährt dann fort: "Tatsächlich war er durchaus klug und fasste einen Plan..."

OHH

Ahnungslos, was die stetigen Wandlungen der möglichen Weiterentwicklung betrifft, ist Yashkir doch völlig konzentriert darauf. Denn auch bei ihm sprüht natürlich ein Funken an Ideen und Bildern herum.
Ein kurzes Frösteln, welches von der Spannung ebenso herrühren mag wie vom feuchten Klima, welches durch einen kurzen Luftzug seinen Rücken entlangkriecht, durchfährt Yashkir. Gespannt wie ein kleiner Junge klemmt er die Hände zwischen seine Beine, was nicht nur für wärmere Finger sorg, sondern auch wieder eine beiläufige Berührung seiner hochgeliebten Stoffe erlaubt.
Als er wieder Räuber zu sein hat, dazu noch ein zumindest vermeintlich raffinierter, richtet er sich von seiner etwas zusammengesunkenen Haltung wieder auf.
"Und nicht nur den, nein, auch das Seil, das hing am Gürtel an.
Mit raschem Schwung versuchte er, zu stürzen diese Frau."

JK

Der nächste Verlauf der Geschichte bereitet kaum Schwierigkeiten doch wie soll sie nur einen Raum auf 'Frau' darin unterbringen? Sicher, irgendetwas könnte rauh sein, eine Stimme oder das Gesicht der Räubers... Ach nein, das ist ja hinter einem Tuch versteckt. Oder doch wieder Augen so blau? Ein Tritt, der genau? Bau, Brau, Kau, Tau... möglicherweise Tau als Synonym für Seil?
Jedes weitere Zögern belastet sie. Sie möchte nicht verharren, möchte weder Yashkir noch die Geschichte warten lassen. Also rafft sie sich schließlich auf:
"Die ließ vor Schreck die Waffe fall'n. Das war wohl nicht so schlau.
Doch griff sie gleich darauf nach ihm, entwand mit viel Geschick..."
Zumindest der Reim ist dieses Mal wirklich geschenkt, auf dass ihre Dichtergefährte zumindest diese Schwierigkeit nicht haben möge.

OHH

Das klingt ja doch recht verheißungsvoll. Am Ende bietet sich der Strick an. Erst jetzt wird Yashkir so recht bewusst, dass die Maid wohlmöglich gar keinen in ihrer Ausrüstung gehabt hätte. Wie überaus notwendig also seine erstmalige Erwähnung gewesen ist!
Doch zurück zur Geschichte und der Reihe nach!
"...zuerst die Klinge seiner Hand und darauf auch den Strick,
welchselben noch im gleichen Dreh sie hinten um ihn wand."
Nun ist es also passiert. Zumindest so gut wie und vorausgesetzt, dass die beiden nicht noch im letzten Moment von einem Erdbeben umgeworfen werden, wie der schwankende Laderaum suggerieren möchte.

JK

Dieses Mal fällt Aylana die Fortführung der vorherigen Strophe sehr leicht, da der Reim, der ihr spontan dazu einfällt, zu der inhaltlichen Richtung passt. Also reimt sie munter weiter: "Und beide Arme voll Geschick ihm an den Körper band."
Soweit, so gut, doch was nun? Eigentlich könnte der Kampf damit als vorbei betrachtet werden und die Siegerin weiter ihrer Wege ziehen. Kein unbedingt befriedigendes Ende und angesichts der Tatsache, dass die Episode zu lang ist, um zu ein beiläufiges Zwischenspiel zu sein, wäre die Geschichte wohl dann tatsächlich mehr oder weniger bei ihrem Abschluss angelangt. Also muss irgendetwas geschehen, das die Heldin aufhält. Doch was kann das sein?
"Als diese Tat vollbracht sodann, lacht sie ihn an voll Hohn..."
Nicht unbedingt eine Motivation zum Bleiben, aber doch zumindest etwas, das keinem sofortigen Aufbruch nahekommt.

OHH

Es ist Yashkir gar nicht recht, nun die Motive der Frau näher auszudenken. Natürlich kann man immer wieder denselben Phantasien nachhängen, aber eine Anregung von außen wäre doch auch mal ganz nett. Zudem ist er sich nich nicht recht schlüssig über den Charakter der Maid. Ob sie wohl ein wenig wie Beonora aussieht? Ein klares Nein schiebt deren Gesicht wieder beiseite. Von der ersten Erwähnung an war es stets Aylana, die vor seinem geistigen Auge herumsprang. Auch nun, wo er dies erkannt hat, vermag er es nicht zu ändern.
Kinnreibend schaut er auf seine Spielgefährtin hinab. Eigentlich ist ja gar nicht gesagt, dasss er die Handlung der Dame fortführen muss. Die Erkenntnis lässt seine Brauen geringfügig hüpfen.
"Die wunderte den nun besiegten Räuber dann doch schon.
'Verzeiht!' rief er. 'Bloß für den Magen wollte stehlen ich!'"
Inzwischen kneten die Finger Yashkirs Unterlippe. Diese Geschichte ist wirklich haarsträubend unberechenbar!

JK

Bei den durch Yashkir vermittelten Worten zieht Aylana an Stelle der Maid ungläubig die schwarzen Augenbrauen nach oben. Das klang aber vorher noch ganz anders - von wegen Freiheit und Leben. Wen kümmert es dabei, was genau er mit dem Erbeuteten getan hätte?
"'Für den Magen, sagst du, Strolch? Das scheint mir sehr unglaublich'", dichtet die Aranierin weiter, wobei sie bemerkt, dass sich die Rhythmik dabei von acht zu sechs, auf sieben-sieben verschoben hat. "'Wie soll ich dich bestrafen dann? Was soll ich mit dir tun?'"
'Das ist hier die Frage', denkt sich die junge Frau und sie rechnet damit, dass die Antwort des Räubers der Maid wohl nicht gefallen wird.

OHH

Hoffnung und Verwirrung des Räubers spiegeln sich auf Yashkirs Antlitz ein wenig wieder. Diese Frage kann kaum ernst gemeint sein, aber wenn der Kerl so verschlagen ist, wird er sie erst einmal wörtlich nehmen.
"Unschlüssig erst, dann wohlgemut, meint er: 'Befreit mich nun!
Verständnis mir statt Strafe gebt, den Göttern zu gefall'n.'"
Ein gewinnendes Lächeln umspielt Räuber Yashkirs Mundwinkel.

JK

'Das hätte er wohl gern', schmunzelt Aylana und erwidert dann anstelle der Maid in einem gespielt spöttischem Tonfall:
"'Ihr sprecht von Phex, so scheint es mir, doch sicher nicht von all'n.
Denn welcher Gott außer dem Fuchs würd' sich um Euch bemüh'n?'"
'Sprach die Maid, die sich bei Nacht und Wind der elterlichen Heimat und möglicherweise dort wartenden Pflichten entzogen hat.'

OHH

Aber dies weiß der Räuber ja nicht, und Yashkir ist der Grund ihrer Reise längst nicht mehr recht gegenwärtig.
Statt dessen scheint jetzt alles auf eine religiöse Diskussion hinauszulaufen, wie unamüsant! Aber er ist ja selbst schuld, da er davon angefangen hat, mag es auch noch so beiläufig geschehen sein. Natürlich könnte man für jeden der Götter irgendeine haarsträubende Motivation finden. Jeder Geweihte vermag solches täglich zu beweisen. Tsa, die mal ein neues Verhalten sehen möchte, Praios vielleicht in Anlehnung an irgendein halbvergessenes provinzielles Sonderspezialausnahmegesetz... Für alle anderen ließen sich kompliziertere Hintergedanken erfinden. Aber will man das? Damit würde man nur diverse Verse verschwenden, ohne dass bei dem ständigen Dichterwechsel Aussicht auf eine sinnvolle Konzeption bestünde.
"Da sah man nun den Räuber eine lange Fresse zieh'n", gibt Yashkir seinen eigenen Gemütszustand bildlich wieder. Soll er eine gottgefällige Queste anbieten? Nein, wie überaus langweilig das wäre!
"Dann bot er an: 'So sagt mir doch, was ich nun tuen soll!'" Eben! Wer ist hier schließlich der Gefesselte!

JK

Auf ihrer Kiste sitzend dehnt die Schwarzhaarige die Schultern und räkelt sich verstohlen. Mit einigen Kissen und möglicherweise einer Kleinigkeit zu essen könnte sich das hier wirklich angenehmer gestalten lassen. Wie lange sitzen sie eigentlich hier? Und hatte der Räuber nicht ein Tuch vor seinem Gesicht, das seine Züge und die damit verbundene Mimik verbarg?
Ihr ist bewusst, dass sie nun nicht mehr länger um den heißen Brei vorbeireden kann und die Maid nun eine Art Entscheidung fällen muss. Möglichst eine, die sich auf 'soll' reimt. Was würde sie in einer solchen Situation tun?
"Die Antwort der Maid nicht gefällt, doch nickt sie hoheitsvoll.
'Verrate mir etwas von Wert, dein Leben als Gewicht...'"
Beinahe hätte sie noch eine weitere Zeile angeführt, doch dann fällt ihr gerade noch rechtzeitig ein, dass dies nicht ihre Aufgabe ist.

OHH

"'Was Ihr jetzt von mir hören wollt, Verehrte, weiß ich nicht'", sprudelt es sogleich aus Yashkir hervor, denn er weiß tatsächlich nicht so recht, worauf Aylana nun hinauswill. Offenbar soll der Räuber sich freikaufen. Aber was könnte ein Räuber schon haben! Wenn die des Sparens mächtig wären, bräuchten sie ja bald nicht mehr rauben.
Nach kurzem Grübeln heben sich Yashkirs Brauen einen Fingerbreit. "Ähm..." Unschlüssiges Blinzeln folgt.
"'Ein armer Mann bin ich und habe sonst doch nichts als mich.'"
Pfui, wie sich das auf Stich reimt! Aber soweit wird es hoffentlich nicht kommen! Wie man allerdings überhaupt auf ein rundes Ende zusteuern soll, ist Yashkir ohnehin noch ein Rätsel.

JK

Die Armut ist Aylana durchaus bewusst gewesen, doch die Unwissenheit frustriert sie, reduziert sie die Möglichkeiten eines halbwegs glücklichen Endes. Also kein Schatz, der gemeinsam geborgen werden kann, keine gemeinsame Zukunft als Banditenpaar, nur ein Kerl, der sich langsam zu einem Problem entwickelt.
"Dies führte durch die Rechnung der Schönen einen Strich", kommentiert die Aranierin und grübelt ob des weiteren Vorgehens.
Umbringen kann sie ihn nicht, denn abgesehen davon, dass die vorhin erwähnten Götter das wohl tatsächlich nicht gerne sehen würden, widerspricht dies auch der Rolle der Heldin. Allerdings ist es ihr als Ausreißerin nicht möglich, den Kerl bei den nächsten Bütteln oder Wachen abzuliefern - zumal dieser Räuber offensichtlich kaum erfolgreich genug ist, um ein Kopfgeld abzugeben, das die Mühe wert ist.
"Und ihr zugleich vor Augen, wie nah sie war dabei", spinnt sie eine spontane Eingebung weiter, wobei sie sich offenkundig kaum mehr Mühe gibt, das selbst eingeführte Reimschema einzuhalten.

JS

Die Sklavin kommt in den Laderaum zurück und versucht möglichst unauffällig, was schon am Schwanken und Torkeln des nicht ganz gehorchenden Körpers scheitert, in Richtung der abwärts führenden Treppe zu kommen. Sie bemüht sich dabei, an der Wand entlang zu gehen.

OHH

Irgendwas kommt Yashkir bei den letzten Zeilen holperig vor. Doch da es eine rein gefühlsmäßige Wahrnehmung von ihm ist, kann er den Seegang als Ursache nicht ganz ausschließen. Aber Aylana wirkt auf einmal so unbegeistert, dass Yashkir doch das Gefühl hat, irgend etwas falsch gemacht zu haben. Unsicherheit lass nach!
Der letzte Fers nun ist geeignet, ihn vollends durcheinanderzubringen. Dabei? Wobei? Räumlich wohl nicht, sondern bei einer Handlung. Angestrengt blinzelt Yashkir, was wohl bei Aylana beziehungsweise der namenlosen Maid im Kopfe für eine Rechnung herumgespukt sein könnte und was diese nun ersetzt haben mag. Unwillkürlich greift er sich mit Daumen und Zeigefinger an die Unterlippe, welche er in hilfloser Ideennot recht unästhetisch in die Länge zieht.
Er hat jedenfalls nicht so recht das Gefühl, sie könne darüber nachdenken, den Kerl einfach mitzunehmen - zum eigenen Vergnügen oder was immer. Seine Verschlagenheit ist wohl eher als Jämmerlichkeit angekommen.
Die Überlegungen, wie man besser dastehen könnte, fallen recht resignativ aus, bis ihnen durch das Erscheinen der kränklichen Sklavin vollends der Garaus gemacht wird. Das kann man ja wirklich kaum mitansehen! Völlig abgelenkt beobachtet Yashkir das elendige Geschöpf.

JK

Der Fluss der Geschichte gerät ins Stocken - das heißt, noch mehr, als dies bei den Reimen bislang ohnehin der Fall gewesen ist, was dazu führt, dass die Aranierin langsam wieder von der Rolle und den Gedanken der Maid in die Gegenwart zurückfindet.
Da Aylana selbst jedoch die Schwierigkeit der Suche nach den richtigen Worten nur allzu gut kennt und ihr auch die erneute Anwesenheit der Sklavin nicht entgangen ist, beschränkt sich die Schwarzhaarige auf einen fragenden Blick in Richtung ihres Spielgefährten.

JS

Möglichst vorsichtig tastet sich Rissa das Stückchen zur Treppe nach unten vor. Sie bemerkt nicht einmal, dass einer der Fahrgäste hier bemerkt hat, dass sie da ist. So versucht sie, irgend etwas an der Wand nach unten zu finden, an dem man sich festhalten kann, und setzt so schnell sie schwankend kann einen Fuss vor den anderen auf dem Weg die steile Stiege abwärts.
Natürlich geht das nicht gut, wenn einem schwindelig ist und das Schiff gerade in ein Wellental sinkt. Etwa auf der Hälfte der Höhe hört man also ein unangenehmes Rumpeln und ein unterdrücktes Stöhnen, als das Mädchen auf der Treppe ins Schlingern kommt und sich gerade noch mit einer Hand an einer Stufe festklammern kann. Schnell hört man aber schon nichts mehr, da das Mädchen halb auf der Treppe liegend die freie Hand vor den Mund presst und sich mit dem zweiten Arm einfach festklammert, um nicht gänzlich abzustürzen.

OHH

Ein Zucken geht durch Yashkir. Stutzend starrt er zur Treppe hinüber, wo die Sklavin hinabverschwunden ist. Der Versuchung, aufzustehen und eilends nachzuschauen, widersteht er noch, einen verwirrten Seitenblick auf seine Spielgefährtin zu werfen.
"Ähm, äh..."

JK

Die schwarzen Augenbrauen der Aranierin heben sich ein wenig. Sich auf der Kante der Truhe mit ihren Händen abstützend, lehnt sie sich etwas vor. "Ist alles in Ordnung?", fragt sie mit leichter Besorgnis. Zwar hat sie so ihre Vermutungen, was die Ursache des Stockens sein könnte, doch gerade bei einem Magier kann man nie aufmerksam genug sein. Sie selbst hat nur wenig Veranlassung, der Sklavin zu folgen. Sie kennt die Besitzerin nicht und auch wenn sie bereits auf dem besten Weg ist, ihr Urteil darüber zu bilden, hat sie nicht vor, sich da einzumischen. Sie selbst würde es ebenfalls nicht schätzen, wenn Fremde sich um ihr Personal kümmern würden. Allerdings ist ihr bewusst, dass hier an Bord nur wenige ihren Standpunkt teilen werden. "Falls Ihr das Spiel unterbrechen möchtet..." bietet sie dementsprechend vorsichtig an, in der Hoffnung, dabei nicht so zu klingen, als wolle sie ihn loswerden.

JS

Mit verzerrtem Gesicht kämpft das Mädchen gegen ihren Magen, schluckt immer wieder den sauer aufsteigenden Geschmack herunter, die Hand noch immer fest an den Mund pressend. Vorsichtig lässt sie sich Stufe um Stufe hinab. Mühsam zwingt sie sich, als sie unten ist, den Brechreiz weiter zurückzuhalten.
"Geht... schon... dan...ke!"

OHH

"Wie?" Yashkirs plötzlicher Blick auf Aylana klart rasch auf. "Oh! Nein, nein..."
Die Linke kurz als lockere Faust an die Lippen gehoben, schaut Yashkir noch ein letztes Mal zu dem Niedergang, wo längst niemand mehr zu sehen ist. Möglicherweise hat die Sklavin ja eine konkrete Anweisung, welche über dem Erhalt des Eigentums ihrer Herrin - also jenem der Sklavin selbst - steht. Oder es geht ihr gar nicht so schlecht, wie Yashkirs laienhaftes Auge annimmt. Manchmal mischt er sich wirklich zu schnell in anderer Leute Angelegenheiten, mögen seine Absichten auch noch so edel sein. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht.
"Ich habe nur ein klein wenig den Faden verloren, verzeiht! Ich fürchte, ich bin mir des Charakters der Dame noch nicht ganz schlüssig." Inzwischen ist sein Augenmerk allein auf Aylana gerichtet, während vorherige oder gegenwärtige Passanten vergessen scheinen.

JK

"Inwiefern?" kommt die spontane Rückfrage der Aranierin. Obgleich Aylana erleichtert darüber ist, dass ihr gemeinsames Spiel noch ein wenig länger währt und kein abruptes, unschönes Ende nimmt, verwirrt sie die Bemerkung ein wenig.
"Ich muss gestehen", fährt sie noch vor Beantwortung der Frage erläuternd fort, "dass ich mir darüber bislang nicht besonders viele Gedanken gemacht habe. Vermutlich aus dem Grund, dass sie unser beider Geschöpf ist, und sie selbst dann, wenn ich ein Bild von ihr formte, immer eine Seite besitzen würde, die ich nicht kennen kann."

OHH

"Stimmt, das macht es recht schwer, sie schlüssig handeln zu lassen", ergänzt Yashkir. "Und" - ein verlegenes, doch auch irgendwie schelmisches Grinsen breitet sich über sein Antlitz aus - "die Freie Auswahl macht es nicht eben leichter. Sie könnte ja alles tun, was sie will. Nur ihn abzustechen, wäre wohl ein wenig schönes Ende und nach der vorherigen Fesselung auch nicht recht naheliegend."
Nachdenklich knabbert Yashkir an der Unterlippe. "Ihn laufen lassen wohl auch...?" Ein verstohlener Seitenblick wird auf Aylana geworfen.

JK

Auf die Bemerkung hin, dass ein Töten des Räubers wohl nicht die beste Lösung darstellt, nickt Aylana bestätigend, die Alternativ scheint ihr jedoch ebenfalls nicht zu gefallen.
"Was bedeuten würde, dass er auch weiterhin die Freiheit hat, andere zu überfallen. Das könnte Männer und Frauen treffen, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben, sich zu wehren. Abgesehen davon würde sie ihr Gesicht verlieren, wenn sie ihn zuerst fesseln und dann wieder freilassen würde, ohne dass sich etwas an der Situation geändert hat."
Während der Argumentation hebt sie abwechselnd die linke, dann die rechte Hand mit der Handinnenfläche nach oben und zuckt anschließend mit den Schultern.
"Sie könnte ihm anbieten, dass er sie begleiten könne und sie ihm dafür ihre Nahrung mit ihm teilen würde, doch bislang wirkt er kaum wie ein Mann, dem man vertrauen kann. Mit ihm als Begleiter könnte sie sich kaum zur Ruhe legen. Sie müsste ihn ständig bewachen, was eher eine Belastung denn eine Bereicherung darstellen würde."

OHH

Wie überaus überraschend, wenn Ehrgefühl einmal ein so positives Ergebnis haben! Zumindest empfindet Yashkir selten einmal diese übertragene Art von Gesichtern erhaltenswert, da sie gewöhnlich Überheblichkeit und krankhaften Stolz bedeuten.
Leider kann er wohl auch den anderen Worten nicht allzu viel entgegensetzen. "Bei einer guten Fesselung..." nuschelt er zögerlich, doch dann unterbricht er sich selbst etwas resignierend: "Ihr werdet wohl recht haben." Seine Überlegung, die Dame könne den Gefangenen behalten wollen, ist mit Aylanas Ausführungen wohl nicht mehr haltbar.
"Ihn zur Garde zu bringen oder zu verkaufen passt aber nicht recht zu Eurem letzten Vers, fürchte ich." Ganz zu schweigen, dass 'ei' in diesem Zusammenhang nicht wirklich leicht zu bereimen ist, wenn man 'frei' bereits ausgeschlossen hat.
Nachdenklich reibt er sich hinter dem Ohr.

JK

Während sie versucht, ihrer Neugier zu trotzen, die ihr dazu rät, bei dem Gespräch der den Laderaum betretenden Matrosinnen ein wenig genauer hinzuhören, blickt Aylana ihren Dichterfreund ebenfalls ratlos an.
"Abgesehen davon würde es sie auf ihrem Weg auch aufhalten", ergänzt sie wenig hilfreich. Ihr Sitzen auf der Truhe wird wieder ein wenig unruhiger. Das Aufhalten des Erzählflusses lässt ihr wieder bewusst werden, wie unbequem sie hier sitzt.
"Wenn Ihr möchtet, könnte ich versuchen, den letzten Vers neu zu formulieren." Während sie dies ausspricht, wird ihr bewusst, dass sie nicht die geringste Ahnung hat, wie dieser lautete. "Oder Ihr entscheidet einfach. Eine Begründung dafür wird sich schon finden."

OHH

Auch Yashkir hat keine allzu konkrete Erinnerung an die letzte Zeile, doch der ungefähre Inhalt in Verbindung mit dem letzten Wort 'dabei' genügt ihm vollauf. "Lasst gut sein! Es wird schon gehen. Ich fände es unbefriedigend, nicht darauf zu antworten. So viel Stolz habe ich gerade noch!" Ein schnippisches Grinsen breitet sich in seinem Antlitz aus.
Dann wandern seine Augen zu den Bohlen der Decke empor, als hingen dort wohlfeile Worte. Ja, in was mag sie begriffen sein, wenn alles Gesagte schon ausgeschlossen wurde? Leicht zuckt die Braue empor, leicht der Mundwinkel beiseite. Wahrlich, der Maid bleibt eigentlich nur eines - völlig gleich, ob sich ein Ziel vor ihren Augen abzeichnet oder nicht.
'Ein zwei drei vier fünf sechs sieb' acht, neun zehn sie war dabei...' zählt Yashkir gedanklich ab, um sich wieder in den rechten Rhythmus einzufühlen und setzt recht flüssig an:
"...den Burchen mitzunehmen, denn sie selbst war nicht ganz frei,
Entscheidungen zu treffen. Auch galt's die Ehr' zu wahren."
'Nun schau, wie schön ich ziehe das alles bei den Haaren!' Ein Schmunzeln zieht Yashkirs Lippen auseinander.

JK

Ganze Scharen von Dromedaren ziehen in Paaren an Aylanas geistigem Auge vorbei, ohne sie einer möglichen Fortführung näherzubringen, zumal die junge Maid noch immer völlig entscheidungslos ist.
Den Blick unverwandt auf die beiden Matrosinnen gerichtet, die gerade dabei sind, den Laderaum wieder zu verlassen und mit dem eigentümlichen Gefühl, dass sie möglicherweise gut daran getan hätte, ihrem Gespräch entgegen den Gesetzen der Höflichkeit ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken, kaut sie nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
"Dazu kam noch der Umstand, dass sie selbst war unerfahren.
Ein Schlag auf seinen Schädel, fiel ein da diesem Mädel."
Und zugleich auch der Dichterin. Man könnte ihn ja einfach um sein Bewusstsein bringen und liegen lassen. Soll sich doch ein anderer um den Strauchdieb und das Dilemma kümmern.

OHH

Für einen Moment fühlt sich Yashkir vor den Kopf gestoßen. Sie will nicht. Aber was hat er erwartet! Vermutlich ist die Maid viel zu sehr auf ihre ungestörte Weiterreise bedacht, um sich mit einem Gefangenen abzugeben. Die beiden passen wohl nicht recht zusammen. Man kommt eben nur auf Ideen, die man selbst mag. Da lässt sich nichts erzwingen.
Zwar erscheint Yashkir die Aussicht auf diesen Ausgang der Geschichte etwas schal, doch wenn man es künstlich in die Länge zöge, würde das die Sache nur schlimmer machen. Jedes Spiel muss auch mal zuende sein. Aylana wirkt auf ihn auch nicht mehr so begeistert wie am Beginn.
Unglücklicherweise wird Yashkir der vielleicht günstigste Reim bereits entzogen, wenn er sich keine Wiederholung erlauben will. Nein, das wäre unter seiner Würde. Vielmehr möchte er diese Herausforderung als eine Art Abschiedsgeschenk deuten. Dies macht es zwar nicht einfacher, doch bietet es einen Ansporn.
"Drum gab sie ihm die Lehre und hieb ihm trotz Gefädel
mit ihrem Knauf der Waffe von hinten auf die Birne."
Wenn man sich mit etwas abgefunden hat, lächelt es sich gleich viel leichter. Entsprechend gelassen blickt Yashkir auf seine Spielgefährtin hinab und erwartet die letzten Zeilen zur Guten Nacht.
Der ein drittes Mal hindurchhuschenden Sklavin hingegen schenkt Yashkir diesmal kaum einen flüchtigen Seitenblick. Dies mag an Gewöhnung ebenso wie an ihrem nun viel gewöhnlicher wirkenden Gehabe liegen - und schlicht an seiner Erwartung des Gedichtabschlusses.
Tatsächlich schweifen seine Gedanken schon wieder zu Beonora. Wie hätte wohl ihre Maid gehandelt...?

JK

Dass ihr Spielgefährte noch immer an der Möglichkeit hing, die Maid möge doch den Räuber mit sich nehmen, wäre Aylana nach ihrer Erklärung, weshalb dies keine gute Idee sein könnte, nicht in den Sinn gekommen. Wohl aber spürt sie ebenfalls das Ende der Geschichte nahen und ist bereit, es dankbar zu empfangen. So nett das Gewesen ist, so sehr sehnt sie sich nun nach einer Abwechslung, einem bequemeren Sitzplatz und nach Tee oder zumindest einem Schluck Wasser, um der vom Reden angestrengten Kehle ein wenig Erholung zu gönnen.
"Und zog dann ihrer Wege, zu jagen die Gestirne
Die Straße fort vom Räuber und ihm zugleich entgegen."
Obgleich sich Aylana nicht sicher ist, ob Yashkir den Gedanken dahinter erfassen wird oder die letzte Zeile lediglich Verwirrung erzeugt, verzichtet sie darauf, eine Erläuterung anzufügen, sondern blickt ihn nach dem Verklingen ihrer Worte aufmerksam an.

OHH

Tatsächlich ist Yashkir ein wenig irritiert. Ob die Maid selbst zur Räuberin wird auf ihren Abenteuerfahrten? Vielleicht meint Aylana aber auch einfach, dass sie dem Räuber damit entgegegnkommt, ihn hier liegen zu lassen. Es handelt sich ja um eine sehr simple Grundfesselung, die ihn nicht einmal am Gehen hindern wird.
Problematischer ist der Umstand, dass noch ein Reim auf sich warten lässt. Was soll denn jetzt noch kommen!?
"...zu neuen Abenteuern, bei allen ihren Wegen", schließt er ab und setzt nach einer kurzen Pause hinzu: "Ich danke Euch für diese hübsche Spielidee." Damit erhebt er sich und reckt den bis eben allzu gekrümmten Rücken.

JK

Das Schicksal mag keine unbeendeten Spiele. Was man unvollendet zurücklässt, kehrt zu einem zurück - ein Kindheitsfreund, von dem man glaubte, man würde ihn niemals wiedersehen, ein Konflikt, von dem man floh, ein Auftrag, der abgebrochen werden musste... oder ein möglicher Feind, den man gefesselt zurückließ. Wer weiß, welchen Verlauf diese Geschichte weiter nehmen würde. Möglicherweise würde der Tag kommen, an dem sich die Maid wünschen würde, nicht einfach davon gegangen zu sein, ihn getötet zu haben, als die Gelegenheit dazu hatten, oder ihn in die Freiheit entlassen.
Vielleicht ist es auch nicht das Schicksal, sondern die eigenen Gedanken, die einen dazu treiben, die Zeugen der eigenen Vergangenheit aufzusuchen. Vielleicht lenkt der Wunsch nach dem Lächeln des Freundes die eigenen Schritte, die Furcht vor dem Feind, den man unbesiegt weiß. Ein Mann, dem es gelungen ist, einen tief im Innern zu berühren und dem man die letzten Stunden über aus dem Weg gegangen ist...
Auch Aylana erhebt sich mit einer geschmeidigen Bewegung, der Stoff ihres pfirsichroten Rocks fließt ihre Beine entlang. Sie legt den Kopf in den Nacken, schließt einen Moment lang die dunklen Augen und öffnet sie dann wieder, begleitet von einem Lächeln.
"Auch ich habe zu danken." Sie deutet eine Verbeugung an. Als sie sich aufrichtet, blickt sie in Richtung des Vorhangs, hinter dem die beiden Matrosinnen vor kurzem verschwunden sind und der wohl auch das Ziel der sich dorthin bewegenden Sklavin darstellt.
"Nach all diesen Worten und der Anstrengung des Geistes steht mir der Sinn nach etwas zu trinken. Möchtet Ihr mich zur Kombüse begleiten?"

OHH

An Yashkirs eigenem Charakter mag es liegen, dass er auch in Rolle des Räubers keinen übermäßigen Groll zu entwickeln vermag. Wenn man an einem Projekt scheitert, sucht man sich eben ein anderes. Und im Grunde hat der Räuber ja bekommen, worum er zuletzt gebeten hat. Beule hin oder her.
"Tja, warum nicht", erwidert Yashkir ohne große Leidenschaft. Die Kombüse liegt eh auf dem Wege zur Gemeinschaftskabine. Ob letztere allerdings genug Raum für eine Aussprache bietet, bezweifelt Yashkir zudem noch immer.
Auf die Einladung hin tut er erste seitliche Schritte zum Vorhange hin. Das Schwanken unter seinen Füßen verliert sich in recht gewohnt wirkender Manier in den Gelenken der Beine.

JK

Als sie Yashkir ein wenig zögernd folgt und ihm dadurch Gelegenheit gibt, ihr galant den Vorhang beiseite zu schieben, ruhen die Augen der Aranierin mit einem Ausdruck des Bedauerns auf dem hellen Pferd.

OHH

Da Yashkir ohnehin vorausgegangen ist, denkt er sichnichts dabei, den Vorhang zu öffnen. Hindurchtretend hält er ihn noch etwas beiseite, dass die Nachfolgende ihn gut übernehmen kann. Dabei vollführt er eine Dritteldrehung, um sich dieses Nachfolgens auch zu vergewissern und ihr den Vorhang bei der Übergabe nicht versehentlich ins Gesicht statt in die Hand zu reichen.

JK

Die Hand nach dem Vorhang ausstreckend und ihn schwierigkeitslos übernehmend folgt Aylana Yashkir. Obgleich der Mann vor ihr sehr schlank ist, bleibt sie ob der Enge des Ganges und der Wellen, die sie an der Sicherheit ihres Schritts zweifeln lassen, hinter ihm, anstatt zu versuchen, sich an seine Seite zu begeben.

OHH

Als sich Yashkir der offenstehenden Kombüsentüre zuwendet, bekommt er von jenem Raume einen recht vollen Eindruck, wenn man auch noch nichts erkennen kann. Beim Näherkommen, welches durch den unruhigen Boden zu einem leicht bizarr wirkenden Staksen gerät, bestätigen ihm verschiedene Stimmen seine Ahnung.
Mit süffisantem Lächeln wendet er sich seiner Verfolgerin zu: "Anscheinend gibt es Auflauf..."

JK

Yashkirs Bemerkung lässt die Aranierin schmunzeln. "Falls es sich dabei um einen Menschenauflauf handeln sollte, bin ich nicht interessiert", führt sie seinen Scherz fort, der ihr angesichts der Köchin gar nicht so abwegig zu sein scheint.
Zwar bleibt der Einblick in die Küche ihr selbst verwehrt, doch die Stimmen, die von dort aus zu ihr dringen, zeichnen bereits ein deutliches Bild davon, was sie wohl erwarten wird.
Als sie jedoch völlig unerwartet den Klang einer bestimmten, ihr vertrauten Männerstimme vernimmt, erstarrt sie. Plötzlich erbleichend lauscht sie, hofft, sich zu irren und zugleich auf eine Bestätigung ihrer Ahnung.

OHH

"Ich fürchte, es ist einer", erwidert Yashkir und meint damit keineswegs Mama Mo allein, sondern die hiesige Anhäufung von Artgenossen im Allgemeinen. "Vielleicht gedulde ich mich mit einem Getränk doch lieber, bis es hier leerer ist", überlegt er halblaut mit einem Seitenblick zur Türe der Gemeinschaftskabine.
Da bemerkt er wiederum die Sklavin in einer Ecke. Wie wenig geschäftig sie mit einem Male wirkt! Aber da mahnt er sich, nicht schon wieder die Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.

JK

"Hm?" kommt es von der Aranierin zerstreut zurück. Die Worte - zunächst nur eine Aneinanderreihung bedeutungsloser Laute - benötigen eine Weile, um Aylana ihre Bedeutung zu vermitteln.
"Oh, wie Ihr meint", erwidert sie schließlich abgelenkt. "Ich schätze, ich werde hier warten. Möglicherweise ist es ja schnell erledigt..."
Dabei scheint sie sehr bemüht zu sein, einen guten Einblick in die Schiffsküche zu bekommen, lauscht nach dem Verstummen ihrer eigenen Stimme nach dem erneuter Erklingen des vertrauten, ersehnten Klangs.
Weder ihre Worte, noch ihre Taten folgen einem bestimmten Plan, tatsächlich ist ihr Kopf wie leergefegt, als sei sie von einem Augenblick auf den nächsten hypnotisiert worden und folge nun nicht mehr dem eigenen Willen.

SJ

Riak verlässt die Kombüse, um dann wie angewurzelt stehenzubleiben. "Aylana", flüstert er, bringt in diesem Moment allerdings kein weiteres Wort heraus. Riak möchte am liebsten sofort weitergehen, doch ihr Anblick hält ihn an seinem Platz. Plötzlich schlägt ihm sein Herz bis zum Hals, wie sehr ihm ihre Nähe in den vergangenen Stunden gefehlt hat, das fühlt Riak erst jetzt.

OHH

Ein wohl ungesehenes Nicken bleibt Yashkirs einzige Antwort. Mag er auch einen hinreichend trockenen Hals haben, so steht ihm doch nicht der Sinn nach Enge und vielen Menschen, welche in scheinbar sinnloser Manier um ihn herumwuseln.
Davon abgesehen, dass eine Mitteilung über diesen Umstand von manchen Leuten wohl schnell als ungehörig bis beleidigend eingestuft würde, ist das Fräulein mit seinen Gedanken ohnehin längst bei jemand anderem, welcher auch sogleich wie herbeizitiert auf den Gang heraustritt. Das leert zwar zu einem Viertel die Kombüse, verbessert aber noch lange nicht deren Zugang.
'Fröhliches Anhimmeln!' wünscht Yashkir im Geiste und wendet sich Richtung der Kabine, deren Türe er bereits mit zwei, drei Schritten erreicht. Allerdings zieht die emporführende Treppe linkerhand unwillkürlich seine Aufmerksamkeit auf sich. Er schaut hinauf.
Einen Beutel frische Luft könnte er gut gebrauchen. Die Frage ist nur, ob er sich dafür durchnässen lassen will. Davor scheut sich Yashkir weit mehr als vor einer möglichen wirklichen Gefahr. Immerhin ist er lange auf einer Talukke über die Meere gefahren.
Die Last der Entscheidung scheint seinen Brustkorb zu drücken und das Atmen noch weiter zu erschweren. Ja, etwas Bewegung - das Erklettern der steilen Treppe - und die frische Luft werden ihm guttun. Hoffentlich besser, als das Salzwasser seinen geliebten Gewändern schaden wird.
So steigt er die Stiegen empor.
Oben angelangt, stemmt Yashkir die Luke. Das erweist sich als schwerer denn sonst. Kaum dass er sie einen Spaltbreit geöffnet hat, stoßen im kühler Wind und ein Schwall Wasser entgegen. Das ist dann vielleicht doch ein wenig viel des Guten.
So drückt er sich ein wenig an die Seite, um noch etwas von der Luft aber möglichst wenig Nässe abzubekommen, doch dann gibt er auf. Mit einem dumpfen Laut kommt die Luke wieder zum Liegen.
Was solls! Ab zu Beonora! Sich gut festhaltend, macht er sich wieder an den Abstieg.
Unten angekommen, wischt Yashkir noch einen kitzelnden Tropfen von der hohen Stirn, dann wendet er sich der Kabinentüre zu. Unwillkürlich will er klopfen, doch dann fällt ihm ein, dass er schließlch selbst hier schläft. Wer fragt schon beim eigenen Zimmer um Einlass!
So öffnet er, tritt ein und schaut, wer alles anwesend ist und ob es Schlafende gibt. Der Koje Beonoras gilt natürlich erhöhte Aufmerksamkeit.
Tatsächlich ist die eine oder andere buchstäblich belegt, auch wenn nicht jeder Huckel unter einer Decke Yashkir über den Inhalt sicher werden lässt. Auch Beonora ist zugegen, sich hinter einem Buche versteckend. Mit anderen Worten: lauter Menschen, die quasi nur darauf warten, von ihm gestört zu werden. Keine guten Voraussetzungen für eine gepflegte Unterhaltung oder gar Aussprache.
So steht Yashkir etwas unschlüssig im Raum und ähnelt dabei auffällig einem begossenen Pudel. Allerdings ist es nicht so schlimm, dass er sich umziehen müsste.
Nur langsam wird Yashkir gewahr, dass Beonora offenbar bei ihrer Lektüre eingeschlummert ist. Auf gewisse Weise beneidenswert. Trotz aller Gewohnheit vergangener Monate wollte es ihm selten gelingen, bei solchem Seegang mehr als zu dösen. Genau genommen war Yashkirs Schlaf noch nie sonderlich fest, soweit er sich erinnern kann. Als Kind hat man ja noch eine ganz andere Wahrnehmung.
Wie auch immer. Was nun? Hinlegen und das Oberbett anstarren? Wenig verlockend. Wecken möchte er hier jedenfalls niemanden.
Der besondere Ruck, welcher durch Zusammenstoß des Schiffes mit einem ungünstigen Wellenberg entsteht, würde Yashkir vielleicht von den Füßen holen, hätte er nicht den stützenden Stab als drittes Standbein und einen Bettpfosten in Reichweite. Nun ist es aber mal genug, Herr Efferd!
Ratlos lässt sich Yashkir nach einem Weilchen auf seine Liege nieder, bleibt jedoch aufrecht, soweit man das bei seinem ob des nahen Oberbettes gekrümmten Rücken so nennen kann. Sein Blick wandert über die Schlafenden und bleibt dabei immer wieder lange an Beonora hängen. Ob die gegenseitige Sympathie für mehr genügen wird?
Nachdenklich stützt er den Kopf in die Hände und die Ellenbogen auf die Knie.
Trotz allen Geschaukels fallen Yashkir doch ein wenig die Augen zu. Ist das langweilig!
Um dagegen anzukämpfen, räkelt er sich ein wenig, zumal ihm die krumme Haltung wenig gut tut. Allerdings ist recht wenig Platz dafür, sich richtig auszustrecken. Folglich steht er wieder auf. Nach einem neuerlichen Rundumblick nimmt er den Stab an sich. Hier herumzulungern, bringt es ja nun gar nicht!
Auf den Gang hinaustretend, sinniert Yashkir noch immer, was er eigentlich wo tun möchte, doch da fällt sein Blick durch die noch immer hinreichend zahlreich Versammelten hindurch auf die Tür der Messe. Dort mag es ebenfalls gesprächsbereite Menschen geben - nur dass die sich nicht die Beine in den Bauch stehen. Folglich lenkt er seine Schritte zum neu gefassten Ziel.
Das eine oder andere Grußnicken oder Ausweichen später tritt Yashkir in die Messe hinein. Noch während er die Türe schließt, huscht sein Blick durch den Raum. Nur eine einsame Dame ist anwesend. Ob das die Eigentümerin der draußen herumstehenden Sklavin ist?
"Guten Abend, Wohlgeboren", wünscht er gleich zwiefach ins Blaue ratend, denn er vermutet, dass es draußen inzwischen nicht nur wetterbedingt dunkel ist. Für einen Moment ist er versucht, die Dame zu fragen, ob er auch nicht störe. Aber dann erinnert er sich noch gerade rechtzeitig, dass er langfristig doch etwas selbstbewusster auftreten möchte, als es eigentlich seine Art ist.

NKK

Aleyandra, die beim Öffnen der Tür erwartungsvoll aufgeschaut hat, entgegnet knapp: "Guten Abend." Interessiert mustert sie den Mann. Er ist ihr zwar schon auf der Fahrt aufgefallen, doch hatte sie bisher noch keine Gelegenheit, ihn kennenzulernen.

OHH

Für einige buchstäbliche Augenblicke hat Yashkir das unangenehme Gefühl, unwillkommen zu sein, obgleich die Dame doch nichts dergleichen deutlich signalisiert. Mag sein, sie hat jemand anderen erwartet.
Ein leises Räuspern ist zu vernehmen. Sich vorzustellen, wäre nun wohl eine kluge Idee und im Übrigen einer Edeldame gegenüber höflich und zweifelsfrei üblich. Eine Verbeugung andeutend, erklärt er mit gewohnt hoher Geschwindigkeit: "Gestatten, Magnibilität Yashkir al-Yeshinna el Yiyimris." Langsam würde dies viel wenige hermachen. Schlimmer noch, man könnte Details verstehen!
Im Anschluss daran verzichtet Yashkir - seiner Etikette sei Dank - sich sogleich irgendwo niederzulassen. Erst einmal darf die Dame antworten.

NKK

Für einen Augenblick iritiert, schaut Aleyandra den Herrn an, dann antwortet sie: "Aleyandra de Concara, erfreut Euch kennenzulernen", und nickt Yashkir leicht zu. Doch schon einen kurzen Moment später schaut sie ihn direkt an, so als warte sie auf seine nächste Reaktion. Ihre rechte Hand liegt dabei auf dem Tisch, die linke ist leicht unter ihr Kinn gestützt.

OHH

"Ebenso, angenehm", erwidert Yashkir formvollendet. Noch einmal gleitet sein Blick unsicher durch das Gemach. "Ich hoffe, ich störe nicht?"
Verflixt, nun hat er sich doch wieder so herabgesetzt, obgleich dieser Raum doch allen Gästen offen steht! Aber andererseits wird die Dame es wohl als blanke Höflichkeit verstehen. Um so mehr, da er nun einen ersten Schritt auf die Bank der Frau gegenüber tut.

NKK

"Nein, nein, setzt Euch ruhig", entgegnet Aleyandra. In ihrer Stimme schwingt weder Begeisterung noch Ablehnung mit. Doch ist schon zu erkennen, dass sie wohl auf jemanden wartet.

OHH

Der Erlaubnis folgend, lässt sich Yashkir nieder. Der Stab wird sorgsam beiseitegestellt, dann falten sich die Finger beider Hände ineinander. Ein unschlüssiges Höflichkeitslächeln folgt. "Hrm, ähm... Bei diesem Wetter weiß man kaum die Zeit totzuschlagen, nicht wahr?"

NKK

"Bei diesem Wetter würde ein Tee sehr gut tun. Doch nur die Götter wissen, wann ich den endlich bekomme", entgegnet Aleyandra und ein leicht angedeuteter Blick Richtung Tür verrät, dass es das ist, worauf sie wartet. "Und bei einem netten Gespräch vergeht doch die Zeit wie im Fluge, oder meint Ihr nicht?" Ein leicht angedeutetes Lächeln begleitet ihre Worte.

OHH

Aus den Gebärden schließt Yashkir, dass die Dame jenen Tee auch schon angefordert hat. Denn dass hier jemand regelmäßig vorbeikommt, nach Wünschen zu fragen, wäre ihm neu. Da die Sklavin draußen aber untätig herumzulungern scheint, muss sie wohl doch jemand anderem gehören. Wie auch immer!
"Äh, ja, auf jeden Fall! Welches Thema könnte uns wohl beide begeistern...?" Aufmerksam mustert er sein Gegenüber vom Gesicht ab hinunter und sucht recht vergeblich nach Hinweisen.

NKK

'Wie originell', denkt Aleyandra ironisch. 'Was ist das denn für einer... Nun gut, dann werde ich mich wohl in höflicher Konversation üben müssen.' Sie zwingt sich zu einem leichten Lächeln und entgegnet: "Wie wäre es mit dem Anfang und Ziel Eurer Reise? Ist dies nicht ein Thema das alle Reisenden interessiert?"

OHH

Obgleich sie doch selbst ein Gespräch vorgeschlagen hat oder zumindest zu haben scheint, kommt sich Yashkir noch immer irgendwie deplaziert vor. Ihre Frage hingegen lässt seine Bedenken aufweichen und verstummen.
"Mag wohl sein", lenkt Yashkir ein. Gewiss interessiert sich nicht jeder für jeden, aber wer fragt, soll nicht nur eine Antwort erhalten, sondern verstärkt in Yashkir auch unausweichlich das Gegeninteresse.
"Nun, beschränken wir uns am besten auf diese Fahrt, da ich recht viel im Süden herumreise und bisweilen auch bis ins Liebfeld oder gar noch weiter in den Norden. Ich bin nun seit Teremon auf Pailos mit an Bord und reise bis Brabak, meine Wahlheimat."
Bevor höflich er die Gegenfrage stellt, versucht er auf dem Gesicht der Dame abzulesen, ob sie mehr hören will oder eher bereits gelangweilt ist.

NKK

"Bis Brabak? Das ist auch mein Ziel. Ab Teremon? Da habt Ihr ja schon ein ganz gutes Stückchen Weg hinter Euch, oder?" Scheinbar interessiert schaut Aleyandra zu Yashkir.

OHH

Ist Brabak nicht ohnehin die einzige noch verbleibende Station dieser Fahrt? Doch mag Yashkir sich irren, und selbst wenn nicht, muss man ja nicht an allem noch so Belanglosen herumkorrigieren.
"Ja, in der Tat. Es sind nun bald drei Wochen der Reise." Viel mehr weiß er dazu nicht recht zu sagen, denn die einzelnen Etappen und Gespräche werden kaum von allgemeinem Interesse für fremde Hörer sein.
Ihr Ziel hat sie auch schon verraten, auch wenn er selbst hätte darauf kommen können - wiederum sofern er sich nicht irrt. Dieses Wetter mit seinem zugehörigen Geschaukel und Gelärme ist nicht gerade geeignet, seine Konzentrationskräfte zu steigern.
"Hrm, seid Ihr geschäftlich unterwegs, wenn ich fragen darf...?"

NKK

"Ja, ihr dürft fragen." Leicht überheblich kommt die Antwort Aleyandras, gefolgt von einem: "Ich bin auf dem Weg zurück in meine Heimat. Doch was führt Euch nach Brabak?" Dass sie damit die Frage eigentlich überhaupt nicht beantwortet hat, ist ihr dabei durchaus bewusst. Während sie auf eine Antwort wartet schweift ihr Blick wieder einmal wartend zu der Tür.

OHH

In Yashkirs Ohren klingt 'Heimat' keineswegs geschäftlich, eher schon der Ton der Dame. Aber das mag schlicht an anerzogenem Selbstbewusstsein liegen. Damit wäre jedenfalls auch diese Möglichkeit einer Themenfindung abgehakt. Der Blick der Dame hingegen, welchem derjenige Yashkirs kurz folgt, gilt wohl dem ersehnten Tee.
"Mja, wie gesagt, es ist meine Wahlheimat, wenn ich dort auch nicht wirklich ansässig zu nennen bin. Ich kehre nach meinen Reisen immer wieder dorthin zurück. Jetzt bei zunehmender Kälte habe ich ohnehin nichts im Norden verloren. In Brabak aber wartet die Hoffnung auf vertraute Gesichter."
Ein wenig beschleicht ihn das Gefühl, schon wieder viel mehr und genauer zu reden, als es gewünscht sei. So schließt einstweilen ein leicht verlegenes Lächeln seine Worte ab.
Ja, so muss es wohl sein: Er hat die Dame totgeredet. Oder ist ihr einfach nur zu langweilig. Wie auch immer.
Still lehnt sich Yashkir zurück, faltet die Hände im Schoße und betrachtet Wände und Decke eingehender, da das geschlossene Bullauge keine entfernteren Aussichten bietet. Auf gutes Wetter warten; das ist er gewöhnt.

Zwei Tage später, als der Sturm vorüber ist...


Übersicht Yashkir

Redaktion und Lektorat: OHH 2007/8