Aller Anfang

Schon zu meiner Grundschulzeit habe ich wie sicherlich viele gern Cowboy und Indianer oder Räuber und Gendarm gespielt. Die Dramatik, die Geschichte - das hat mich immer sehr fasziniert. Die Gelegenheiten, zu denen jemand gefesselt wurde oder man doch zumindest mit den einfachen Mitteln von Kindern solches simulierte, waren leider allzu vereinzelt, als dass mir ihre Bedeutung damals recht bewusst werden konnte. Aber vielleicht war es auch einfach noch zu früh.
Schon sehr viel häufiger hatten meine Puppen dran zu glauben. Gerade jene, die ich besonders gerne hatte, sollten in meinen Phantasien und den daraus resultierenden Spielen immer eine schwere Situation haben, manches Mal arm sein, häufig aber auch von den bösen Puppen gefangengenommen werden. Oft spielte dabei auch eine ungewöhnliche Kleidung eine Rolle, wenn zum Beispiel eine kurze Hose über eine lange gezogen wurde. Sogar ein Foto habe ich einmal von meinen versklavten Puppen geschossen, als ich schon etwas älter war.
Als ich für den Sportunterricht in der Oberschule eine neue Sporthose bekam, hat mich das Material sehr fasziniert. Damals kam mehr und mehr der Polyester auf, der sich so angenehm streicheln ließ. Kein Wunder also, wenn meine erste Selbstbefriedigung in dieser grünen Addidas-Hose stattfand. Was ich da trieb, wusste ich als schlecht aufgeklärtes Kind allerdings nicht. Ich überlegte Monatelang, ob ich wohl einen neuen Klebstoff erfunden hätte!
Jedenfalls begann ich mich in diesem Zusammenhang auch ein wenig selbst zu fesseln. In dem Phantasieland, das ich betrat, war es für Sklaven üblich, über ihren langen Hosen solche bunten Polyesterhosen zu tragen, damit man an den Farben erkannte, wem sie gehören.
Diese Fesselungen waren natürlich höchst unvollkommen und experimentell. Meist umwickelte ich mir nur die Hände mit viel zu dünnen Schnüren. Zum Glück war ich immer sehr vorsichtig. Meist lag für den Notfall sogar eine Schere bereit.
Natürlich blieb es nicht aus, dass die Selbstbefreiung eines Tages doch einmal nicht funktionierte. Ich hatte meine Handgelenke mit sich zusammenziehenden Schlingen an die Armlehnen eines Stuhles gebunden und bemerkte nun, dass ich keine Chance hatte, sie wieder zu lösen. Möglicherweise hätte ich es ja doch irgendwie geschafft, aber ich geriet eben in Panik. Und nebenan saßen meine Eltern beim Fernsehen!
Ich rief meine Mutter, die mich dankenswerterweise befreite, ohne viele dumme Fragen zu stellen. Die Situation war mir peinlich genug! Vielleicht hätte es mir auch geholfen, darüber zu reden, aber wer kann sagen, ob ich dazu schon bereit gewesen wäre!
Über die Jahre wurde mir mein Interesse insbesondere an gefesselten Frauen in Filmen immer bewusster. Lange fragte ich mich, ob das nicht maßgeblich daran lag, dass ich keine Gefährtin hatte. Dass ich mir wünschte, auf eine solche Weise eine Beziehungsaufnahme zu erleichtern. Inzwischen kann ich aber endlich zu meiner Veranlagung stehen. Es mag allenfalls sein, dass meine Beziehungslosigkeit den Drang vergrößert, der aber so oder so vorhanden ist.
Mit 35 offenbarte ich meiner Mutter mein Geheimnis, und sie nahm es recht offen auf. Sie erklärte, dass sie sich damals durchaus gesorgt, aber vermutet hatte, das sei nur die experimentelle Phase eines Jugendlichen. Dies stimmte ja auch bis zu einem gewissen Grade.
Natürlich fällt es ihr auch heute noch schwer, meine Gefühle nachzuvollziehen, aber sie gibt sich lobenswerte Mühe dabei, sie verstehen zu lernen.

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