Die Abenteuer der süßen Geroline

Vierter Teil

Ein neuerlicher, langer Flug begann.
Irgendwann schlief Geroline trotz aller Unbill ein. Allerdings wurde sie wegen Hungers und Blasendruckes immer wieder wach. Inzwischen hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Das Licht eines Fensters hätte sie durch die Maschen des Sackes sicher noch wahrgenommen, aber hier im Gepäckbereich konnte sie nicht einmal wissen, ob die Nacht schon hereingebrochen war.
Phasenweise spürte sie ihre Fesseln gar nicht mehr, dann wieder drückte und schmerzte es fast überall gleichzeitig. Wenigstens erzielte sie mit dem inzwischen überreichlich angesammelten Speichel winzige Erfolge beim Ablösen des Klebebandes. Auch die beinahe gymnastischen Bewegungen der Mundwinkel halfen ein wenig.
Allerdings hätte sich Geroline deutlich mehr angestrengt, wenn sie nach einer Befreiung vom Knebel weitergewusst hätte. An die Knoten der Oberarm-Knie-Fesselung wäre sie ja doch nicht herangekommen. Dazu die Fesseln an Händen und Füßen und der Sack... Aussichtslos. Und hier oben im Flugzeug hätte sie niemanden rufen können als die Pilotin zu dem Zwecke, wieder gründlich geknebelt zu werden.
Auf keinen Fall durfte sie zeigen, was sie alles konnte! Je mehr sie unterschätzt würde, desto leichter hätte sie es später bei einer besseren Gelegenheit.

Endlich, endlich ging die Maschine erneut nieder. Geroline rollte sich wieder auf jene Seite, auf welcher die Pilotin sie zuletzt gesehen hatte. Vielleicht konnte sie die Frau glauben machen, zu kaum einer Bewegung in der Lage gewesen zu sein.
Wieder nahten nach der Landung Schritte. Die Klappe nach draußen wurde geöffnet, wo die Pilotin mit einem Mann auf spanisch sprach. Geroline verstand nicht viel, konnte aber daraus schließen, dass draußen mindestens zwei Bewaffnete bereitstanden und dort noch etwas warten sollten. Fluchtversuche blieben also weiterhin sinnlos, zumal bei völlig unbekanntem Gelände.
Der Vorhang wurde nun gänzlich zur Seite geschoben, dann machte sich jemand an der Sackverschnürung zu schaffen. Unwillkürlich schnaufte Geroline sofort nach Luft, als sie ihren Kopf hinausstrecken konnte. Von draußen kam überraschende Helligkeit und Hitze herein, dass es unerwartet wenig erfrischte.
Fast freundlich, doch auch etwas spöttisch wurde Geroline von der Pilotin angelächelt. "So, meine Kleine, jetzt darfst du gleich erst einmal austreten."
Angesichts dieser Ankündigung verzichtete Geroline sogar auf den eigentlich fälligen bösen Blick. Ihre Beine wurden vollständig befreit, dass nur der Knebel und die Handfesseln des Taxifahrers übrig blieben.
Heilsamer Schmerz durchfuhr ihren Rücken, als sie mit Hilfe ihrer Entführerin aufstand und sich streckte. Noch etwas unbeholfen stakste sie zum Verschlag der Toilette, den die Pilotin ihr öffnete. Leider hatte jene offenkundig nicht vor, ihr noch mehr Bewegungsfreiheit zu schenken. Auch wendete sie sich nicht etwa diskret ab! So musste Geroline unter deren Blicken ihre Hose öffnen und hinabstreifen, was mit nach vorn gefesselten Händen zumindest nicht sonderlich schwierig war. Die Erwartung der Erleichterung überwog bei Geroline alle Scham und jeglichen Gedanken an irgendeine mögliche Erotik des Moments. Zitternd atmete sie durch und entspannte zusehends. Es dauerte mehrere Minuten, derweil die Pilotin geduldig lächelnd wartete. Sie zumindest hatte ihren Spaß - ganz offenkundig!
Doch auch in Gerolines Mundraum hatte sich mittlerweile so viel Flüssigkeit angesammelt, dass etwas davon trotz gelegentlichen Schluckens an einer Stelle durch den Knebel sickerte. Als Geroline mit ihrer Verrichtung fertig war, zog die Pilotin daher das Klebeband von ihren Lippen. "Das brauchst du nicht mehr", erklärte sie und zeigte auf das winzige Waschbecken. "Spuck einfach alles da rein!"
Tatsächlich musste sich Geroline damit beeilen, da sie den Schwall ohne Klebeverschluss kaum mehr halten konnte. Mit einem Klatschen landete das durchnässte Tuch direkt auf dem Abfluss.
"Jetzt komm!"
"Wohin?"
"Ich werde dich jemandem vorstellen." Die Pilotin führte Geroline hinaus, wo wirklich zwei Latinos in schlichten Uniformen und mit Maschinenpistolen warteten.
Diese begleiteten sie nun über einen größeren Flugplatz mit angrenzenden Hallen und Wachtürmen zu einem Verwaltungsgebäude. Schwüle Wärme sprach wie die Leute für ein südliches Land, während die Tageszeit das größte Rätsel, vielleicht aber auch einen Lösungsansatz bot. Denn eigentlich musste es Gerolines Empfinden nach längst Nacht in Europa sein. Dagegen sprach der Sonnenstand für Abend oder Morgen. Sollte sie so lange geschlafen haben?
Nein, alles - auch ein langer Schlaf - zeugte allzu deutlich davon, dass sie weit über Europas Grenzen hinaus waren.

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