Die Abenteuer der süßen Geroline

Fünfter Teil

Der gemeinsame Weg endete in einem hellen Büro. Hinter dem Schreibtisch, auf dem es trotz nur weniger Dinge unordentlich wirkte, saß ein untersetzter Südländer gehobenen Alters. "Ah, Frräulein Perrseus, willkommen!" grüßte er geradezu überschwänglich mit unüberhörbarem Akzent und hob dabei seine Arme, als wolle er Geroline entgegeneilen und ihre Hand schütteln oder sie wohlmöglich gar umarmen. Glücklicherweise unterließ er dies und blieb sitzen.
"Prometheus", korrigierte die Pilotin.
"Danke, V-70." Dem Tonfall zufolge handelte es sich eher um eine Zurechtweisung. Mit seiner freundlichen Maske wandte er sich wieder Geroline zu. "Was sind schon Namen! Ich sehe, Sie haben mirr etwas mitgebracht...!
Agentin V-70 befreite Geroline nun endlich auch von den Handfesseln, wenngleich dies wohl hauptsächlich der Abnahme des Rucksackes diente. Diesen übergab sie ihrem Vorgesetzten, welcher sogleich begierig darin herumwühlte. Nachdem er Unterwäsche, Socken und andere Kleinigkeiten achtlos auf dem Tisch verteilt hatte, stieß er auf den gesuchten Umschlag und holte daraus eine unbeschriftete CD hervor. Sogleich steckte er sie in seinen Computer und betrachtete den Inhalt.
"Schön, schön... Gute Arrbeit, V-70... Und Sie, liebe Prrometheus, verrraten mirr bitte nun noch den Schlüssel fürr diese Pläne."
"Ich weiß gar nicht, was auf der CD drauf ist", erklärte Geroline. "Ich bin nur eine Botin." Dies stimmte nur bedingt, da sie zumindest wusste, dass es sich um Pläne eines neuen U-Boot-Types handelte.
"Sicherr?"
"Ganz sicher!"
Das Lächeln des Mannes erstarb zu einem bedauernden Ausdruck. "Dann werrden Sie noch eine Weile unserrerr Gast sein, bis Ihnen mehrr dazu einfällt. Zeigen Sie ihrr ihrr Zimmerr, V-70!"

Geleitet durch die beiden Bewaffneten, folgte Geroline der Pilotin ins Kellergeschoss, wo sie sich in einem Umkleideraum mit Spinden und Regalen auszuziehen hatte. Unter den Blicken der Männer fiel ihr dies alles andere als leicht, brachte es auch eine nicht ganz unwillkommene Abkühlung. Durch die lange Reise und das hiesige Klima fühlte sie sich schmutzig, was mit diesen Beobachtern allerdings nur noch schlimmer wurde. Weit mehr hätte sie sich einen so unversteckt lüsternen Blick von der Pilotin gewünscht, die jedoch lediglich etwas hämisch lächelte.
Dann stand Geroline einige unendlich lang erscheinende Momente nackt vor ihren Entführern. Zu duschen gewährte man ihr nicht; statt dessen bekam sie aus einem Regal einen knallig orangenen Overall ohne jegliche Unterwäsche gereicht. Er erzeugte ein seltsames Gefühl auf der Haut - nicht unangenehm, nur ungewohnt. Vor allem aber wirkte sie damit nicht mehr so verlockend auf die beiden Barbaren, welch eine Erleichterung!
Nun wieder an alledem mäßig interessiert, beobachteten sie, wie V-70 aus einem anderen Fach irgendwelche Ketten hervorholte und Geroline wieder zu fesseln begann: Eine schlang sie ihr wie einen Gürtel um den Rumpf, schloss sie vorn und befestigte Gerolines Handgelenke dort mittels zweier Ledermanschetten - alles zusammengehalten durch ein kleines Vorhängeschloss.
Mit der zweiten verband V-70 Manschetten an Gerolines Fußgelenken, wodurch sich deren mögliche Schrittweite auf ein paar Handbreit verringerte.
"Mäulchen auf!" forderte die Agentin, als sie einen Ballknebel zückte.
"Wofür das denn jetzt! Hier hört mich doch eh niemand!"
"Damit das vorlaute Fräulein für das nächste Verhör reichlich Redelust ansammeln kann. Los, mach schon!"
Bevor V-70 noch ungehaltener würde, sperrte Geroline lieber ihre Lippen weit auseinander und bekam den Ball zwischen die Zähne geklemmt. Fest wurden die Lederriemen in ihrem Nacken verbunden.
Doch noch immer war die Frau nicht fertig. Sie legte Geroline auch noch ein Hundehalsband um! Anscheinend sollte sie mit Erniedrigungen weichgekocht werden. Wenn die hier nur wüssten! Setzte es Geroline doch viel mehr in ganz unpassend wohlige Erregung, als die Agentin sie an der Leine zur nächsten Türe hinauszog.
Mit Trippelschrittchen musste Geroline der Agentin folgen. Hinter einem kleinen menschenleeren Wachraum, in welchem die beiden Kerle zurückblieben, schloss sich ein größerer Bereich an. Dieser war durch Gitterwände in vier Zellen um einen Mittelgang herum eingeteilt. Außer den vier metallenen Bettgestellen mit dünnen Matratzen darauf gab es hier absolut nichts. Nicht einmal Nachttöpfe. Einen solchen hätte Geroline ohne Hilfe aber auch sowieso nicht verwenden können: Sie konnte unmöglich an den Reißverschluss auf dem Rücken ihres etwas zu großen Strampelanzuges herankommen.
In eine der Zellen zerrte V-70 ihre Gefangene hinein und wies auf die Pritsche. "Hinlegen!"
Kein guter Zeitpunkt zum Diskutieren. Geroline streckte sich rücklings auf der wackeligen Liege aus. Schon währenddessen nahm die Agentin die Leine immer kürzer und verknotete das freie Ende straff am Kopfende des Gestells. Dann ließ sie eine Handschelle um die Fußfessel-Kette einrasten. Das Gegenstück wurde seinerseits am Bett angebracht. Diese Frau riskierte wirklich nichts!
"Bis später!" verabschiedete sie sich, sperrte die Zellentür ab und schaltete im Hinausgehen noch die flimmerige Neonbeleuchtung ab.
Allein und im Halbdunkel lag Geroline auf ihrer Pritsche. Das war ja ein toller erster Auftrag! Missmutig schaute sie sich um, wobei sie auf dem Knebel herumkaute. Gewiss wäre ihr zu diesem noch etwas Besseres eingefallen, doch hatte dies weiterhin Zeit, bis sie außerhalb dieses Gefängnisses einmal allein sein würde. Schwaches Licht drang durch ein für Menschen viel zu kleines Butzenglasfensterchen in der Decke.
Immerhin war hier so ziemlich alles ein klein wenig besser als noch im Flugzeug. Lediglich der leere Magen machte sich verstärkt bemerkbar. Allein, Geroline blieb schon wieder nicht viel anderes übrig, als abzuwarten.

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