Die Abenteuer der süßen Geroline

Zehnter Teil

Langsam verschwand nicht nur der Ort, sondern die gesamte Küste aus Gerolines Blickfeld. Wer sollte sie auf dem offenen Meer noch finden!? Da sie für die beiden Nordamerikaner wie auf einem Präsentierteller hockte, war momentan auch jeder Befreiungsversuch sinnlos. Mit den Ketten war auch nicht ans Schwimmen zu denken. Und selbst ohne diese wäre sie nun nicht mehr sicher gewesen, ob sie es bis zum rettenden Ufer schaffen würde.
Vielleicht eine Stunde nach der Abfahrt hatte dieser Muskel-Johnny das Ruder übernommen. Nun kam Gary mit einem Werkzeugkasten in der einen und einem bunten Stofffetzen in der anderen Hand heran. Letzteren warf Gary zu ihren Füßen, dass er sich entfaltete, in zwei Teile trennte und als Bikini entpuppte.
Naserümpfend musste Geroline sich anhören, wie der Dicke in seinem schlechten Englisch erklärte, sie solle sich doch ruhig etwas Hübscheres und Bequemeres anziehen. Dafür wolle er es ihr auch angenehmer machen und die Ketten abnehmen. Auf keinen fall erwog Geroline auch nur für einen winzigen Moment, sich vor den Männern zu entblößen! Im Anzug fühlte sie sich allemal wohler und sicherer als in einem so kleinen Badefummel.
Aber offensichtlich wurde sie gar nicht gefragt, denn Gary begann bereits an ihr herumzufingern. Zunächst befestigte er eine dünne, recht lange Kette mit kleinen Schlösschen an den Schnallen von Knebel und Halsband, dass diese zugleich vor dem Öffnen gesichert waren. Das andere Ende wurde ans Bordgeländer geschlossen. Dann zückte er ein Messer und schnitt der schreckerstarrten Geroline den Anzug in Streifen. Nur einzelne Fetzen hingen ihr am Schluss noch über die Schulter, die Füße und die Bauchkette. Wenigstens ihre Scham konnte Geroline dürftig mit den vorne gefesselten Händen verdecken; an die Brüste kam sie nicht heran.
Für einige langgedehnte Momente betrachtete Gary sein Opfer beglückt lächelnd. Anscheinend lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Doch zum Glück fiel er nicht über Geroline her, sondern machte seine Ankündigung wahr und knipste die Ketten aus der mittelamerikanischen Basis auf.
Nun also nur noch geknebelt und mit dem Halsband ans Schiff gefesselt, konnte Geroline sich wenigstens mit dem bisschen Stoff bekleiden, welchen man ihr gab. Was blieb ihr anderes übrig! Eilig schlüpfte sie erst in das Badehöschen, dann legte sie das Bikinioberteil an - unentwegt vom lüsternen Gary beobachtet. Sie hätte von ihm nicht gedacht, dass ihm auch das Betrachten einer sich anziehenden Frau solche Gier ins Gesicht schreiben könnte.
Noch als sie fertig im Bikini vor ihm stand, betastete er sie mit seinen Blicken am gesamten Körper. Immerhin nur damit! Auf ihre Zeichen hin, er möge sie doch auch von Halsband und Knebel befreien, winkte er jedoch ab und zog sich bald darauf noch immer feixend zurück.

Nun konnte sich Geroline also mit einem Radius von etwa drei Metern recht frei auf dem hinteren Deck bewegen. Leider gab es hier nichts Interessantes, das sich zu erreichen lohnte. Gewiss ein paar Stunden musste sie sich hier langweilen und in der Sonne braten. Hoffentlich hielt ihre Haut das aus!
Hin und wieder tauchten Gary oder sein Helfer auf, um sie zu begutachten oder gleich irgendwo wieder zu verschwinden. Einmal nahm man ihr zwecks Fütterung sogar kurzfristig den Knebel ab. Erleichtern hingegen musste sie sich in einen bereitgestellten Eimer.
Geroline kam sich langsam vor wie eine Kriegsbeute oder ein Ausstellungsstück - am treffendsten wohl beides zugleich.

Bald war es Abend, und der Himmel bekam eine rötliche Färbung. Noch immer war kein Land in Sicht. Zudem begann Geroline etwas zu frieren. Zusammengerollt kauerte sie an der Bordwand, als sie unvermittelt ein dumpfes Geräusch wie von einem Aufschlag gegen den Rumpf hörte. Ob man einen größeren Fisch gerammt hatte? Eher schon ein Fass oder eine Kiste, dem Klang nach. Aber war es nicht von hier hinten gekommen?
Neugierig und zugleich vorsichtig lugte Geroline über die Reling. Tatsächlich, da war etwas Dunkles am Heck! Hatte es sich festgebissen? Unvermutet kam es an die durchwühlte Wasseroberfläche. Ein winziges Unterwasserfahrzeug!
Oben sprang ein Verdeck fort, und aus dem Inneren schälte sich eine Gestalt mit glänzend schwarzer Haut. Greta in einem Taucheranzug! Gischtumtobt und dennoch sicher in jeder ihrer Bewegungen.
Nun blickte sie empor und entdeckte Gerolines obere, durch einen Riemen des Knebelgeschirrs zweigeteilte Gesichtshälfte. Als käme sie zu Freunden zu Besuch und habe deren vorwitziges kleines Töchterlein beim Versteckspiel entdeckt, schmunzelte die Schwedin und winkte fröhlich herauf.
Ausgerechnet jetzt hörte man von hinten die Stimme des Matrosen. Erschrocken fuhr Geroline herum. Er fragte, was sie denn da beobachte. Dabei klang er zunächst recht belustigt. Offenbar handelte es sich eher um eine rhetorische Erkundigung, da er noch kein Misstrauen hegte.
Da erspähte er im ferneren Fahrwasser den Deckel des U-Bötchens. Sofort stand er kerzengerade, einen Moment später kam er mit großen Schritten heran. Eilig machte Geroline Platz. Sie hoffte, den Mann damit vom Heck ablenken zu können. Leider ließ er sich nicht beirren und schaute hinten angekommen hinunter. Sofort zog er seine Pistole.
In heller Angst um ihre potentielle Retterin stürmte Geroline auf ihn zu. Die erwarteten Schüsse blieben jedoch aus. Statt dessen schien er etwas zu suchen. Schon wurde Geroline verunsichert langsamer, doch genau in diesem Moment nahm er sie im Augenwinkel wahr, drehte herum und richtete die Waffe auf sie.
Er schrie sie an, fragte irgend etwas, das sie wegen seines Dialektes und der Geräuschkulisse nicht genau verstand. Allerdings hätte sie ohnehin nicht antworten wollen und ob des Knebels auch nur sehr eingeschränkt können.
Da bemerkte Geroline eine Bewegung an der gegenüberliegenden Reling. Greta kletterte soeben an Bord!
Der Mann hatte Gerolines Blick bemerkt und wirbelte herum, die Pistole im Anschlag. Greta war noch nicht soweit!
Beherzt trat Geroline dem Gegner in die Kniekehle, dass sein erster Schuss fernab vom Ziel in die Luft ging. Doch er war zu kräftig, um von der kleinen Frau zu Fall gebracht zu werden. In seiner Wut wandte er sich Geroline zu und wollte sie niederschlagen.
Schon hob sich sein massiger Arm mit dem Pistolenkolben als Hiebwaffe. Schon duckte Geroline sich und versuchte, den Kopf mit den Händen zu schützen.
Da knallte etwas. Der Muskelberg verkrampfte, verzog das Gesicht vor Schmerz. Dass er abdrückte, merkte der Mann vermutlich selbst nicht mehr, da er nun nach vorne kippte - direkt auf Geroline zu! Seitlich konnte sie zugleich auch noch den Dicken heranbrausen sehen, der ein paarmal dorthin schoss, wo Greta gerade sein musste. Weiteres bekam Geroline nicht mehr mit, da sein toter Kumpan über ihr zusammenbrach.
Weitere Schüsse knallten, dann war Ruhe.
Verzweifelt mühte sich Geroline, die Leiche fortzurollen, als diese sich unvermutet von selbst zu bewegen schien.
Über ihnen tauchte Greta auf. "Dich darf man nicht unterschätzen; das habe ich gleich gemerkt!" Diese Begrüßung ließ Geroline nur verdattert fragend zu Greta aufblicken. "Du hattest dich im Dschungel immerhin von deinem Knebel befreit." Lächelnd beugte sie sich herab und raunte: "Aber das scheint dir ja zu gefallen, das Gefesseltwerden..."
Ertappt! Verlegen senkte Geroline ihr Köpfchen und schaute zugleich mit einem durch und durch niedlichen Augenaufschlag zu Greta empor.
"Gut, meine Süße, das kannst du gern haben..."

Eine halbe Stunde später stand Greta am Steuerrad. Ihre neue Freundin Geroline hatte sie mit deren Einverständnis und aller Sorgfalt nahebei an einen Stuhl gebunden.
Zwar hatte Geroline die CD zurückerhalten, doch konnte sie nicht ausschließen, dass es nicht inzwischen eine Kopie in Gretas Händen gab. Aber diese Frage sollte ihr jetzt gleichgültig sein. Spionage war eben ein schmutziges Geschäft, bei dem es keine 'Guten', sondern nur eigene Interessen gab. Da spielte es auch keine Rolle, ob die Texaner echt oder gefälscht gewesen waren. Vielleicht sollte sie sich eine friedlichere Anstellung suchen.
Etwas ganz anderes beschäftigte Geroline hingegen viel mehr: "Wie hast du mich gefunden?"
Ein breites Lächeln nahm von Gretas Antlitz Besitz. "Natürlich habe ich einen Peilsender im Auto! Das empfiehlt sich so bei Dingen von Wert..."
"Aber..." versuchte Geroline einzuwenden, dies genüge doch nicht, auch das Schiff aufzuspüren.
"Lass mich ausreden!" unterbrach Greta und blickte schnippisch lächelnd auf ihre Gefangene. "Ich glaube, ich muss dich doch wieder knebeln, bevor ich dir das Geheimnis verrate."
Ein wohliges Gefühl breitete sich in Geroline aus. Ihre Brustwarzen schienen sich durch den Bikini bohren zu wollen.
Liebevoll zärtlich legte Greta ihr wieder das Knebelgeschirr an. Dann endlich erklärte sie: "Wie gesagt, bei etwas Wertvollem ist ein Sender nützlich... Ein zweiter ist hier drin." Damit tippte sie auf den großen Knebelball zwischen Gerolines Lippen.
Was für eine Frau! Ehrfürchtig beobachtete Geroline die große Blonde, wie sie wieder das Ruder ergriff und das Schiff au f Kurs brachte, hart achtern einen wunderschönen Sonnenuntergang hinter sich lassend... Das blendete nicht so, und sie mussten ja sowieso in die andere Richtung.

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