Neue Abenteuer der süßen Geroline

Achter Teil

Da es ohnehin langsam kühl wurde, gingen viele ins Haus. Zwei Sklavinnen schleppten Geroline in ein großes Matratzenlager. Nachdem sie die kleine Agentin dort irgendwo abgelegt hatten, streckten sie sich auf ihren eigenen Schlafplätzen aus.
Bald darauf kam ein Wächter herein, die Sklavinnen anzuketten. Zu diesem Zweck hingen armlange Ketten an den Wänden, deren Enden nun mit Vorhängeschlössern an den Halsbandösen befestigt wurden. Als der Wachmann zu Geroline gelangte, schienen die beiden anderen Sklavinnen sie bereits festgekettet zu haben. Nur wenig verwundert, zuckte er die Achseln und ging wieder hinaus.

Stunden später kehrte endlich Ruhe im Hause ein. Geroline starrte ins mondlichtbeschienene Halbdunkel des Schlafsaales. Nichts rührte sich mehr. Hier und dort erklangen leise Atemgeräusche. Wer jetzt nicht hier war, würde diese Nacht gewiss auch nicht mehr kommen, sondern anderswo in unangenehmerer Gesellschaft schlafen müssen.
Gerolines Linke ging zum Hals, und fast mit derselben Bewegung hatte sie das nur eingehängte aber nicht eingerastete Schloss entfernt. Sie setzte sich auf. Stille.
Gegen das Fesselgeschirr konnte sie im Moment nichts tun. Aber wer servieren kann, vermag auch wegzulaufen. Dank ihres beweglichen Unterkiefers war der Knebelball recht bald ausgespuckt und hing nun schmückend am Hals herab.
Unter leisem Gerassel stand Geroline auf und näherte sich dem Durchgang in den Korridor hinaus. Da ja alle Sklavinnen immer angekettet wurden, hatte man ganz auf eine Tür verzichtet.
Seitlich blitzten Augen in den Schatten auf. Eine der Sklavinnen beobachtete Gerolines Fluchtversuch. Ihr Lächeln bezeugte, dass sie viel Erfolg wünschte. Ein Dankeslächeln wurde erwidert, dann suchte sich Geroline mit kleinen Trippelschritten einen Weg aus dem Gebäude.
Draußen hielt sie sogleich auf den Weg zu, den man sie hergeführt hatte. Abseits Richtung Schwimmbecken kauerte etwas am Boden, das durch markantes, wenngleich sehr unterdrücktes Knebelbrummen auf sich aufmerksam machte: Man hatte William zu einem im Zwielicht kaum wiedererkennbaren Klumpen verschnürt. Erwartungsvoll schaute er zu Geroline auf.
Nachdenklich blieb sie stehen und betrachtete ihn. Unter anderen Umständen hätte sie den Anblick als durchaus künstlerisch wertvoll empfunden. Sollte sie ihn befreien? Der Schuft hatte sie immerhin die ganze Zeit belogen! Nun gut, das gehörte zum Geschäft. Vielleicht würde sie gar noch seine Hilfe brauchen können. Lieber hätte sie die Sklavinnen mitgenommen, aber Seile lösten sich nun einmal leichter als Ketten. Wenn sie ehrlich war, brachte sie es gar nicht über das Herz, William hier seinem Schicksal zu überlassen - selbst, wenn sie in ein zwei Tagen Hilfe schicken können würde.
Mit einem kleinen innerlichen Seufzer hockte sich Geroline zu dem bemitleidenswerten Bündel und öffnete einige Knoten. Endlich konnte William die Beine wieder von sich strecken und die Wirbelsäule aufrichten. Welch eine Wohltat!
Zu seiner Verwunderung aber beließ Geroline ihm die Hände auf dem Rücken und den Knebel unter dem Schleierchen im Mund. Auffordernd brummte er und hielt ihr die Handgelenke entgegen.
"Oh nein, wir haben noch ein Hühnchen zu rupfen", erklärte sie grummelig. Außerdem hätte ihr nicht behagt, wenn er schon wieder völlig frei gewesen wäre, während sie noch in Ketten herumtapsen musste. Das Seil, welches seinen Hals an die Kniegelenke gefesselt hatte, hing ihm ebenfalls noch um und hielt nun als Führungsleine her.
Eilig schnappte sie sich noch eine vergessene Colaflasche von einem der Gartentische, dann huschte sie so schnell es die Kette zwischen ihren Fußgelenken zzließ unter den Palmen am Wegesrand dem Tor entgegen. Dort schien alles ruhig.
Als sie jedoch nahe genug an das Torhäuschen herangekommen waren, ließ sich deutlich Schnarchen aus der angelehnten kleinen Türe vernehmen. Vorsichtig pirschten sie daran vorüber, wobei ihnen das Reiben von Gerolines Kettengliedern wie lautes Geklirr erschien. Leider war das Tor erwartungsgemäß verschlossen. So schlichen die beiden wieder zum Geschnarche und spähten hinein.
Der Wächter lag zusammengesunken halb auf dem Tisch, in der Nähe seines Kopfes ein Bund mit einer Handvoll Schlüsseln. Vermutlich hörte man nicht viel, wenn man selbst solchen Lärm absonderte; dennoch wollte sich Geroline nicht gern unter Kettengerassel nähern. William hielt ihr nochmals die gefesselten Hände hin, doch sie verknautschte unwillig das Gesicht und suchte missgelaunt nach einer anderen Lösung. Da zuckte er die Achseln und bewegte sich eben mit auf den Rücken gefesselten Händen zum Wachtisch.
Etwas überrumpelt ließ Geroline die Leine los und schaute zu, wie William fast geräuschlos das Schlüsselbund an sich brachte. Für einen langen Moment setzte das Schnarchen aus, doch dann konnte William ungehindert zu Geroline zurückkehren.
Tatsächlich passte einer der Schlüssel ins Torschloss. Geroline verriegelte es auch wieder, nachdem sie hinausgeschlüpft waren. Dann warf sie den Schlüssel fort und lief mit William erneut an der Leine vom Anwesen fortführende Piste entlang, auf welcher man ihre Spuren schwerlich entdecken würde.
Natürlich war ihr klar, dass William sich jederzeit losreißen und ihr davonlaufen könnte. Mit ihren Fußfesseln würde sie keine Chance zur Verfolgung haben. Doch er spielte mit, schien es gar auf eine gewisse Weise zu genießen. Vielleicht war er auch einfach nur froh, morgen früh nicht vergewaltigt zu werden. Trotzdem fühlte sich Geroline irgendwie ein wenig ausgenutzt. Sie beschloss, ihn nachher beim Lagern zu entfesseln. Dies würde auch ihre Überlebenschancen verbessern.

Nach einer Weile verließen sie die Piste, um sich ein Stück abseits zwischen einigen kleineren Felsen zu verstecken. Dort genehmigte sich Geroline einen guten Schluck der Cola, dann entfernte sie Williams Knebel.
"Ah, endlich!" schnappte er nach Luft. "Ich dachte schon, Sie befreien mich gar nicht mehr!"
"Mal sehen", grummelte Geroline und blickte ihn unwirsch aus ihren großen Augen an. "Erstmal gibt es was zu Trinken."
"Seien Sie klug! Vielleicht kann ich Ihnen helfen, die Ketten loszuwerden."
Natürlich wusste Geroline, dass er recht hatte. Genau dies wurmte sie. "Vielleicht finden wir das morgen früh heraus."
"Aber werte Frau...!"
"Haben Sie Durst?"
Natürlich hatte er, also erwiderte er nichts mehr auf die barsche Unterbrechung, sondern ließ sie die Flasche an seine Lippen halten und sich anschließend wieder knebeln. Seine Worte hatten ihr genügend Zorn zurückgerufen, sich noch etwas in der dominanten Rolle zu gefallen - ausnahmsweise.
Eigentlich hätten sie weiter die kalte Nacht nutzen sollen, Land zu gewinnen, aber Geroline war zu erschöpft. Es mochte ohnehin nur noch ein oder zwei Stunden bis zum Morgengrauen dauern.
"Hinlegen!" befahl Geroline darum und kuschelte sich dann etwas widerwillig an den brav gehorchenden William, um nicht gar so bitterlich frieren zu müssen.

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© OHH 2009