Piratenbeute

Drittes Kapitel

So stand Konrad also in luftiger Frauenwäsche am Mastbaum und vermochte kaum mehr, als die Muskeln anzuspannen oder den Kopf ein wenig zu den Seiten zu wenden. Die Mannschaft achtete seiner immer weniger, was ihm während der nächsten Stunden wenigstens manch gehässige Bemerkung ersparte, wenn jene auch leider nicht gänzlich versiegten.
Fast begann er, sich an die Schmach zu gewöhnen, da der Schmerz des unbeweglichen Stehens, des Druckes der Seile und des unnachgiebig harten Stammes in seinem Rücken immer mehr in den Vordergrund drängte. Zudem war bald seine Kehle ausgetrocknet, denn das Seidentuch in seinem Munde sog alle Feuchtigkeit darinnen auf.
Dafür erinnerte ihn ein ganz anderer Druck zwischen seinen Schenkeln daran, wie lange er nicht mehr austreten war: zuletzt des Morgens nach dem Erwachen, wohl eine Stunde bevor das Piratenschiff in Sicht gekommen war. Trotzdem wagte er nicht, jemanden darauf aufmerksam zu machen. Von diesen schmutzigen, stinkenden Kerlen versprach er sich nur Spott, doch keinerlei Hilfe.

Beständig hielt das Schiff westlichen Kurs über die offene See, ohne dass es ringsum etwas anderes als Wasser und Himmel zu sehen gab. Auch das Knarren der Wanten änderte sich kaum. Jedoch widerstrebte es Konrad, die abscheulichen Männer bei ihrer Arbeit zu beobachten. Freilich blieb ihm kaum eine Wahl, wollte er nicht die ganze Zeit seine Lider geschlossen halten.
Es wurde Abend und frischte auf. Das Knebeltuch war nun durchnässt, dass Konrad der Speichel unwürdig aus den Mundwinkeln zu triefen begann. Viel schlimmer aber blieb seine Notdurft. Alles Winden und Anspannen der Muskeln wollte nicht mehr helfen und auch keine Wärme spenden. So verkrampft war inzwischen sein gesamter Körper vom langen Stehen und Frieren, dass Konrad erst verzögert bemerkte, wie der Harn herauszusickern begann, dem Rock einen wachsenden dunklen Fleck verlieh und schlussendlich die Beine hinabrann.
Vor Verzweiflung wurden ihm nun auch die Augen feucht. Hätte ihn der Vater doch im heimischen Lübeck in Frieden gelassen, statt ihn geschäftlich in die Welt zu entsenden! Dass jener seinen Sohn nun nicht in dieser Situation sehen konnte, war Konrad allerdings trotz aller Aussicht auf dessen schlechtes Gewissen lieber. Bestimmt hätte der Vater doch wieder nur Konrad selbst die Schuld zugesprochen. Immerhin hätte der Herr Sohn der Kapitänin gleich gehorchen können, einen günstigeren Zeitpunkt für eine Flucht abzuwarten. Dann trüge er wohl noch seine eigenen Sachen und müsste nicht hier am Mast leiden.
Die Wärme an den Beinen entspannte ihn unvermutet. Er gab sich auf und ließ es laufen. Schlaff hing Konrad in den straffen Banden und fand doch während der kalten Nacht kaum Ruhe. Immer wieder verkrampfte er. Kaum dass er einmal einnickte, rissen ihn wilde Träume oder ein schmerzender Arm aus dem Schlafe.
Dem Sonnenaufgang wohnte er in einem Dämmerzustande bei, dann übermannte ihn wieder die Müdigkeit.

Jäh wurde das Dunkel um ihn durch einen Wasserschwall zerrissen. Vor ihm stand die Kapitänin und gab soeben den gegen Konrad entleerten Holzeimer an einen ihrer Männer weiter. Sie wandte sich an Konrad: "Nun? Wirst du mich brav als deine Herrin anerkennen und mir bedingungslos gehorchen?"
Konrad nickte schwach und in ehrlicher Resignation.
"Mehr davon!" befahl sie nach hinten. "Bis dass alle Exkremente fortgespült sind!"
Die Männer machten sich einen Spaß daraus, den Gefangenen beinahe im Stehen am Mastbaum zu ersäufen.
Die Kapitänin beobachtete es lang mit Genugtuung, dann gebot sie Einhalt: "Dies soll genügen!" In Siegerpose trat sie vor Konrad. "Du wirst noch bis Mittag hierbleiben, damit du dir deiner unterwürfigen Treue auch sicher bist und mich hier niemand der Weichherzigkeit verdächtigt. Und wehe, du machst dich bis dahin noch einmal ein!" Sie wandte sich lachend ab, und auch die Umstehenden gaben ihrer Belustigung Ausdruck.
Zum Glück hatte sich Konrad noch während der ausgiebigen unfreiwilligen Waschung erleichtert. Im Halbschlaf durchstand er die verbleibenden Stunden.

Des Mittags war es wieder die Kapitänin höchstpersönlich, die Hand anlegte. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass ihr Sklave inzwischen weitgehend im Wind getrocknet war, löste sie ihn vom Mastbaum. Allerdings band sie ihm die Hände und Ellenbogen streng auf dem Rücken zusammen. Er wehrte sich nicht, hätte doch jeglicher Versuch keinen Sinn gehabt, selbst wenn er bei Kräften gewesen wäre.
Kurz wurden Sitz und Schrittweite der Fußfesseln überprüft, dann nahm Hilda Konrad wieder an die Leine. "Knie nieder!"
Es war ihm eine schiere Erleichterung, wäre er auch beinahe vornüber gestürzt. Zu seiner Überraschung nahm sie ihm den Knebel ab.
"Also nochmal ausführlich, damit es keine Missverständnisse gibt: Wirst du mir brav als Sklavin dienen und jeden Befehl widerspruchslos ausführen?"
Konrad nickte müde.
"Sprich! Jeder soll es hören!"
Angestrengt quälte er ein "Ja" hervor.
"Du wirst mich fortan mit 'Herrin' ansprechen und diesen Titel bei jeder Rede anfügen. Verstanden?"
"Ja, Herrin", gab er leise und etwas zögerlich zurück.
"Lauter!"
"Ja, Herrin", wiederholte er mit aller restlichen Kraft.
Sie nickte nun befriedigt und nachsichtig und streichelte seinen Kopf wie bei einem Tier. "Brav. Vielleicht taugst du doch zu mehr als Fischfutter oder als Schindsklave auf einer Galeere. Wir werden sehen." Dabei knebelte sie Konrad wieder mit demselben, speicheldurchnässten Tuch. Fest und unnachgiebig zog sie es zusammen, doch im Vergleich zu gestern kam es ihm beinahe liebevoll vor.
Dann richtete sich die Kapitänin an ihre Mannschaft, die ohnehin bereits fast vollständig versammelt war und neugierig alles beobachtete: "Herhören! Diese Person ist von jetzt an nur noch als 'Sklavin' anzusprechen! Sie hat weniger Rechte als der räudige Schiffskater, aber dass niemand mir sie anrührt! Sie ist MEINE Prise, gehört allein MIR, merkt euch das!"
Nach einem eindringlichen Rundumblick auf die schweigenden Männer, welche teils belustigt, teils ernst, überwiegend aber etwas ratlos dreinschauten, zog die Kapitänin ihre Beute an der Leine wieder zu ihrer Kajüte. Nur schwerfällig vermochte Konrad auf seinen schwankenden und gefesselten Beinen schrittzuhalten.
Drinnen wurde die Leine wieder an dem Haken in der Decke befestigt. Er fragte sich, wie lange er stehen können würde. Er war müde und hungrig, und ihn fror. Unter dem Mieder war es noch immer klamm. So zitterte er aus den verschiedensten Gründen am gesamten Leibe.
Breitbeinig und die Hände in die Hüften gestemmt, betrachtete Hilda ihr Opfer. "Jammervoll schaust du aus. Doch wenn du von nun an brav bist, brauchst du dich nicht zu ängstigen. Dann sollst du es gut bei mir haben. Du verstehst aber sicher, dass ich dir noch nicht trauen kann. Daher wirst du immer irgendwie gefesselt bleiben müssen." Trotz dieser Eröffnung klang ihre Rede auch versönlich und beschwichtigend. Es genügte jedoch nicht, sich Konrad entspannen zu lassen.
"Erst wäschst du dich und bekommst neue Kleidung, damit du nicht meine Kajüte verpestest." Hilda zog ihm Rock und Mieder aus und warf beides in einen kleinen Zuber. "Genierlich wie eine Jungfrau!" kommentierte sie seine verklemmte Haltung. Tatsächlich war ihm diese Blöße weit peinsamer als die feminine, ja beinahe hurenhafte Gewandung. Wie sehr Hilda aber ins Schwarze getroffen hatte, ahnte sie nicht einmal: Konrad hatte noch nie intimen Verkehr gehabt.
"Wenn du brav bist, gibt es nachher etwas zu essen", versprach sie und löste seine Armfesseln, um ihm auch das Hemd auszuziehen. Er wäre viel zu schwach gewesen, irgend etwas zu unternehmen. Zudem hätten ihn noch immer Halsband, Fußfesseln und Knebel behindert.
Von diesen abgesehen nackt stand er nun vor ihr und schämte sich furchtbar. Natürlich verbot sie ihm, sich weiter zu befreien.
Statt dessen musste er sich vor ihren Augen mit einem rauhen Lumpen waschen. Einen Eimer Wasser hatte sie ihm gerade so in Reichweite auf einen Schemel gestellt. Nun lümmelte sie lässig auf einem Stuhl und beobachtete Konrad genau auf seine Gründlichkeit insbesondere bei Po und Genitalien. Dass er sich kaum bücken und die Beine nur wenig heben konnte, erschwerte es sehr, an alle Stellen und immer wieder an den Eimer heranzukommen. Dennoch half Hilda in keiner Weise, sondern ergötzte sich an Konrads Bemühungen wie an seiner Scham. Daher entging es ihr auch nicht, wie sich sein Glied immer wieder einmal regte und ein wenig aufrichtete.
Als Konrad mit der anstrengenden Prozedur zu ihrer Zufriedenheit fertig war, band sie ihm Hände und Ellenbogen wieder hinten zusammen und kleidete ihn in einen frischen Unterrock und ein neues Mieder. Ein Hemd bekam er nicht wieder. Wenigstens war alles trocken und schienen Fesseln wie Mieder diesmal nicht gar so eng und fest.
Für den Gehorsam sollte es nun auch den angekündigten Lohn geben. Wiederum an der Leine führte Hilda ihren wehrlosen Gefangenen in eine Zimmerecke, wo ein Hundenapf auf dem Boden wartete - zugegebenermaßen ein edles Teil aus Porzellan. Darin befand sich ein undefinierbares buntes Gemenge. Daneben stand eine flache Schüssel mit Wasser. Offenkundig hatte sich die Kapitänin während Konrads Marter am Besanmast gut vorbereitet.
"Du bekommst Küchenabfälle und meine Speisereste, wie es einer so geringen Sklavin geziemt", erklärte Hilda, derweil sie ihm den Knebel abnahm. "Nun friss schon!"
Konrad zögerte nicht einmal lang, war er doch viel zu ausgehungert. Zitterig kniete er nieder und beugte sich zunächst über das Wasser, seine Kehle zu benetzen. Dann würgte er von dem unansehnlichen Gemisch herunter wie ein erbärmlicher Hund, wobei er unweigerlich sein Gesicht beschmutzte. Dennoch war er froh drum, überhaupt etwas zu bekommen.
Wieder betrachtete Hilda es mit Genugtuung. "Du hast den Rest des Tages frei, damit du dich für deine Arbeiten morgen erholen kannst", eröffnete sie. "Dies ist zugleich dein Schlafplatz." An einem wohl erst kürzlich in den Boden getriebenen Metallring befestigte sie die Leine kurz genug, dass Konrad mit den Händen unmöglich heranzukommen vermochte. Dann ging sie hinaus an Deck.
Bekümmert betrachtete Konrad sein neues Heim, von welchem er kaum mehr als ein paar Quadratschritt erreichen konnte. Unter 'frei haben' hätte er sich etwas anderes vorgestellt. Aller Hoffnungen, aber auch mancher Ängste beraubt, rollte er sich auf dem harten Boden zusammen und versuchte, zu schlafen.

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