Piratenbeute

Viertes Kapitel

Nach der Nacht am Mastbaum waren die Kajütenbohlen beinahe gemütlich und die Fesselung gnädig zu nennen. Daher obsiegte die Erschöpfung und ließ ihn in den nächsten Stunden wenig aufwachen.
Vor dem Zubettgehen bestand die Kapitänin allerdings auf die schon fast gewohnte Knebelung mit dem Seidentuch. Ein wenig ungläubig beobachtete Konrad, wie Hilda sich anschließend ungeniert entkleidete und nur mit ihrem Hemde in ihr geräumiges Bett schlüpfte, welches mit den Kojen einfacher Seeleute wenig gemein hatte.
Da ertappte er bei sich das Gefühl von Sehnsucht, den Wunsch, bei ihr warm und weich schlafen zu dürfen, und sei er dabei auch noch gebunden wie jetzt.

Am nächsten Morgen frühstückten sie auf gewisse Weise gemeinsam: Hilda fürstlich am Tisch, Konrad aus den Näpfen in seiner Ecke. Wieder sah er sich von ihr beobachtet. Auf Dauer verunsicherte ihn dies immer mehr. So viele Fragen drangen auf ihn ein! Was ging in ihr vor? Wie würde es weitergehen?
Irgendwann hielt er das gegenseitige Anschweigen nicht mehr aus. "Mache ich alles richtig, Herrin?" fragte er kleinlaut.
Sie lächelte zufrieden. "Momentan ja."
"Wie geht es nun weiter?"
"Schweig still, wenn du nicht schon wieder geknebelt werden willst!" Ihr barscher Ton wurde sogleich milder: "Du wirst deine Aufgaben bald kennenlernen - die Aufgaben einer Sklavin."

Nach dem Frühstück kam einer der Männer und passte Konrad für Hand- und Fußgelenke breite Ledermanschetten an. Sie wurden an einem Ende jeweils geschlitzt; am anderen hatten sie eine angenietete Metallschlaufe, die nun durch die Schlitze geführt und mittels Schrauben und Muttern gesichert wurden, welche zugleich die letzten Glieder von Ketten daran befestigten.
Als alles fertig war, verbanden die Ketten die Handgelenke einerseits, die Fußgelenke andererseits miteinander, waren aber zugleich miteinander durch eine senkrechte dritte in der Mitte aneinander und an der Halsbandöse befestigt.
Mit diesem Arbeitsgeschirr hatte Konrad nun als erstes die Wäsche seiner Herrin zu erledigen. "Ich habe mir schon länger eine Waschfrau gewünscht", bemerkte sie beiläufig. "Meine Männer sind da sehr nachlässig."
Dem geplagten Konrad fehlte jede Erfahrung der Kleiderpflege, auch behinderten die Ketten ihn bei manchem Handgriff; dennoch gab er sich redlich mühe, dass seine Sorgfalt und sein Gefühl für feine Stoffe zu einem die Kapitänin befriedigenden Ergebnis führten.
Anschließend musste Konrad die Kapitänskajüte putzen und bekam auch Anweisungen, wie er hier künftig Ordnung zu halten habe. Auch hier tat Konrad sein Möglichstes, keinen Unwillen auf sich zu laden. Irgendwann mussten sie ja einmal Land anlaufen. Dann war noch immer Zeit, sich über eine Flucht Gedanken zu machen.

Des Abends erklärte die Kapitänin dem etwas erschöpften Konrad: "Da du so folgsam und fleißig warst, hast du dir etwas verdient, Sklavin. Du darfst heute neben dem Bett deiner Herrin schlafen." Sie führte ihn zu ihrer Schlafstatt, vor welcher ein dicker, flauschiger Pelz lag. Darauf durfte sich Konrad ausstrecken. Sein Halsband kettete Hilda recht kurz an einen Ring am Fußende des Bettkastens, dass er sich nicht erheben und nicht einmal hinsetzen konnte. Auf diese Weise würde er sie nachts nicht zu erreichen vermögen.
Dennoch war Konrad selbst überrascht, wie sehr er den neuen Platz tatsächlich als Belohnung verspürte. Nicht nur, dass er seine Glieder viel freier bewegen konnte, hatte er nun auch einen weit eingehenderen Einblick in der Kapitänin Privatsphäre. Schon stand sie nur im Hemde über ihm und lächelte zu ihm herab. Er begann, ihren muskulösen Körper, ihre strammen Schenkel zu schätzen und zu begehren. Ein Umstand, der auch eine Regung zwischen seinen Beinen hervorrief.
Sie überging dies, falls sie es überhaupt bemerkte. "Ach, ich habe ja noch etwas vergessen", raunte sie lediglich und beugte sich zu ihm nieder, wie um ihn zu streicheln. Statt dessen forderte sie ihn auf, den Mund zu öffnen. Da er gehorchte, schob sie ihm den zuvor im Bett versteckten Lederball recht sachte hinein. Die Bänder daran wurden im Nacken wie die Manschetten durch eine Schraube gesichert. Zur Belohnung für das Stillhalten striff sie ihrem Sklaven noch kurz durchs Haar, dann legte sie die Schraubenzange außer seiner Reichweite auf den Nachttisch. Schlussendlich verlöschte sie die dortige Kerze und begab sich zu Bett, Konrad mit einer neu entfachten Sehnsucht im Dunkel zurücklassend.

Fortsetzung
Startseite
Über den Autor
Bibliographie

© OHH 2007