Piratenbeute

Sechstes Kapitel

In den nächsten Tagen musste Konrad das Deck schrubben. Zwar trug er wiederum das Kettengeschirr, welches Hals, Hände und Füße verband, doch den Knebel ersparte ihm die Kapitänin für diese Arbeit aus irgendeinem Grunde. Auch konnte er sich in diesem Rahmen frei an Bord bewegen, ohne irgendwo festgekettet zu sein. Statt dessen bekam er als kleinen Schutz gegen den Wind an Deck und für seine braven Bemühungen sogar endlich ein Lendentuch. Zur Bändigung seiner Haare erhielt er zudem ein Kopftuch in der Art, wie es die einfachen Landfrauen trugen.
Solcherart ausgestattet, kroch Konrad langsam über die Planken. Seine Herrin hatte ihm Gründlichkeit vor Eile gestellt und ihn bei schlechtem Wetter lieber in der Kajüte Dienst tun oder gefesselt liegen lassen, auf dass er nicht krank werde.
Konrads Plackerei wurde vor allem zu Beginn von ständiger Häme und entwürdigenden Kommentaren der Piraten begleitet. Zwei Male erregte ihn dies derart, dass er beinahe zu verbalem Widerstand angesetzt hätte und sich zum eigenen Schutze schon einen Knebel ersehnte. Andererseits war er zu furchtsam und auch zu klug, sich mit einem dieser Grobiane anlegen zu wollen. Unangenehmer noch erschien es ihm, wenn der eine oder andere ihn vertraulich tätschelte, mochte mancher es auch vielleicht ehrlich gut meinen. Die brutalsten hingegen ließen keine Gelegenheit aus, ihn in Abwesenheit der Kapitänin anzurempeln. All dies nahm Konrad in seiner Ausweglosigkeit klaglos hin.

Als er mit seiner Arbeit bis auf die Vordertrutz gelangt war und vermutlich nur noch diesen einen Tag beschäftigt sein würde, spürte er eine Hand auf seinem Po. Schreckerstarrt blieb er auf allen Vieren kauern. Ein herbes Lachen erklang von dort hinten, dann die fürchterlichen Worte: "So, Sklavin, wolln doch sehn, wofür du noch taugst! Dein knackiger kleiner Arsch freut sich bestimmt über etwas Abwechslung." Kräftig klatschte die Pranke des Piraten auf Konrads Hinterbacken. Gelächter von Matrosen in der Nähe erschallte.
"Bitte, Herr", wagte der Geschlagene einen Beschwichtigungsversuch, "die Herrin Kapitänin möchte bestimmt nicht..."
"Achwas!" unterbrach der Seemann und packte Konrad mit beiden Händen an den Hüften, um ihn emporzuziehen. "Der Käptn verliert ja nichts, wenn wir auch ein bisschen Spaß haben!"
In seiner Verzweiflung wurde Konrad lauter: "Bitte nicht! Nein!" Aber alle Rufe halfen so wenig wie sein Sträuben; er wurde herumgezerrt und mit dem Oberkörper über die Reling gedrückt.
"Fall nicht ins Wasser!" Einzig Häme sprach aus diesen Worten.
Wenige Meter unter Konrad brausten die Wellen vorüber. Wie tief mochte er sinken, falls er nun stürzte? Von Schwindel ergriffen, musste er sich gänzlich aufs Festhalten konzentrieren.
Unter dem Gelächter einiger Kumpane hob der Fiesling bereits Konrads Rock. Andere standen stumm und ratlos dabei oder gafften schlicht. Mit einem Ruck wurde das Lendentuch fortgerissen.
Das Gejohle Umstehender erstarb unvermutet und mündete in einen Knall und einen Schmerzensschrei. Der Seebär taumelte zurück, derweil Konrad auf der sicheren Seite der Reling langsam niedersank.
"Bist du toll?!" schallte die zornige Stimme der Kapitänin. Mit Peitschenhieben trieb sie den Angreifer über die Vordertrutz. "Was fällt dir ein, die Habe deiner Kapitänin anzulangen!" Wohl über zehn Male schlug sie auf den Piraten ein, bis sein Hemd zerrissen und an manchen Stellen blutig war und er selbst beim Bugspriet am Boden kauerte. "Anstelle der Sklavin wirst du das Vorderdeck zuendeschrubben."
Mit diesen Worten wandte sie sich von ihrem Untergebenen ab, ohne ihn mehr eines Blickes zu würdigen. Zielstrebig schritt sie auf Konrad zu und bückte sich nach dem umherliegenden Lendentuch.
Da sprang der Geschlagene zornentbrannt empor und stürzte sich auf sie.
"Obacht, Herrin!"
Den warnenden Ruf Konrads hätte sie wohl nicht einmal gebraucht. Mit einer gewandten Bewegung nutzte sie ihre gebeugte Position, den Seeman über sich und weiter über Bord zu werfen.
Kaum in die Wellen eingetaucht, schleuderten ihn diese hart gegen den Bug. Momente später hatten ihn alle Beobachter aus den Augen verloren. Der Ruf 'Mann über Bord' erging ebensowenig wie irgendein Befehl zu Rettungsmaßnahmen. Immerhin hatte er die Kapitänin angegriffen, und so wagte niemand einen Handschlag ohne Aufforderung.
Statt dessen schimpfte sie über das Deck: "So geht es allen Meuterern, merkt euch das! An die Arbeit!"
Derweil die Mannschaft sich zögerlich wieder zerstreute, wandte sich die Kapitänin an Konrad: "Brave Sklavin. Aber das Deck wirst du nun doch selbst fertigschrubben müssen." Damit kehrte sie ihm den Rücken und verließ die Vordertrutz.
Während also auch er sich nun wieder an seine Arbeit begab, nachdem er das Lendentuch umständlich wieder angelegt hatte, bekam er reichlich Zeit, sich über den Zwischenfall Gedanken zu machen. Ein wenig schade fand er es, für seinen Warnruf nicht irgendwie ein klein wenig belohnt worden zu sein - von dem sparsamen Lob einmal abgesehen.
Dann aber erinnerte er sich, wie die Herrin ihn beschützt hatte. Fast einer Himmelserscheinung gleich war ihm seine breitbeinig am Bug aufragende Herrin vorgekommen. Sie hatte ihn, ihren erniedrigten kleinen Sklaven vor der eigenen Mannschaft verteidigt! Natürlich musste sie dies schon allein, um ihre Autorität als Führung dieses Schiffes aufrecht zu erhalten, aber um so mehr glaubte er nun bei ihr auch auf Geborgenheit hoffen zu dürfen. Gewiss, sie hatte ihm Freiheit und Würde genommen, doch sie hatte ihn nie geschlagen.
Jedenfalls bemerkte er bald, wie sie auf der Achtertrutz stand und hin und wieder zu ihm herüberblickte. Als Schutz oder nur zur Überwachung seiner gewissenhaften Arbeit?

Des Abends bekam Konrad schnell mit, dass seine Herrin heute wieder etwas Neues mit ihm vor hatte: Statt ihn wie üblich am Fußende des Bettes anzuketten, nahm sie ihm alle Fesseln mit Ausnahme des Halsbandes ab. Sie befahl ihm, ihr die Stiefel auszuziehen, anschließend musste er sich selbst entkleiden.
Nur kurz zögerte er, dann eilte er mit einem "Ja, Herrin", die Schürze abzulegen. Als er sich nun der Schnürung des Mieders zuwandte, forderte Hilda: "Erst Rock und Tuch!" Nach erneutem Innehalten zog er gehorsam an der Schleife des Rockbundes.
"Du sollst alles bestätigen, Sklavin."
"Ja, Herrin. Bitte verzeiht meinen Fehler."
Der Unterrock glitt luftig herab, das Lendentuch folgte, dann lockerte Konrad das Mieder. Bei allem schaute seine Herrin höchst aufmerksam zu. Inzwischen umkreiste sie ihn gar musternd mit langsamen Schritten. Er vermeinte, in ihrem Antlitz ein zufriedenes Lächeln erkennen zu können, welches wohl insbesondere seinem sich leicht aufrichtenden Glied galt. Furchtbar verlegen senkte er den Blick und konzentrierte sich auf die Schnüre.
Schlussendlich stand er nackt bis auf das Halsband im Raume und wusste sichtlich nicht so recht, wohin mit den Händen. In seiner Scham hätte er sie am liebsten vor den Schoß halten wollen, doch wäre ihm gerade eine solche Haltung verräterisch vorgekommen.
Hilda bemerkte seine Scheu so deutlich wie seine Erregung - und beides gefiel ihr sehr! Schmunzelnd drehte sie noch ein paar Runden um ihren Sklaven, dann drückte sie ihm ein Nachthemd aus feinem Leinen an die Brust.
War dies seine Belohnung? Sich zur Nachtruhe künftig umziehen zu dürfen?
Nachdem er folgsam in das neue Kleidungsstück geschlüpft war, band ihm seine Herrin die Hände mit einem kurzen Seil gekreuzt hinter dem Rücken zusammen. Anschließend wurde er wieder mit dem alten Tuch geknebelt. Dieses saß immerhin bequemer als der Ballknebel, zumal der Knoten auch nicht so groß war wie der Lederball. Überhaupt fiel es Konrad immer deutlicher auf, um wieviel sanfter seine Herrin heute bei alledem vorging.
Als sie ihn nun wieder prüfend musterte, wagte er ein verschämtes Lächeln. Tatsächlich bemerkte die Kapitänin dies trotz der Knebelung und erwiderte es keck. Dann steckte sie den Zeigefinger durch seine Halsbandöse und führte ihn so zum Bett. Die Decke zurückschlagend, forderte Hilda ihn auf, sich hinzulegen.
Ob der Handfessel musste er sich auf die Seite legen, wobei die Kapitänin darauf achtete, dass er sich mit dem Gesicht zur Mitte wandte. Mit einem weiteren Strick wurden nun auch die Fußgelenke aneinandergefesselt. Zuletzt deckte Hilda ihren Sklaven zu, entledigte sich noch ihrer Hose und begab sich auf die andere Seite des Bettes zu ihm.
Konrad konnte kaum fassen, wie ihm geschah. Er durfte endlich wieder in einem Bett schlafen, noch dazu in dem seiner Herrin!
Da sie ihm nun unverhohlen direkt ins Gesicht schaute, senkte er velegen und verunsichert seinen Blick, obgleich ihr Ausdruck doch auch recht freundlich war. Erst jetzt gab es in ihrem Antlitz den Anflug eines spöttischen Lächelns.
Erschrocken zuckte er zusammen, als er durch das dünne Nachthemd hindurch eine Berührung in der Leistengegend verspürte. Ihre Blicke trafen sich, doch rasch wich seiner wieder aus. Musste er als Lustsklave nicht zwangsläufig versagen, wo er doch noch keine sexuellen Erfahrungen hatte?
"Ich tu dir nichts", raunte Hilda ihm beruhigend zu. Dennoch hielt er den Atem an, als ihre Fingerkuppen die empfindlichen Stellen abtasteten.
Hilda hätte schwerlich zufriedener lächeln können. "Da freut sich aber jemand!" meinte sie leise und strich Konrad sanft die Haare aus dem Gesicht. Dann verschwand ihre Hand wieder unter der Decke, ihn weiter streichelnd zu erkunden.
Welch ungeahnte Erfahrung! Welch nie gekannte Gefühle für Körper und Geist! Wie oft hatte Konrad in einsamen Stunden sich die Nähe einer Frau vorzustellen versucht! Ihre Wärme, ihre Berührungen. Weit mehr als alle seine Erwartungen wurde erfüllt. Selbst durch das Nachthemd hindurch ließ ihn die sanft streichelnde Rechte seiner Herrin heiß und kalt erschaudern, mochte diese gerade an seiner Hüfte, der Brust, dem Arm oder im Gesicht verweilen. Immer wieder schloss er die Lider, doch wenn die Kapitänin auch nichts sagte und freundlich dreinblickte, war er dennoch unsicher, ob sie das vielleicht als Ablehnung missverstehen oder aus anderen Gründen nicht mögen könnte. Andererseits - wohin sollte und durfte er blicken? Ihr direkt in die Augen erschien ihm allzu gewagt.
Wenn ihre Finger nach seinem Schritt tasteten, zuckte er jedes Mal ein klein wenig zusammen. Und doch war es ein wundervolles Gefühl, das ihn lediglich stets aufs Neue in nur langsam schrumpfendem Ausmaß überraschte. Der Schwellkörper zwischen seinen Beinen wiegte sich sacht hin und her, auf und ab, fast als befände er sich im trauten Tanze mit der liebevollen Hand.
Dazu diese wohlige Wärme, welche vom gesamten Körper Hildas ausging. Seit der Kaperung hatte sich Konrad nicht so geborgen gefühlt - vielleicht überhaupt noch nie. War das Wetter während seiner Gefangenschaft auch vergleichsweise ruhig gewesen, hatte ihn in seinen dünnen Untergewändern doch oftmals gefröstelt. Nicht zuletzt dank dieser Wärme nun konnte er zunehmend seine anfängliche Verkrampfung ablegen. Im Grunde war es ein Glück, der Fesselungen wegen nichts tun zu können und somit auch nicht zu müssen.
Auf einmal begriff er, Hilda hatte ihre Hand inzwischen wie zur Ruhe auf seiner Hüfte abgelegt und starrte ihm schmunzelnd ins Gesicht. Da er nun so überrascht zurückschaute, verbreiterte sich der Ausdruck ihres Amüsements noch. "Sag an, sag an, Kleines..." raunte sie mit einem nachdenklichen Unterton. "Solltest du etwa noch nie bei einer Frau gelegen haben?"
Sofort stahl sich Konrads Blick verlegen davon.
"Hast du?" beharrte sie vorwitzig.
Er schüttelte leicht den Kopf, ohne den Blickkontakt wiederherzustellen.
"...bei einem Mann?"
Schon sein erschrockener Gesichtsausdruck ließ Hilda die Antwort ahnen, und gleich darauf schüttelte Konrad sein Haupt weit bestimmter.
"Soso..." Die Vorstellung gefiel ihr sichtlich, denn sie schmunzelte ebenso amüsiert wie siegesgewiss und wirkte auf eigenartige Weise voller Appetit. Kaum hatte sich dieser Gedanke bei Konrad eingeschlichen, lugte tatsächlich für kurz ihre Zungenspitze zwischen ihren Lippen hervor.
Doch schon wurde ihr Lächeln milder. "Hab keine Furcht, Kleines. Ich werde dir nur abfordern, was du auch kannst oder zu lernen verstehst", raunte sie.
Konrad hätte sich nicht zu entscheiden vermocht, ob ihm ihre Stimme eher bedrohlich oder verheißungsvoll vorkam. Was sollte er nur tun! Was, wenn er etwas falsch machte und sie ihn deswegen in Amerika an irgendeinen Schinder verschacherte?
Sein beschleunigtes Atmen, der schnellere Herzschlag und das leichte Zittern der Augen entgingen Hilda nicht. Sanft streichelte sie ihn wieder. "Entspanne dich! Heute sollst du mir nur das Bett wärmen."
Wirklich nahm sie damit einigen Druck von Konrad, wenngleich es ihn andererseits auch irgendwie ein wenig enttäuschte. Ob dies Absicht war? Wollte sie ihn zappeln lassen? Trotz solcher Fragen gelang es ihr, weitere Beruhigung in ihm hervorzurufen. Auch wurde ihm klar, dass sie ihm gewiss stets ohne Scheu sofort sagen würde, was er wie zu tun oder zu lassen habe.
Bald darauf war Hilda eingeschlafen, dicht an Konrad gekuschelt, den Arm und das Bein um ihn geschlungen, als hätte er ohne dies weglaufen können. Wie er den sachten Druck ihrer Glieder genoss! Verwirrt lauschte er lange ihrem ruhigen Atem, spürte das stete Nahen und sich Zurückziehen ihrer Brüste, bis die Ermüdung endlich über seine Erregung siegte und ihn in traumreiches Dunkel zog.

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