Der Tag der Freiheit (1.8.2020)

Als ich etwas verspätet beim Friedrichstadtpalast auf den Demonstrationszug stoße, zählt die Polizei von ihren Hubschraubern aus bereits über 800.000 Teilnehmer. Davon weiß ich zwar noch nichts, aber auch der für mich sichtbare Ausschnitt aus Tausenden von friedlichen, demokratischen Menschen rührt mich - nachdem ich erst einmal ein paar Fotos geschossen habe und auch innerlich angekommen bin - zu Tränen.
Tag der Freiheit - Videoliste
mit Michael Ballweg, Bodo Schiffmann, Samuel Eckert, Nana 'Lifestyler' Domena, Markus Haintz, Thorsten Schulte, Heiko Schrang, Ralf Ludwig, 'Schwrzvyce', dem 'Mann mit dem roten Shirt' Stefan Bergmann, Lothar Hirneise, Heiko Schöning, Tina Romdhani, Herrmann Ploppa, Adam Wendler, Albert Kessler, 'Kilez More', Hendrik Sodenkamp, Clemens Kuby, Daniele Ganser und recht vielen anderen
(Viele der ursprünglich gelisteten Videos wurden bereits von Youtube zensiert. Die Gründe dafür verrät Youtube nicht.)

Artikel von Peter Hahne: "Großdemo Berlin: Wieviele Teilnehmer? Faire Medien?"

Mein Schild am Fahrradkorb erweist sich als beliebtes Fotomotiv und bringt mir viele freundliche bis herzlich lächelnde Gesichter ein.

(Erst am Folgetag während des 'Nachglühens' im Mauerpark reißt in meiner Abwesenheit anscheinend ein Gegner des Grundgesetzes und der darin verankerten Meinungsfreiheit das Blatt aus der dabei beschädigten Hülle. Ich habe die Datei ja noch...)

An der Kreuzung Torstraße und Rosentaler Straße hört man von der Seite die Rufe "Nazis raus!" Einige Demonstranten antworten ebenso zurück. Im ersten Moment bin ich über die thematische Verengung unserer Kundgebung etwas verwundert. Dann begreife ich - offenkundig im Gegensatz zu den nunmehr irritierten Erstrufern von außen, die wohl etwas länger dazu brauchen werden, ihr Tun als Unterstützung des Hygiene-Faschismus zu erkennen.

Nach meiner Mittagspause eile ich zur Hauptkundgebung auf der Straße des 17. Juni. Aufgrund von Absperrungen durch die Polizei, weil die vom Veranstalter angekündigten 500.000 Teilnehmer bereits angekommen sind, aber noch immer mehr nachströmen wollen, wird dies nicht ganz leicht. Wie sich für mich erst später herausstellt, ist die Straße mit Menschen komplett gefüllt. So weichen die nachrückenden Hundertausenden auf beide Seiten des Tiergartens aus und verteilen sich auf die Wege und Wiesen. Durch die dort schlechte Akustik verbreitet sich das Gerücht, die Volksmasse sei auf 3 Millionen angestiegen - tatsächlich handelt es sich laut Polizeiinformation um 1,3 Millionen.
Ich bin auf meinen erzwungenen Umwegen noch nicht einmal in Sichtweite der Rednertribühne, als mir Thorsten Schulte entgegeneilt, den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend einordnen kann. Aufgrund der Unterbrechung seines Redebeitrages wegen Gerüchten einer bevorstehenden Versammlungsauflösung erregt, fordert er die Leute auf, mit ihm eine Menschenkette um das Bundeskanzleramt zu errichten. Ich fühle mich hin- und hergerissen, bin ich doch noch nicht mal richtig angekommen, um nun schon wieder in die Gegenrichtung abzuziehen!
Meine Entscheidung, erst einmal die Bühne sehen zu wollen, erweist sich insofern als schicksalsrichtig, da ich eine aus unserer Tanzgruppe treffe, die auch bei meinen Spielabenden teilnahm, als beides noch stattfinden durfte.
Was wir aufgrund der Menschenmassen nur akustisch aus den Waldbereichen des Tiergartens mitbekommen: Um etwa 16:45 dringen Polizisten auf die Rednertribüne, erklären die Veranstaltung tatsächlich für aufgelöst und fordern die Leute zum Heimgehen auf. Damit sind weitere Beiträge nicht mehr möglich, zumal der Strom abgedreht wird. Dennoch lässt sich die Mehrheit der Menschen nicht vertreiben. Sie verteilt sich nur zunehmend, unter anderem durch kursierende Falschinformationen hervorgerufen, wodurch die Demonstration einen noch größeren Raum einnimmt und zunächst zu mehreren 'kleineren' Teildemos wird, während die meisten auf dem 17. Juni bleiben.

Lustiger rechtlicher Nebeneffekt: Mit der Auflösung der Veranstaltung entfallen die Maskenpflicht und andere "Hygieneauflagen"...

Völlig vom Tage geschafft, wollen meine Mittänzerin und ihre Freundin heimgehen. Mir geht es ähnlich. Doch die Polizei will mich nicht durch eine Absperrung lassen und verlangt von mir statt einem Weg von vielleicht 200 Metern ein Vielfaches an Umweg. Das Ende vom Lied ist, dass ich - nun wieder ohne meine beiden Begleiterinnen - die anderen Teildemos entdecke und noch etwas bleibe, um weitere Fotos zu schießen.
Schließlich dennoch müde, kehre ich zum Rad zurück, muss aber vor dem Kanzleramt wegen einer weiteren Menschenmasse absteigen. Ich nutze die Gelegenheit zu weiteren Aufnahmen. Bis auf die andere Seite gelange ich nicht, da der Ruf zum Sammeln erschallt. Dem kann ich nicht widerstehen, also zurück zur Hauptbühne!
Alle Versuche der Polizei, dieses neuerliche Sammeln durch bedrohliches Aufmarschieren und Abriegeln zu vereiteln, scheitern an der hundertfachen Überzahl freier Bürger, welche einfach überall durch den Tiergarten sickern.

Am späteren Abend ist für mich Tagesmensch allerdings endgültig die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht, zumal man ja seit Monaten nichts mehr gewohnt ist als auf dem Sofa zu sitzen. Mit einem Glücksgefühl wie seit Jahren nicht mehr mache ich mich endlich auf den Heimweg.


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    Oliver H. Herde

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