Als ich mich dem Bundeskanzleramt nähere, wundere ich mich, noch keine Demonstranten zu sehen. Tatsächlich sind wir zunächst lediglich ettliche Hundert. Zum einen mag es an diesmal vergleichsweise schwacher Bekanntmachung und dem frühen Freitag Nachmittag liegen, an dem sich gewiss noch nicht jeder freimachen kann, zumal direkt vor einem gesetzlichen Feiertag, an dem man nicht einkaufen darf. Zum anderen wurde die gesamte Wiese am Platz der Republik abgesperrt - es ist also überhaupt kein rechter Raum für noch mehr Menschen bereitgestellt. Es zeigt sich rasch, welche Absicht dahintersteckt: Immer wieder wird von der kopfstarken und bedrohlich hochgerüsteten Polizei gefordert, man solle die vorgeschriebenen Abstände einhalten - so eingezäunt, eine unmöglich zu erfüllende Aufgabe. |
Als die Polizei zunehmend das Gelände umstellt, ziehe ich mich mit einer meiner Mittänzerinnen vorsichtshalber zurück. Kurz darauf - pünktlich um 17 Uhr - wird alles umstellt, die Versammlung für aufgelöst erklärt und werden die schmalen Endstücke des Streifens ebenfalls abgesperrt. Vermutlich sind heute einfach zu wenig Anwälte anwesend, um dieses grenzwertige Vorgehen abzuwehren. |
Als ich vor dem Studiogebäude angelange, findet sich dort lediglich ein versprengtes Grüppchen einiger zehn Menschen, nach zeitgenössischer Musik tanzend oder sich unterhaltend. Leider dauert es nicht lange, bis die ersten Polizeiwagen auftauchen. Körperlich könnte ich noch ein wenig durchhalten, nervlich geht nichts mehr, weshalb ich für den heutigen Abend aufgebe.
Darstellung der Ereignisse durch die Veranstalter in Demokratischer Widerstand Nr. 22 auf den Seiten 4 und 5.
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