Morgens bin ich selbst überrascht über meine innere Ruhe. Dabei muss ich mein Werbeschild für die Mahnwache vor dem RKI, welches ich am Pankower Basis-Wagen anbringen darf, noch fertigstellen. |
Wir begeben uns nicht gleich im Anschluss zur Kundgebung, da wir uns erst noch unterhalten und etwas ausruhen möchten. Auch helfen wir, den Pankower Basis-Wagen abzuschmücken. Erst bin ich etwas enttäuscht darüber, dass mein Schild hier nicht länger hängen kann und ich es mitschleppen muss. Später jedoch wird sich erweisen, um wieviel mehr Beachtung es nun findet als zuvor am Wagen.
In der Hofjägerallee finden sich wieder jene bereits aus 2020 bekannten riesigen Lautsprecher und Bildschirme, damit man überall die Reden und Musikbeiträge verfolgen kann. Vor lauter Getümmel laufen wir sogar zunächst an der eigentlich unübersehbar gewaltigen Bühne vorüber, weil wir sie unwillkürlich wie dereinst am Großen Stern vermuten, der jedoch gar nicht mehr zum reservierten Gelände zählt. Dass unter einem der Bildschirme etwas schwächer beleuchtet die kleinen Originale umherspringen, ist uns nicht gleich aufgefallen.
Zu den Rednern zählen Michael Ballweg, Ralf Ludwig, Andreas Sönnichsen, Walter van Rossum, Ralph Boes, anscheinend auch Keyvan Soufi-Siavash den ich wohl verpasst habe, sowie per Video-Botschaft Sucharit Bhakdi. Es gibt Musikbeiträge unter anderem von Kilez More und Photon, dessen "Frieden ist nicht alles" mir auf Anhieb für die Hitliste der Mahnwache passend gefällt.
Sehr hübsche Idee, jeden Auftretenden seinen Nachfolger ankündigen zu lassen!
Als ich zwischendurch vergeblich versuche, einer Einladung in Gasthaus am Neuen See nachzukommen, finde ich statt der Gesuchten ein mich ansprechendes auswärtiges Basis-Mitglied. Während des Gespräches wird mir plötzlich das Plakat fortgerissen. Ein dicklicher junger Bursche wackelt damit zwischen den Biertischen zum Ufer hin, versucht noch laufend, das Plakat zu knicken, und wirft es ins Wasser. Noch im Flug entfaltet es sich und nimmt seine natürliche Form an. Selbstverständlich gelangt es durch das Ungeschick des Hitzkopfes nicht weit; ich vermag es mit Leichtigkeit herauszufischen und damit nebenbei seiner gedankenlosen Umweltverschmutzung abzuhelfen. Der erbärmliche Lausbube lacht inzwischen an seinen Tisch zurückgekehrt mit seinen Freunden - allerdings in einer fast bemitleidenswert an Unbeschwertheit mangelnden Weise, welche eine schlecht versteckte Scham vermuten lässt.
Mein Schild hat die Attacke bestens überstanden; es wird im Herbst problemlos jedem Wetter trotzen. An die Büsche gelehnt, findet es noch einige Beachtung, derweil ich wieder die Atmosphäre auf der Kundgebung genieße.
Zum Abschluss schaue ich mir noch die teils schon im Abbau befindlichen Stände an. Hier zeigen sich neben verschiedenen Initiativen, Sendern und Gruppierungen auch ganz bescheiden im Vergleich zur allgegenwärtigen Basis die AfD und Wir2020. Nach anderen Parteien - sei es "nur" BSW oder PdV - sucht man leider vergebens auf dieser Demo für Frieden, Freiheit und Aufarbeitung.
Nach beinahe 10 Stunden kehre ich auffällig wenig erschöpft, dagegen freudig belebt heim.
Demo-Berichte seit dem 1.8.20
Mahnwache vor dem RKI (montags)
Demo-Termine
Oliver H. Herde Tagesgedanken |
---|