Hans Michael Moscherosch

Dichter (1601-1669)

Sprachmengerei

aus: Gesichte Philander von Sittewald II. Teil

Welches unvernünftige Tier ist doch, das dem anderen zu Gefallen seine Sprache oder Stimm nur änderte? Hast du je eine Katze dem Hund zu Gefallen bellen, einen Hund der Katz zu lieb mauchzen hören? Nun sind wahrhaftig in seiner Natur ein Teutsches festes Gemüt und ein schlipferiger wälscher Sinn anders nicht als Hund und Katze gegeneinander geartet, und gleichwohl wolltet ihr unverständiger als die Tiere ihnen wider allen Dank nacharten? Hast du je einen Vogel blärren, eine Kuh pfeiffen hören? Und ihr wollet die edle Sprache, die euch angeboren, so gar nicht in obacht nehmen in eurem Vaterland. Pfui dich der Schand!

Fast jeder Schneider will jetzund leider
Der Sprache erfahren sein und redt Latein.
Wälsch und Französisch, halb Japonesisch,
Wann er toll und voll, der grobe Knoll.

Der Knecht Matthies spricht bonae dies,
Wann er Gut Morgen sagt und grüßt die Magd;
Die wendt den Kragen, tut ihm Dank sagen,
Spricht Deo gratias, Herr Hippocras.

Ihr bösen Teutschen, man sollt euch peutschen,
Dass ihr die Muttersprach so wenig acht.
Ihr lieben Herren, das heißt nicht mehren,
Die Sprach verkehren und zerstören.

Ihr tut alles mischen mit faulen Fischen
Und macht ein Mischgewäsch, ein wüste Wäsch,
Ich muß es sagen, mit Unmut klagen,
Ein faulen Hafenkäs, ein seltsams Gefräs.

Wir hans verstanden mit Spott und Schanden,
Wie man die Sprach verkehrt und ganz zerstört.
Ihr bösen Teutschen, man sollt euch peutschen,
In unserm Vaterland; pfui dich der Schand!


Quellenliste