William Apes

Auszüge aus

Ein Sohn des Waldes

Im Dezember 1620 landeten die 'Pilger' (der Mayflower) dort, wo heute Plymouth ist, und erbauten, ohne einen Indianer um Erlaubnis zu bitten, Häuser. Sie machten mit Massasoit, dem Sachem der Wampanoags, einen Friedensvertrag (22.3.1621), in dem sich beide Seiten verpflichteten, Friedensbrecher festzunehmen und zu bestrafen. Die Indianer hielten diesen Vertrag vierzig Jahre lang, sie zeigten den Weißen, wie man in ihrem Lande sein Leben fristen konnte, um Nahrung und Schutz für ihre Frauen und Kinder zu finden. Dafür wurden sie als 'Wilde' beschimpft. Aber immer wieder mahnten die beiden Häuptlinge Squanto und Samoset die erzürnten jungen Krieger zur Geduld...
Als im Januar 1623 Mister Westons Kolonie an Hunger zu sterben drohte, mussten sich viele seiner Männer als Diener bei den Indianern verdingen, um Nahrung für ihre Familien zu erarbeiten. Hauptsächlich versorgten sie die Indianer mit Holz und Wasser, wofür sie Mais und Fleisch erhielten. Aber bald stellte sich heraus, dass diese Männer gar nicht für die Indianer arbeiten, sondern nur ihre Vorräte ausspähen wollten, um sie dann zu bestehlen. Als die Indianer sich auf den Friedensvertrag beriefen und die Bestrafung der Diebe verlangten, beschlossen die Weißen, einen von ihnen aufzuhängen, um die Indianer, deren Hilfe sie noch brauchten, zu versöhnen. Nun konnte man sehen, wer die wirklichen 'Wilden' waren: Der Mann, der hauptsächlich Indianer-Mais gestohlen hatte, war ein großer, gesunder und athletischer Mann. Deshalb wollten sie ihn verschonen, weil er noch von Nutzen für sie sein konnte. Statt dessen wählten sie einen alten Mann, der krank und lahm war und sich vom Weben mühsam ernährte, und der vollkommen unschuldig war, und hingen ihn an seiner Stelle auf. Oh, zeigt mir auch nur einen einzigen Indianer, der so etwas hätte tun können!
Einen anderen Akt von christlicher Humanität beging Captain Standish. Er bereitete ein Fest für die Indianer vor, und als diese sich arglos hinsetzten, ergriffen seine Männer die Messer der Indianer, die diese am Nacken auf dem Rücken trugen und stachen sie ihnen ins Herz. Die schnitten dem Häuptling Wittumumet den Kopf ab, steckten ihn auf einen Pfahl an ihrem Fort und dankten Gott für diese Tat, denn sie glaubten, dass es Gottes Wille sei, so zu handeln...
Beide Seiten hatten sich im Vertrag verpflichtet, Vertragsbrüchige der Gegenseite auszuliefern, aber die Pilger waren die ersten, die diese Verpflichtung brachen. Ein Indianer beging Verrat an seinem Volk, aber die Pilger verweigerten seine Herausgabe, weil er ihnen nützlich war. Wer hätte dem alten Sachem übelnehmen können, wenn er nach solchen Vertragsbrüchen Krieg erklärt und die Weißen niedergemacht hätte? Er hätte die Macht dazu gehabt, aber er vergab den Weißen und gewährte ihnen weiter seine Hilfe. Wo gibt es ein Volk, das sich zivilisiert nennt, das so etwas getan hätte? So hat Massasoit, haben seine Indianer bewiesen, dass sie christlicher handelten als Christen, und diese Christen haben bewiesen, dass sie die wirklichen 'Wilden' waren...
Als es hieß, dass ein gewisser Tisquantum, einer von Coubantants Männern, von Indianern getötet worden sei - später stellte sich heraus, dass es Coubantant selbst war - überfiel Captain Standish mit vierzehn Pilgern um Mitternacht ein Indianerdorf und machte schlafende Männer, Frauen und Kinder nieder. Kann man solche Menschen als 'gute und vertrauenswürdige' Menschen ansehen, wie sie es immer verlangen? Ist der Mitternachtsmörder, der heimtückische Mörder ein guter und vertrauenswürdiger Mensch? Ein Christ und Vorbild? Diese Indianer waren vollkommen unschuldig. Doch wenn Indianer etwas sagen, das die Wahrheit ist, so werden sie als Wilde und brutal bezeichnet.


Quellenliste