Deutsche Staaten

einst und heute
Der deutschsprachige Kulturraum war zu keiner Zeit jemals ein in sich geschlossene politische Gesamtheit. Stets gliederte er sich zunächst in viele Stämme, dann Fürstentümer und Staaten. Einde deutsche Einheit stellte niemals ein Ziel der jeweils Herrschenden dar. Ob sie erstrebenswert sei, erscheint auch angesichts der zentralistischen Übergriffe der EU fraglich. Im Vordergrund zukunftsweisender Betrachtungen muss die eigenverantwortliche Selbstbestimmung und Selbstorganisation der Menschen und Völker stehen.

Allenstein

1920 einer internationalen Kommission unterstellt und durch Volksabstimmung mit 98% beim "Deutschen Reich" verblieben. 1945 ohne Abstimmung an Polen.

Anhalt

Im 12ten Jahrhundert von einem anderen Herzogtum abgespalten. Name nach der Burg Anhalt, dem Stammsitz der Fürsten. Nach und nach zerplittert in mehrere kleinere Länder wie Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Zerbst. Wiedervereinigung 1863. Nach dem Zweiten Weltkrieg von den sowjetischen Besatzern mit dem Hauptteil der Provinz Sachsen und Braunschweig zusammengelegt.

Baden

Nach der Stadt Baden-Baden, Kurort bereits seit der Antike.
Besitz der Zähringer
1771-1806 Markgrafschaft
1806-1871 Großherzogtum
1945 Aufteilung unter Besatzung der Franzosen und Amerikaner

Baiern

Stammesherzogtum der Bajuwaren (Boiowaren = Männer aus Boia) spätestens ab Mitte des 6.Jh. unter den Agilolfingern, die unter fränkischer Oberhoheit standen. Auflösung 788.
907 erneuert.
1806(-1918) Aufwertung zum Königreich gegen Eintritt in den
Rheinbund Napoleons.
25.10.1825 Änderung der Schreibweise auf Bayern durch Ludwig I.
1871 Mitglied des "Deutschen Reiches" mit Reservatrechten.
1918 Abdankung der Wittelsbacher; Republik
11.1919 Freistaat. Dann Rätediktatur, Gegenrevolution, Hitlerputsch.
1945 amerikanische Besatzungszone; Abtrennung der Pfalz
seit 1949 Bundesland der BRD unter fortgesetzt amerikanischen Protektorat

Berlin (West)

siehe West-Berlin

Brandenburg

928/9 Eroberung der slavischen Brennaburg durch König Heinrich I.
Mitte 12tes Jahrhundert erwirbt der Askanier Albrecht der Bär das Havelland als Markgraf von Brandenburg.
1320-1373 an die Wittelsbacher
1373-1415 an die Luxemburger
Seit Bildung des Kurfürstenkollegs Mitte 13tes Jahrhundert zählt der Markgraf von Brandenburg zu den Kurfürsten.
1415 an die Zollern (spätere Hohenzollern)
1618 Vereinigung mit Ostpreußen
Mit der Königswürde 1701 tritt die Kurmark nominell hinter
Preußen zurück, bleibt aber dessen Zentrum.
seit 1990 Bundesland der BRD

Braunschweig

Nach seiner Hauptstadt benanntes Herzogtum, ursprünglich unter den Welfen.
1807-1813 Teil des napoleonischen Königreiches Westfalen, danach Mitglied des
Deutschen Bundes, ab 1871 des Preußischen Kaiserreiches.
1946 großteils in Niedersachsen eingegliedert.

Bundesrepublik Deutschland (BRD)

1949-1990 alte Bundesrepublik: Protektorat der Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich
1990-2020 erweiterte Bundesrepublik: Mit Eingliederung der
DDR und nach Abzug der Besatzungstruppen der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs alleiniges Protektorat der USA.
seit 23.3.2020 Faschistische Krise; weiterhin Protektorat der USA.

Danzig

(Freie Stadt Danzig)
10.1.1920-30.8.1939

Deutsche Demokratische Republik (DDR)

7.10.1949-2.10.1990; Protektorat der Sowjetunion.
Am 3.10.1990 Anschluss an die
BRD.

Deutscher Bund

Staatenbund 8.6.1815-24.8.1866, bestehend aus einem Kaiserreich (
Österreich), fünf Königreichen (Preußen, Hannover, Sachsen, Baiern, Württemberg), einem Kurfürstentum (Hessen), sieben Großherzogtümern, zehn Herzögtümern, elf Fürstentümern und vier Freien Städten (Frankfurt am Main, Hamburg, Lübeck, Bremen).
Teilhabe ausländischer Könige am Deutschen Bund durch Personalunion: England über Hannover, Dänemark über Holstein, Niederlande über Luxemburg.
Untergegangen durch die Rivalität zwischen Habsburg (Österreich) und den Hohenzollern (Preußen).

Deutsches Reich

1871-1918
Preußisches Kaiserreich
1918-1933 Weimarer Republik
1933-1945 Nationalsozialismus

Frankfurt am Main

Als Franconofurd 794 erstmals erwähnte fränkische Pfalz.
1372 Reichunmittelbarkeit
Seit 1356 Ort der Wahl, ab 1362 der Krönung der deutschen Könige und Kaiser.
1815-1866 Sitz der Bundesversammlung des
Deutschen Bundes.
1866 durch Annexion an Preußen.
1868 zur preußischen Provinz Hessen-Nassau.
1945 durch die amerikanische Besatzungsmacht mit in den neugeschaffenen Raum Großhessen zusammengefasst.

Hannover

1635 welfisch-braunschweigisches Fürstentum Calenberg-Göttingen-Grubenhagen
1692 Kurfürstentum Hannover, benannt nach der Hauptstadt
1705 Zugewinn des Fürstentums Lüneburg
1714 Kurfürst Georg Ludwig wird zugleich
König von England; Personalunion bis 1837
1807/10-1814 zeitweilige Aufteilung ins napoleonische Königreich Westfalen und zu Frankreich; danach Erneuerung des Kurfürstentums
Nach dem Deutschen Krieg 1866 preußische Provinz; Entthronung der Welfen
1946 durch die britischen Besatzer Zusammengelegung aus den Ländern Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe zu Niedersachsen, 1949 Bundesland der BRD.

Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation

Über Vorstufen (1039 Römisches Reich, 1157 Heiliges Reich) 1254 entwickelte Bezeichnung für das aus
Ostfranken und dem deutschen Königreich hervorgegangene Kaiserreich. Der Zusatz Deutscher Nation kam erst im 15ten Jahrhundert auf.
Im 18ten Jahrhundert durch den Dualismus - die Rivalität zwischen den stärksten deutschen Staaten Österreich und Preußen - Schwächung des Reiches ebenso wie dieser beiden.
Beendet mit der 1806 durch Napoleon erzwungenen Niederlegung des Kaisertitels und Auflösung des Reiches durch Kaiser Franz II.

Hessen

Der Name ist auf den germanischen Stamm der Chatten zurückzuführen.
Hessen war zunächst Teil Thüringens unter den Landgrafen der Ludowinger. Im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1246 Aufteilung in Landgrafschaft Hessen an das Haus Brabant und Thüringen an die Wettiner.
1567 Aufteilung Hessens an die vier Söhne Philipps des Großmütigen; größte Teile Hessen-Kassel (ab 1803 Kurhessen) und Hessen-Darmstadt.
1868 aus Kurhessen, Herzogtum Nassau,
Frankfurt am Main und weiteren kleineren Bezirken und Orten wird die preußische Provinz Hessen-Nassau zusammengefasst.
Seit 1949 ist Hessen Bundesland der BRD.

Liechtenstein

Entstanden aus den Herrschaften Schellenberg und Vaduz
reichsunmittelbares Fürstentum 1719-1806
1806-1814
Rheinbund
1815-1866 Deutscher Bund
1867-1918 Anlehnung an Österreich
nach 1. Weltkrieg Post-, Wirtschafts- und Zolleinheit mit der Schweiz

Luxemburg

Deutsche Grafschaft; 963 Bau der Lützelburg
zwischen 1308 und 1437 mehrere deutsche Könige und Kaiser aus dem Hause Luxemburg
1354 Herzogtum durch den Luxemburger Kaiser Karl IV.
1477 habsburgisch
1815 Großherzogtum und bis 1890 Personalunion mit den Niederlanden
1815-1866 im
Deutschen Bund
1842-1918 im Deutschen Zollverein
Alleinige Amtssprache ist Deutsch.

Österreich

Baiowarische Siedlungen seit dem 6. Jh.; mit Steiermark, Kärnten und Tirol Teil des Herzogtums Baiern
955 "Ostmark", 996 "Ostarrichi"; 1156 Herzogtum
ab 1282 habsburgisch; seit 1273 stellt Habsburg wiederholt deutsche Könige; 1438-1742 und 1745-1806 habsburgische Kaiser
bis 1806 Teil des
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
1815-1866 im Deutschen Bund 1918-1921 Republik Deutsch-Österreich, dann Republik Österreich
1938-1945 zum "Deutschen Reich"
1945 unter alliierter Besatzung, im Anschluss wieder Republik

Ostfranken

(Ostfrankenreich, ostfränkisches Reich)
Durch den Vertrag von Verdun 843 unter den drei noch lebenden Söhnen Ludwigs des Frommen an Ludwig den Deutschen gefallener Reichsteil, aus dem sich das deutsche Königreich und schließlich das
Heilige Römische Reich entwickelte.

Preußen

(nach dem baltischen Stamm der Pruzzen)
Im 13ten Jahrhundert vom Deutschen Orden erobert und diesem schon zuvor von Kaiser
Friedrich II. mitsamt dem Kulmerland als Lehen gegeben.
1525 wird Ostpreußen zum Herzogtum Preußen unter polnischer Lehnshoheit.
1618 Herzogtum Preußen durch Erbe an die kurbrandenburgische Linie der Hohenzollern. 1656 Eingliederung in die Hohenzollernschen Stammlande.
1701 Begründung des preußischen Königtums.
1871 aufgegangen ins Preußische Kaiserreich mit dem preußischen König als "deutschem" Kaiser und Bundespräsidenten.
1920 in der Weimarer Republik gleichberechtigter Freistaat wie die anderen Länder.
1947 Auflösung Preußens durch die Besatzungmächte.

Preußisches Kaiserreich

Erste Phase des
"Deutschen Reiches" 18.1.1871-9.11.1918

Rheinbund

Französisches Protektorat unter Napoleon ab 1806, das sich während der Befreiungskriege auflöste. Teilnahme der Mittelstaaten auf politischen Druck hin sowie wegen lockender Gebietsgewinne und Rangerhöhung der jeweiligen Fürsten.

Saar

(Saargebiet) Abspaltung wesentlich vom Königreich Preußen
1919-1935 Völkerbundphase
1949-1956 französische Phase
ab 1.1.1957 als Saarland Bundesland der
BRD

Sachsen

("Schwertkämpfer" vom Kurzschwert Sahs)
Stamm nördlich der Elbe, in dem Chauken, Angrivarier, Cherusker und andere aufgingen. Teile wanderten mit Angeln und Jüten im 5. Jhd. nach der britischen Hauptinsel Albion aus. Andere breiteten sich bis zum Niederrhein und ins heutige Hessen und Thüringen aus.
804 nach 32 Jahren Verteidigung blutig von
Karl I. von Franken unterworfen. Herzogtum.
Mit den Liudolfingern ab 919 deutsche Könige.
1260 Aufteilung in Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg, letzteres ab 1356 Kurfürstentum.
Kurfürst August der Starke zugleich König von Polen.
Seit 1949 Bundesland der BRD.

Schweiz

Im 5. Jh. teils burgundisch, Einwanderung der Alemannen; 6. Jh. fränkisch.
843 teils lotharingisch, teils ostfränkisches Herzogtum Schwaben.
1034 vollständig im Reich.
Das 1273-1918 die meisten deutschen Könige und Kaiser stellende Habsburg liegt im Aargau.
1291 Eidgenossenschaft der Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden.
1648 scheidet die Schweiz als eigener Staatenbund aus dem Reichsverband aus.
1798 erzwingt Frankreich die Bildung der Helvetischen Republik sowie Gebietsabtretungen.
1803 wieder Staatenbund.
1815 ewige Neutralität.
Heute noch 2/3 der Bevölkerung deutschsprachig.

Weimarer Republik

Zweite Phase des
"Deutschen Reiches", auch: "Deutsche Republik" 9.11.1918-30.1.1933

West-Berlin

(1948-2.10.1990)
Mit der Uneinigkeit der alliierten Besatzer 1948 zerfiel Berlin faktisch in zwei Teile. Eine Zugehörigkeit des Westteils zur
Bundesrepublik Deutschland wurde zwar in dessen Verfassung proklamiert, jedoch offiziell nie allgemein anerkannt.

Württemberg

Herzogtum 1495
Königreich 1805
1872 zum
"Deutschen Reich" mit eigener Posthoheit bis 1920
1918 Republik
1945 von den Besatzungsmächten aufgeteilt in Württemberg-Baden (amerikanisch) und Württemberg-Hohenzollern (französisch)
1951 mit Baden zum Südweststaat zusammengelegt
1952 Umbenennung des Südweststaates in Baden-Württemberg


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gesammelt von Oliver H. Herde