Als Historiker sehe ich die Sache entspannt: Verglichen mit den letzten 2000 Jahren leben wir in einer ausgesprochen friedlichen Zeit. Jeder von uns ist unermesslich reich im Vergleich zu seinen Vorfahren. Wir haben Heizung, fließend Wasser, Elektrizität und eine ärztliche Versorgung, die sich auch Kaiser und Könige gewünscht hätten.
Woher also dieses Gejammer? Aus den Medien. Die sensationsgierige Masse hastet von einem Schrecken zum nächsten: BSE, Ebola, Vogelpest, Schweinegrippe, Afghanistan, Ukraine, Syrien, Hungersnot, Flüchtlinge, Vergewaltigung, Kindermord und als Abrundung des Programms schlechtes Wetter. Spätestens nach ein paar Wochen ist alles wieder vergessen, da neue Meldungen die alten ablösen. Nicht, weil letztere nicht mehr aktuell wären, sondern weil sich das Publikum nicht langweilen möchte.
Da darf man sich dann schon einmal die Frage stellen, inwiefern einen die Vorgänge denn über die eigene Gefühlswelt hinaus wirklich und faktisch persönlich betroffen haben. In aller Regel doch eher gar nicht. Warum schauen sich die Menschen dennoch diese Nachrichten an? Zum einen, weil sie sich solche Fragen meist gar nicht stellen. Sie sind Konsumenten, die sehen wollen, dass es anderen noch schlechter geht als ihnen. Viele suchen auch die Aufregung wie in einem Abenteuerfilm.
Zugleich glauben die Leute, mit Nachrichten besser informiert zu sein. Doch wie kann solches gelingen, wenn sie vorsortierte Meldungen bekommen? Denn genau dies und schlechte Recherchen werden den staatsnahen Sendeanstalten von ARD und ZDF zunehmend vorgeworfen.
Radio- und Fernsehnachrichten vermögen bestenfalls sehr oberflächlich über Hintergründe zu informieren. Von der Politik ist dies auch so gewollt.
Dauerthemen wie Flüchtlinge oder Terrorismus sollen von den wirklichen Problemen ablenken. Sie sollen verhindern, dass über komplexe Fragen und Vorgänge offen diskutiert wird, welche uns alle betreffen, wie zum Beispiel staatliche Geheimverträge. Diese Nachrichten sollen staatliche Überwachung, ausufernde Polizeipräsenz und einschränkende Vorschriften rechtfertigen - und die Bereitschaft für Kriegseinsätze erhöhen. Hier kann der Politiker zeigen, wie wichtig es ist, ihn statt der anderen zu wählen. Ganz nebenbei wird auch unsere Aufmerksamkeit für jene klein erscheinenden alltäglichen Dinge gemindert, die wir tatsächlich beeinflussen könnten.
Es wird beklagt, den Flüchtlingen müsse zu viel auf ehrenamtlichem Wege geholfen werden, und gefordert, der Staat solle mehr tun. Doch realistisch betrachtet, funktioniert der Staat ja nur durch unser aller Beiträge, nur dass dort noch eine teure und behindernde Verwaltungsebene zwischen Helfer und Bedürftige gesetzt ist.
Dann doch lieber direkt, freiwillig und ohne Staat! Das würde auch den kritischen Stimmen den Boden entziehen und der Bevölkerung zumindest diesen Teil ihrer finanziellen Ängste nehmen. Es würde die Allgemeinheit steuerlich entlasten.
Leider behindert der Staat noch auf eine andere Weise den reibungslosen Ablauf: Asylanten wird es durch Arbeitsverbot und andere Einschränkungen unmöglich gemacht, für sich selbst aufzukommen. Sie geraten in einen Strudel der Bürokratie.
Auch vor Überfremdung muss sich niemand fürchten. Zum einen kommen die Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen, sprechen die verschiedensten Sprachen und müssen sich schon allein deshalb auf das einigen, was bereits im Lande vorhanden ist. Sie bleiben trotz ihrer großen Zahl eine Minderheit. Als dereinst die Hugenotten nach Brandenburg kamen, sonderten sich viele ab, blieben unter sich und sprachen weiterhin französisch. Doch schon die nächste Generation hatte sich ganz ihrer neuen Heimat angepasst.
Neben freier Entfaltung ist die wichtigste Grundlage erst einmal die deutsche Sprache, um sich zurechtzufinden und einbringen zu können. Mich verwundert es daher immer, wenn die Flüchtlinge auf englisch willkommen geheißen werden. Für mich klingt dies halbherzig, als wolle man ihnen die hiesige Sprache gar nicht näherbringen, sondern sie gleich zu den Britischen Inseln weiterverweisen.
Das wäre manchem fast so lieb, wie sie gar nicht erst hereinzulassen. Dabei ist eine Grenzschließung völlig unrealistisch: die Flüchtlinge kämen dann versteckt über die Grüne Grenze. Mit solchen Mitteln erreicht man nur eine unnötige Kriminalisierung der Notleidenden, von dem Verwaltungsaufwand und damit einhergehender neuer Steuerverschwendung mal noch ganz abgesehen.
Durch die ständigen Nachrichten und Diskussionssendungen über Flüchtlingsströme erscheinen jene umfangreicher als sie in Wirklichkeit sind. Obgleich ich mich nicht nur im Kiez sozial breit engagiere, hatte ich noch fast gar keinen direkten Kontakt mit Flüchtlingen. Eigentlich erkennt man sie doch gar nicht gleich.
Konsumterror und Gedankenlosigkeit |
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Im Internet kann man sich bei Bedarf zu allem umfangreich informieren, Fakten zusammentragen und die verschiedensten Meinungen und Behauptungen vergleichen. Ähnliches gilt mit höherem Aufwand für die Welt der Zeitungen, wenn man denn wirklich genügend verschiedene liest. Das Fernsehen dagegen kann und will solches nicht bieten. Zudem bleibt die Frage, was wirklich wichtig ist - was einen selbst wirklich so konkret beeinflusst wie Steuern, Kontrollen oder Lauschangriffe, über welche man in den Nachrichten ganz bewusst wenig hört.
Fallen wir nicht auf das alltägliche politische Kaspertheater herein! Lassen wir uns nicht verunsichern! Nichts wird allein dadurch wahr, dass es im Fernsehen oder sonstwo immer wieder behauptet wird. Die Zeiten sind nicht schlechter als früher; wir werden nur mehr mit Nachrichten überflutet. Wir brauchen keine Grenzschließungen und keine neuen Überwachungsmethoden oder gar noch mehr Polizei! Wir brauchen Bildung, Bürokratieabbau und Freizügigkeit. Schon Benjamin Franklin wusste: "Wer seine Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu erreichen, wird beides verlieren."
"Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave." - Aristoteles
"Hütet ehrfurchtsvoll vor Zügellosigkeit euch wie vor Sklavensinn, und tilgt nicht alles aus dem Staat, was Schauder weckt! Vor nichts mehr scheut sich, wer das Schaudern ganz verlernt." - Aischylos
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