So hat man als Direktkandidat - also als Bewerber um die "Erststimme" auf dem Wahlzettel - in Berlin bei Bundestagswahlen neben allerlei Formularen ganze 200 Unterstützerunterschriften einzubringen. Für eine Kandidatur der Landesliste - der "Zweitstimme" - brauch es zusätzlich derer 2.000! Allein in Berlin kann man hier für alle "nicht etablierten" Parteien einen Blätterberg von um 100.000 pro Wahl annehmen; bundesweit muss man 1-1,5 Millionen rechnen.
Nur die wenigen Parteien, welche bereits im Bundestag oder einem Landtag sitzen, gelten als "etabliert" genug, diesen Unfug nicht mehr veranstalten zu müssen. So wird auch der eigentliche Zweck deutlich, jene weitestmöglich unter sich bleiben zu lassen und neue Impulse zu unterdrücken.
Im Sommer 2024 wurde dieser Schutzwall gegen abweichende Meinungen noch verstärkt: Nunmehr sollen Direktkandidaten auch mit noch so vielen Unterschriften nicht antreten dürfen, wenn es die Landesliste ihrer Partei nicht auch geschafft hat. Dies stellt eine klare Ungleichbehandlung auch gegenüber den parteilosen Direktkandidaten dar, doch hält man jene zu recht für allzu ungefährlich, um einen noch deutlicheren Verfassungsbruch zu vollziehen.
Aus den gleichen Gründen sind die Prozenthürden installiert, die darüber hinaus jedoch auch das Wahlverhalten viel stärker verfälschen: Alle kleineren Parteien würden mehr Stimmen erhalten, wenn sich die Wähler ihres Einzuges ins jeweilige Gremium sicherer sein könnten. Genau diese taktische Verweigerung gegenüber den eigentlich bevorzugten Kandidaten ist dann auch ein wesentlicher Grund, warum sich so selten und so wenig ändert.
Einen ähnlichen Effekt erzielen die Nichtwähler. Viele sind dies überhaupt nur aufgrund der geschilderten Missstände oder schlicht der Erkenntnis um die Selbstbedienung und Realitäts- und Bevölkerungsferne der Altparteien. Auch ihre politische Meinung sollte in den Gremien abgebildet werden, indem man entsprechend ihrem Anteil Sitze unbesetzt lässt. Die prozentuale Verteilung der übrigen bliebe hierdurch unberührt.
Eine weitere kleine Ungerechtigkeit stellt die Sortierung auf den Wahlzetteln dar: Suggestiv werden die Parteien nach ihrem vorigen Abschneiden aufgezählt - die stärksten vorn, damit das möglichst wieder so sei. Warum nicht alle alphabetisch oder besser gleich schlicht per Zufall?
Auch die Finanzierung der Parteien durch Steuern gehört mindestens reformiert und wohl am ehesten abgeschafft, kommt sie in ihrer gegenwärtigen Form doch wesentlich den großen zugute, welche sie eigentlich gar nicht nötig hätten. Dies ist weder gerecht, noch fördert es eine demokratische Meinungsvielfalt.
Warum soll der Bürger beispielsweise all die ohnehin meist inhaltsleere Wahlwerbung bezahlen?
Von einer Gleichbehandlung aller Mitbewerber kann jedenfalls wiederum keine Rede sein.
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