Buchbesprechung

Das Herzogtum Engasal

in der Pöppel-Revue 5/00; S. 69-70

Klar, Rollenspieler kennen keinen Spaß, wenn ihr Hobby oberflächlich betrachtet als Spinnerei abgetan wird. Das ist nicht lustig. Dennoch gibt es reichlich humorvolle Rollenspieler, die ihre Spielabende durchaus mit einer angemessenen Prise Witz würzen oder auch gerne einmal einen Nonsensabend erleben. Eines der ersten Abenteuer, die sich vom schwertschwingenden Ernst eine Auszeit nahmen, war "Auf der Suche nach dem Blauen Auge" in einer alten SPIELWELTAusgabe. Einige wenige andere folgten.
Mit Das Herzogtum Engasal (Elf und Adler Verlag, 96 Seiten, 18 DM) von Holger Ruhloff liegt ein nicht bierernst zu nehmender inoffizieller Hintergrundband für DAS SCHWARZE AUGE mit Szenariovorschlägen und reichlich rahjagefälligen Illustrationen vor. Bei Engasal handelt es sich um ein Lehen, das von den beiden traditionell verfeindeten Nachbarn Nostria und Andergast (hier beginnen die meisten "Aventurier" zu grinsen) seit dem Jahre 6 Hal unabhängig, aber tributpflichtig ist. Herzog Garf von Engasal ist ein Meister der Diplomatie und besitzt einen ausgeprägten Geschäftssinn. Da die eigenen Mittel nicht ausreichten, genießen die Anhänger der Göttin der Liebe und des Rausches völlige Freizügigkeit. Mehr noch, durch die Einrichtung eines Tempels in der Burg konnte mittels Zuwendungen anderer Rahja-Tempel und zahlreicher Spenden das nötige Kapital für die Renovierung der Burg aufgebracht werden. Aber gehen wir mal exemplarisch in den Text: "Das Bürgerrecht, die Thaphthartharath, kann nur erlangen, wer in der Lage ist, diese Bezeichnung hinter seinen Namen schreiben zu können; ein Umstand, der die Analphabetenquote im Herzogtum stark absinken ließ. Um die Thaphthartharath verliehen zu bekommen, muss man entweder in Engasal geboren, wichtig oder nützlich für Herzog bzw. Herzogtum oder aber recht vermögend sein, was dem zweiten Grund bereits recht nahe kommt." Ähnlich lakonisch fällt ein Reisebericht eines begeisterten, allerdings arg geschröpften Teilnehmers von Lustbarkeiten aus.
Engasal ist darüber hinaus berühmt-berüchtigt für seinen Wein - ein Running Gag im "Aventurischen Boten". Hier ist auch die einzige Hohe Schule der Sexualmagie beheimatet, wo man einige recht äh, nützliche Zauber wie "Impotentia Subitus - Mit deiner Kraft ist gänzlich Schluss" oder "Eene Meene Wonderbra - Oberweite wunderbar" erlernen kann. Nicht zu vergessen die Garfolora-Manufaktur (Weine und Liköre, "Hygieneartikel, erotische Holzminiaturen u.v.m.") und natürlich die Engasalischen Pikeniere (ein solcher ist nun auch als Heldenfigur möglich). Dazu nochmal aus dem Lied der Engasalischen Pikeniere zur Melodie von "John Brown' s Body" (Glory Glory Hallelujah): "Als Wüstenkriege tobten, sicherten wir Rethis Strand, boten Schutz dem Tiefen Süden, als der Ork vor Norburg stand. Um den Tobriern zu helfen, ziehen wir gen Yetiland, Pikeniere seh'n voraus! Engasaler Pikeniere (3x), die sind ihrer Zeit voraus!"
Es gibt reichlich zu entdecken und zu belächeln. Viel Spaß für kleines Geld!

Außerdem jetzt als E-Buch: Das Engasaler Liederbrevier!


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