Lebenslauf des Eran Eichenblatt

Ich wurde am 11. Tage des Monats Eleasias im Jahre 1350 der Tälerrechnung als zweiter Sohn des Elfen Eloran Eichenblatt bei Aschabenfurt im Misteltal geboren.
Meine menschliche Mutter Adelrun starb im Kindbett mit meinem jüngeren Zwilling. So zog Eloran meinen Bruder Elo und mich mit der Unterstützung seines elfischen Lehrlings Halgarn Braunhaar auf. Oft kümmerte sich auch unser Mutterbruder Brunward um uns, der in Aschabenfurt wohnt.
Da Eloran als in den Tälern weithin bekannter Bogenbauer ein erfolgreiches Geschäft führte, ließ manch ein Reiter ruhmvollen Namens seine Waffe bei ihm in Auftrag geben.
Während Elo eher von ernsthafter Natur war und sich für das Wirken der Magie interessierte, lauschte ich schon als kleiner Junge den Geschichten der Reisenden, die bei uns nicht selten für Wochen auf ihren neuen Bogen warteten. Doch auch im Orte konnte man mich häufig beobachten, wie ich den Mädchen meines Alters nachstellte - einer Beute, die sich nicht selten schnell und bereitwillig ihrem Schicksal ergab.
Unsere zumeist unbeschwerte Jugend fand ein jähes Ende, als im Jahre 1366 eine große Schar Nordleute in das Tal eindrang, und mein Vater im Kampfe von hinten erdolcht wurde.
In den Wirren der folgenden Tage verloren Elo und ich uns aus den Augen. Er soll weit im Westen - in einem Ort Namens Tiefwasser - gesichtet worden, bald darauf aber nach Süden verschwunden sein. Ihn zu suchen, bin ich unterwegs.
Halgarn Braunhaar versprach mir, das Haus bis zu meiner Rückkehr zu hüten.

Eran Eichenblatts Erlebnis-Epos

Ich grüß Euch, Ihr Damen und Herren!
Eran Eichenblatt ward ich genannt.
Ihr braucht nur Herz und Ohr aufzusperren,
zu hörn, was das Schicksal erfand.

Einst der Nordländer finstere Boten,
ins Nebeltal fielen sie ein,
schickten den Vater zur Mutter - der toten.
Verschwunden der Bruder, der mein.

Ihn zu finden begann ich die Queste,
zog von Lande zu Lande zu Land,
zog von Kriegsfeld zu Markte zu Feste,
ohne daß ich bis heute ihn fand.

Auf dem Wege traf ich einen Waldmann,
der sich mir machte als Dschonn bekannt.
Für ein gut Schwätzchen bot er sich leider nicht an,
nur mit den Muskeln ward er gewandt.

In Ordolin, der Südstadt verdingte ich mich,
zu begleiten einen Handelszug
über 'nen Bergpaß gar düster und fürchterlich,
wo verschwanden Karawanen im Flug.

Beim Aufbruch einen schurkischen Magier ich fand,
uns belauernd im Verstecke sich bücken.
Zum Todesstrahl erhob er die weißliche Hand,
schon erglimmte fast das magische Band
- da sprang ich ihm auf den Rücken.

Der Waldläufer wähnte mich scheint's in Not
- natürlich, hier irrte er sich -
von hinten spießte den Zauberer er tot,
nur knapp verfehlte er mich!

Die Reise selbst gibt nicht viel her
- wir scheuchten ein paar Riesen von hinnen -
gelangweilt hätt' ich mich gar sehr
ohne Lliras sechzehn Priesterinnen...

Drauf zogen wir gen Nord in unserer Welt,
zu retten einen Paladin.
Oft ward uns der Weg von Feinden verstellt,
die rafften mir Hund und Pferd dahin.

In einem Städtchen, Tilverton mit Namen,
bot ich mein Flötenspiel dar,
dass aus allen Richtungen Leute kamen,
zu Lauschen den Klängen klar.

So lernte ich kennen die holde Maid
Romilda mit feurigem Haar.
Sie bot sich mir an in nächtlichem Kleid,
wozu ich nicht abgeneigt war.

Doch in unser Liebesspiel mischten sich ein:
Ihr Vater, von Eifersucht erfüllt,
der Waldläufer, gar neidisch und gemein,
und ein Haufen der Garde wild.

Der Schlaue aber, der braucht kein Glück.
Wir entflohen der schreienden Meute.
Durchs Fenster ließen wir alle zurück.
Der Vater und Dschonn - gerechtes Geschick -
fielen der polternden Garde zur Beute.

Weiter im Norden, ich erahnte Gefahr,
als Nebel herantrieb im Flug.
Er machte meine Vermutungen wahr,
in eine andre Ebne uns trug.

In fremder Welt da saßen wir fest,
doch ließ ich mich nicht bekümmern.
Für einen Mann mit Witz und List
gibt es immer ein Hoffnungsschimmern.

Bei Bauern nahm man mich frohgemut auf,
ich hätte dort schlafen können.
Doch ein "Hilfe" der Freunde verändert den Lauf,
mit 'nem Messer allein nahm den Tod ich in Kauf,
tat ich selbstlos zu ihnen rennen.

Zwei Nächte, zwei Kämpfe ermüdeten sehr,
- verletzt wurde ich dabei nicht -
nur Juckstaub im Stulpen von Freundeshand her
und 'ne Ohrfeige in mein Gesicht.

Harmonia hieß die nächste Stadt,
wo die Leute seltsam sprachen.
Im Gasthaus aßen wir uns satt.
Die anderen gingen dann schlafen.

Dies war ein Ort der Künste schön,
ein jeder sang ein Liedchen.
Ich wollte nicht beiseite stehn
und spielte für Männer und Mädchen.

Gesang und Schanklärm störten sehr
den Magier unserer Gruppe.
Vor Neid flocht einen Zauber er.
Die Folgen war'n ihm Schnuppe.

Als ich mich dann zum Schlafen kehr,
- und das ist nicht erstunken -
ein Wasserstrahl schießt auf mich her,
trotz meiner ganzen Gegenwehr,
drückt mich mit Macht zu Boden er,
bald war um mich herum ein Meer
- fast wäre ich ertrunken!

Das ganze Haus versank bald im Naß,
doch nachzutragen hab ich nie gekonnt,
war immer bereit zu jedem Spaß,
zu jedem Scherze, der sich lohnt.

Dem Wirt gefiel gar nicht die wäßrige Tat,
drum wechselten wir den Ort.
Eine Frau namens Akriel um Hilfe uns bat
und schickte noch weiter uns fort.

Des Wegs folgten uns viel Feind und viel Ehr
und allerlei seltsame Dinge.
Doch langweilte es Euch sicher gar sehr,
wenn ich mich nun darin erginge.

Doch schließlich fanden wir das Utensil,
das nötig war zur Rückkunft nach Ferun.
Erneut von Nebel gab es viel.
Er sollt' uns diesmal besser tun.

Die andern wähnten, es sei recht,
zu denken an den Ort, wo es begann.
In meine Pläne passt' es schlecht,
drum kam ich in der Heimat an.

Dahingeeilt fünf Jahre waren hier,
drum gab`s zu erzähl'n und erfahren viel.
Mit Freunden trank ich grad mein Bier,
als aus der Gruppe einer kam ans Ziel.

Mein Sog - so sagt' er - hätt ihn mitgerissen,
die andren finden sei es Zeit,
vergeblich apelliert' er ans Gewissen,
mich lockten rote Haare und nächtlich Kleid.

So ließ ich mich schließlich auch erweichen,
privates nochmals aufzuschieben.
Der Trutzburgbau musst' auf später weichen.
Mich zwang's nach Tilverton im Süden.

Genug erzählt von meinem Tun,
hab meine eignen Verse satt.
Auf Wiedersehen sag ich nun,
verbeug mich, Eran Eichenblatt.


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