Küchendienst

Autoren: Lisa Tyroller und Oliver H. Herde

Mit der Kleinen im Schlepptau überquert Kahid einfach den Gang und tritt auf der gegenüberliegenden Seite durch einen weiteren Vorhang. Hier ist der Essensgeruch eindeutig stärker als im Esszimmer, obwohl momentan keine Mahlzeiten in Vorbereitung zu sein scheinen. Ein paar Gehilfen tragen Gerätschaften von einer Ecke in die andere, einige spülen in einem großen hölzernen Trog das Geschirr, einer fegt den Boden, und eine ältere Frau, die mit den Jahren ein wenig aus der Form geraten ist, wirft Küchenabfälle in einen Kübel.
Zwei Fenster stehen offen, damit die Dünste und Gerüche abziehen können. Der junge Mann geht durch den Raum und stellt die Schüsseln auf einen Tisch unter einem der Fenster, wo schon anderes Geschirr mit Speiseresten herumsteht. Er sieht sich nach dem Mädchen um. "Hier kannst du sie hintun."
Vorsichtshalber knickst Zulhamina, nachdem sie in die Küche eingetreten ist, wobei sie vor allem auf die vermeintliche Köchin schaut. Der Anweisung folgend, stellt erst einmal das Mitgebrachte beiseite. Dann blickt sie sich vorsichtig um, ohne sich vom Platz zu bewegen. Sie hat wieder ihre Abwartehaltung eingenommen.
Beim Blick auf die Abfälle staunt sie, was hier alles fortgeworfen wird, das in Mufats Hause für die Sklaven noch gut genug war. Aber vielleicht hat die neue Herrschaft ja Schweine.
Der Junge wirft einen Blick auf das Mädchen und entscheidet, dass er diese Angelegenheit in die Hand nehmen muss. Er räuspert sich. "Frau Usha?"
Die gewichtige Frau wendet sich ihm zu und ein sanftes, wenngleich neugieriges Lächeln überzieht ihr mütterliches Gesicht, als sie ihn und das Mädchen ins Auge fasst. "Ja, mein Lieber? Was gibt es denn?"
Der Junge räuspert sich erneut und wird ein klein bisschen rot, wenn es dafür auch keinen augenscheinlichen Grund gibt. "Also... das ist Zulhamina..." Er deutet auf die Genannte, ohne sie indes zu berühren, obwohl er ihr gerne die Hand auf die Schulter legen würde, sozusagen um anzudeuten, dass er im Moment in etwa das Geleit der kleinen Sklavin darstellt. "...und sie soll in der Küche arbeiten. Sie ist neu hier", fügt er überflüssigerweise hinzu.
"Das ist Frau Usha, die Köchin", erklärt er, vermutlich ebenso überflüssigerweise, dem Mädchen neben ihm.
Nochmals knickst Zulhamina, als sie der Köchin vorgestellt wird. Es ist mehr die Scheu, die sie auch wieder den Blick senken lässt. Denn sie vermutet, dass 'Frau' eine Art Ehrentitel für eine hochrangige Sklavin ist. Hier ist wohl doch mehr wie bei Mufat, als sie zuerst vermutete.
Treuherzig und aufmerksam schaut Zulhamina ein wenig zu Usha empor. Bestimmt gibt es gleich erst einmal ganz viele Anweisungen, wie man sich in der Küche und im Hause zu verhalten hat.
Der wache Blick der Köchin wandert flink zwischen den Gesichtern der jungen Leute hin und her und ein amüsiertes Funkeln tritt in die merkwürdig jugendlichen Augen. Mit einem sanften Lächeln registriert sie die Höflichkeit der Kleinen und nickt anerkennend. "Sehr schön. Danke, Kahid."
Der Junge grinst, immer noch verlegen wirkend. Dann geht ihm auf, dass die letzten Worte der Küchenherrin mehr als Entlassung denn als Dankbezeugung gemeint sein müssen und dass er wohl kaum hier in der Küche wird bleiben können, um seine schirmende Hand über das zarte weibliche Geschöpfchen zu halten.
Bedauernd hebt er die Schultern und kratzt sich am Hinterkopf. "Tja, dann muss ich mal an meine Arbeit zurück. Wir sehen uns sicherlich beim Abendessen?" Fragend klingt sein Tonfall, und hoffnungsvoll, als er das Mädchen ansieht, aber er wartet keine Antwort ab, sondern zieht sich rasch aus Ushas Wirkungsbereich zurück.
Als er die Küche verlassen hat, mustert Usha die neue Sklavin noch einmal ausführlicher. "Na dann." Die korpulente Frau winkt dem Mädchen, zu ihr her zu kommen. Dabei verbreitet sie eine Atmosphäre molliger Gemütlichkeit, besitzt sie doch eine unverkennbar mütterliche, wenn nicht gar großmütterliche Ausstrahlung, gleich einer Glucke, die ihre zahlreichen Küken unter die Fittiche nimmt.
Dem Jungen vermag Zulhamina nur mit einem Achselzucken zu antworten. Das liegt ja nun wirklich nicht in ihrer Hand, wann, wo und mit wem sie isst!
Unsicher tappst sie auf die Frau zu, deren Wink fast eher wie eine Einladung statt eines Befehles wirkt. Ein Umstand, der Zulhamina ein wenig verwundert, aber sie müht sich, nicht immer so schnelle Schlüsse zu ziehen - sie weiß, wie oft sie danebenliegt.
Ein prüfender Blick wandert an der kleinen Sklavin hinunter und wieder hinauf. 'Was für ein zerbrechliches Vögelchen. Manchmal ist die Herrin wirklich ein bisschen extravagant, was ihren Geschmack bezüglich der Dienerschaft betrifft.'
"Na dann", sagt die üppige Frau ein zweites Mal, und wischt sich die Hände an der Schürze ab. "Wollen wir doch mal sehen, wie du dich nützlich machen kannst." 'Warum sie ausgerechnet in der Küche arbeiten soll? Ich habe hier doch genug Gehilfen. Ich glaube, die Herrin hat nur so viele Sklaven im Haus, um die Entbehrungen ihrer Jugend zu verdrängen. Aber ob sie das glücklich macht...'
Mit einem unterdrückten Seufzer stemmt Usha die Arme in die Hüften. "Kannst du kochen, Kleines?" fragt sie, nicht ahnend, dass das Mädchen diesbezüglich bereits Rede und Antwort stehen musste und sich dabei nicht unbedingt leicht getan hat.
Was, fragt sich Zulhamina, mag wohl dies unheilvolle Seufzen bedeuten. Besonders begeistert von ihrer neuen Hilfe wirkt die Köchin jedenfalls nicht.
Unsicher knibbelt die kleine Sklavin mit den Fingern herum. "Ich, ähm... Nicht so ganz, aber ich habe schon beim Kochen helfen dürfen, Herrin - äh, Frau Usha. Ich will mir ganz viel Mühe geben." Vorsichtshalber knickst sie auch noch einmal.
"Nun, das freut mich sehr!" Die mollige Frau lächelt nun wieder breit. "Und was das Kochen betrifft, so genügt es, wenn jemand weiß, was wann in welchen Topf kommt - all den Rest, Gemüse schneiden, Fleisch anbraten, Reis kochen und dergleichen, nun, daran sollte man nicht scheitern, nicht wahr?"
Der korpulenten Frau gefällt dieses höfliche kleine Ding. Und die Schüchternheit - die wird man ihr auch noch austreiben. Solange sie nicht Ushas Gewürzschrank durcheinander bringt, kann nichts passieren.
Genau so hat sich Zulhamina das vorgestellt - aus dem einfachen Grund, dass es in Mufats Küche ebenso ablief. "Ja, Frau Usha", erwidert sie brav und mit einem leichten Nicken. Noch immer in ihrer Bereitschaftshaltung schielt sie ein wenig nach links und rechts, da bestimmt gleich die ersten Anweisungen kommen.
"In Ordnung." Mit einem zufriedenen Nicken fasst Usha das Mädchen mehr oder weniger sanft um die Schultern und lenkt sie zu einem Bord an der Wand, auf dem eine große irdene Schüssel mit hellbraunem Teig steht. Der Teig duftet fein würzig und nach Zimt. Daneben liegt ein dunkles Tonbrett, das mit Mehl eingestäubt ist, und auch der Mehltopf selbst steht bereit.
"Es wäre mir eine große Hilfe, wenn du diese Küchlein fertig machst. Schau her, du nimmst eine kleine Handvoll Teig - vorher musst du die Hände mit Mehl bestäuben, damit der Teig nicht kleben bleibt, das ist ja klar - rollst es zwischen den Händen, bis es ungefähr wie eine Kugel aussieht, und lässt es dann auf das Brett fallen, damit es ein bisschen flach wird." Sie führt die Prozedur einmal langsam vor und dann nochmal schneller.
Dann deutet sie auf eine Waschschüssel einen Schritt weiter rechts auf dem Bord. "Wasch dir nur vorher die Hände, Kleines."
Natürlich könnte auch ein anderer Gehilfe diese Aufgabe ausführen, möglicherweise schneller oder geschickter als die schüchterne Sklavin, aber aus Erfahrung weiß Usha, dass diese Arbeit den meisten Spaß macht und sie möchte dem Mächen nicht gleich am ersten Tag etwas besonders unangenehmes aufhalsen. Auffordernd blickt sie Zulhamina an.
So ohne Widerstand herumgeschoben, folgt Zulhamina achtsam allen Worten und Bewegungen ihrer Vorgesetzten, wobei sie hin und wieder als Konzentrationshilfe ein wenig auf der Unterlippe knabbert.
Schließlich nickt sie. "Ja, Frau Usha." Mit einem Schrittchen ist sie bei der Waschschüssel und taucht ihre Hände ein. Ein klein wenig muss sie sich verrenken und sich auf die Zehenspitzen stellen, um der lotrechten Verbindungskette zwischen Hand-, Fuß- und Halsfesseln mehr Spielraum zu geben und besser an das reinigende Nass heranzukommen.
Obwohl sie heute eigentlich nicht Gelegenheit hatte, sich besonders schmutzig zu machen, reibt sie die Finger doch recht gründlich aneinander. Dann schüttelt sie die größeren Tropfen zu Boden, dass die Kettenglieder leise aneinanderklirren, und reibt den Rest Feuchtigkeit verstohlen an den Schurz ab.
"Sehr schön." Anerkennend nickt die Köchin, als sie jede Bewegung des Mädchens beobachtet; allerdings runzelt sie die Stirn, als sie sieht, dass die kleine Sklavin durch die Ketten ein wenig behindert ist. Das sollte ja nun wirklich nicht sein. Und grobes, wahrscheinlich nicht übermäßig sauberes Metall in der Nähe ihrer Vorräte - das mag ihr auch nicht recht gefallen. Aber sei's drum, es ist nicht an ihr, die Beweggründe ihrer Herrin in Frage zu stellen.
"Und jetzt die Küchlein." Abwartend steht sie in der Nähe der Teigschüssel, um zu sehen, wie das Kind sich anstellt, bevor sie sich anderen Aufgaben zuwendet.
Schon will Zulhamina in den Teig greifen, als ihr rechtzeitig das Mehl einfällt. Man merkt ihr an, wie sehr sie dieser erste Auftrag in Aufregung versetzt, denn sie möchte nicht gleich am Beginn als unfähig oder faul dastehen.
Eilig patscht sie nacheinander mit den Handflächen ins Mehl, da sie auf diese Weise leichter daran herankommt. Feine Wölkchen bilden sich beide Male.
Nun nimmt sie von dem Teig - etwas weniger als die Köchin, aber Zulhamina hat auch deutlich kleinere Hände - und knetet und rollt ihn wie gewünscht zur Kugel. Dann holt sie mit beiden Händen aus und hüpft sogar ein wenig. Denn da sie die Hände nicht gar so sehr anheben kann, muss sie Höhe und Wucht auf andere Weise erreichen.
Die Kettenglieder schlagen wieder leise aneinander und der Teigklumpen landet mit einem neuerlichen Mehlwökchen auf der Tonplatte.
Usha kann sich ein breites Schmunzeln nicht verkneifen, als sie das aufgeregt hüpfende Mädchen beobachtet, wie es seine erste Teigkugel auf das Brett fallen lässt. Der Eifer Zulhaminas verhilft der kleinen Sklavin zu der gesonderten Wertschätzung der Köchin, welche diese jedem zuteil werden lässt, der sich bemüht.
"In Ordnung." Sie nickt.
"Und sieh mal, du musst das Küchlein nicht einmal so heftig auf das Brett werfen; es genügt, wenn es ein wenig flach wird. Aber du machst das gut. Wenn das Brett voll ist, sag mir Bescheid; ich zeige dir dann, wie man die Küchlein bäckt, ohne dass sie anbrennen. Und reib die Hände immer mal wieder mit Mehl ein, wenn du ein paar Teigkugeln gerollt hast." Damit wendet sie sich ab und einer anderen Tätigkeit zu.
Erst geschmeichelt über das Lob, blickt Zulhamina nun doch etwas ratlos. Das Brett voll? Soll sie die Küchlein aufeinanderwerfen? Oder immer auf eine freie Stelle zielen?
Dann aber fasst sie den Entschluss, ihr erstes Produkt in eine hintere Ecke des Brettchens zu schieben, um Platz für den nächsten Wurf zu haben.
Ein paarmal wiederholt sie das Formen und Schleudern, zwischendurch auch mal das Einmehlen. Allerdings landet immer häufiger auch ein Teigklumpen auf der Kante oder halb auf einem bereits auf dem Brett liegenden Küchlein. Dabei schaut sie sich jedes Mal fast entsetzt um, als würde ihr ständig wer über die Schulter schauen und sie dabei ertappen, wie sie schlecht arbeitet. Anschließend wird auch der etwas felhgelandete Klumpen immer eilig zurechtgeschoben.
Ein kleines Weilchen später ist sie fertig mit ihrer Arbeit. Die Erleichterung darüber, nicht beobachtet worden zu sein, schmilzt dahin, als sie sich mit dem Brett in Händen zu der Köchin begibt. Ein paar der letzten Kuchen sieht man gewisse Verformungen an. "Frau Usha", krächzt sie halblaut, "ich... das Brett ist jetzt voll..."
Als das Mädchen sie mit unsicherer Stimme anspricht, dreht Usha sich von ihrer Arbeit um und wirft einen Blick auf das Brett. "So schnell?" staunt sie ehrlich überrascht.
Dann sieht sie aber, dass durchaus ein paar Küchlein nicht mit übergroßer Sorgfalt gestaltet zu sein scheinen. Im Versuch, ihre Erheiterung nicht zu zeigen - denn ein bisschen Strenge muss ja schon sein - legt sie die Hand flüchtig vor den Mund.
"Gut, gut," sagt sie ruhig. "Nur die, die machen wir nochmal, was meinst du? Schließlich isst das Auge mit." Sie deutet auf die ein wenig deformierten Stücke und legt dann erneut dem Mädchen die Hand auf den Rücken, um sie zu dem Küchenbord zu dirigieren.
"Ich helfe dir, dann geht es rascher. Ist dir das Brett nicht zu schwer? Du hättest mir auch einfach Bescheid sagen können, dann wäre ich herüber gekommen, um mir die Sache anzusehen." Kein Tadel liegt in ihrer Stimme, ihre Hinweise sind einfach nur Hinweise.
Natürlich beruhigt die Freundlichkeit Ushas Zulhamina sehr, wenngleich die kleine Sklavin davon fast überrumpelt wird. Nachdenklich lässt sie sich zur Ablage zurückführen. "Das Auge auch?" Von ihrem alten Herrn ist sie sehr viel mehr Nüchternheit gewöhnt, aber dann erinnert sie sich, wie viel mehr Aufwand er immer betreiben ließ, wenn er Gäste erwartete.
Unschlüssig schaut sie auf die Kuchen, nachdem das Brett auf wieder auf seinem ursprünglichen Platz liegt. Zögerlich nimmt sie einen stärker verformten, bei dem man sogar noch den Eindruck der Plattenkante erkennen kann, und rollt ihn ein wenig zwischen den Händen.
"Natürlich das Auge", erwidert Usha, während sie einen Teigbatzen von dem Brett nimmt und mit geschickten, raschen Bewegungen zu einer Kugel formt, die sie dann wieder fallen lässt. Der qualitative Unterschied zu den anderen Küchlein ist recht deutlich zu sehen, allerdings fällt das in den Augen der Köchin nicht gar zu sehr ins Gewicht, da sie beim Aufgehen ohnehin alle ihre Form verändern.
"Für uns Gemeine ist das selbstverständlich nicht wichtig, aber so eine hohe Herrschaft möchte durchaus eine Mahlzeit, an deren Anblick sie sich mindestens ebenso erfreuen kann wie an ihrem Geschmack." 'Völliger Unsinn, wenn man mich fragt. Aber mich fragt ja keiner.' "Immerhin gibt das einer guten Küchenherrin die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen."
Es kostet die resolute Frau nicht die geringste Mühe, neben dem Sprechen ein Küchlein nach dem anderen mit energischen Bewegungen in die richtige Form zu bringen.
Sie wirft einen Blick auf Zulhaminas Tätigkeit und stellt fest, dass diese nicht eben schnell voran kommt, weniger aus fehlender Geschicklichkeit als vielmehr aus Schüchternheit oder etwas ähnlichem, wie es scheint. Nun, da sie das aber womöglich zum ersten Mal macht, ist das ja kein Wunder. "Ein bisschen flotter, meine Liebe", weist sie das Mädchen freundlich, aber bestimmt an, ungeachtet der Tatsache, dass es ohnehin nur etwa ein halbes Dutzend Küchlein sind, die ihr von der Form her gar nicht zusagen. Die anderen mögen angehen, befindet sie.
Für einen winzigen Moment überlegt Zulhamina, ob die Köchin vielleicht doch eine Freie ist, aber das geht im Folgenden wieder unter. Spätestens als sie angetrieben wird, verpuffen ihre sich wieder einmal mit sich selbst verheddernden Gedanken. "Ja, Frau Usha!" platzt sie etwas erschrocken hervor und schleudert hastig den Teig in Richtung jener freien Stelle, wo er zuvor lag. Allein, er trifft wiederum die Kante. "Oh, verzeiht!" Schnell greift sie wieder danach.
Nun kann die Köchin, die im Übrigen kein Kind von Traurigkeit ist, nicht länger an sich halten. Sie lacht los, nicht eben schallend, aber durchaus mit echter Fröhlichkeit. Anders als die Herrin des Hauses verbirgt Usha ihre Gefühle nicht hinter einer Maske aus Stein, sieht auch gar nicht ein, wieso man das tun sollte, und hält Mesherel in ihrer Ernsthaftigkeit bisweilen ohnehin für ein halbwüchsiges Kind, das versucht, älter zu erscheinen als es ist, wenngleich sie nur um zehn oder fünfzehn Götterläufe mehr zählt als diese.
"Nur keine Sorge, Liebes, der Teig verdirbt nicht, auch wenn er eine Kante trifft!" sagt sie, nachdem sie sich beruhigt hat, immer noch ein gewisses Glucksen in der Stimme. "Dann rollst du ihn eben nochmal, soviel Zeit sollte sein. Wir haben es ja fast."
Sie nimmt das vorletzte Küchlein, das einer formalen Änderung bedarf, und dreht es zwischen den geübten Händen, während sich ein breites Schmunzeln dauerhaft auf ihrem rundlichen Gesicht einzunisten scheint.
Am liebsten möchte Zulhamina vor Scham im Boden versinken. Wenigstens ist das Lachen herzlich und nicht boshaft, aber zuletzt überrascht es sie dennoch, dass es keine Rüge gibt, sondern freundliche, fast tröstende Worte.
Während sie der Köchin zuschaut und jede Bewegung bedenkt, kommt Zulhamina zu dem Schluss, wohl wirklich einfach zu viel Kraft aufgewendet zu haben. Auf diese Weise kann man nicht so gut zielen, wenn das Brett schon so voll ist. Der Gedanke, dass auch die Ketten mit Schuld gewesen sind, kommt ihr allerdings nicht so ohne weiteres.
"So." Usha nimmt den letzten verformten Teigklumpen vom Brett und reicht ihn der kleinen Sklavin, die wieder einmal einen recht verschüchterten Eindruck macht - was die Köchin inzwischen nicht weiter verwundert, ihr aber auch keine Sorgen bereitet. "Den machst du noch, dann kann das in den Ofen."
Sie wirft einen flüchtigen Blick in Richtung der Schüssel, ohne indes direkt hineinzusehen. "Ist denn noch Teig da oder hast du alles verbraucht?"
Nun blickt auch Zulhamina noch einmal in die Schüssel, obgleich sie ja weiß, wieviel ungefähr noch übrig ist. "Ein kleiner Rest, H... Frau Usha."
Schnell formt sie das ausgehändigte Teigstück und lässt es dann ganz vorsichtig auf die letzte freie Stelle plumpsen. Da es dadurch nicht flach genug erscheint, patscht sie sacht darauf, um es den anderen anzugleichen.
Usha nickt, immer noch schmunzelnd. Ungewöhnliche Arbeitsmethoden hat die kleine Sklavin, findet sie, aber keineswegs ineffektive.
"Den verarbeiten wir dann nachher, wenn die hier fertig sind. Jetzt kommt erstmal das Brett in den Ofen." Sie deutet auf einen kleinen, schäbigen Wandteppich an Metallringen, der offenbar vor einer Öffnung in der Wand hängt. Dann greift sie nach der Platte mit den Teigballen und trägt es hinüber.
Ganz selbstverständlich sieht Zulhamina den Wink als eine Aufforderung und trippelt eilig voraus, um den Vorhang beiseitezuschlagen und offen zu halten. Gespannt schaut sie dahinter, gibt aber reichlich Platz für Usha, an ihr vorbeizukommen.
Erfreut lächelt Usha das Mädchen an, das ganz selbständig den Wandbehang aufhält, ohne dass sie es ihr erst sagen muss. Könnte man doch meinen, diese Art des Mitdenkens sei selbstverständlich, gab und gibt es doch genug Gehilfen in dieser Küche, die auch eine leichte Anweisung erst dreimal vorgekaut bekommen müssen, um ihr Folge leisten zu können.
Der Ofen ist mehr oder weniger ein schwarzes Loch, das verblüffend tief in die Wand hineinreicht und dessen Innenseite mit Asche ausgekleidet erscheint.
Sie schiebt die Platte energisch hinein und klopft sich die Hände ab. "So, das Tuch kannst du loslassen. Jetzt müssen wir uns um das Feuer kümmern. Nicht eben angenehm bei der Hitze, aber was will man machen."
Sie greift nach einem Schürhaken, der neben dem Ofen an einem Haken hängt und bückt sich herab, um ein Eisengitter aufzuhebeln, welches sich unterhalb des Vorhangs in der Wand findet. Dahinter glimmen glühende Holzstücke vor sich hin, ohne indes richtig zu brennen und Wärme zu verbreiten.
"Das muss jetzt richtig angefacht werden." Sie zeigt auf einen Holzstapel mit sowohl schmalen, leicht entzündlichen Scheiten, als auch schweren, großen Prügeln. "Zum Anfachen nimmst du die kleinen, und wenn es recht brennt, die großen, um es in Gang zu halten."
Fasziniert schaut Zulhamina auf die Glut. Kamine haben immer schon eine besondere Wirkung auf sie gehabt. Vielleicht, weil sie bislang neben einem schlief und sich dort recht heimisch und geborgen fühlte - so lange man sie in Ruhe ließ.
Aber dann erinnert sie sich, dass sie bestimmt nicht zum Herumträumen hier ist, und wirft eilig einige kleinere Holzstücke und Späne in den Ofen. Gespannt beobachtet sie die Wirkung.
Zunächst scheint überhaupt nichts zu geschehen. Sanft legt die Glut einen roten Schimmer auf das frische Holz, lässt es aber vorerst unversehrt. Dann auf einmal zischt es und eine scharfe, wenngleich nicht gar zu große Flamme schießt aus dem kleinen Holzhaufen empor. Zugleich quillt eine Rauchwolke aus der Öffnung und Usha verzieht hüstelnd das Gesicht. "Na! Durch den Abzug sollst du, nicht hier heraus!"
Sie wedelt mit der Hand und der Rauch zerfließt in feine, immer durchsichtiger werdende Schwaden, bis er schließlich gar nicht mehr zu sehen ist. Nur der durchdringende Geruch hängt noch ein kleines Weilchen herum. Mittlerweile haben die kleinen Scheite fröhlich zu flackern begonnen und vereinzelte Feuerzungen lecken spielerisch aus der Öffnung hervor.
"Fein. Jetzt zwei, drei große Scheite." Sie nickt Zulhamina zu und hustet noch einmal flüchtig.
Nur ganz leicht hüstelt auch Zulhamina, da sie schon einigen Ruß gewöhnt ist. Und da sie schon oft beim Feueranfachen zugesehen hat, nickt sie nur bestätigend, als die neue Anweisung kommt. Selbige führt sie dann auch sogleich aus. Mit beiden Händen greift sie einen größeren Holzklotz und schwingt ihn auf die Flammen zu, wo er mit leichtem Funkenregen landet. Erst ist Zulhamina ein wenig erschrocken, weil sie schon befürchtet, das Feuer zerstört zu haben, aber dann erkennt sie, dass dem nicht so ist.
Der zweite Scheit wird schon sehr viel vorsichtiger platziert, wozu sie sich recht weit in den Ofen hineinbeugt. Die Hitze scheint ihr auch nicht viel auszumachen.
"Na also." Sehr zufrieden sieht die Köchin aus, als die Flammen sogleich von den größeren Scheiten Besitz ergreifen und das Feuer rasch wächst. "Jetzt noch mit dem Schürhaken das Gitter zu, damit das Feuer auch bleibt, wo es hingehört. Magst du das machen? Aber nicht, dass du dich verbrennst!"
Sorge hat sich flüchtig auf dem gutmütigen Gesicht widergespiegelt, als das Mädchen sich so weit vorgelehnt hat, aber offenbar ist die Kleine nicht ungeschickt im Umgang mit brennendem Holz.
Es überrascht Zulhamina gleich doppelt, als sie nicht nur danach gefragt wird, ob sie etwas zu tun bereit ist, sondern auch noch so etwas wie ein sogend freundlicher Hinweis hinzugesetzt wird.
Dann aber nickt sie scheu und schließt wie geheißen das Ofengitter mit dem Schürhaken zu. Nachdem sie letzteren wieder fortgelegt hat, schaut sie wieder unruhig zur Köchin hinauf. Offenbar fällt es ihr sehr schwer, zu irgend jemandem den Blickkontakt zu halten.
Die Köchin ist wieder einmal sichtlich erfreut darüber, dass die Kleine so geschickt und verständig ihre Anweisungen zu befolgen vermag. Zudem ist es ihr sehr lieb, dass im Augenblick nicht gar so viel zu tun ist - bis zum Abendessen dauert es noch eine Weile - und sie dem Mädchen in aller Ruhe das Nötige erklären kann.
"Jetzt kommt natürlich das Wichtigste. Damit die Küchlein nicht anbrennen, heißt es aufpassen wie ein Falke." Sie legt den Zeigefinger an die rechte Wange. "Denn zu oft darf man in den Ofen nicht hineinsehen, sonst geht der Teig nicht auf. Man muss sich also auf sein Gefühl verlassen können." Mit sichtlichem Genuss gibt Usha die kleinen Kniffe der hohen Kunst des Kochens an die neue Küchenhilfe weiter - ungeachtet der Tatsache, dass diese über all das vielleicht schon bestens Bescheid weiß.
"Und auf den Geruchssinn. Du musst riechen, wann die Küchlein fertig sind." Sie lächelt ein bisschen verschmitzt und ein schalkhaftes Funkeln tritt ohne erkennbaren Grund in ihre Augen.
Die Last der drohenden Verantwortung drückt Zulhaminas Schultern noch ein klein wenig hinunter. Natürlich hat sie in Mufats Küche schon mancherlei einblicke auch in die Backkunst bekommen, aber man hat sie doch nur an die allereinfachsten Dinge wirklich herangelassen - meist solche, für welche die Köchin sich schon zu gut meinte - solche, die schmutzig machen oder wehtun können.
Bedächtig nickt Zulhamina und müht sich, einmal nicht zu schlucken. Dann hockt sie sich vor den Ofen und hält die Nase etwas näher an ihn heran, als wäre es denkbar, dass die Küchlein gleich soweit sein könnten.
Ein fröhliches Lachen entschlüpft der Kehle der Köchin und sie stemmt die kräftigen Arme in die Hüfte. "Aber nicht doch, Liebes, es dauert schon noch eine gute Weile, bis sie fertig sind. Außerdem riecht man den Duft in der ganzen Küche. Im Übrigen werde ich dir diese verantwortungsvolle Aufgabe doch nicht gleich beim ersten Mal alleine aufbürden. Für heute passe ich mit dir auf und das nächste Mal kannst du es schon ohne Hilfe."
Sie kratzt sich im Nacken und betrachtet die Kleine aufmerksam. "Und dann brauchen die Küchlein ja keinen Aufpasser, während sie noch am Backen sind. Natürlich muss man aufmerksam sein, aber bewacht werden müssen sie nicht, sie fliegen ja nicht einfach auf und davon. Du könntest mir stattdessen in der Zwischenzeit helfen, die Datteln zum Garnieren kleinzuschneiden."
Sie geht zu einem Regal und nimmt eine Schale Datteln heraus. Im Grunde ist dies eine geringe und rasche Arbeit, die sie vermutlich schneller alleine erledigen könnte, aber sie will sich gerne mit der kleinen Sklavin unterhalten - und sie auch ein bisschen im Auge behalten. 'Warum sie wohl diese Ketten trägt?'
Unhörbar rumpelt Zulhamina ein Stein vom Herzen. Gleichzeitig nimmt sie sich vor, genau auf die Gerüche in der Küche achtzugeben und sie sich einzuprägen.
Sie rappelt sich wieder auf und tappst zur Köchin, den Blick auf den Datteln. Ihre Anspannung, einen guten Eindruck machen zu wollen, lockert sich langsam ein wenig, doch das Ziel bleibt erhalten. Gerade, weil die Köchin sehr nett wirkt, möchte Zulhamina es sich mit ihr nicht verscherzen. Sie möchte gemocht werden, auch wenn ihr das selbst nicht so bewusst ist.
Wortlos reicht Usha dem Mädchen ein kleines, aber scharfes Messer. Dann beginnt sie selbst, die Datteln auf einem Schnittbrett zu zerkleinern. Sie schlitzt sie seitlich auf, holt den Kern heraus, und schneidet die Frucht dann in Scheiben, vielmehr in offene Ringe, die sie dann in eine andere Schale wirft. Es geht rasch und geübt von der Hand.
Nachdem sich Zulhamina kurz vergewissert hat, wie Usha die Stücke haben möchte, beginnt auch sie mit dem Zerteilen. Nicht ganz so geübt wie die Köchin scheint sie, aber doch recht talentiert. Gewiss macht sie dies nicht zum ersten Male, und die Ketten behindern sie bei diesen kleinen Bewegungen überhaupt nicht.
Einen flüchtigen Blick wirft die Köchin auf die Arbeit der kleinen Sklavin, findet aber keinen Grund zur Beanstandung. Daher richtet sie das Augenmerk wieder auf die eigenen flinken Hände und fragt beiläufig: "Wie alt bist du denn eigentlich, Liebes?"
Offenbar muss Zulhamina darüber erst einmal nachdenken und es möglicherweise nachrechnen. Jedenfalls siebt sie eine Hand unter den Schleier, um den Zeigefinger über die Lippen zu legen.
"Ich weiß nicht genau", erwidert sie schließlich, "so fünfzehn?"
Die Arbeit hat sie vergessen.
Usha ist nicht weiter verwundert darüber, dass Zulhamina ihr eigenes Alter nicht genau zu bestimmen vermag. Schließlich ist es nicht gerade üblich, die Geburtstage von Unfreien zu begehen - Mesherels Haushalt bildet da keine Ausnahme - und wenn das Alter der Sklaven auch zwischen Käufer und Händler von Interesse sein mag, so hat es doch oft für den zu Verkaufenden selbst keine große Bedeutung.
"Mhm, mhm", brummt sie. "Sehr groß für dein Alter bist du aber nicht. Haben sie dich nicht richtig gefüttert bei deiner früheren Herrschaft?"
Sie wirft einen Seitenblick auf die Arbeit der Kleinen, stockt einen Moment in der ihrigen, beschließt dann aber feinfühlig, nichts zu sagen.
Auf der Unterlippe knabbernd überlegt Zulhamina, was sie nun darauf antworten soll. Zum einen würde sie sich nie erlauben, Mufat schlecht zu machen. Zum nächsten kann sie gar nicht beurteilen, ob ihre Verköstigung für eine ihres Standes angemessen war oder nicht. Zum dritten ist ihr durchaus bewusst, ungewöhnlich klein zu sein, ohne dass sie es sich erklären könnte oder auch nur jemals versucht hat.
Aber nunmehr auf diese Weise zum Überlegen angeregt, sausen ihre Gedanken eilfertig umher. Denn selbstverständlich haben Fragen einen ähnlichen Rang wie Befehle - sie ist also angehalten, sich Mühe zu geben.
"Vievielleicht wollte Rastullah, dass ich klein bin..." Aufgeregt und doch immer leiser klingt sie. Ihrer anerzogenen Ansicht nach würde es wohl zu einer niederen Sklavin passen, so klein zu sein.
Nicht ohne Überraschung hält Usha erneut inne und sieht das Mädchen an. Nur für ein paar Herzschläge allerdings, dann senkt sie den sanften Blick wieder auf die Datteln.
"Rastullah also, soso..." Mit dieser Antwort hätte die bodenständige Köchin am allerwenigsten gerechnet. Aber sie merkt der Kleinen ihre Verwirrung und Unsicherheit an und will sie nicht durch nachbohrende Fragen in eine offensichtlich wenig fruchtbare Richtung drängen.
Also nutzt sie die dargebotene Gelegenheit, um das Thema zu variieren - wenngleich auch hier damit zu rechnen ist, dass das Mädchen prompt in die nächste Sackgasse stolpert. Aber das Risiko ist Usha bereit einzugehen - schließlich sollte sie über ihre Gehilfen ein wenig Bescheid wissen. "War dein früherer Herr ein sehr frommer Mann?"
Ein wenig den Mund verziehend, meint Zulhamina: "Ich weiß nicht recht. Er hatte ja so viel zu tun." Fast klingt sie mitleidig darüber, wie unglaublich viel der arme Mann zu leisten hatte. "Ich war ja nicht dauernd bei ihm. Bestimmt hat er abends im Bett gebetet oder so."
Verträumt emporschauend stellt sie sich vor, wie Mufat vor seinem Bette kniend um geschäftlichen Erfolg und natürlich um Nachsicht für seine notwendige Strenge gebeten haben könnte.
"Mhm." Irgendwie kann Usha sich das nicht so recht vorstellen, aber das muss sie dem Mädchen ja nicht unbedingt auf das kleine Näschen binden.
"Und du, Liebes? Hast du denn oft gebetet?" Langsam neigt sich der Haufen ungeschnittener Datteln seinem Ende zu und die Bewegungen der Köchin werden langsamer, gemütlicher.
Das Kosewort verwundert Zulhamina zwar, da sie solche Herzlichkeit nun wirklich nicht gewohnt ist, doch bei der anschließenden Frage verfliegen alle zaghaften Gedanken zu diesem Thema.
"Jajawohl, natürlich!" Aufgeregt schnappt sie nach Luft und richtet sich deutlich auf. "Jeden Abend, weil morgends musste ich ja natürlich immer schnell aufstehen", bekräftigt sie, um glaubhaft zu sein. "Rastullah sieht alles!"
"Das ist richtig. Sein allsehendes Auge wacht über jeden; über die Herren wie über die dienstbaren Geister im Haus."
Man mag es der resoluten, bodenständigen Köchin nicht recht ansehen, aber auch wenn sie ihren Glauben kaum nach außen hin trägt, so verbindet sie doch mehr als das bloße Wort mit dem Allgewaltigen. Ihre Gebete sind zwar selten, werden aber in Stille und demutsvoller Andacht an den Herrscher gerichtet. Bei keiner anderen Gelegenheit findet man die stets geschäftige Usha so in sich versunken und verwandelt wie im Betraum des Hauses, bei ihren intensiven Gesprächen mit dem Allgegenwärtigen.
So freut sie sich selbstverständlich über die Gottesfürchtigkeit der kleinen Sklavin und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wischt sie sich die Hände an der Schürze ab, als sie die letzte Dattel geschnitten hat.
"Wir hingegen haben über andere, ungleich geringere Dinge zu wachen. Riechst du etwas, Kleines?" Schmunzelnd blickt sie das Mädchen an.
Durch die Frage furchtbar erschrocken, glaubt Zulhamina, etwas Angebranntes zu riechen. Mag sein, es ist nur das brennende Holz im Kamin, doch sie ist sich in ihrer Aufregung sicher, die Küchlein müssten schon vor sich hin kokeln.
"Oh nein!" schreit sie und macht einen kleinen Sprung in die Höhe, um sogleich darauf mit schnellen Trippelschrittchen zum Herd zu eilen, so gut es die Kette zwischen den Fußgelenken nur zulässt.
Für einen Augenblick verstummt in der Küche das Klappern von Geschirr und aller Gehilfen Augen richten sich auf das aufgeregte Mädchen. Was wohl passiert sein mag? Aber die Köchin zeigt kein Anzeichen von Unruhe und rasch werden die verschiedenen Tätigkeiten und Gesprächsfäden wieder aufgenommen.
In aller Gemütsruhe schreitet Usha zum Ofen und legt Zulhamina die Hand begütigend auf die zarte Schulter. "Aber Kind, denkst du denn, ich würde so seelenruhig die Küchlein anbrennen lassen? Natürlich habe ich darauf geachtet, wann sie wohl fertig sein müssten. Es ist nichts passiert. Aber du hast daraus gelernt, dass man immer aufmerksam sein muss, auch wenn man sich mit anderen Dingen beschäftigt. So, und nun halt mir mal den Vorhang auf, damit ich die Platte heraus holen kann."
Zulhamina schämt sich unendlich. Nicht nur, weil sie eben der Unachtsamkeit entlarvt wurde. Hoffentlich hat sie die Köchin nicht beleidigt, indem sie ihr unwillkürlich ein absichtliches anbrennen Lassen der Kuchen unterstellte.
Reuhmütig senkt sie den Kopf und reagiert auf die Aufforderung mit deutlicher Verzögerung. "Was? Ohja! Verzeiht, Frau Usha!" Schnell reißt sie den Vorhang beiseite, wobei sie ein wenig das Gleichgewicht verliert. Einen Sturz kann sie nur verhindern, indem sie sich an den Stoff klammert. Jener hält zum Glück - nur ein Knacken verrät, dass irgendwo eine Naht eingerissen sein muss.
Sich atemlos aufrichtend, hält Zulhamina mit der einen Hand den Vorhang offen, mit der anderen ihren erschrockenen Mund zu.
Eine steile Falte entsteht auf Ushas Stirn, als das Mädchen so hektisch und unkoordiniert ihre Anweisung befolgt. Diese ist Ausdruck eher ihrer Besorgnis denn ihres Unwillens, lag es ihr doch fern, die Kleine derartig in Panik zu versetzen.
Ein Kopfschütteln, das keineswegs vorhandene Verständnislosigkeit ausdrücken würde, verkneift sie sich und hebt stattdessen mit beiden Händen ihre Schürze an, sodass sie nach der heißen Tonplatte greifen kann, ohne sich die Finger zu verbrennen. Ein wenig umständlich beugt sie sich vornüber, fasst mit festem Griff den Rand und zieht das Brett samt aufgegangenen Teigballen heraus.
Nachdem sie geschluckt und für ein paar Augenblicke den Atem angehalten hat, beruhigt sich Zulhamina wieder. Anscheinend ist Usha nicht böse auf sie. Aber einen Blickkontakt herzustellen, wagt sie deswegen noch lange nicht. Es würde sich ihrer Ansicht nach sowieso nicht geziemen. Sie ist lediglich aus ihrer Unsicherheit heraus neugierig, ob die Köchin so ruhig ist wie sie sich gibt oder nur erst einmal die Küchlein retten will, bevor es eine Strafe setzt. Daher schielt die kleine Sklavin vorsichtig von der Seite her auf deren Gesicht, cderweil sie noch den Vorhang hält.
Vorsichtig trägt Usha die Tonplatte hinüber zum Küchenbord und stellt sie sachte darauf ab. Von der Ängstlichkeit der Kleinen bekommt sie im Augenblick nichts mit. Unwillkürlich beginnt sie zu summen, als sie ein von der Form her nicht ganz so gelungenes Küchlein in die Hand nimmt und es beschnuppert.
Nachdem der Geruch zufriedenstellend zu sein scheint, nimmt sie ein dünnes Holzstäbchen von der Ablage und sticht es in das Küchlein hinein. Kein Teig bleibt daran kleben, als sie es wieder herauszieht. Hochzufrieden lächelt die beleibte Köchin und betrachtet das Backwerk wie ein fertiggestelltes Kunstwerk.
"Gut haben wir das gemacht", unterbricht sie ihr Summen und wirft einen Seitenblick auf die kleine Sklavin. "Aber Zulhamina, den Vorhang kannst du jetzt doch loslassen. Komm lieber her und probier ein Stück."
Ohne lange zu zögern bricht sie das Küchlein auseinander. Schließlich ist der gute Geschmack das Wichtigste an einer Speise und will geprüft werden.
Nach bangen Momenten stellt sich also auch für Zulhamina das Summen der Köchin als ehrlich und bar jeder Hinterlist heraus. Wie aus einem Wirren Schlaf geweckt, lässt sie den Vorhang wieder vor die Öffnung zurückfallen, um gleich darauf um so weniger aus dem Staunen herauszukommen. SIE soll von den Küchlein kosten dürfen!?
Verdattert mit den Lidern klimpernd, tritt sie ein paar zögerliche Schrittchen näher.
"Na komm. Wir müssen doch zumindest probieren, ob sie was geworden sind", spricht Usha dem Mädchen noch einmal Mut zu, das sich wohl noch nicht recht traut, der Aufforderung nachzukommen. Die Köchin kann das gut verstehen, denn sie weiß sehr wohl, dass in anderen Haushalten ein rauheres Klima herrscht und dass niedriggestellte Sklaven wie Zulhamina mit freundlichen Worten oder Gesten kaum einmal rechnen dürfen. Aber warum sollte es hier ebenso sein? Die Herrin hat weiß Rastullah genug Geld, da tun derart winzige Abzweigungen nicht weh. Zudem hat Usha als junges Mädchen auch nicht nur Schönes erlebt und daraus eine für sie bedeutsame Entscheidung getroffen. So kümmern sie die hier dominierenden Konventionen wenig. In dieser Küche regiert sie, und da hat ihr nichts und niemand reinzureden.
Endlich überzeugt, dass es keine Strafe, nicht einmal Schelte geben wird, wagt sich Zulhamina also auf Reichweite an Usha und die Küchlein heran. Sie blickt auf das terteilte Stück Backwerk und streckt nicht mehr ganz so zaghaft eine Hand danach aus. Die andere folgt der ersten in entsprechendem Abstand, da sie dies wegen der Kette dazwischen muss.
'Na endlich!' Mit einem sonnenwarmen Lächeln drückt Usha der Kleinen die um ein winziges bisschen größere Hälfte in die Hand. Sehr warm ist das Küchlein, aber durch die kurze Wartezeit nicht mehr so heiß, dass das Mädchen sich die Finger verbrennen könnte.
Bevor die Köchin jedoch in ihr Stück hineinbeißt, deutet sie auf das Holzstäbchen. "Sieh mal, Liebes. Wenn du so ein Stäbchen in den Teig hineinstechen kannst und es bleiben keine Reste hängen, dann ist er fertig. Das gilt aber nicht für alle Teigsorten, bewahre!" fügt sie hastig an. "Man muss schon wissen, wann der Stich Sinn macht und wann nicht."
Nun erst kostet sie das halbe Küchlein in der großen Hand und schließt genießerisch die Augen. "Mmh!"
Irgendeinen Grund muss es doch haben, wenn die Köchin Zulhamina alles so genau erklärt. Ob sie wohl auch zu einer ausgebildet werden soll? Die kleine Sklavin kann kaum fassen, welch hohe Gunst man ihr in einem fort erweist und welche offenbar hochgesteckten Erwartungen man in sie setzt. Aber vermutlich hat sie auch einfach irgend etwas missverstanden. Oder die Köchin ist einfach nur sehr gesprächig.
Zaghaft knabbert Zulhamina an dem Küchlein, derweil ihre Augen noch an dem Hölzchen haften. Es schmeckt ihr sehr gut, und mit Hitze kommt sie von Natur aus leicht zurande. Aber sie hat ja gerade gegessen und will auf keinen Fall gierig wirken.
Mit wenigen Bissen ist das halbe Gebäck in Ushas Mund verschwunden. Sie wischt sich die Hände an der Schürze ab und kaut mit einem geradezu nachdenklichen Gesichtsausdruck.
"Ja", setzt sie an, bevor sie runterschluckt, "wirklich gut. Fein würzig, die rechte Menge Zimt, ein Hauch Gewürznelke - damit muss man vorsichtig sein, zuwenig ist hier besser als zuviel - Mandelsplitter für den Biss, genau so muss es sein."
Sie beobachtet mit weichem Blick das Mädchen, welches ihr Küchlein eher zögerlich verspeist. "Schmeckt's dir nicht, Liebes?" Eigentlich ist die Frage eher rhetorisch gemeint, wieso sollte ein junges Ding so eine Köstlichkeit nicht mögen?
"Dodoch, Frau Usha!" erwidert Zulhamina aufgeschreckt. "Ich bin nur nicht gewohnt, so viel... ich meine..." Ihr wird klar, dass sie sich mit ihren Worten um eine Verbesserung ihrer Versorgungsbedingungen bringen könnte. Daher erklärt sie halbrichtig: "Ähm, ich will mich nicht verschlucken."
Ein fröhliches Schmunzeln erhellt wieder einmal Ushas mütterliches Gesicht und sie kann es sich nicht verkneifen, dem Mädchen einmal zärtlich durch das halblange Haar zu streichen.
Irgendwie scheint die Kleine vieles zu ernst zu nehmen oder die Bedeutung eigentlich banaler Sachen überzubewerten. Aber was bleibt einer Sklavin schon anderes übrig, die ja nur selten selbst entscheiden kann, was wichtig ist und was nicht, und bestraft wird, wenn sie den falschen Dingen zuwenig Bedeutung zumisst?
"Ja, das ist natürlich wichtig", antwortet die Köchin daher in nicht ganz ernsthaftem Ton und zwinkert Zulhamina zu.
Dann wenden sich ihre Gedanken wieder den naheliegenderen Angelegenheiten zu. "So, garnieren müssen wir die Küchlein noch, solange sie warm sind, dann sind sie fertig."
Sie sieht sich nach den geschnittenen Datteln um.
Wann Zulhamina zuletzt so zärtlich behandelt worden ist, kann sie sich nicht entsinnen. Auch das vorhin gefallene Kosewort wird ihr in diesem Zusammenhang zunehmend bewusster.
Doch wiederum wird die Nachdenklichkeit durch den Hinweis auf Arbeit beseitigt. Auch Zulhamina schaut sich suchend um, allerdings recht ziellos, da sie die Datteln im Moment völlig vergessen hat.
Rasch haben Ushas wache Augen die Schale mit den Datteln ausfindig gemacht, was angesichts der Tatsache, dass diese nach wie vor dort steht, wo die Köchin sie zurückgelassen hat, kein großes Problem darstellt.
Sie deutet hinüber und sagt freundlich zu der jungen Sklavin: "Holst du die Schale hierher, Kleines? Das muss rasch gehen; wenn die Küchlein ausgekühlt und fest geworden sind, klappt das Garnieren nicht mehr."
Sie dreht sich der Tonplatte zu und beginnt vorsichtig, die aufgegangen Teigballen von der Platte zu lösen, damit sie beim Abkühlen nicht festkleben.
"Ohja", ruft Zulhamina von ihrer irrigen Suche aufgeschreckt. Und schon trippelt sie in höchster Eile zu der Dattelschale hinüber. Um ihre beschränkte Schrittweite etwas zu vergrößern, geht sie auf Zehenspitzen. Offenbar ist sie auch dies gewohnt. Fast scheint es, als könne sie nichts zu Fall bringen als ihre eigene Furcht, einen Fehler zu begehen.
Schon kehrt sie mit der Schale und einem hochkonzentrierten Gesichtsausdruck zurück, denn 'rasch' hat die Köchin gesagt, und das gilt Zulhamina als Befehl. Auf keinen Fall will sie am Misslingen der Küchlein schuld sein!
"Sehr schön", murmelt Usha abwesend und greift schon nach der ersten Handvoll der geschnittenen Früchte, noch bevor die Schale auf der Ablage steht.
Dann fängt sie an, die offenen Ringe auf die Küchlein zu verteilen und sanft in den warmen Teig zu drücken, zwei bis vier auf jedes. Dabei hält sie kein festes System ein, sondern formt ganz willkürliche Muster und Ornamente.
"Du kannst die Datteln so anordnen, wie du willst", sagt sie mit einem flüchtigen Seitenblick auf Zulhamina. "Lass einfach deine Phantasie spielen."
Bis zu der neuen Anweisung hat Zulhamina die Schale in Händen gehalten, erst jetzt stellt sie diese ab. Manche Aufgaben oder Ansichten in diesem Hause scheinen ihr ein klein wenig verwunderlich, aber wenn es wirklich so unwichtig ist... Möglicherweise will die Herrin ja auch nur etwas Abwechslung und lässt sich beim Muster gern überraschen. Eine Sklavin hat das nicht zu interessieren, schimpft sie sich insgeheim.
Folglich gehorcht sie und verteilt auf das erste Küchlein in belangloser Weise die Dattelstückchen. Doch erscheint ihr der Anblick allzu langweilig, dass sie sich eilig überlegt, was sie beim nächsten besser machen könnte. So bekommt jenes ein einfaches Gesicht aus Augen, Nase und Mund. Beim dritten werden die Datteln im Kreis angeordnet.
Offenkundig ist sie so sehr auf ihre Tätigkeit konzentriert, dass sie zur Abwechslung gar nicht mehr auf den Gedanken kommt, sich nach jedem Kuchen der Zustimmung der Köchin zu vergewissern.
Ein weiterer Seitenblick versichert Usha der Tatsache, dass das Mädchen zumindest diesmal ohne Zögern ihrer Aufforderung folgt. Unwillkürlich muss sie grinsen, als sie das kleine Gesicht sieht. Diese Art der Verzierung ist zwar nun nicht ganz das, was sie sich unter der passenden Dekoration für ein Küchlein vorstellt - sie bevorzugt abstrakte Ornamente - aber zugegebenermaßen war ihre Anweisung sehr frei und wenn man ehrlich ist, dann ist das hier nun wirklich nichts von besonderer Wichtigkeit.
Sie fängt einen fragenden Blick einer jungen Frau auf, die sich gerade die Hände an einem Tuch abtrocknet, und kann sich denken, was jener durch den Kopf geht. Zwar geht die Köchin grundsätzlich mit jedem ihrer Gehilfen freundlich und geduldig um, solange er sich einigermaßen Mühe gibt, aber normalerweise lobt sie nicht jede kleine Tätigkeit, insbesondere, wenn diese zu befolgen für die Gehilfen eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Bei Zulhamina allerdings... irgendwie ist es hier was anderes. Mancher von Ushas Untergebenen ist nicht einmal ein Sklave, sondern ebenso frei wie die Köchin selbst, aber selbst die Unfreien sind zum größten Teil recht selbstbewusst in ihrem Tun. Sie wissen, dass sie in diesem Haushalt fast ebensoviel Rechte wie die anderen auch haben.
Nun hat Usha aber bereits in dieser kurzen Zeit soviel von Zulhaminas Schüchternheit mitbekommen, dass es ihr fast unausweichlich erscheint, ihr immer wieder aufs Neue zu versichern, dass sie ihre Arbeit gut macht. 'Hoffen wir, dass sie sich bald ein wenig mehr zutraut...'
Da sie wohl gerade einmal alles richtig macht, setzt Zulhamina ihre Arbeit fort. Tatsächlich sind es auch zunächst geometrische Motive oder simple Muster wie ein Doppelkreuz, welche auf die folgenden Küchlein gebannt werden. Dann erhält eines eine Schlangenlinie mit einem etwas größeren Stück als Kopf.
Schließlich sind alle Törtchen belegt, und wieder schaut sie zur Köchin hinauf. "Ich bin fertig, Frau Usha." Bestimmt würde es nicht gerne gesehen, wenn sie sich nun eine heimliche Pause gönnte. Und das Verzieren kam ihr sogar recht entspannend vor.
"Mhm, gut", murmelt Usha, ein wenig abwesend, während sie einen letzten Dattelstreifen mit dem Zeigefinger zurechtrückt. Dann sieht sie die Kleine an, und für Momente hat es den Anschein, als sähe sie durch das Mädchen hindurch. Sogleich aber wird der Blick wieder klar und sie lächelt.
"Was machen wir denn jetzt mit dem Restteig? Ich wollte ihn ja noch verarbeiten, aber eigentlich reicht das jetzt, finde ich. Ach, weißt du was, bring ihn doch einfach in den Vorratskeller, dann kann man das ein andermal machen." Sie deutet auf die Schüssel mit dem übrig gebliebenen Teigklumpen.
Zulhamina zieht ein langes Gesicht, wobei ihre Unterlippe sich zunehmend in den leicht geöffneten Mund unter die obere Zahnreihe verkriecht. "Wwowo ist denn der Vorratskeller, Frau Usha?"
Kein Momentchen zweifelt sie, noch lange nicht alles vom Hause gesehen zu haben. Vielmehr vermutet Zulhamina, manche Räume ohnehin niemals betreten zu dürfen. Und da soll sie sich jetzt schon zurechtfinden!?
Für einen Moment wirkt die Köchin verwirrt, dann hellt sich ihre Miene auf. "Ach, das kannst du nicht wissen, wenn es dir noch niemand gezeigt hat, natürlich." Sie sieht sich kurz um und eilt dann zur Feuerstelle hinüber. Vom Boden hebt sie einen kleinen Kerzenhalter auf, um den Docht in die letzten Reste des Herdfeuers zu halten. Rasch beginnt die Kerze zu flackern und Usha hält sie wieder gerade.
"Du gehst durch den Vorhang da" - sie deutet auf einen anderen als den, durch den Zulhamina in die Küche gekommen ist - "und dann durch die Tür auf der anderen Seite. Pass auf, wo du hintrittst, da führen Stufen hinab. Stell den Teig in irgendein Regal." Sie drückt der Kleinen das Licht in die Hand.
Zulhamina nickt bei allem andächtig und nimmt Teig und Kerze an sich. Dunkel soll es also sein, aber immerhin ist der Weg nicht zu verfehlen. Das macht es leichter, der Aufgabe entgegenzusehen.
Also dreht sie sich um und tappst wie angewiesen auf den Vorhang zu. Sie muss sich etwas seitlich hindurchschieben, da sie keine Hand frei hat und aufpassen muss, nicht den Stoff anzubrennen oder mit dem Wachs zu tropfen.
Nachdem sie die erwartete Türe mit dem Elenbogen geöffnet hat, leuchtet sie erst einmal hinein.
Düster ist es hier, und der Lichtkreis der Kerze erhellt kaum die Stufen, die vor den Füßen der kleinen Sklavin in den Keller hinabführen.
Und von diesen Stufen gibt es viele. Die ersten fünf oder sechs kann man noch erkennen, aber die darunter werden von der dumpfen, modrigen Finsternis verschluckt.
Stickig ist die Luft hier und ein wenig säuerlich. Zu allem Überfluss hängen einige Spinnweben an der Decke und den Wänden, aber - womöglich zum Glück der kleinen Sklavin - nur die wenigsten von ihnen sind belebt und der Großteil befindet sich außerhalb der Reichweite des Kerzenscheins.
Bei diesem Gesamteindruck klemmt sich Zulhaminas Unterlippe zunehmend zwischen die Zahnreihen. Wie eklig! Ob das gut für die Lebensmittel ist, wenn hier so wenig auf Reinlichkeit geachtet wird? Mufat war in diesem Punkt ja sehr penibel - was nicht heißt, dass er sich nicht auch mal dazu hergegeben hätte, seine Sklavin durch den schlimmsten Dreck zu jagen, ob nun als Strafe oder aus einer anderen Notwendigkeit heraus. Ja, sie ist einiges gewohnt, aber gemütlich findet sie es hier deswegen noch lange nicht.
Vorsichtig, Schritt um Schritt, tappst Zulhamina die Treppe hinunter, immer darauf bedacht, sich nicht schmutzig zu machen. Denn das würde in der Küche bestimmt nicht gern gesehen. Ihre Zehen ertasten aufmerksam den Boden, ob er vielleicht glitschig ist oder etwas herumliegt, das sie übersehen hat. Zugleich müht sie sich, ein Regal auszumachen.
Zwar ist der Boden trocken, aber dennoch auf unangenehme Weise kühl unter den nackten Fußsohlen. Die Treppenstufen sind ursprünglich sicher einmal alle gleich hoch gewesen, aber da dieser Bereich des Hauses nicht ganz so oft gereinigt wird und sich auch niemand länger als nötig hier aufhält, bröckelt es hier und da an den Kanten und die Trittflächen sind unregelmäßig abgetreten. An den Wänden sind diverse unidentifizierbare Flecken undeutlich zu erkennen, die von Feuchtigkeit, Pilzbewuchs oder Salpeter herrühren mögen - wer will das schon so genau wissen?
Am Fuße der hohen Treppe offenbart sich dem Auge ein großer fensterloser Raum, dessen Wände zum Gutteil mit Regalen ausgekleidet sind. Auf den Regalbrettern sind in der Dunkelheit nur vage diverse Gefäße verschiedener Größe zu sehen, und auch so manches Fass und einige große Korbflaschen stehen herum. Gefährlich für denjenigen, der sich hier nicht auskennt, sind aber hauptsächlich die Kisten und Körbe, die scheinbar wahllos im Raum verteilt stehen, anstatt sicher an den Wänden zu lehnen.
Immerhin scheint es hier keine Ratten oder anderes Ungeziefer zu geben und das ist doch schon etwas.
Dennoch fragt sich Zulhamina, ob dieses Lager den Lebensmitteln gut tut - und ob denn einmal einer der vermutlich schon zahlreichen Reste wieder hier herausgeholt wurde.
Immer noch achtsam, gelangt sie unter leisem Kettenklirren bis hinunter. Wo ist denn nun ein Regal? Hier ist ja alles mögliche, aber Regale? Etwas ängstlich biegt sie nach rechts, in der Hoffnung, dort bald auf eine regalversehene Wand zu stoßen, da hält sie plötzlich inne. War da nicht eben ein Geräusch? Vielleicht doch eine Ratte? Oder ein Gespenst? Oder ein Essensresteauffress-Kellermonster, das sich auch einmal über die Abwechslung einer jungen Sklavin als Appetithappen freuen würde?
Aber kein Laut ist mehr zu hören, als Zulhaminas eigener aufgeregter Atem und das Herzklopfen. Schluckend sammelt sie ihren Mut zusammen und geht weiter.
Nach ein paar zaghaften Schrittchen schälen sich die Umrisse der Regale so deutlich aus den Schatten, dass die Sklavin sich fragen muss, wie sie diese so lange übersehen konnte. Es ist aber auch unheimlich hier unten! Wie im Bauch von... irgendwas.
Wie aus einem Reflex heraus schubst Zulhamina die Schüssel geradezu an einen freien Platz von sich, dass die Ketten rasseln und sich anspannen. Das Geräusch wird mehrfach wiederholt, als sie herumwirbelt und die Stiege wieder emporflüchtet.
Erst, als sie die Türe hinter sich zugeknallt hat, kommt sie schnaufend zum Stehen. Peinlich wird ihr bewusst, das Türschlagen könne jemanden gestört haben. Auf der Unterlippe kauend, schaut sie nach links, wo nur eine Fensteröffnung liegt, dann nach rechts den Gang entlang, der nach ein paar Schritt abbiegt. Zuletzt blickt sie bangend auf den Vorhang zur Küche.
In der Küche hat niemand etwas mitbekommen von der Furcht der kleinen Sklavin, niemand auch nur daran gedacht, dass es für das Mädchen vielleicht mehr als nur ein wenig unangenehm sein könnte, allein in dem modrigen Dunkel umhertappen zu müssen, mit nichts als einer Kerze zum Schutz. Und so dringt fröhliches Geschwätz durch den Vorhang gedämpft auf den Gang hinaus, Geklapper, auch einmal ein Quietschen, gefolgt von den Worten: "Ileij, Khazeela, lasst das!"
Als jedoch die Tür zum Keller zugeschlagen wird, verstummen die Geräusche für einen winzigen Augenblick. Um sogleich wieder aufgenommen zu werden. Wie es scheint, hat keiner in der Küche dem Knall weitere Bedeutung beigemessen. "Ileij!"
So recht wird Zulhamina nicht aus den Worten klug. Ob sie wohl bei irgend etwas stören würde, wenn sie nun in die Küche hineinginge?
Auf einmal registriert sie, wie die Kerze noch immer brennt. Eilig bläst sie diese aus, um kein Wachs zu verschwenden, was sicherlich nicht gerne gesehen würde.
Dann schaut sie wiederum zu den Seiten. Nach kurzem Zögern tappelt sie zum Fenster. Irgendwie fühlt sie sich ein wenig verloren. Dass dies hauptsächlich an der Umstellung liegt, ist ihr nicht wirklich bewusst. Verträumt schaut sie aus dem Fenster hinaus.
Einige Schritt über dem sonnengetrockneten Erdboden liegt das Fenster und gewährt Ausblick auf den Garten hinter dem großen Haus.
Keine Menschenseele ist zu sehen; sollten hier tatsächlich gewöhnlich Wachen patroullieren, wie der junge Kahid behauptet hat, so machen sie entweder gerade Pause oder sitzen würfelspielend in den Büschen, oder was auch immer Wachleute tun, wenn sie nicht da sind, wo man sie vermutet.
In jedem Fall ist es hier sehr still und friedlich. Die kleine Mauer, die an der staubigen Straße ihren Anfang nimmt, wandert auch um diesen Teil des Grundstücks herum, ist aber durch die hitzebeständigen Bäume kaum zu sehen, was den Rasen sehr viel ausgedehnter wirken lässt als er ist. Ein Teich wie auf der Wiese vor dem Haus findet sich hier nicht; dennoch ist das kurze Gras nur an sehr wenigen Stellen dürr und gelb und überall sonst so leuchtend grün, als wäre gerade die Regenzeit vorüber.
Geradezu idyllisch ist es; Vogelstimmen und Sonnenschein weben kunstvolle Muster in die Mittagsstille. Einige verteilte Büsche auf der Wiese spenden sanften Schatten und ein schwarzer Vogel mit weißen Flügelspitzen und gelbem Schnabel sitzt im Geäst einer Vogelkirsche, deren äußerste Zweige bis zu dem von wildem Wein umrankten Fenster hinaufreichen.
Auch im Gang hinter der kleinen Sklavin ist alles ruhig. Noch scheint niemand sich Gedanken über den Verbleib Zulhaminas gemacht zu haben.
Wie seltsam, dass man zu einer neuen Sklavin so viel Vertrauen hat! Trotz des Fesselgeschirrs könnte Zulhamina ja an den Weinranken hinunterklettern und gut versteckt durch die Pflanzen über die Mauer verschwinden.
Es verwundert sie, dass sie überhaupt einen solchen Gedanken bekommt. Denn eigentlich hat sie weder einen Grund zum Fliehen, noch wüsste sie ein Ziel, zu dem sie sich anschließend wenden könnte. Und es ist so schön hier! Mufat hatte da doch einen sehr viel nüchterneren und sparsameren Geschmack betreffs seines Hofes. Nein, sie möchte doch, dass die neue herrin zufrieden mit ihr ist und sie mag! Also sollte sie besser gleich brav in die Küche zurückkehren, um ihren besonderen Fleiß und ihre Verlässlichkeit zu beweisen.
Oh, was für ein schöner Vogel! Verzaubert beobachtet Zulhamina ihn. An seinem edlen Gefieder kann sie sich kaum sattsehen, und es ist so hübsch, wie er und seine irgendwo verborgenen Freunde über den Tag erfreut ein Liedchen singen!
So vergisst Zulhamina schnell, dass sie ja vermutlich in der Küche zurückerwartet wird, und widmet sich dem wohltuenden Panorama und seinen zwitschernden Protagonisten.
Möglicherweise hat die kleine Sklavin nun eine Ahnung dessen erhalten, was der junge Kahid in seiner wenig redegewandten Art auszudrücken versuchte: Selbst ohne die Wachen käme kaum jemand in diesem Haus auf die Idee, fliehen zu wollen. Denn es gibt sicherlich schlechtere Orte als diesen, wohin es einen Unfreien verschlagen kann.
Der Vogel wendet den Kopf und sein Gesang nimmt einen geradezu triumphierenden Tonfall an. Von dem Mädchen lässt er sich nicht stören, im Gegenteil wirkt es beinahe so, als gefalle ihm sein Publikum. Dann verstummt er einen Herzschlag lang und betrachtet das Kind mit klugen Augen.
In der Küche versucht derweil eine kichernde Khazeela, einer quietschenden Ileij das Gewand mit Spülwasser nass zu spritzen. Und wer hätte in dem allgemeinen Trubel und Gelächter, die daraus erwachsen, schon die Zeit, an Zulhamina zu denken, die dort am Fenster steht?
Vielleicht hätte Zulhamina noch stundenlang hier gestanden und dem Vogel zugeschaut. Doch der Lärm aus der Küche holt sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie muss sich doch eilen und vertrödelt hier die Zeit!
Schnell tappelt sie zum Vorhang. Etwas seltsam sind die Geräusche ja schon. Es klingt mehr nach dem Bad der Herrschaft oder vielmehr derer Kinder, denn nach einer Küche. Zögerlich geworden, greift Zulhamina nach dem Vorhang und zieht ihn beiseite.
Als der Vorhang zaghaft zurückgezogen wird, bietet sich ein eigenartiges und auch ein wenig ulkiges Bild. Eine zappelnde junge Frau wird von einem kaum älteren grinsenden Mann von hinten festgehalten, ein anderes Mädchen duckt sich hinter dem Waschzuber, der nur noch etwa halb gefüllt ist. Das restliche Wasser steht in kleinen Pfützen auf dem Fußboden. Kaum jemand ist noch mit seiner eigentlichen Aufgabe beschäftigt, die meisten Leute in der Küche stehen lachend herum, um das Gerangel zu beobachten, oder halten sich schützend die Arme vors Gesicht, falls noch weitere Fontänen durch die Gegend spritzen sollten.
Mitten im Raum steht die beleibte Köchin und stemmt die Arme in die üppige Seite. Ihre Stirn liegt in strengen Falten, doch kann auch sie sich ein Schmunzeln nicht völlig verkneifen. "So, ihr beiden Kindsköpfe, jetzt ist genug! Yuran, lass Ileij los, sie soll das wegwischen! Und Khazeela, du spülst das restliche Geschirr, solange zumindest noch ein bisschen Wasser da ist! Auf!"
Sie klatscht zweimal kurz in die Hände und dreht sich seufzend um, während die Angesprochenen unter unterdrücktem Gekicher die Anweisungen befolgen, nicht ohne sich dabei drohend schalkhafte Blicke zuzuwerfen.
Das Augenmerk der Köchin fällt auf die eintretende Sklavin. "Ah, Zulhamina! Gut, du hast den Weg gefunden?" fragt sie halb rhetorisch, da es ja nun wirklich nicht so schwer war, einmal den Gang zu überqueren. Dass das Mädchen für die kurze Strecke verhältnismäßig lange gebraucht hat, fällt ihr im Moment nicht auf.
Zuerst glaubt Zulhamina, in ein Kampfgetümmel geraten zu sein, aber dann erkennt sie, es handelt sich wohl nur um ein ausgelassenes Spiel. Es verwundert sich schon sehr, wie überaus locker offenbar die Dienerschaft dieses Hauses gehalten wird. Oder sollte das Gesinde etwa im Gegensatz zur Köchin frei sein? Dann wäre es allerdings verwunderlich, dass man sich überhaupt etwas von ihr sagen lässt.
Letztendlich muss es Zulhamina einstweilen genügen, am untersten Platz der Rangordnung zu stehen. Und bei dieser Unübersichtlichkeit bedeutet das sogar einmal eine Erleichterung.
"Ja, Frau Usha", erwidert sie daher der Köchin gewissenhaft und knickst ein klein wenig dabei, denn selbstverständlich nimmt sie deren Frage für ernsthaft.
Anschließend nimmt sie wieder ihre Bereitschaftshaltung an, während ihre Augen neugierig das andere Personal beobachtend umherrollen und der Kopf sich ganz sacht nach links und rechts wiegt.
Allmählich kehren die Bediensteten zu ihren eigentlichen Aufgaben zurück. Noch immer herrscht allgemeine Heiterkeit, besonders als eines der Mädchen noch einmal einen Scheinangriff auf die andere vortäuscht, aber dabei bleibt es dann auch.
"Zulhamina", sagt die Köchin unvermittelt, "wenn du gerade nichts anderes zu tun hast" - eine reichlich überflüssige Formulierung, aber Usha ist es nun einmal gewohnt, freundlich zu ihren Untergebenen zu sein - "dann kannst du der Herrin ihren Tee bringen. Schau, die Karaffe steht da drüben, ein Tablett findest du in diesem Regal, Teegläser und Löffel in dem da. Leg noch ein paar von den Küchlein dazu und Kandiszucker - da in der Schale. Sag Bescheid, wenn du soweit bist, dann beschreibe ich dir den Weg zu ihrem Zimmer."
Die füllige Frau begleitet die Anweisungen mit den entsprechenden Gesten, während sie mit den Gedanken schon ganz woanders weilt. "Und lass dich nicht von diesen beiden da aufhalten." Sie weist flüchtig auf Ileij und Khazeela.
Aufgeregt blickt Zulhamina hin und her zu den Plätzen, wo sie all die Zutaten für die Zwischenmahlzeit der Herrin findet. Deutlich sieht man, wie sie versucht ist, jedes Mal gleich dorthin zu eilen, doch dafür sind Ushas Worte natürlich allzu schnell. Ganz Angst und bang wird ihr bei dieser Aufzählung und dem Gedanken, etwas vergessen zu können.
Um so verwunderter aber schaut sie drein, als die Möglichkeit aufgeworfen wird, die anderen Frauen könnten sie von ihrer Aufgabe abhalten wollen. Warum sollten sie das tun? Ein böser Streich gegen neue Sklaven vielleicht?
Beunruhigt an der Unterlippe nagend, tappelt sie die Küche ab und sammelt ein, was einzusammeln ist. Bei den Küchlein zögert sie kurz, doch dann nimmt sie genau ein Paar davon. Über diese selbständige Entscheidungsleistung vergisst sie allerdings, den Zucker zu beschaffen.
In dem Glauben, alles beisammen zu haben, stellt sie sich wieder zur Köchin und erklärt: "Ich bin wohl soweit, Frau Usha." Dabei schaut sie jedoch etwas nachdenklich auf das Tablett.
Nur einen flüchtigen Blick muss die Köchin auf das volle Tablett werfen, um zu erkennen, was fehlt. "Zucker noch, Liebes", erwidert sie kurz und weist in die entsprechende Richtung, ohne es nötig zu haben, hinzusehen.
Etwas erschrocken eilt Zulhamina nun auch nach dem Zucker. Doch der freundliche Ton der Köchin lässt sie sich nicht nur schnell wieder beruhigen; es wirft erneut die Frage auf, warum jene sie wohl 'Liebes' nennt - eine Anrede, die Zulhamina kaum fremder sein könnte.
Solcherart unsicher, kehrt sie ein weiteres Mal zu Usha zurück, um die Wegbeschreibung zu hören. Alles andere wird sich hoffentlich bald von allein aufklären.
Ein weiterer Blick auf das Tablett, ein knappes Nicken, dann beginnt die Köchin, begleitet von weitläufigen Gesten, den Weg zum Privatgemach der Hausherrin ausführlich zu beschreiben: "Also, hör gut zu! Du gehst durch diesen Vorhang" - sie zeigt darauf - "und über den Flur in das Esszimmer für die Diener, wo du vorhin mit Kahid hergekommen bist. Da durch und nochmal durch einen Vorhang auf den Innenhof hinaus. Den überquerst du, aber nicht geradeaus, sondern du wendest dich nach rechts. In der rechten Wand, also von dir aus, wenn du auf den Hof kommst, gibt es nur einen Weg zurück in das Haus, den nimmst du, da ist wieder ein Flur. Den gehst du nach links, bis er einmal abknickt, dann die erste Tür rechterhand. Und klopf an, bevor du eintrittst.
Alles verstanden? Frag ruhig, wenn nicht." Auffordernd sieht sie das Mädchen an.
Angestrengt und hochkonzentriert hat Zulhamina gelauscht und immer die jeweilige Hand ein klein wenig verkrampft, wenn der Weg gedanklich auf der einen oder anderen Seite fortgesetzt worden ist. Überrascht und höchst erleichtert stellt sie fest, dass sie immer genau abwechselnd rechts und links gehen muss, bis sie irgendwo ankommt und klopft.
So bringt sie auch ein feines Lächeln zustande und nickt. "Ja, Frau Usha, ich finde das bestimmt, und ich will ganz brav sein." Dabei knickst sie noch leicht. Aber sie ist zu gut erzogen, um gleich loszulaufen, ohne richtig entlasen worden zu sein.
"Sehr schön, Zulhamina." Ein warmes Lächeln legt sich wie Sonnenschein auf das gemütliche Gesicht der Köchin. "Dann ab mit dir!" Flüchtig hebt sie die Hand und streicht mit dem rundlichen Zeigefinger über die linke Wange des Mädchens, um sich gleich darauf wieder ihrer unterbrochenen Arbeit zuzuwenden.

Weiter...


Zulhamina / Kurzgeschichten

Redaktion und Lektorat: OHH