Ein Wiedersehen

Autoren: Birte Fricke, Oliver H. Herde und andere

JR

6. Boron 28 nach Hal
Es ist ein Morgen wie viele andere in Chorhop, mäßiger Wind vom Meer, ein mit Wolken zugezogener Himmel und angenehme Temperaturen in der Stadt. Der Kapitän lässt über den Wachhabenden verkünden, dass das Auslaufen für den nächsten Morgen geplant ist, so dass jeder Fahrgast den Tag ganz nach Belieben in der Stadt verbringen kann.

BF

Langsam und zögerlich wandert eine braunhaarige Frau den Hafen entlang und mustert die Namen der dort vor Anker liegenden Schiffe. Die Frau trägt eine hellgrüne ärmellose Tunika, die bis zu den Knöcheln reicht und in der Körpermitte mit einem schmalen Gürtel zusammengerafft ist. Die Füße stecken in leichten Sandalen. Ihre braunen Haare sind zu einem lockeren Zopf zusamengefasst und die geflochtenen dünnen Zöpfe, welche normalerweise links und rechts an den Schläfen herunterhängen, sind hinter die Ohren geklemmt.
Oft hat man die Frau auf dem Schiff mit einem Schlangenförmigen Stirnreif sehen können, welchen sie heute allerdings nicht bei sich trägt, ebenso wie den Platz um ihren Hals keine daumendicke, gold schimernde Schlange ziert. Generell macht sie einen sehr natürlichen Eindruck, ohne jegliche Verzierung von Schmuck oder Schminke.
Suchend geht sie die Reihe der Schiffe ab, bis ihre Augen einen Schiffsnamen erblicken, der ihr ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht zaubert. Einmal kurz durchatmend, setzt sie dann den Weg bis zur Nordstern fort, und aufgeregt, sowie etwas beklommen denkt sich Beonora: 'Hoffentlich ist er da!'

WS

Unauffälligkeit ist wohl nicht das Leitmotto der Dame, die aus einer am Hafen ankommenden Kutsche steigt - die auffällige Rotblau-Kombination ihres wohl nicht gerade günstigen Kleides sowie die körperbetonten Formen hinterlassen auch gar nicht den Eindruck, als ob sie das wolle.
Ihre langen braunen Haare hat sie aufgestellt. Ihr südländisches Gesicht wirkt auf eine eigene Weise faszinierend und exotisch, vermutlich auf Grund des Anteils von Mohablut, welches in ihren Venen fließt. Auch ihre dunklen Augen scheinen tief und geheimnisvoll wie ein See ohne Boden zu sein. Die achtundachtzig Finger große Frau hat eine sehr rahjagefällige Erscheinung, als sie da über den Hafen schreitet, mit einer Eleganz, als sei er eine Tanzfläche.

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Zielstrebig schreitet Yashkir auf die Rampe zu, angetan mit seiner prächtig glänzenden blauen Pluderhose, der verdächtig kleidchenhaften schwarzen Tunika, dem roten Stoffgürtel und den roten Ärmeln. Leicht flattert das Turbantuch neben seinem Antlitz im Wind seiner Bewegung, derweil der Stab hin und wieder beim Absetzen auf den Planken mit einem hölzernen Geräusch die Schritte des gebürtigen Al'Anfaners unterstreicht.
Ja, es wird höchste Zeit, endlich Beonora zu finden! Mit der Vergiftung und der ganzen Katzenentzauberung hat man schon genug Zeit vertan! Wohlmöglich war Beonora bereits im Hafen und hat Yashkir nur verpasst? Es wäre ihm schrecklich, ohne etwas mehr Klarheit abfahren zu müssen. Eher wohl würde er das Schiff fahren lassen. Aber einen Tag hat er ja noch.
Für einige buchstäbliche Augenblicke des leicht wippenden Planke-Hinabgehens zieht der Auftritt - kein übertriebenes Wort hierfür - einer Dame seine Aufmerksamkeit zu sich. Es scheint, sie ist auf Männerfang. Doch auch wenn Yashkir seine Gedanken frei hätte, könnte sie ihn mit von allem etwas weniger gewiss mehr beeindrucken.
Und als er eine andere, schlichter wirkende Frau direkt auf sich zuhalten sieht, ist die erstere bereits völlig vergessen.
Mit klopfendem Herzen und einem unsicheren, doch warmen Lächeln geht er Beonora entgegen.

BF

Kurz wird Beonoras Aufmerksamkeit auf eine ankommende Kutsche gelenkt und was sie dort erblickt, lässt sie nur spöttisch dreinblicken. Eine Dame, die wohl mit ihrem Aussehen die Illusion erwecken will, man befände sich auf einem festlichen Ball und nicht an irgendeinem stinkenden Hafenanleger, entspringt der Kutsche und eilt sogleich zur Planke der Nordstern.
Amüsiert schaut Beona ihr nach, bis ihr Blick an dem Mann hängen bleibt, der ihren Aufenthalt hier am Hafen rechtfertigt und der grade der Pompösen entgegen kommt.
Aufgeregt schlägt ihr Herz schneller und sie hat das Gefühl, ein Kloß würde sich zuerst in ihrer Magengegend zusammenballen und dann weiter zu ihrem Hals hinaufwandern, so das eine Begrüßung ihr erstmal buchstäblich im Halse stecken bleibt.
Seelig lächelt sie zu Yashkir zurück und wartet erstmal, bis er zu ihr aufgeschlossen hat und auch, dass sich der Knoten in ihrer Sprachgewalt wieder löst.

OHH

Dass Beonora ihn so direkt anschaut, lässt Yashkirs Blick etwas unsicher ausweichen. Doch gelingt es ihm, dies immer wieder zu korrigieren. Auch der nun fast etwas torkelnde und tölpelhafte Gang hält sich in vertretbarem Rahmen, zeugt aber aufmerksamen Beobachtern von Yashkirs Selbstunsicherheit.
Als er dann endlich vor Beonora steht, lächelt er noch immer ein wenig scheu, doch ehrlich erfreut. Auch er ringt einen Moment lang nach Worten, doch immerhin gibt es etwas, wofür er nicht viel nachzugrübeln braucht, um es auszusprechen: "Hallo..."

BF

Nachdem Yashkir Beonora mit einem ganz einfachem Wort angesprochen hat, hat sie nun das Gefühl, als würde ihr jemand in die Magenkuhle regelrecht reinschlagen und sie unterdrückt den Impuls sich zu krümmen.
Wortlos aber immer noch seelig lächelnd betrachtet sie Yashkirs Gesicht. Ihre Gedanken rasen. 'Was sag ich den jetzt am besten? Einfach nur Hallo? Oder erwartet er mehr? Und was dann? Was machen wir, wenn wir uns begrüßt haben? Gehen wir dann auf die Nordstern? Oder in irgendeine Schenke?'
Kurz blitzt in ihr die Erinnerung eines Gesprächs auf einer grünen Wiese in einer Stadt auf, in der sie mal angelegt haben - vor lauter Schmetterlingen im Bauch kann Beonora sich gerade nicht daran erinnern, wie diese Stadt hieß.
'Was wird danach geschehen? Trennen sich unsere Wege, oder werden wir uns nicht aus den Augen verlieren?' Gefühle ringen miteinander in ihr, je mehr sie an eventuelle zukünftige Ereignisse denkt, und ihr Mut, diesen Ereignissen mit einem bloßen Wort den Anstoß zu geben, sinkt stetig.
Trotzdem öffnet sich ihr Mund und halberstickt erwiedert sie Yashkirs Gruß: "Hallo..."
Und ohne weiter bewusst über ihr Handeln nachzudenken, schiebt sie sogar noch mit etwas festerer Stimme hinterher: "Wie ist es dir ergangen in den letzten Tagen?" Damit hat sie schon viel mehr in Gang gebracht, als sie sich eigentlich zugetraut hätte.

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Ein sanftes, entspannteres Lächeln breitet sich über Yashkirs Antlitz aus. Je mehr er Beonoras Unsicherheit erkennt, desto sicherer fühlt er sich selbst. Er ist also nicht allein mit seinen Gefühlen ebenso wie mit seiner Hilflosigkeit.
Ihre Frage gibt seiner Mimik etwas Nachdenkliches. "Hm. Nicht viel Besonderes." Tatsächlich fällt ihm kaum etwas ein, was er seit ihrer Trennung erlebt hat, erscheint es doch alles recht nebensächlich. Höchstens von der tieferen Bedeutung der Zahl 32 wüsste er auf Anhieb zu berichten, doch erscheint ihm dieses thema im Moment äußerst unpassend.
"Ich habe viel an dich gedacht. Hast du erledigen können, was du wolltest?"

BF

Auf Yashkirs Frage hin löst sich der Knoten in Beonoras Körper und sie macht auf einmal ein wesentlich entspannteren Eindruck.
"Ja habe ich..." ist ihre erste kurze Antwort darauf und in einer kurzen Pause überlegt sie schnell, was sie noch dazu sagen könnte. "Es war gut, dass ich euch dort verlassen habe, so konnte ich schneller meine Nachrichten übermitteln. Obwohl ich es sehr bedauert hatte, dich ebenfalls dort zurücklassen zu müssen."
Sanft lächelt sie ihn an. "Aber nun habe ich keine dringlichen Aufgaben mehr zu erledigen. Es ist alles geregelt."
Beonora schlägt einen geheimnissvoll verführerischen Ton an und meint zum Abschluss, mit ebenso passenden Blick in Yashkirs Richtung: "Ich kann jetzt tun und lassen was ich will!"

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"Das ist schön", erwidert Yashkir gelöst und legt Beonora sanft eine Hand an den Oberarm, als wolle er sie streicheln oder gar umarmen. "Dann haben wir viel Zeit für... um uns besser kennenzulernen." Unwillkürlich schaut er sich kurz in Richtung der Häuserzeile am Hafenrande um, dann blickt er Beonora wieder direkt an.
Seine linke Braue zuckt ein klein wenig empor, als er das fehlen eines ganz bestimmten lebenden Schmuckstückes an ihrem Halse bemerkt. Dann räuspert er sich. "Ähm, möchtest du also weiter mit nach Brabak reisen?"

BF

'Hmmmm...? Brabak?' Beonoras Gesicht zeigt weder Ablehnung, noch begeisternde Zustimmung, als sie diesen Gedanken abwägt. Mit leicht schräg gelegten Kopf schaut sie Yashkir überlegend an.
Dann spricht sie aber doch noch ihre Zweifel direkt aus: "Was gibt es denn in Brabak Schönes zu sehen? Außer dass ich weiß, dass es dort eine magische Akademie mit sehr zweifelhaftem Ruf gibt und Sklavenmärkte, kenn ich nichts, was mich an Brabak reizen würde. Kannst du mir einen triftigen Grund nennen, sich diese Stadt anzusehen?" Beonoras Augen sprechen regelrecht, dass sie darauf wartet, dass Yashkir ihr irgend etwas lohnenswertes sagen kann, um mitzufahren.
Vorsichtshalber fügt sie noch hinzu, wobei sie die Hand des Armes, auf der Yashkirs Hand ruht, hebt und in einer leichten Verdrehung ihre Finger auf seine legt, als hätte sie Angst, dass er gleich weglaufen und sie ihn mit dieser Geste zurückhalten könnte: "Versteh mich bitte nicht falsch, aber mich ängstigt diese Stadt ein wenig."

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Yashkir hingegen missversteht Beonora noch in ganz anderer Hinsicht. "Hm, ja, Sklavenmärkte hatten wir bereits in Mengbilla hinreichend zur freien Beobachtung, und hier kann man auch welche besuchen... Und in Brabak gibt es nicht mal welche. Die Sklaverei ist im ganzen Königreich verboten."
Leicht legt er den Kopf seitlich, ihre Mimik aufmerksam zu begutachten. "Brabak ist so eine Art zweite Heimat, seit ich Al'Anfa den Rücken kehrte. Ich dachte auch nur, weil das Schiff ja dorthin fährt und du nichts zu tun hast... Was war denn dein ursprüngliches Ziel?"

BF

Wenn Beonora erst noch passend zu ihren letzten Worten etwas verängstigt dreingeblickt hat, so wandelt sich ihr Gesichtsausdruck bei Yashkirs Worten in ehrliches Erstaunen.
Verdutzt meint sie: "So! Wirklich? Ich dachte, die verdammte Sklaverei sei in allen südlichen Breiten vertreten und verehrt. Dass es da eine Stadt oder gar ein ganzes Königreich gibt, das dem anders gegenübersteht, hätte ich jetzt nicht gedacht."
Unwillkürlich muss sie sich eingestehen, dass ihr Allgemeinwissen anscheinend eine gewaltige Lücke aufweist, die es zu schließen gilt. Und als ihr das klar wird, grinst sie freudig und meint zu Yashkir fröhlich: "Mein ursprüngliches Ziel war eigentlich Chorhop. Aber wenn ich darüber nachdenke, kann ich meine Wissenslücken bezüglich des Südens nicht so ohne weiteres ungeschlossen lassen. Deshalb sollte ich vielleicht sogar... oder besser noch: muss ich sogar mit nach Brabak fahren, damit du mir Lehmeister sein kannst und ich diese unhesindianische Last von lege." Schelmisch zwinkert sie ihn an.

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Nicht wieder diese Diskussion über Sklaverei! Oder gibt es eine Aussicht, sie in eine andere Richtung zu lenken, als das Gegenüber es glauben würde?
Doch Beonoras abschließende Worte entheben Yashkir für den Moment von dem Entscheidungsproblem, nach den richtigen Worten zu suchen oder lieber gleich gänzlich seine Klappe zu diesem Thema zu halten. Ein Lächeln erobert sein Antlitz. Sie will mitkommen!
"Freut mich! Ich stelle mich gern als Lehrmeister vor. Hoffentlich werde ich den Anforderungen gerecht..." Sein Daumen reibt über den seidenbespannten Griffbereich des Stabes. "Womit soll ich wohl beginnen?" fragt er halb unernst, halb gedankenverloren suchend.

BF

Beonora blickt einfach nur Yashkir ein wenig verträumt an. Sie ist im keine große Hilfe in Sachen Vorschläge machen, was er ihr erzählen könnte. Denn ihr Wissen über die südlichen Regionen ist doch arg beschränkt, und ihre Unwissenheit hat sie ihrer Meinung nach schon oft genug demonstriert.
So übt sie sich in abwarten. Sie befürchtet außerdem, dass ihr Interesse vielleicht in eine Richtung schlägt, die ihm unangenehm ist, darüber zu sprechen und sie möchte doch lieber, dass Yashkir ihr etwas erzählt, wovon er auch Lust hat zu erzählen.
Dabei beobachtet sie nur kurz die Szene mit Nirka, die ihr ja zur Genüge bekannt ist, und einem ungekannten Fahrgast.

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Da er gerade alles andere als im Redefluss ist, bemerkt Yashkir Beonoras Seitenblick sehr wohl. Doch als er den seinen in jene Richtung folgen lässt, kehrt der flugs unverrichteter Dinge zurück. Nirka und der ihm namenlose Fahrgast stellen momentan wirklich keine Konkurrenz zu Beonora dar.
Unschlüssig kratzt sich Yashkir im Nacken. Was über Brabak mag sie interessieren? Über Politik weiß er allzu wenig zu sagen. Und ein rein gedanklicher Stadtrundgang verspricht auch keine großen Offenbarungen. Es wäre mal wieder schön, die Gedanken anderer lesen oder wenigstens in ihrer ungefähren Tendenz erraten zu können. "Sklaverei ist ja nur ein Name..." enkommt es ihm halblaut und beiläufig.
Dann richtet er sich in seiner Körperhaltung etwas auf, derweil sein Blick wieder fester auf Beonora gerichtet wird und dann den Hafen weiträumig abtastet.
"Vielleicht sollten wir etwas umherspazieren? An Deck können wir es uns noch während der Weiterfahrt gemütlich machen."

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'Na... will er sich jetzt doch zu diesem Thema äußern?' Beonora mustert Yashkir aufmerksam, um ihn dann bei seinen nächsten Worten sanft anzulächeln und ebnso sanft zu antworten: "Gern!"
Jedoch ist auch hier wieder ihr Vorschlagsrepertoire sehr begrenzt. Unschlüssig mustert sie die nähere Umgebung und meint dann schließlich etwas verunsichert:"Ähm... ich weiß allerdings nicht, wo man zu dieser Zeit gut hingehen könnte. Ich muss gestehen, dass ich mich über die Städte des Südens wenig bis gar nicht informiert haben vor meiner Abreise. Und mein derzeitiger Gastgeber ist wohl schon aus dem Alter heraus, in dem man unterhaltungsfreudige Etablissements aufsucht. Hmmm? Vielleicht gehen wir erst einmal etwas spazieren und sehen, was wir finden. Oder kennst du hier in der Stadt irgend etwas, wo es sich lohnt gleich hin zu gehen?"

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Mit leicht schräggestelltem Haupt lauscht Yashkir und lächelt still, dann wiegt er nicht recht schlüssig den Kopf. "Unterhaltungsfreudig? Was für Unterhaltung suchst du denn - außer jener mit mir, selbstverständlich?" Seine Finger legen sich für einen Moment bedeutsam bedächtig auf seine Brust.
"Wirklich auskennen würde ich es nicht nennen, aber wir können ja einfach mal stadteinwärts gehen; jene Gasse dort, zum Beispiel." Die Hand mit dem Stab wird etwas in die ins Auge gefasste Richtung vorgeschoben.

BF

Verschmitzten Gesichtsausdruckes nimmt Beonora Yashkirs Worte hin, ohne sich aber weiter dazu zu äußern. Als sie dann der gedeuteten Richtung mit den Augen folgt, zuckt sie kurz mit den Schultern und meint nur: "Meinetwegen!"
Dann wendet sie sich auch schon in die Richtung der Gasse und macht die ersten Schritte dorthin. Aber nach wenigen Schritten dreht sie sich beim Laufen wieder in Yashkirs Richtung und fragt im beiläufigen Plauderton, ohne stehen zu bleiben: "Warum hast du Al`Anfa den Rücken gekehrt? Und warum grade Brabak als Wahlheimat gewählt?"

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"Och, nun... teils, teils..." beginnt Yashkir seine höchst nachdenkliche Antwort, die seine Furcht, irgend etwas missverständlich daherzureden ebenso wiederspiegelt wie seine selbst für ihn kaum übersichtlichen, komplizierten Gedankengäne. Dann aber schmunzelt er über sich selbst und lächelt Beonora entschuldigend an.
Eilig beginnt er während des neben Beonore Einherschlenderns: "Es war auch viel Zufall dabei und hat sich aus einer Verkettung recht spektakulärer Eignisse ergeben. Aber eigentlich... Also, genau genommen habe ich Al'Anfa nie besonders leiden können. Sie macht natürlich viel her, aber ist auch eine sehr laute und schmutzige Stadt. Und sehr verschwenderisch."
Ein wenig langsamer ist Yashkir geworden, mit seinem Schritt wie mit den Worten. Und die zusammengezogenen Brauen verkünden, dass sein Groll gegen die Heimat als solche oder zumindest Teile davon noch nicht verflogen ist.
Nach einem Zögern fährt er aber doch fort und scheint sich sogleich wieder in eine Plauderstimmung hineinzureden, was auch seinem Schritt neuen Elan verleiht: "Jedenfalls habe ich als junger Mann - meine Mutter und die alte Lusine waren längst verstorben - bei einer Handelsflotte eine Passage nach Kunchom gebucht, um das dortige Gauklerfest zu besuchen."
Eine seltsame Begeisterung scheint Yashkir inzwischen erfasst zu haben, als wäre er selbst in freudiger Erwartung ihres Fortlaufes. Ganz offensichtlich muss die Geschichte Elemente enthalten, die er gern erzählt. Sein Blick ist nun klar und offen ins Nichts vor ihm gerichtet, und die Hände beginnen, seine Worte mit kleinen Bewegungen zu begleiten.

BF

Gespannt ist Beonora auf Yashkirs Erklärung. Als er so ausweichend beginnt zu erzählen, schaut sie ihn etwas irritiert an, hält dabei aber nur stumm an seiner Seite Schritt.
Nach einem kurzen Moment des Schweigens, redet er aber dann auch von sich aus weiter und Beonora ist froh, dass sie nicht in die Verlegenheit gekommen ist, eventuell einen Wunden Punkt aus lauter Neugier angesprochen zu haben.
Was Yashkir allerdings da von sich gibt, steht für sie in keinem Verhältnis zu ihrer Frage, was ein abermaliges Runzeln der Stirne nach sich zieht. 'Aber gut - vielleicht holt er ja nur etwas weiter aus', denkt sie sich und beschließt erstmal sich seine Erzählung weiter wortlos anzuhören, um später vielleicht wieder auf die Ursprungsfrage zurück zu kommen.

OHH

Noch bemerkt er keineswegs, was in seiner Weggefährtin vorgeht. Statt dessen fährt er unbeirrt fort: "Auf der Höhe von Maraskan fiel unsere Potte hinter den anderen Schiffen deutlich zurück und..."
Da Yashkir sich bei allen seinen Monologen auch immer wieder gern vergewissert, ob seine Zuhörer nicht schon eingeschlafen sind, fällt sein Blick auf Beonoras Mimik. Sogleich unterbricht er sich und fragt nach kurzem Stutzen: "Äh, stimmt irgend etwas nicht?"

BF

Den Blick auf den Weg vor sich gerichtet, lauscht Beonora. Erst als Yashkir innehält und seine Erzählung unterbricht, stuzt auch sie kurz und sieht in dann erstaunt an. Irgendwie hat sie das Gefühl, ertappt worden zu sein, und schuldbewusst fragt sie sich: 'Sieht man mir meine Gedanken denn schon so sehr an?'
Aber über den kurzen Moment des sich erwischt Fühlens legt sich dann die Erleichterung, dass nicht sie ihn unterbrechen muss, sondern er dies schon selbst getan hat.
"Doch doch... alles in Ordnung", versichert sie Yashkir. "Ich versuche nur zu verstehen, wie deine Geschichte mit der Frage zusammenhängt, dass du ausgerechnet in Brabak deine Wahlheimat gefunden hast." Nach einem kleinen Zögern fügt sie noch nach: "Irgendwie hast du dich da noch nicht wirklich zu geäußert." Sie hofft inständig, dass die Worte für ihn nicht verletzend klingen, da sie so auch nicht gemeint sind.

OHH

Für einen Moment hatte Yashkir eben bereits vergessen, weswegen er von seiner ersten größeren Reise berichtet. Der Grund spielte keine sonderliche Rolle mehr, kaum dass er damit begonnen hatte. Bestimmt wäre er irgendwann wieder darauf zurückgekommen.
Nun, da Beonora fragt, fällt es ihm wieder ein, und er weiß auch, wann er von selbst darauf gekommen wäre. "Ah, ja, Brabak... Das kommt eigentlich erst etwas später, aber ich will dich nicht mit der ganzen langen Geschichte überschütten. Kurz gesagt, bin ich erst Jahre später nach Kunchom gelangt. Vorher verschlug es mich mit einigen Umwegen nach Brabak, wo ich... wir... ähm..." Wie drückt er das am besten aus, ohne die junge Frau gegen sich aufzubringen?

BF

Verschmitzt und irgendwie wissend lächelt Beonora Yashkir an, als er nicht mehr weiterspricht. Nach einem kurzen Augenblick spricht sie ihn aber mit einem breiter werdenden Grinsen im Gesicht an: "Du meinst mit wir wohl du und deine Piratinnen!?" Fast schon etwas schadenfroh über Yashkirs Verlegenheit zwinkert sie ihm zu.
Nach einer weiteren Pause kurzen Nachdenkens, fügt sie noch hinzu: "Du willst mir also sagen, dass - nachdem ihr in die Dienste des Königs ... wie hieß er noch... irgendwas mit M...?" Nun muss Beonora doch etwas angestrengter in ihren Erinnerung suchen, aber einfallen tut ihr der Name dennoch nicht. So meint sie schlicht mit einem Schulterzucken: "Also auf alle Fälle, dass ihr in dessen Dienste getreten seit und du quasi als einziger in Brabak geblieben bist?"
Beonora ist selber etwas über sich erstaunt, wie klar ihr die Dinge auf einmal werden. Als Yashkir ihr die Geschichte in Drôl erzählte, hat sie nicht wirklich über seine Worte nachgedacht und wahrscheinlich auch gar nicht wirklich registriert, denn sonst hätte sie jetzt nicht noch einmal nachgefragt. Aber nun liegen die Dinge anders und diesmal ist sie sich sicher, dass seine Worte in ihrem Bewusstsein endgültig angekommen sind.
Aber um selber wieder den Anschluss an ihrer eigens gestellten Ursprungsfrage zu finden, differenziert sie sich etwas mehr: "Aber was genau gefällt dir denn an Brabak, dass du dort geblieben bist?"

OHH

Verlegen, fast bestürzt, fasst sich Yashkir mit der Hand an den Mund - oder verdeckt diesen vielmehr, als wolle er sich selbst am Sprechen hindern. Stimmt ja, er hat Beonora diese Geschichte schon ziemlich genau erzählt, wenn auch in anderem Zusammenhang! Nun fällt ihm die Szene wieder haarklein ein, wie sie im Grase zwischen den Gassen saßen. Sogar ihre Mimik und seine eigenen Gefühle zu der einen oder anderen Angelegenheit und einzelne Bemerkungen und ganze Sätze fallen ihm wieder ein, als hätte Beonora soeben mit ihren Worten ein Bild von jenem Gespräch neben ihnen aufgestellt. Was nutzt ein gutes Gedächtnis, wenn man zugleich so ein Schussel ist!
Sein entschuldigender Blick verwischt jedoch zügig zu einem unschlüssig-nachdenklichen Ausdruck, als Yashkir Beonoras neuerliche Frage zu bearbeiten beginnt: "Nun, es ist eine Stadt, in der man irgendwie freier ist. Die Luft ist wegen der nahen Sümpfe nicht viel besser als in den schlechten Vierteln Al'Anfas, aber irgendwie... ist alles bunter und ein wenig vorurteilsfreier, weil ohnehin so viele Fremde in die Stadt kommen. Es gibt sogar ein Echsendorf als Vorort!"
Schon will er noch etwas über Mizirion sagen, als er sich fragt, ob er das nicht auch schon getan hat. Genug Zeit, sich darüber klar zu werden, dass die Frage eigentlich schon etwas voraussetzt, das in dem Grade gar nicht stimmt! "Ähm, ich bin ja nicht im engeren Sinne dort geblieben..."

BF

Beonora wirkt nachdenklich bei Yashkirs Worten. Aber so sehr sie auch versucht, sich eine eigene Erklärung bezüglich Yashkirs Anspielung zurechtzureimen, kommt sie auf keinen schlüssigen Konsens. Daher fragt sie dann ganz frei heraus: "Sondern?"

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Für einen Moment ist es nun Yashkir, der zu rätseln beginnt. Aber dann erkennt er, dass Beonora vermutlich einfach nur allzu Kompliziertes vermutet, wo die Einfachheit liegt. Gewiss ist sie nicht die erste, die in seinen Worten mehr sucht, als je hineingetan wurde.
Sanft lächelt er. "Na, bin ich denn dort?" Sein Ausdruck wächst kurz zu einem schelmischen Grinsen, wird dann wieder etwas neutraler. "Ich kehre zwar immer wieder dorthin zurück, aber bin nicht wirklich viel in Brabak. Es bindet mich ja nichts so recht daran außer der Gewohnheit."

BF

Yashkirs Aussage lässt Beonora hellhörig werden. 'Also hält ihn auch nichts in Brabak! Das heißt, hätte er eventuell einen triftigen Grund, würde er die Stadt verlassen?'
Beonas Kopf entwachsen auf einmal Phantasievorstellungen, dass sie ihn aus Brabak weg und in ihre Heimat locken könnte. Dabei würde sie alle Mittel der Verführungskunst aufbieten, um ihn an sich zu binden. Und schon nach kurzen Augenblicken gaukelt ihr ihre Wunschvorstellung ein Bild harmonischer Idylle vor, wo Yashkir mit einem Buch entspannt vor einem kleinen Häuschen in einem Schaukelstuhl sitzt, sie vor dem Hause in einem kleinen Kräutergärtlein am werkeln ist und man von irgendwoher Kinderlachen vernehmen kann.
Aber allzu schnell hat das Hier und Jetzt sie wieder eingeholt und auch ihr gesunder Menschenverstand schaltet sich wieder in unnatürlicher Schnelligkeit auf Realität zurück.
Eben noch zu Yashkirs spöttelnder Bemerkung ebenso leicht lächelnd, wendet sie die Augen wieder gen Straße und mit einem nun verschämten Grinsen im Gesicht maßregelt sie sich gedanklich selber: 'Ach Beona... das sind doch alles nur Wunschträume! Und wer weiß, ob wir überhaupt auf Dauer zusammenpassen würden.'
Nach ein, zwei Schritten des abermaligen Überlegens antwortet sie dann in seine Richtung: "Also stehst du gar nicht unter Vertrag mit dem König von Brabak? Hatte ich irgendwie so verstanden. Und du bist frei zu gehen, wohin du willst! Aber nach Al'Anfa möchtest du auch nicht zurück! Hast du in Brabak ein Haus, dass es dich doch noch immer mal zurückkehren lässt?"

OHH

Wüsste Yashkir um Beonoras Phantasien, so würde ihm gewiss das Herz warm werden. So aber schreitet er weiter die leicht ansteigende Gasse empor und konzentriert sich ganz auf das Gehörte. Den Stab hält er dabei fast ständig etwas schräg, anstatt ihn nach jedem Schritt abzusetzen. Das geräusch von Holz auf Steinen würde ihn nur stören, käme es auch von ihm selbst.
"Nein, ein Kapervertrag gilt ja nur für einen Kapitän mit unbestimmter Mannschaft. Und die müsste ich erstmal wiederfinden.
Sicherlich wäre ein Haus in Brabak die beste Lösung, ob ich dort nun viel bin oder nicht. Schon, weil man mich dann leichter fände, so man nach mir sucht. Allein, ich konnte mir bislang keines leisten, in das es nicht hineingeregnet hätte. Ich habe einigermaßen billig eine Wohnung in schlechter Gegend angemietet und versuche, mir etwas anzusparen. Nicht ganz einfach, wenn man lieber kreativ ist, statt hart zu arbeiten." Ein verlegen-verträumtes Lächeln breitet sich über sein sich etwas senkendes Antlitz, derweil die Augen zu seiner Begleiterin hinüberschielen.

BF

Allmählich setzt sich ihr verschämter Gesichtsausdruck, der sich einstellte, als Beonora sich über sich selbst amüsiert hat. Aber nichts desto trotz nimmt sie auch Yashkirs Worte weiterhin begierig auf. Nun scheint es für sie ja mal endlich interessant zu werden.
Was sie jedoch hört, erfreut sie zuerst, aber raubt ihr andererseits auch sämtliche Illusionen. Dennoch versucht sie einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren - was ihr eigentlich auch nicht sehr schwer fällt - und fragt zum besseren Verständnis mit einer Spur von Unglauben in der Stimme nochnmal nach: "Du hast eine Wohnung in schlechter Gegend angemietet?"
Beonora kann sich nicht vorstellen, dass, wenn man im Dienste eines Königs stand, in einer schlechten Gegend unterkommt. Müsste man sich zumindest nicht ein gut bürgerliches Zimmer in mittelständischem Umfeld leisten können? 'Aber ich kenne Brabak nicht. Vielleicht wird da schon ein kleines Zimmer in einer günstigen Pension oder eine Dachkammer in einem Speicher oder so schon als verwerflich betrachtet?'
Um Yashkir keinen Anlass zum Glauben zu geben, sie würde abwertend über ihn denken, spricht sie es direkt an: "Ich meine, was heißt denn das? Dass du unter dem üblichen Standard anderer Magier wohnst und von ihnen in gewisser Weise geächtet" - sie versucht, das Wort mit soviel Spott wie nur möglich auszusprechen - "wirst, weil du einfach nicht ihren Idealen entsprichst?"
'Und was heißt kreativ sein, ohne hart zu arbeiten?' denkt sie neben bei irritiert, behält das aber für sich.

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Da ist sie wieder, jene meist willkommene Verwechslung mit einem graduierten Magus, welche Yashkir zugleich auch immer etws peinlich wird - um so mehr, wenn sie von Personen begangen wird, denen gegenüber er doch so restlos ehrlich sein möchte. Dass es gar nicht so wichtig ist und ihr die Verbindung mit dem König viel bedeutsamer erscheint, kann Yashkir nicht ahnen, also ist es für ihn Zeit, diesen Punkt zurechtzurücken: "Nun, ich habe ja nie einen Abschluss erlangt." Wieder ist eine gewisse Verlegenheit in seiner Stimme zu spüren.
Doch im nächsten Moment sprüht Trotz aus seinen Augen, und der Kopf hebt sich wieder. "Kein Wunder, bei dieser trockenen Aufbereitung der Materie! Lernen muss Freude bereiten, wenn es auf Dauer erfolgreich sein soll!"
Den Umstand, die Kernfrage nach der Behausung zu beantworten versäumt zu haben, übersieht er einstweilen mal wieder.

BF

Perplex bleibt Beonora stehen und starrt Yashkir mit ungläubigen Gesichtsausdruck an. Mit so einer Offenbarung hätte sie jetzt überhaupt nicht gerechnet. Während ihr alle Züge entgleiten und sie ihn im ersten Moment nur einfach total verblüfft anschaut, weiß sie zuerst nicht, was sie davon so recht halten soll.
'Keinen Abschluss? Das ist ja mal ein Ding! So was habe ich ja noch nie gehört! Zumindest, dass jemand wie alle anderen Magier auch mit einem Stab umherläuft und noch nicht von der Gilde weggesperrt wurde. Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses oder vortäuschen falscher Tatsachen oder so ähnlich! Das ist ja mal was! Warum ist Sintis denn jetzt nur nicht hier... der würde sich scheckig lachen!'
Und während sich innerlich ihre Gedanken in diese Richtung entwickeln und sie dann auch noch Yashkirs empört trotzigen Tonfall hört, schleicht sich erst ganz leicht, aber sich schnell ausbreitend ein Lächeln ins Gesicht, was in einem breiten Grinsen endet.
Immernoch total verblüfft, aber stark belustigt platzt es aus ihr heraus: "Du hast WAS?"
Und während ihr Grinsen immer breiter wird, meint sie hocherfreut: "Na das ist ja mal `n Ding! Das hätte ich nie für möglich gehalten, das ein" - sie stuzt kurz und überlegt, wie sie es freundlich ausdrücken kann, ohne dass Yashkir sich eventuell noch beleidigt fühlt - "Akademieabsolvent so übers Lernen denkt! Aber du hast recht: Nur wer mit Freude lernt, lernt auch für`s Leben."

OHH

Etwas zeitverzögert bleibt auch Yashkir mit beiden Füßen urplötzlich am Platze und schwankt dabei leicht mit dem Oberkörper vorwärts, als hätte unter ihm eine Kutsche aus vollen Galopp plötzlich angehalten. Verunsichert blinzelnd betrachtet er Beonora, deren Gedanken er so gerne kennen würde. Für einen Moment glaubt er, etwas Falsches gesagt zu haben, doch dann erleichtert ihn ihr Lächeln.
"Achso, ähm..." Verlegen schmunzelt er und übergeht die Tatsache, dass er ja eben kein Absolvent ist. "Ja, genau..."
Wie waren sie nur darauf gekommen? Achso, die Wohnung! "Tja, nun verstehst du vielleicht. Und dabei wäre ich inzwischen gern selbst Lehrer - seit ich weiß, dass es auch anders geht."

BF

Beonoras Körper setzt sich wieder in Bewegung, zu Yashkir aufzuschließen und weiterzugehen. Ihre offensichtlich Gute Laune scheint auch ihren Gang beschwingt zu haben, so wippt sie bei jedem Schritt fröhlich federnd nach, während sie neben Yashkir her geht.
"Tja siehste...! Jetzt hast du also die Gelegenheit, dich zu bewähren", meint sie heiter und mit einem schelmischen Augenzwinkern merkt sie an: "Aber sein Sie bitte nicht zu streng mit mir, Herr Lehrer." Ein kurzes Kichern ist zu hören.
"Was würdest du am liebsten Unterrichten, wenn du die Gelegenheit hättest, es dir auszusuchen?"

OHH

Wieder passt sich Yashkir in der Schrittgeschwindigkeit Beonora an, ohne dass er sich dessen bewusst zu sein scheint. Gutmütig lächelt er über ihre fröhlich-schelmische Art.
Die Frage jedoch ist nicht ganz so einfach zu beantworten, wie sie sich dies vermutlich vorstellt. "Hm, schwer zu sagen..." Im ersten Moment geht er diverse Schulfächer und Studiengänge durch, doch dann fühlt er sich mit diesem Ansatz etwas auf dem Holzwege.
"Ich glaube, eine wirklich gute Schule sollte nicht zu sehr in Fächer auftrennen. Alles hängt doch irgendwie mit allem zusammen. Wahre Weisheit erlangt man also nicht, indem man immer nur jedes Ding einzeln für sich betrachtet. Das kann nur ein Anfang oder für Beispiele nützlich sein. Das beste Thema ist sowieso immer das, was den Schüler gerade am meisten interessiert."

BF

Beonora fühlt sich in ihrem Element. Beipflichtend nickt sie zu Yashkirs Worten. "Das stimmt allerdings! Aber dennoch muss ja auch gewisses Grundwissen vermittelt werden, was villeicht nicht so viel Freude macht, oder man zu dem Zeitpunkt, an dem es nötig ist, es zu lernen, nicht allzu viel Muße dazu hat. Es erstaunt mich allerdings dass du das so siehst, wo doch eigentlich Anwärter der Gildenkünste gleich von Anfang an zu Gehorsam und Disziplin getrimmt werden." Dass Beona da nur den Vergleich mit der Akademie in ihrer Heimatstadt Bethana ziehen kann, bedenkt sie gar nicht. Sie geht einfach davon aus, dass jede Akademie das gleich handhabt.
"Und diese Art des Erlernens der magischen Künste doch eher in meiner Art Zunft" - sie spricht das Wort mit sehr viel Ironie aus und zieht dabei die Augenbrauen übertrieben hoch, um deutlich zu machen, dass sie das Gesagte nicht im eigentlichen Wortsinn meint, sondern eher im übertragenen Sinne - "vertreten ist! Obwohl ich zugeben muss, dass es dort auch einige Lehrerinnen gibt, die sehr einseitig ihren Lehrplan durchziehen und keine Rücksicht auf Interessen ihrer Schüler nehmen." Beonora scheint sich kurz in Erinnerungen zu verlieren, nach ihren Worten, doch scheinen es keine angenehmen Gedanken zu sein.

OHH

Nun könnte Yashkir seinerseits überrascht sein, da man derartige Lehrmethoden bei Hexen wohl eher nicht erwarten würde. Aber er weiß zu gut, dass es überall Menschen gibt, die sich in solcher Weise verrennen.
"Was glaubst du wohl, weswegen ich dort nicht gerne war und abgebrochen habe!" gibt er daher auf die vorigen Worte bezüglich zurück, um sich dann noch weiter an den Anfang ihrer Gedanken zu begeben. "Natürlich gibt es nichts, das immer Spaß macht, aber er sollte doch überwiegen. Sonst versinkt man in Trübsal und wird unproduktiv - oder boshaft und gefährlich." Bilder von Provinzherrschern ebenso wie Verwaltungsbeamten bis hin zu aggressiven Arbeitern sausen ihm durch den Kopf, dass er unwillkürlich die Nase rümpft und den Kopf etwas nach hinten zieht, als stünde dieses Pack vor ihm. Den Schritt hingegen verlangsamt er kaum, sondern wirkt nur kurzfristig etwas unsicherer beim Gehen.

BF

Beonora sieht Yashkir von der Seite her an. Einen Lidschlag lang hat sie den Eindruck, er würde nicht mehr im Hier und Jetzt weilen, und fragt sich unwillkürlich, was er wohl denken mag. Diesbezüglich ihn ansprechen mag sie aber dann doch nicht.
Nach einigen wenigen Schritten einvernehmlichen Schweigens, greift sie ihn, einem aufwallenden Impuls folgend, sachte an den Oberarm und beginnt ihn hintergründig anzulächeln. Sanft und verführerisch meint sie dann, den Schritt dabei verlangsamend, so dass sie beide zum Stehen kommen: "Ich weiß etwas, das immer Spass macht und wo wohl niemand boshaft oder gefährlich wird." Und mit einem süffisanten Lächeln noch hinzufügt: "Geschweige denn unproduktiv ist oder Trübsal bläst." Aufmerksam wartet sie seine Reaktion ab.

OHH

Im ersten Moment ist Yashkir sichtlich überrumpelt von der unerwarteten Berührung. Mit hochgezogenen Brauen blickt er Beonora an und beginnt dann zunehmend, ihr Lächeln zu spiegeln. Noch hat er keine genauere Vorstellung, was sie wohl im Schilde führen mag. Vielmehr nimmt er ihre Annäherung ganz intuitiv als etwas Positives wahr und entspannt sich schnell nach anfänglicher Verkrampftheit.
Ein leichtes Räuspern überspielt seinen ersten Gedanken bei Beonoras Worten. DAS kann sie ja nicht meinen! Vielleicht Tanz oder Gesang? Oder...
Diverses unwillkürliches Blinzeln, Augenrollen, Stirne krausziehen und weiteres mehr haben die rasenden Gedanken in winzigen Andeutungen begleitet, die man aus ein paar Schritt Entfernung bereits schwerlich bemerkt hätte. Nun aber hebt er die Brauen erneut und besonders hoch, was auch zu einer weiteren Öffnung der Augen führt.
Ein neuerliches Räuspern. "Äh, ähm..." Aber produktiv? Ja, doch, soll vorkommen, ist es doch der eigentliche Zweck des ganzen. Aber meint sie das wirklich!?
Der Unterkiefer hat sich leicht gesenkt, dass der Mund nun wie in Erwartung irgendeiner Äußerung halb offen steht. Aber noch ist Yashkir zu perplex und zu unsicher.

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Beonora genießt das Minenspiel Yashkirs. Seine Unsicherheit und dann die langsame Erkenntnis der Anspielung und seine vollkommene Hilflosigkeit, wie er mit ihrer Äußerung jetzt umgehen soll. Mit offensichtlicher Freude und einer Spur Verwegenheit in den Augen studiert sie sein Gesicht. Und kann ein leise anfangendes Lachen nicht unterdrücken. Wenngleich sie auch selber sehr zurückhaltend und unsicher sein kann, wenn sie in einer ihr ungewohnten Umgebung ist oder mit ihr unbekannten oder schlecht einschätzbaren Personen zusammen ist, so ist sie doch auch fordernd und direkt, je vertrauter sie mit jemandem wird. So kostet es sie dann auch keine große Überwindung - eigentlich gar keine, wo er nun schon so verblüfft und sprachlos dasteht - sich seinem Gesicht zu nähern und seine offenen Lippen mit einem Kuss zu schließen.

OHH

Ein Laut der Überraschung entfährt Yashkir - naheliegenderweise allerdings mehr aus der Nase als durch den Mund. Auch benötigt er einen Moment, die für ihn völlig neue Situation zu erfassen und darauf eine Reaktion zu überlegen. Dank seiner Intuition und seiner Instikte hebt er immerhin die freie Hand, sie auf Beonoras unterem Rücken zu platzieren. Und dann endlich erwidert er etwas unbeholfen und noch immer schüchtern den Kuss.

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Die eine Hand auf seinem Oberarm liegend und die andere auf seiner Brust platziert, wird Beonoras Kuss fordernder. Der Griff ihrer beiden Hände wird fester und mit leichtem Zug an seiner Kleidung zieht sie ihn noch etwas weiter an sich heran.
Aber nur, um diesen Augenblick wenige Herzschläge lang auszukosten und dann in einer verspielt abweisenden Geste ihn sanft wieder von sich zu drücken und den Kuss zu lösen.
Mit einen äußerst zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck schiebt sie sich auf Armeslänge von ihm weg, aber nur soweit um nicht die Berührung beenden zu müssen.
Mit leicht schräg gehaltenem Kopf blickt sie ihn kurz an und fragt dann: "Hattest du jemals das Gefühl, etwas Wertvolles verloren zu haben, und gedacht, etwas Vergleichbares findest du nicht wieder? Oder kennst du das Gefühl, wenn man eine zweite Chance in gewissen Dingen bekommt?"
Beonora sieht ihn fragend an. An ihren Augen ist ihr anzusehen, wie wichtig ihr seine Antwort ist, sie aber anscheinend auch eine gewisse Furcht davor zu haben scheint.

OHH

Kaum hat sich Yashkir so recht auf die innige Nähe eingelassen, ist sie auch schon wieder weitgehend vorüber. Irritiert und fragend schaut er Beonora an. Ob er etwas falsch gemacht hat? Wirkte er in seiner Langsamkeit abweisend?
Aber ihre Mimik scheint diese Befürchtung nicht recht zu unterstützen. Dir Frage aber verwirrt ihn nur noch mehr, da er keinen rechten Zusammenhang findet. Vermutlich geht es um Beziehungen, jedenfalls würde dies naheliegen, und sie schaut auch entsprechend.
Ehrlich angestrengt, senkt er den Blick ein wenig. "Lass mich nachdenken... Ich weiß nicht, ob ich schon wirklich Wertvolles gehabt habe. Die eine oder andere Freundschaft vermutlich, die aber nicht beendet ist, bloß weil man sich aus den Augen verloren hat."
Noch einmal zuckt das Augenmerk zu Beonoras Antlitz empor. Vor nichts hat er im Moment mehr Furcht, als ihre wie auch immer geartete Erwartung zu enttäuschen. "Vielleicht rede ich dummes Zeug, und du meinst etwas ganz anderes... Ich war auch schon unglücklich verliebt", setzt er eilig nach einer winzigen Pause hinzu, um gleich darauf wieder den Blick zu senken. Dummes Zeug?

BF

Fast schon erwartungsvoll beobachtet Beonora den Magier. Erst scheint er zu zögern, so hat sie den Eindruck, aber dann merkt sie erfreut, dass seine Überlegungegn anscheinend in die richtige Richtung zu gehen scheinen. Aufmerksam hört sie zu und bei seinen zuletzt ausgesprochenen Worten stiehlt sich eine leichtere Erheiterung um ihre Mundwinkel, aber ihr Blick teilt diese kurze Fröhlichkeit nicht.
Beschwichtigend meint sie zu Yashkir: "Aber nein... das ist kein dummes Zeug!"
Dann, als fiele es ihr schwer weiterzureden, meint sie grade noch verständlich: "Die Sache ist nur die... Ich spüre in mir ein Gefühl, das mir vor einiger Zeit... bei jemand anderem... schon mal sehr vertraut war! Aber durch das manchmal recht makabere Gebaren des Schicksals verlor ich dieses wundervolle Geschenk... Naja... und nun frage ich mich des öfteren, ob ich es wagen sollte, dem Schicksal ein weiteres Mal mein Herz anzuvertrauen..."
Auf einmal ihre schutzlose Unsicherheit überwindend, fixiert sie Yashkir mit einem fast eiskalten Blick und fragt schneidend: "Oder ist es für dich eh alles nur eine Spielerei, und du verfolgst eigentlich nur ein Ziel?"
Beonora weiß, dass eigentlich Yashkirs bisheriges Verhalten nicht auf diese Bemerkung so recht zu passen scheint, aber für sie ist diese Frage auch eigentlich viel eher ein Test, wie konkret er zu seinen Absichten steht.

OHH

Ihr anfängliches Zögern kommt Yashkir ungeheuer lange vor. Dann jedoch braucht er selbst etwas Zeit, zu durchschauen, worauf sie eigentlich hinauswill. Offenbar ist sie selbst einmal überraschend oder aus unerklärlichen Gründen verlassen worden. Oder eben beides.
Die abschließende Frage erschreckt ihn, als hätte er völlig in Gedanken versunken eine Ohrfeige erhalten. "Was!?" Erst jetzt geht ihm auf, dass sie sich nicht nur etwas bei ihm von der Seele reden will, sondern die Erfahrung direkt auf ihn bezieht.
Mit offenen Augen und halboffenem Mund starrt er sie an und ringt nach Worten. Spiel? Natürlich würde er sich darüber freuen! Aber wenn es dann vorbei wäre und nichts mehr nachkäme, würde er dem sehr nachtrauern. Nein, viel weiter denkt er, so weit, wie kein Mensch sehen kann - auch er selbst nicht. Und dabei übersieht er völlig, auf welchen Holzweg er soeben gestürmt ist.
Mit einem heiseren Räuspern nach Atem ringend, erwidert er kleinklaut: "Nein, ich muss das nicht unbedingt haben... Ich meine, das hat ja nur Sinn, wenn beide es wollen." Er schluckt. "N-nur Kuscheln ist ja auch sehr schön... Hauptsache eine Familie."

BF

Beonoras Blick wird wieder sanfter und ein wenig fängt ihr schlechtes Gewissen an, sie zu pisacken, vermutet sie doch bald, dass sie im Ton zu hart war. Aber nichts desto trotz ist sie froh, dass sie ihn gefragt hat, und zufrieden nimmt sie seine Antwort zur Kenntnis.
In vermittelndem Tonfall versucht sie sich zu erklären: "Tut mir leid, wenn ich zu forsch war! Aber weißt du, ich bin mir bei manchen Sachen nunmal gerne mehr als sicher und naja..." Sie zuckt einmal unbestimmt mit der Schulter und lässt den Satz unbeendet.
Dann entschließt sie sich, einen anderen Punkt aus Yashkirs Worten aufzugreifen und interessiert unverbindlich fragt sie nach: "Aber was meinst du denn mit Hauptsache Familie? Klingt ja so, als hättest du in dieser Richtung Defizite aufzuweisen!"
Beonora ist gespannt, ob sie mit ihrer Vermutung richtig liegt und fügt noch hinzu: "Hast du keinen Kontakt mehr zu deiner Familie oder sind deine Eltern oder Geschwister bereits in anderen Gefilden?"

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Gewiss hat Yashkir allzu großes Verständnis dafür, wenn man sich von etwas vergewissern will. Er selbst ist da ganz genauso und nickt daher mit einem verzeihenden Lächeln. Aber zugleich kommt ihm der Gesprächsverlauf mal wieder recht seltsam und irgendwie etwas unzusammenhängend vor.
Dass er keien Familie hat, müsste sie doch wissen!? Ihre letzte Frage klärt immerhin dieses Missverständnis auf. "Achso, nein, ich meinte eigentlich eine eigene Familie, also eine Gefährtin und Kinder. Aber tatsächlich ist auch sonst nichts los mit Familie. Mein Vater starb schon bald nach meiner Geburt an einem Fieber, und meine Mutter und die alte Lusine, als ich ein junger Mann war. Geschwister hatte ich nie, und von entfernteren Verwandten weiß ich nichts."

BF

Beonora ist betroffen, das zu hören. Obwohl sie es ja förmlich rausgefordert hat, wollte sie dennoch keine Wunden aufreißen. So hofft sie nur, dass ihn ihre Neugier nicht allzu sehr schmerzt. "Oh!" meint sie etwas peinlich berührt. "Entschuldige... Ich wollte keine schmerzhaften Erinnerungen wecken."
Ein paar Schritte geht sie schweigend neben ihm her und denkt über das Gesagte nach. 'Eine eigene Familie?!?' Freudige Aufregung macht sich in ihr breit, über das errungene Wissen, dass Yashkir anscheinend in ganz ähnlichen Bahnen wie sie denkt. 'Hätt ich jetzt nicht gedacht, bei einem Scholar des Schwarzen Weges. .... Aber kann man ihn eigentlich zu den Angehörigen der Schwarzen Gilde zählen? Er hat ja nicht seinen Abschluss gemacht! Dann wohl eher Grau!?'
Beonora sieht Yashkir auf einmal in einem ganz anderen Licht, und ein aufwallendes Gefühl noch tieferer Sympathie ihm gegenüber steigt in ihr auf. Was für manche Leute so kleine Unterschiede wie Graue Gilde oder Schwarze Gilde doch für Bedeutungen haben...
Mit einem beobachtenden Seitenblick bricht sie dann ihr Schweigen "Ich träume auch schon seit langen von einer Familie... Von einer richtigen Familie! Meine Angehörigen wandeln zwar noch auf Dere, dennoch hab ich nie wirklich die Verbundenheit innerhalb einer richtigen Familie selber erleben dürfen." 'Und einen Vater hat es nie gegeben!'

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Bei ihrer Entschuldigung hat Yashkir nur beiläufig mit einer sparsamen Bewegung abgewunken. All das ist Jahre bis Jahrzehnte her, und man gewöhnt sich irgendwann an alles, selbst an die Einsamkeit.
"Tja, die Familie, in welche man hineingeboren wird, hat man sich eben nicht ausgesucht. Und die Erwartungen und Vorstellungen von Eltern erdrücken die Kinder allzu oft. Manchmal sogar ihre Liebe."
Irgendwie fühlt sich Yashkir schwächer und älter als noch vor Minuten. Sein Oberkörper ist wieder einmal ein wenig eingesunken, und die Schritte sind träger geworden. Irgend etwas läuft hier schon wieder unschön.
Reichlich Atem einziehend, richtet er sich wieder auf, was ihm nur gelingt, weil er sich ganz bewusst darauf konzentriert. Beinahe hätte er wieder nur das Negative an ihren Worten bemerkt! Das muss man sich doch abgewöhnen können!
"Hrm, wie soll sie denn aussehen, deine eigene Familie?" Aufmerksam schaut er zu Beonora neben sich hinüber.

BF

Beonora muss erstmal etwas nachdenken, bevor sie Antwortet.
"Wie meinst du das genau? Also, ich stelle mir eine Familie vor mit mindestens zwei Kindern und wo beide Erwachsenen sich gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. Und ein kleines Haus! Vielleicht in einen kleinen Vortort einer Stadt oder einem größeren Ort. Auf alle Fälle mit einem kleinen Garten, wo ich Kräuter anbauen kann. Und vielleicht ein paar kleine Tiere. Kein Großvieh jetzt, aber vielleicht ein paar Schafe oder Ziegen und Hasen."
Beona schwelgt in ihren Vorstellungen einer eigenen kleinen Welt und wieder steigt in ihr das Bild mit ihr im Garten auf und Yashkir auf der Veranda mit einem Buch. Verträumten Blickes und versonnen Lächelns geht sie weiter, ohne Yashkirs Seitenblick zu bemerken.
Dann springt ihr auf einmal eine Kleinigkeit ins Gedächtnis, die sie bisher nur am Rande registriert hat, wenn sie mit Yashkir gesprochen hatte und fragt vorsichtig: "Magst du eigentlich Tiere?"

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Yashkir schaut seine Begleiterin zunehmend verwirrt an. Das ist alles sicher eine hübsche Vorstellung. Aber darf man so weit denken? Unwillkürlich fällt er eine Armeslänge zurück.
"Was!?" Aufgeweckt hebt er die Brauen. Doch als ihm der Inhakt der Frage und insbesondere der tiefere Sinn dahinter klar wird, senkt er den Blick etwas. "Hrm, nun ja... Ich mag Tiere schon recht gern - manche mehr, manche weniger... wenn sie sind, wo sie hingeh..." An dieser Stelle bricht er lieber ab. Kein guter Weg, den er da beschreitet!

BF

Beonora wird jäh aus ihren Tagträumereien gezogen, als sie bemerkt, dass Yashkir abrupt zurückfällt. Erst noch etwas verwundert dreinblickend, zieht sich alsbald eine ihrer Augenbrauen argwöhnisch nach oben, als sie seine Worte vernimmt. Auch wenn Yashkir es nicht ganz bis zum Ende ausgesprochen hat, steht es ihm doch fast ins Gesicht geschrieben, was er über Schlangen denken mag.
Jedoch beschließt Beonora, in neutralem Ton der Sache doch lieber nachzugehen. "Und welche Tiere magst du lieber und welche weniger?" kommt es aus ihr recht unverfänglich heraus.

OHH

Auf die vorgebliche Harmlosigkeit der Frage fällt Yashkir nicht hinein. Nein, er kann sich sehr wohl denken, wie leicht Beonora ihn durchschaut hat. Dennoch möchte er ungern auf das spezielle Problem eingehen, solange es nicht direkt zur Sprache kommt. Hätte er die Zeit, über den Grund dafür nachzudenken, würde er ihn gewiss auch bald finden. Ob er dann auch noch so zögern würde? Wer weiß!
In deutlich langsamerer Geschwindigkeit setzt Yashkir Weg und Gespräch fort: "Nun ja... Zum Beobachten eignen sich eigentlich alle Tiere, selbst die gefährlichen. Das hat durchaus etwas Faszinierendes. Aber ich habe sie nicht unbedingt gern im Gesicht oder dergleichen. Ich denke einfach, man tut den Tieren keinen Gefallen, wenn man sie zu sich ins Haus holt."

BF

Auch wenn Beonora von Yashkirs Worten eben nicht sonderlich begeistert war, so muss sie sich doch nun sehr zusammennehmen, um nicht über seine jetzige Rettungsaktion des Themas loszulachen. Trotzdem stiehlt sich ein amüsiertes Lächeln auf ihr Gesicht. 'Na im Gesicht hatte ich Sintis ja wohl noch nicht', berichtigt sie in Gedanken, was aber sie innerlich nur noch mehr belustigt.
Einen Großteil ihrer Selbstbeherrschung aufbietend meint sie weiterhin lächelnd: "Meinst du?" Wobei sie allerdings nicht erwartet, dass sie eine Antwort darauf erhält.
"Aber wie erklärst du die Tatsache, dass es auch andersherum sein kann? Dass sich das Tier einen Menschen ausguckt und ihm dann folgt. Unberücksichtigt, ob derjenige einen gewissen Respekt vor dieser Tierart besitzt oder nicht." Herausfordernd schaut sie Yashkir fröhlich an, gespannt, ob er wohl noch konkreter wird.

OHH

Die Frage erinnert Yashkir daran, bisweilen höchst überraschend von Tieren als mindestens vertrauenswürdig anerkannt worden zu sein. Manche wurden dabei vertraulicher, als es ihm lieb war.
Ein Kratzen am Hinterkopf begleitet seine nachfolgende ausgesprochene Überlegung: "Ich weiß nicht, ob ich das wirklich beurteilen kann. Letztlich kann ich über die Handlung anderer - mögen es Tiere oder Menschen oder sonstwas sein - nur spekulieren. Und jede Vermutung vermag maximal so gut zu sein wie die Beobachtungen, die ihr zugrundeliegt."
Mit hochgezogenen Brauen schaut er wieder Beonora direkt an und fasst erst lächelnd, dann schmunzelnd zusammen: "Kurz gesagt, du wirst schon recht haben. Dennoch freue ich mich, dich heute ohne deine Anstandsdame anzutreffen."

BF

Nun kann Beonora ein kurzes Auflachen nicht mehr zurückhalten, bei Yashkirs Bemerkung mit der Anstandsdame.
"Er würde es wohl nicht so lustig finden, wenn du ihn als Anstandsdame titulieren würdest."
Ein kleines Kichern begleitet das abermalige gedankliche Zergehenlassen der Worte und fröhlich spekulierend, aber in keinster Weise irgendwie gekränkt wirkend, forscht sie nach: "Also gehe ich recht in der Annahme, dass du den Tieren Hesindes nicht sonderlich sympathisierend gegenüberstehst!? Wie kommt`s? Hattest du mal eine unerfreuliche Begegnung mit einem Vertreter dieser Spezies?" 'Was er wohl für einen Begleiter hätte?'

OHH

Eine Frau zum Lachen zu bringen, ist schon mal immer ein Erfolgserlebnis - wenn es kein Auslachen ist. Insofern ist Yashkir schon recht zufrieden mit sich und kann daher immerhin ehrlich lächeln.
Dass Beonora noch weiter auf dem Thema herumreitet, lässt die erlösende Wirkung des Lachens wieder ein wenig in den Hintergrung treten. Aber wenigstens fühlt sich Yashkir nicht mehr unter Leistungsdruck oder wie bei einem Verhör.
"Ich denke", beginnt er diplomatisch, "mir sind Schlangen einfach nur recht fremd. Nicht, dass ich zu wenige gesehen hätte! Im Süden sind sie schließlich besonders zahlreich! Aber wir haben wenig miteinander gemein, scheint mir, mag ich auch noch so länglich aussehen."

BF

Beonora ist angenehm von Yashkir überrascht. Diese ungezwungene Lustige Seite kannte sie noch gar nicht von ihm. Ihr scheint, er ist langsam am Auftauen.
Fröhlich grient sie ihn an bei ihren Worten. "Ach so! Hmmm... Also dann kannst du mir zu diesem Thema wohl nicht viel beibringen, oder? Aber was kannst du mir den zum Beispiel über die menschlichen Vertreter des Landstriches berichten, in dem du gelebt hast..." Den Schalk im Nacken, treibt sie die ganze Sache noch etwas zur Spitze, indem sie übertrieben betont meint: "...Herr Lehrer?"

OHH

Wie soll man den Gesichtsausdruck nennen, mit welchem Yashkir die Brauen emporzieht und lächelt? Melancholisch? Mitleidig? Unschlüssig? Zweifellos ist es mal wieder eine Mischung aus vielem und Letztgenanntes vermutlich am meisten.
Tatsächlich könnte er wohl ein paar wenige vereinzelte wissenschaftliche Dinge über Schlangen zum Besten geben - aber wohl wenig Neues für Beonora. Aber es ist ihm nicht unlieb, als sie das Thema bereits beiseiteschiebt.
"Nun... Wenn du Brabak meinst, so ist es eine recht seltsame, bunte Stadt. Wer ums Kap segelt, muss unweigerlich dort vorbei. Und die meisten Kapitäne kehren lieber um, als sich in das jeweils andere Meer hinüberzutrauen. Dadurch haben wir - oder hat ES - in Brabak verschiedenstes Volk. Hinzu kommen die Achaz oder Echsenmenschen, die vermutlich schon lange vor den Menschen dort lebten."
Er macht eine Pause, um zu sehen, ob diese Antwort in etwa in Beonoras gemeinte Richtung gehen mag.

BF

In einer leicht verspielt wirkenden Geste, fasst sich Beonora auf den Rücken an den Händen und geht etwas auf den Zehenspitzen nachwippend neben ihm mit. Nickend bekräftigt sie seine Gedankenrichtung.
"Gibt es denn dort viele Piraten in den Gewässern, oder was beängstigt die Kapitäne, dass sie lieber umkehren?" Und nach einer kurzen Pause meint sie gleich weiter: "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Achaz und Menschen sich vertragen können! Leben diese Wesen direkt in der Stadt oder in einem eigenen Bezirk außerhalb?"
Ihr Wissensdurst wurde geweckt und am liebsten hätte sie gleich noch viel mehr Fragen gestellt, aber sie möchte nicht zu aufdringlich oder ungeduldig wirken, so belässt sie es erstmal bei diesen beiden und wartet gespannt auf seine Antwort.

OHH

"Letzteres - und dies unter recht erbärlichen Zuständen, wenn man bedenkt, welch hohe Kultur sie einmal hatten." Yashkir ist wie üblich gänzlich ins Thema vertieft und bekommt wenig von seiner Umwelt mit. Doch immerhin schafft er es noch, allen beweglichen und unbeweglichen Hindernissen auszuweichen.
"Piraten..." Er schüttelt schmunzelnd den Kopf. "Ich sagte ja, dass sie in beiden Richtungen nicht gern weiterfahren. Also kann das kein Grund sein. Nein, es liegt an den unterschiedlichen Verhältnissen bei Wetter und Strömungen und überhaupt allem, dass die Kapitäne sich eben meist nur auf einem der Meere gut auskennen und zuhause fühlen."
Damit ist eigentlich alles beantwortet, weswegen Yashkir sich thematisch ein wenig am Ende einer Sackgasse fühlt. Aber es mag ja mehr Fragen geben.

BF

'Einleuchtend und prägnant!' bemerkt sie für sich selber bezüglich seiner doch recht kurz gehaltenen Erklärung zu den Seefahrern. Aber Beonora vermutet auch, dass er es wohl selber nicht so genau weiß. Schließlich gehört Yashkir eher zu der belesenen Gattung Menschen, als zu jener, die sich regelmäßig auf dem Wasser herum tummelt.
Was den anderen Punkt allerdings betrifft, gibt sich ihr Wissensdurst nicht so schnell gestillt. Wann trifft man zudem Menschen, die sich mehr über diese merkwürdige geschuppten Kreaturen auskennen, von denen man zwar hier und da in einigen Büchern lesen kann, aber selten die Gelegenheit erhält, reale Geschehenisse selber berichtet zu bekommen.
Ehrfürchtig erstaunt schaut sie zu Yashkir und fragt mit großen Augen: "Warst du selber mal dort? Ich meine in so einem Echsen..." 'Loch' hätte sie am liebsten gesagt, aber ihr Gefühl warnt sie vor allzu abfälligen Bemerkungen. Schließlich ist ihr Vertrauter auch auf eine gaaanz entfernte Art und Weise mit diesen Wesen verwandt. Da ihr auf die Schnelle kein passendes Satzende einfällt, belässt sie es bei dem unvollendeten letzten Wort.

OHH

Obgleich Yashkir durchaus am Tonfall den fragmentarischen Charakter des letzten Wortes erahnt, kann er sich einen kleinen Scherz dazu nicht verneifen: "Nein, in einem Echsen war ich noch nicht. Sehe ich so angekaut aus?" fragt er schmunzelnd.
Doch dann geht er auf die Frage ein, wie sie gemeint ist: "Ich bin mal durchgekommen. Auch weiter im Norden waren wir mal in einer Siedlung tiefer im Dschungel, wo sich die alte Kultur der Echsen noch viel lebendiger bewahrt hat."

BF

Beonora schaut ziemlich verdutzt, bevor sie registriert, was Yashkir anfänglich meint. So kommt dann auch das scherzhaft genervte Augenrollen und der verschmitzte Gesichtsausdruck mit etwas Verspätung.
Bei der nächsten Frage kann man ihre Aufregung deutlich sehen und auch im leichten Zittern ihrer Stimme vernehmen, als sie sagt: "Die alte Kultur der Echsen? Was kann man sich darunter vorstellen?"

OHH

"Die Echsen sollen doch ein ganzes Zeitalter lang fast ganz Aventurien beherrscht haben!" entgegnet Yashkir, als müsse dies doch allgemein bekannt sein. Dann aber fährt er mit sachlicherem Ton fort: "Ihre Magie scheint weit über jener der heutigen Gilden gestanden zu haben. Heute weiß man kaum etwas davon, selbst die Zauberer der Echsen selbst wohl nur einen kleinen Teil. Das alles liegt Jahrtausende zurück. Aber ein paar der Bauwerke kann man mit etwas Glück noch in den Dschungeln finden. Die Pyramiden von Al'Anfa gehören vermutlich auch dazu."
Für einen Moment kommt sich Yashkir wie ein Reiseleiter oder vielleicht eher ein Geschichtsbuch vor, doch Beonora wollte es ja so haben.

BF

Fasziniert hört Beonora zu. Yashkirs Wissen, welches wohl für einen südländischen Gelehrten eher zum Allgemeinwissen gehört, übertrifft schon jetzt Beonoras Erwartungen.
Mit einer Spur Ungläubigkeit führt sie das Thema weiter: "Aber wenn es so ist, wie du sagst, warum kann dann in einer einstmals so hoch entwickelten Art soviel Wissen verloren gehen?" Eigentlich erwartet sie auf ihre letzten Worte nicht wirklich eine Antwort.
"Sind Echsen denn generell gefährlich? Die paar Bruchstücke, die ich über diese Spezies bis jetzt zu lesen bekommen habe, wurden sie immer als sehr grausam und gewaltbereit beschrieben. Aber wenn sie in der Nähe von Menschen leben, wird dies doch sicherlich nicht von den Stadtverwaltern und Oberen geduldet werden! Oder?"
Nur wiederwillig muss sie sich eingestehen, dass es den sogenannten Oberen - oder allgemeinhin Einflußreiche genannt - nur zu oft egal ist, was mit ihren Untergebenen oder gar den nächsten Angehörigen geschieht und sie sich selbst meist die nächsten sind. Ernüchtert muss sie leise seufzen.

OHH

Für einen Moment wägt Yashkir als einzige Bekräftigung seiner Worte, in denen die schwer vorstellbaren Zeiträume ja bereits angedeutet wurden, die Erwähnung der Macht des Zahnes der Zeit. Die Literatur Beonoras lässt ihn dies allerdings vergessen.
"Diese Autoren haben vermutlich nur wenige oder gar keine Echsenmenschen je von Angesicht zu Angesicht getroffen - oder sie möglicherweise selbst angegriffen. Sicher, die Achaz sind in vielem sehr anders, und es ist oft schwer, sie zu verstehen. Aber kein Wesen greift ein anderes ohne Grund an, denn immer schwebt das Risiko des Verlierens über einem Kampf."

BF

Beonora muss seine Worte mental erstmal wirken lassen, bevor sie zu irgendeiner Entgegnung fähig ist. Diese kurze Pause nutzt sie, um an einem kleinen Stand mit Leckereien, an dem sie grade vorbei kommen, die Auslagen zu begutachten. Es gibt hier nichts besonderes, aber als sie die kleinen Honigküchlein, das kandierte Obst und die Datteln sieht überkommt sie ein plötzlicher Appetitanfall auf was Süßes.
Kurzerhand friemelt sie ein paar Münzen aus dem einzigen Beutel, der an ihrem Gürtel hängt und sagt dem Mädchen, welches recht gelangweilt auf einem umgedrehten Eimer daneben sitzt: "Zwei Handvoll Datteln bitte!"
Flugs kommt Regung in das vielleicht zehnjährige Mädchen, und alsbald hält Beonora eine kleine Portion Naschwerk, verpackt in ein wohl nicht mehr ganz so frisches, dafür aber um so größeres Blatt eines südländischen Obstbaumes in ihren Händen.
Ohne irgendwie eine Zwischenbemerkung zu machen, nimmt Beonora nun das Gespräch wieder auf und meint zu Yashkir: "Naja gut... wenn Völker sich seit jeher daran gewöhnt haben, von einer anderen Spezies schlecht zu denken, wird diese Denke allgemeinhin auch an andere, sprich Kinder etcetera weitergegeben. Aber selbst in den Legenden der Elfen gelten sie als der Feind schlechthin, beziehungsweise als Verkörperung des Bösen, die vom Namenlosen verdarbt wurden.
Möchtest du auch eine?"

OHH

Das arme Kind! Yashkir ist froh, nie zu solcher Art von Arbeit gezwungen worden zu sein. Allerdings waren die ebenso erzwungene Schulzeit und das Studium ebenfalls oft sehr langweilig. Zudem ließen die Bänke keine Gemütlichkeit aufkommen. Wie hat er das damals bloß überstanden? Es ist wohl allein seinen Träumereien zu verdanken, dass er nichts einen Verstand verlor.
Irritiert schaut er Beonora an. Ob er eine Echse will? Ach nein, sie meint die Datteln! Nach einem undefinierbaren Brummen nimmt er in Erwartung ihrer Klebrigkeit vorsichtig eine zwischen Daumen und Mittelfinger. "Danke...
Gelten, ja gelten... Nun, wenn die Echsen einmal Aventurien beherrscht haben, ist es doch kein Wunder, dass man sie nicht mochte. Ich staune eher darüber, dass sich Elfen und Zwerge so gut mit den Menschen arrangieren und sich insbesondere letztere einfach so ins Mittelreich intergrieren lassen. Aber das geht mich letzlich nichts an."
Die Dattel verschwindet im Mund, woraufhin Yashkir die beiden Finger ableckt.

BF

Beonora und Yashkir gehen in ihr Gespräch vertieft einfach weiter, ohne ein festes Ziel zu haben. Angeregt tauschen die beiden sich über dies und das aus, und Beonora fühlt sich so wohl wie schon lange nicht mehr in ihrem Leben. Auch wenn sie eigentlich noch ganz andere Absichten im Hinterkopf hatte, was sie alles mit Yashkir anstellen wollte, so begnügt sie sich doch einfach damit, seine Gedankenwelten und Ansichten näher zu erforschen.
Immer mal wieder zwischendurch bringt sie ihn aber durch geschickt eingeworfene Bemerkungen und Aktionen in Verlegenheit, mag sie doch das Gefühl, die Oberhand zu gewinnen, wenn sie ihn aus der Fassung wirft und er unsicher wird.
So verbringen die beiden, wie sie findet, noch einen sehr kurzen aber unterhaltsamen Nachmittag miteinander.
Nachdem Beonora und Yashkir ihren gemütlichen Stadtspaziergang beendet haben, begleitet sie den Magier abermals zum Hafen, um dort ihr gegebenes Versprechen einzulösen und sich eine Überfahrt auf der NORDSTERN weiter nach Brabak zu sichern.

Nachmittag des Folgetages


Übersicht Yashkir

Redaktion und Lektorat: OHH