Dass mein Tanzbuch in einer Zeit der verbotenen Freuden nicht mehr so viel benötigt wird (-79%), kann nicht verwundern. Dafür überflügelt die Beliebtheit meiner Briefmarken meine Erwartungen.
"Wir spielen Corona" (Arbeitstitel) gewinnt in meinem Kopf bereits an genaueren Umrissen, da ich heute selbigen wieder halbwegs frei habe. Gewiss beschwingt mich nebenbei auch die Vorfreude auf das Tanzen heute.
In der Basis-Runde findet meine Spielidee großen Anklang. Einer denkt sogar sogleich über den Vertrieb nach.
Heute habe ich zwei junge Damen in meiner stark angewachsenen Tanzgruppe, die nur maskiert teilnehmen wollen. Entgegen meinen Bedenken spreche ich keinen Rat aus. Letztendlich fällt dies unter Eigenverantwortung, auch eventuelle Schäden, die sie gegebenenfalls im schwindelbefallenen Stürzen anrichten. Allerdings lasse ich die Bemerkung fallen, dass ich sie hoffentlich nicht wegen der besonderen Ähnlichkeit verwechsele. Der Scherz wird positiv aufgenommen. Für manche von uns ist dies auch eine nicht ganz einfache, aber gelungene Toleranzprüfung. Vielleicht können wir mittelfristig die Ängste der beiden Fräuleins lindern, wenn selbst die Ältesten es so ungezwungen vormachen.
Nach zweieinhalb Stunden gestern Tänze anleiten, was wegen der Neuen reichlich stehen bedeutete, und heute ebenso langem durchgehenden Stehens bei der Mahnwache ist mein Unfall-Knie außergewöhnlich erschöpft, geschwollen und schmerzvoll schwergängig. Es wird also höchste Zeit, es endlich wieder mehr zu üben.
Zum ersten Mal kommen wir mit einem der hin und wieder die ereignislose Fassade des RKI filmenden Team von N24 ins Gespräch. Nach kurzer Zeit verschwindet auch die Maske des Kameramanns. Ob er sich bei uns so entspannt oder einfach nicht der einzige ohne Gesicht sein möchte oder bloß die Abfahrt des Polizeiwagens ihn zu dieser atmungsaktiven Tat befähigt, werden wir vermutlich nie erfahren.
Ob es nicht selbst in den Gläubigen etwas bewegt, wenn sie uns hier bei Sonne, Regen, Hagel und Sturm jeden Montag fröhlich und ungezwungen miteinander plaudern sehen? Mir kommt es heute jedenfalls gerade ob des unbeständigen Wetters besonders stimmungsvoll vor.
Eigentlich geht es in der Diskussion heute um die Montags-Spaziergänge. Eine von uns äußert die Sorge, von Spitzeln und Oppositionslenkern der Regierung unterwandert zu werden wie einst bereits im Todeskampf der DDR. Solches wird den natürlichen Gang der Dinge kaum aufhalten.
Immer wieder erfreulich, auch innerhalb der Polizei wirkliche Freunde und Helfer zu entdecken - eher nicht unter jenen Kampftruppen, welche auf friedliche Spaziergänger losgelassen werden, versteht sich. Dieser hier erkundigt sich nur teilnahmsvoll, ob die Schmierereien an unserem Treffpunkt neu seien.
Mit der gesamten Sturmrüstung kann ich mein einstiges Höchstgewicht simulieren. Entsprechend warm bleibe ich im Gegensatz zu den meisten anderen. Mein Rad fällt beeidruckenderweise nur ein einziges Mal um. Insgesamt wieder eine abenteuerliche Mittagszeit.
Beim Tanzen bekommen wir neuen Zulauf durch eine ehemalige Tanzlehrerin, die einen neuen Altersrekord aufstellt und eigentlich nur mit Maske tanzen will. Ich lege ihr nahe, gleich Bescheid zu geben, falls ihr dadurch schwindelig werden sollte. Daraufhin verlässt sie sich doch lieber auf alle Frischluft, die sie bekommen kann, und befreit das Gesicht vom Kaffeefilter.
Später in der Basis-Runde berichtet einer von seiner jüngst ergatterten Befreiung, was allgemein freudig beklatscht wird.
Bei frühlingshaftem Sonnenschein bekommen wir heute Besuch von einem Sicherheitsbeamten des RKI in Zivil. Es wird ein netter längerer Plausch, bei welchem wir seinerseits reichlich Zustimmung erfahren.
Jahre Tagesgedanken.
Zum Glück vermag die abendliche Bezirksversammlung allein schon durch ihre positive Aura, mir über meine neuerlich ausgebrochene Depression hinfortzuhelfen.
Heute haben wir unter anderem neu einen Arzthelfer dabei, der sich näher mit der Gen-Spritze und ihren Folgen beschäftigt und auch im persönlichen Umfeld mehrere schwere Fälle von Nebenwirkungen zu beklagen weiß. Für meine ablehnende Entscheidung muss ich das alles gar nicht so wissenschaftlich präzise erfassen - es gab noch nie einen Grund, mich gegen Grippe anders zu schützen als durch Nahrungsaufnahme, Bewegung und vor allem Lebensfreude.
Inspiriert durch die Sinnsprüche der Adelshäuser im Lied von Feuer und Eis nach historischen Vorbildern habe ich mir dieser Tage überlegt, wie ein solches Hausmotto wohl in einem von mir begründeten Hause lauten würde. Natürlich war sofort klar, dass es etwas mit Freiheit zu tun haben müsse. Rasch wurde die etwas klarere Selbstbestimmung daraus, alsbald ergänzt durch die Sorgfalt, die mir so im Blute liegt. Heute früh nahm es seinen vorläufig endgültigen Stand an.
Jahren bin ich fernsehfrei.
Mein hochgeschätzter Parteifreund Hugo Sturm ist bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Ich brauche eine Weile, die volle Bedeutung zu erfassen.
Die Basis tanzt! Gefeiert wird das einhundertste Treffen in Berlin Mitte, da die ersten bereits zu Zeiten von Widerstand 2020 stattfanden. Zugegebenermaßen ist es mir eigentlich viel zu laut und auf der Tanzfläche zu eng, aber ein paar Lieder ziehen mich doch an wie "Damit hält man das nicht auf", "Tanz um dein Leben" und ganz besonders "Moskau" von Dschingis Khan. Am Rande der ausgelassen Tobenden bin ich wieder der Flummi von einst.
Morgens gebe ich meiner Grundsatzerklärung den letzten Schliff, um sie auf der Mahnwache endlich vorlesen zu können.
Wohl kaum jemand kann sich die Mühsal vorstellen, welche für den Wiederaufbau einer Tanzgruppe vonnöten ist. So grundliegend wichtig wie mir ist dieses Anliegen natürlich niemandem.
Ein Passant reißt eines unserer Plakate herunter und haut damit ab.
Wenn man sich jede Woche sieht, kommt man sich näher. Als wir heute eine Weile nur zu dritt sind, zeigen wir uns gegenseitig unsere Narben wie weiland Robert Shaw, Roy Scheider und Richard Dreyfuss auf der Orca in Der Weiße Hai.
Die schlimmste Migräne meines Lebens hat mich den gesamten gestrigen Tag und ein Kilogramm Körpergewicht gekostet. Heute bin ich so geschwächt, dass ich das Tanzen lieber ausfallen lasse, das ich doch so dringend bräuchte.
Mein bislang größtes und ärgerlichstes technisches Problem bei der Erstellung meines Tanzmeisterjubiläumsvideos ist überwunden.
Drei Male höre ich mir Ramin Djawadis Titelmelodie vom Spiel der Throne an und zähle singend die Schritte mit - denn ich habe bemerkt, dass dieses großartige Stück regelmäßig genug ist, um für einen einfachen Tanz geeignet zu sein. Dabei bietet gerade die ungewöhnliche Takteinteilung eine ganz neue Möglichkeit. Innerhalb von Minuten ist die Choreographie entworfen.
Abends nach dem Tanzen bin ich wieder richtig glücklich. Außerdem ist meine Nase frei wie seit zwei Wochen nicht mehr!
Mein persönlicher erster Tag der Woche der Demokratie bringt mir das Kompliment ein, ich sei ja wohl der Gelassenste innerhalb der Basis Mitte.
Eineinhalb Stunden Mahnwache - wir brechen vor der Zeit ab, um möglichst rechtzeitig zur Hauptdemo der Demokratiewoche zu gelangen - fast sechs Stunden selbige plus knapp eine Stunde für An- und Abfahrten mit dem Rad. So darf ich mich zufrieden als rechtschaffen tot bezeichnen. Es war anstrengend, aber wichtig - und schön.
Mit 13 Personen nähern wir uns sehr langsam wieder den alten Teilnehmerzahlen beim Tanzen. Hinterher stelle ich fest, dass ich solange nicht nur keine Nackenschmerzen hatte, sondern auch keine bei den Zähnen.
Welch ein herrlicher Tag!
Heute besucht uns auch eine Delegation der Zeit. Was diese Blättchen draus machen, werden wir vermutlich nie erfahren. Entscheidend ist, dass überhaupt berichtet wird. Denn schon Mahatma Gandhi wusste: "Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du."
Trotz schweren Regens stehen wir zu fünft wohlgemut beisammen und freuen uns darüber, wie der Corona-Märchenzyklus immer mehr ins Bröckeln gerät. Nach 75 Minuten bricht die Wolkendecke auf, so dass wir unsere Plakate zum Trocknen aufhängen können.
Das erste Musikvideo der Mahnwache ist fertiggestellt.
Nach Monaten der Sichtung und Schneidearbeit ist mein Video zum
Ab Weltspartag haben wir endlich wieder einen Raum für unseren Montagstanz. Dies passt nicht nur terminlich, weil nach der Zeitumstellung endgültig zu wenig Tageslicht auf der Wiese sein wird. Auch dem Charakter des Gedenktages wird genüge getan, da man am neuen Orte nicht so gierig ist wie dereinst im Sprengelhaus: Wir bekommen den Raum kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Von dem neuen Tanzraum hatte ich mir vor allem mehr Teilnehmer erhofft. Wenn ich jedoch an den ersten Anfang vor 15 Jahren denke, stehe ich mit dem Neubeginn bislang nicht einmal schlecht da, zumal unter diesen schlechten Bedingungen. Ein Wiederaufbau kann schwer gelingen, wenn der Krieg noch nicht einmal vorüber ist.
Mit der Marke zur Wintersonnenwende ist der sechsteilige Satz Bedeutende Gedenktage vollständig.
So bin ich nun also zweiter Vorsitzender des Bezirksverbandes...
Wenn ich wie jetzt die Antworten der Basis mitbestimmen darf, ergeben die Fragen des Wahlomats mal wieder etwas Sinn.
Bei der orientalischen Nachbarschaft ist die Basis Mitte gut gelitten: Vom Bäcker bekommen wir eine Tüte voller Süßgebäck und teils belegter Brötchen.
Eine Parteifreundin erzählt mir von ihrem bevorstehenden Auftritt bei Schwanensee. Prompt habe ich nach dem Gespräch die allbekannte Szene 1 im Ohr.
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