Die fröhliche Geschichte des Elf und Adler Verlags

Es war einmal ein Verlag... Nein, so geht das nicht! Es hat ja alles viel früher angefangen. Eigentlich schon mit meiner Geburt, aber ich glaube, den Teil überspringen wir mal. Also:

Es war einmal ein comicsüchtiger Zwölfjähriger, der im Kaufhaus auf eine neue Serie von Action-Figuren stieß. An sich sagten ihm die Namen gar nichts, aber die Figuren sahen ganz interessant aus, und so kaufte er sich zwei, welche hießen Chewbacca und Luke Skywalker.
Zuhause wurde die Beute von der ganzen Familie begutachtet, und man beschloss, den Film, aus dem die Figuren stammten, gemeinsam im Kino anzusehen. Der begann übrigens schon wieder mit 'Es war einmal' und ließ den Jungen fortan auch nach Science-Fiction süchtig werden.
Durch den Film und die Welt der Marvel Comics (Ihr wisst schon: Spinne, Hulk und so... Nein, nicht Superman und Batman! Die stammen von der unwürdigen Konkurrenz!) beeinflusst, versuchte sich selbiger Junge nun an eigenen Comicserien. Allerdings hat man in diesem Alter gewöhnlich noch keine sonderliche Ausdauer, weshalb jene 'Serien' nicht immer über die erste Seite hinauskamen. Im Kopf des Jungen aber mutierte nach und nach ein Universum heran, bis er es mit Hilfe seiner ausmalenden Schwester einmal auf ganze vierzehn Seiten brachte. Dafür hatte er jedoch mehrere Jahre benötigt. Er erkannte, dass er für seine eigenen Anforderungen als Zeichner weder schnell noch gut genug war. Eine neue Technik musste her, und so begann er zu schreiben.
Natürlich brauchte es auch hier wieder einige Anläufe mit zu verwerfenden Konzepten, bevor er im Sommer 1984 ein Buch begann, das quasi ein Prolog zu einer Endlosserie werden sollte: FREMDE WELTEN.
Er schrieb es der Handlung folgend, ohne selbst ganz genau zu wissen, wie es enden würde. Gleichzeitig machte er seine ersten Erfahrungen mit Computern. Ein Lehrer erlaubte ihm (Dank, Dank!), sein Buch in der Schule einzugeben und dort abzuspeichern - mit dem Vi-Editor im UNIX-System... Und schon nach drei Jahren war er fertig. Übrigens auch mit der Schule.
Die irrsinnige Idee, einen Spielzeugladen zu eröffnen und dafür eine Ausbildung zu machen, bedrohte kurzfristig die Fortsetzung der Serie.
Aber dann folgte er seinen Klassenkameraden an eine Fachhochschule, deren Name hier aus hygienischen Gründen ungenannt bleiben soll. Immerhin erbrachte ihm sein neunsemestriges Schuss-in-den-Ofen-Studium genügend Zeit, das zweite Buch über mehrere Word-Versionen hinweg fertigzustellen, sowie den Titel eines Diplom-Kaufmanns (FH), auf den noch einzugehen sein wird.
Nachdem er in diesem Zusammenhang einige Wochen lang vielerorts vergeblich versuchte, das erste Buch von einer 8(!)-Zoll-UNIX-Diskette auf eine 3,5-Zoll-DOS-Diskette zu kopieren, wurde in seiner alten Schule ein DOS-System angeschafft. Nun war die Konvertierung kein Problem mehr.
Das inhaltlose BWL-Studium war also beendet. Was nun? Arbeiten? Büro? (örks!)
Warum nicht Freunden an die TU folgen? Zu irgendwas musste die erworbene Hochschulreife doch gut sein! Aber Informatik wurde ihm als doch recht arbeitsaufwändig geschildert. Ein Blick ins Vorlesungsverzeichnis brachte die Erkenntnis: Die Bücher hängen mit der Weltgeschichte zusammen, also studierst du das, wenn du das sowieso schon alles nachlesen musst!
Der Plan, einen Verlag für die eigenen Bücher zu gründen, war schon einige Zeit gereift, und so meinte eines Tages Partner in Spe Frank: "Ich will jetzt endlich meinen Drucker haben!" So standen die beiden jungen Männer am 27.5.1991 vor dem Gewerbeaufsichtsamt und eine Stunde später in einem Computerladen, wo sie heute auch nicht mehr einkaufen würden...
Bald darauf fand man auch endlich einen Namen für den Verlag. "Asgard" hatte man wegen Schonvorhandenseinsverdacht zurückgestellt. Stattdessen benannte man sich nach zwei Charakteren aus dem Buch.
Anschließend musste ein Titelbild für den ersten Band her. Über einen entfernten Bekannten aus dem verfehlten BWL-Studium wurde eine Zeichnerin aufgetrieben. Das Buch musste noch einmal von mehreren Leuten probegelesen und dann korrigiert werden. Und schließlich hatte man zu klären, wie sowas überhaupt produziert wird. Die aus preislichen Gründen ausgewählte Druckerei empfahl noch eine Reproduktionsfirma, die die Druckfilme anfertigte (von denen wir zuvor gar nicht gewusst hatten, dass wir welche brauchen).
Und schon eineinhalb Jahre nach Verlagsgründung wurde eine Europalette mit 5180 Büchern dem Autor ins Haus geliefert. Ein Lager anzumieten, wäre schlichter monetärer Selbstmord gewesen. Der Lasterfahrer zog so ein seltsames Gesicht, als man ihm verkündete, er sei hier trotz fehlender Auffahrt schon richtig. Auch wollte er nicht warten, bis die Rotte aus Freunden die Bücher von der Palette abgeladen hätte. Er stellte sie auf einen freien Parkplatz und zog ab mit der Behauptung, er würde sich die Palette in den nächsten Tagen abholen, man bräuchte sie nur vor dem Haus liegen zu lassen. Das weitere Schicksal der Palette ist unbekannt, wenngleich sie auch noch einige Wochen lang am selben Ort verharrend gesehen wurde. Die Bücher jedenfalls stehen seit dato geschickt in die Räumlichkeiten der Verlagsgründerbehausung eingebunden, so sie noch nicht freundliche Aufnahme bei Lesebedürftigen fanden.
Nun ja. Ein Blick in das fertige Buch, und schon springt einem der erste Druckfehler ins Gesicht. So ist das nun mal. Und die Repro hatte im Innenteil doch einige kleine gestalterische Wahnsinnigkeiten begangen. Das konnte nur bedeuten: Beim nächsten Band wird alles anders!
Der sollte denn auch nur weitere eineinhalb Jahre auf sich warten lassen. Der Innenteil wurde diesmal komplett vom Verlag layoutet. Deshalb sucht man hier designerische Fehler zunächst auf dem von einer neuen Reprofirma belichteten Titelbild. (Zentrieren solltet Ihr den Titel, meine Güte!)
Diesmal waren es zwei Europaletten. Und natürlich wollte auch dieser Fahrer nicht warten, bis die Bücher im Hause wären. Die Paletten wurden nie abgeholt. Jetzt wäre endlich was zum Tauschen da, wenn der dritte Band kommt - wenn man die Bücher beim Umzug nicht zum Schutz daraufgestellt hätte...
Der Elf und der Adler hatten ja sehr gelacht, als die IHK, in der man als Gewerbetreibender unsinnigerweise automatisch und unkündbar Zwangsmitglied wird, 1994 einen ersten jährlichen Mitgliedsbeitrag zu erheben suchte. Wofür eigentlich? Und war die Forderung über die Hälfte des Jahresumsatzes von 1993 nicht ein klein wenig überzogen? Naja, der Jungverleger hat die Herrschaften dann aufgeklärt. Leider war es nötig, dabei immer unverschämter zu werden, aber irgendwann haben sie es dann doch aufgegeben... einstweilen.
1999 erschien dann auch schon die dritte Publikation. Da es sich um ein Zubehör zum im deutschen Sprachraum erfolgreichsten Rollenspiel DSA handelt, haben wir doch tatsächlich etwas daran verdient - und dies fast ohne Werbung!
Der Schluss liegt nahe: Mit oder vor dem dritten Band wird es ein Rollenspiel zur Romanserie geben. Da haben wir einfach mehr Füße in Türen...
Natürlich bekommen wir immer mal wieder Manuskripte eingesendet. Wenn eine Mailadresse beiliegt, gebe ich auch gern meinen Senf dazu. Neue Autoren können wir aber prinzipiell nicht aufnehmen, da uns einfach die Kapazitäten fehlen und die Vertriebswege noch zu wünschen übrig lassen.
Eine Ausnahme haben wir mit Claus Winter gemacht. Er hatte nämlich schon einige hundert Exemplare seines Werkes in gedruckter und gebundener Form vorzuliegen. Unsere "Zusammenarbeit" sah nun so aus, dass wir als Verlag ihm eine ISBN und eine Webseite zur Verfügung gestellt haben, er sich aber selbst um seinen Verkauf kümmerte. Wir können dafür behaupten, schon ein Buch mehr verlegt zu haben. Eines Tages mag mehr als solches möglich sein.
Zuvor muss sich aber an der staatlichen Einflusswut etwas ändern. Bei unseren Umsätzen hatte die jährliche Abrechnung noch weniger Sinn als in irgend einem anderen Unternehmen. Daher zogen wir 2011 die Konsequenz, lösten die Herde-Tschirpke-GbR auf und meldeten uns steuerlich ab. Der Verlag wird somit auch offiziell bis auf weiteres nur noch als Freizeitvergnügen betrieben. Mit und ohne ihn als Warenzeichen bringe ich meine Erzeugnisse nun mit zulässigem Aufwand und ohne Lagerungsprobleme als E-Bücher heraus.
Nun aber erstmal gute Nacht, und ßörft recht schön!

Oliver


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