Sei positiv!

Kiezbotenautor Oliver H. Herde Glück ist auch eine Frage der Einstellung. Mag sein, ich habe jetzt bereits die ersten Leser verloren; für die anderen jedoch besteht noch begründete Hoffnung. Was manchem wie eine Provokation vorkommen mag, ist neben meiner schlichten Beobachtung inzwischen auch eine wissenschaftliche Erkenntnis.
Bereits der Volksmund weiß, dass Lachen ansteckt und dass es gesund ist. Beides wurde mehrfach nachgewiesen.

Wer hingegen in jedermann einen Feind erwartet, wird sich langfristig manch einen selbst heranziehen und auch den übrigen weitgehend unverstanden bleiben. Viele nette Leute wird man so gar nicht näher kennenlernen. Ein sauertöpfisches Gesicht erweckt im Gegenüber nun einmal Verunsicherung, Vorbehalte und schlimmstenfalls Ablehnung. Dies ist eine noch aus grauer Vorzeit stammende, biologische Reaktion.
Vorurteile sind nicht von vorne herein ein Nachteil, solange man sie den anderen nicht spüren lässt und lediglich zu eigener Aufmerksamkeit verwendet. Sowie man dem Gegenüber offen begegnet, und diesem alle Chancen lässt, wird man in aller Regel positive Erfahrungen sammeln.
Bei einer Unstimmigkeit sollte man nicht gleich den Kampf eröffnen, sondern erst einmal die Situation klarstellen. Es gibt nicht den Radfahrer, den Vermieter, den Ausländer oder den Wessi. Jeder ist anders, hat seine eigenen Ansichten, Gründe und Ziele. Ich selbst habe mich schon manches Mal gefragt, wieso der Depp jetzt nicht fährt - und die Ursache Sekunden später durchschaut, wenn ich die Verkehrssituation in ihrer Gesamtheit zu Gesicht bekam. Ein schnelles Urteil ist eben oft ein schlechtes, genauso wie eine zu schnelle Entscheidung. Man sollte immer erst einmal überlegen, was denn möglicherweise in dem anderen vorgeht - oder ihn noch besser einfach danach fragen.
Jeder ist in seinem eigenen Körper gefangen, aber deswegen keineswegs Zentrum der Welt. Die Mitmenschen haben anderes zu tun, als finstere Pläne gegen dich zu schmieden. Meist entspringen Konflikte aus ichbezogener Gedankenlosigkeit statt bösem Willen. Da versucht man am besten, für einen Moment den Blickwinkel des anderen einzunehmen und zugleich ihm zu helfen, den eigenen zu erkennen. Ohne Holzhammer, versteht sich. Ich habe jedenfalls keine Furcht, von mir zuviel preiszugeben. Nur wer meine Lage versteht, kann mir auch wirklich helfen. Zudem schafft Vertrauen wiederum Vertrauen.
Neben Voreiligkeit und mangelnder Informationslage sind vor allem Wut und Angst die schlechtesten Ratgeber, denn sie trüben die eigene Wahrnehmung. Wer sich von ihnen beherrschen lässt, hat schon verloren.

Ein regelrechter Glücksimmunisator ist darüber hinaus der Neid. Warum sollte ich mich am vermeintlichen Glück anderer messen? Was interessiert mich anderer Leute Kontostand, was ihre sonstige Habe, ihre Reisen oder Unternehmungen? Bei allem äußeren Schein weiß ich doch nichts über ihr sonstiges Leben, ihre Beziehungen und Sorgen. Für mein Wohlbefinden ist nicht wichtig, was der andere hat, sondern wie es mir selbst geht. Beginne ich jedoch zu vergleichen, verbaue ich mir selbst den Zugang zur Zufriedenheit - und dies, ohne den Beneideten wirklich umfassend zu kennen.

Man kann das eigene Gehirn positiv programmieren, indem man seinen Blick auf die vielen kleinen schönen Dinge des Lebens lenkt. Ein nettes Lächeln auf der Straße, ein Türaufhalten, die Beschäftigung mit Angenehmem und Nützlichem, Kreativität, die Wunder der Natur. Dafür braucht es letztendlich lediglich Bereitschaft und innere Ruhe. Optimismus ist eine sich selbst bewahrheitende Behauptung.

Oliver H. Herde

Dieser Artikel erschien auch im Kiezboten.

Literaturtipp
Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein


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