Aminata und Fritz erkunden die Welt
(2)

Ein Brief aus der Fremde

Konzept Narcisse Djakam; Text Oliver H. Herde; Illustration Katrin Kerbusch

"Aminata!" hallt es über den Dorfplatz. Aber weil Aminata gerade so in ihr Fangspiel mit den anderen Kindern vertieft ist, muss der Rufer erst näher herankommen und sie noch einmal ansprechen. Es ist Gebhard, ein Freund ihrer Eltern. Er weiß immer lustige Geschichten zu erzählen und wohnt in der großen Stadt, in Moschi.
Neugierig geworden, bleibt Aminata stehen und schaut zu Gebhard auf. Auch die anderen Kinder möchten hören, was der ulkige Mann wohl von Aminata will. Denn ungewohnt sieht er ja wirklich aus mit seinem großen Hut, dem schmalen Gesicht, den strohfarbenen Haaren und vor allem der unglaublich hellen Haut.
"Schau, Aminata", beginnt Gebhard und entfaltet ein paar Papiere, "ich habe einen Brief aus meiner Heimat bekommen - aus Deutschland!"
Dass er in einem weit entfernten Land geboren wurde, weiß Aminata schon, aber so recht vorstellen kann sie es sich nicht. Im Moment interessiert sie jedoch etwas ganz anderes: "Warum erzählst du mir das?"
"Mein Neffe möchte Tansania kennenlernen. Hättest du nicht vielleicht Lust, mir dabei zu helfen, es ihm zu zeigen?" Nebenbei holt Gebhard ein Foto hervor und zeigt es Aminata. "Hier, das ist er. Er heißt Fritz."
Der freundlich wirkende Junge auf dem Bild mag wohl etwa in Aminatas Alter sein. Aber etwas verwundert sie doch daran: "Hat der dieselbe Krankheit wie du?"
"Was denn für eine Krankheit?" fragt Gebhard verblüfft.
"Na, er ist doch genau so bleich wie du!" erklärt Aminata das für sie Offensichtliche. Da muss Gebhard erst einmal lachen. "Ach so! Nein, das liegt vor allem an der geringeren Sonneneinstrahlung in Europa. Je weiter man nach Norden kommt, desto heller werden auch die Haare bei den Leuten. Der Körper kann dann das wenige Licht besser aufnehmen."
Bestimmt ist die fehlende Helligkeit nachts ja auch daran schuld, dass sie dann müde wird, überlegt Aminata. "Na gut, ich helfe dir", beschließt sie großmütig. Dieser Junge mit dem komischen Namen sieht ja wirklich ganz nett aus. Vielleicht kennt er neue Spiele. Und wenn er erst da ist, wird man ja auch sehen, ob er ebenso schnell laufen kann wie die Kinder im Dorf.

Tansania
  • Über zweieinhalb mal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland
  • Etwa 125 Sprachen; Nationalsprache ist Swahili (Suaheli)
  • Fortsetzung: Fragen über Fragen


    Diese Geschichte erschien auch im Kiezboten.
    © Text: Oliver H. Herde, Narcisse Djakam
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